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Das große Spiel: Elon Musk und Twitter | Von Ernst Wolff

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Ein Kommentar von Ernst Wolff.

Elon Musks Übernahme des Mikroblogging-Dienstes Twitter erregt weltweit die Gemüter. Die Mainstream-Medien dreschen auf ihn ein, weil er angekündigt hat, keine Zensur mehr auszuüben und sie nun eine Flut von Fake-News befürchten. Millionen von Musk-Fans dagegen feiern ihren Helden als Retter der Meinungsfreiheit.

Beide Gruppen merken offensichtlich nicht, dass sie sich mit ihrer jeweiligen Haltung zu Opfern des gefährlichsten Trends unserer Zeit machen – der Spaltung der Gesellschaft.

Versuchen wir also, das Ganze einmal nüchtern zu analysieren und sehen uns zunächst an, um wen es sich bei Elon Musk handelt.

  1. Musk ist einer der Gründer von Pay Pal. Gegen PayPal, dessen Hauptaktionäre BlackRock und Vanguard sind, laufen zurzeit diverse Gerichtsverfahren, weil das Unternehmen Kunden betrogen und Investoren mit falschen Angaben angelockt haben soll.
  2. Musk hat 2002 SpaceX und Starlink gegründet. Starlink ist mit fast 2.600 Satelliten der mit Abstand größte Satellitenbetreiber weltweit und wird unter anderem vom korrupten Regime in der Ukraine zur Kriegsführung genutzt.
  3. Musk ist seit 2008 CEO des Autokonzerns TESLA, dessen Hauptaktionäre ebenfalls BlackRock und Vanguard sind. Wer ein Elektroauto von Tesla kauft, akzeptiert, dass der Wagen Fahrdaten in die Cloud des Herstellers hochlädt. Wer dieser Datenerfassung durch Veränderungen am Fahrzeug entgehen möchte, erhält von den Tesla-Anwälten eine Abmahnung wegen Lizenzverletzung.
  4. Musks Unternehmen Tesla, SolarCity und SpaceX haben allein bis 2015 fast 5 Milliarden Dollar an staatlicher Unterstützung erhalten. Musk ist also kein Gegner, sondern Partner und Profiteur des Staates.
  5. Musk hat 2008 die Ausbildung zum Young Global Leader im Rahmen des World Economic Forum absolviert, das die öffentlich-private Partnerschaft weltweit vorantreibt.
  6. Musk hat 2016 die Firma Neuralink gegründet. Deren transhumanistisches Ziel besteht in der Entwicklung eines Gerätes zur Kommunikation zwischen dem menschlichen Gehirn und Computern, einem sogenannten Brain-Computer-Interface.
  7. Musk, ein großer Bewunderer des wirtschaftlichen Fortschritts in China, hat im Oktober 2022 vorgeschlagen, aus Taiwan eine „Sonderverwaltungszone“ unter chinesischer Herrschaft zu machen.

Dies sind nur einige Informationen zum Wirken eines Mannes, der es wie kaum ein anderer versteht, sich als jemand zu inszenieren, der gegen den Strom schwimmt und der versprochen hat, Twitter zu einem „Marktplatz der Redefreiheit“ zu machen.

Dieses Versprechen ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass die Entscheidung darüber, wer was sagen und schreiben darf, zukünftig allein in seinen Händen liegt.

Was aber steht überhaupt hinter Musks Entscheidung, Twitter zu übernehmen?

Ganz offensichtlich der Plan, Twitter auch zu einem Finanzdienstleister zu machen und über ihn eine Privatwährung herauszugeben und damit einen ganz neuen Geschäftszweig zu eröffnen. Musk hat bereits 2017 die Domain X.COM, die 2002 im Zuge der Übernahme durch PayPal stillgelegt wurde, zurückgekauft und angekündigt, Twitter zahlungspflichtig zu machen.

Auf diese Weise erhält er das, was ihn am meisten interessiert, nämlich die Daten seiner User. Was die erwartet, hat PayPal gerade erst gezeigt: Das Unternehmen hat seinen Kunden im Oktober 2022 mitgeteilt, dass sie im Falle der Weiterverbreitung von Fehlinformationen mit Strafen bis zu 2.500 Dollar, Kontensperrungen von bis zu 180 Tagen und sogar mit dem Einbehalten ihres gesamten Guthabens rechnen müssen.

Was bedeutet das alles?

Nicht mehr und nicht weniger, als dass mit der Diskussion um das Thema Redefreiheit ein Scheinkonflikt entzündet wurde, der – ähnlich wie die große Gesundheitskrise der vergangenen Jahre – hervorragend dazu beiträgt, die Weltöffentlichkeit von den wichtigsten Vorgängen im Hintergrund abzulenken – der immer höheren Konzentration von Geld und Daten in immer weniger Händen und der Unterordnung von uns allen unter den digital-finanziellen Komplex.

+++ Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags. +++ Bildquelle: Sergei Elagin/shutterstock


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