Was ist Aufklärung?
Ein Kommentar von Rüdiger Lenz.
Vorbemerkung: Dies ist der erste Teil eines Beitrags über "Aufklärung" aus der Reihe "Das schöpferische Subjektiversum", dessen dritter Teil zwei Teile über "Aufklärung" darstellen. Da der Gesamtbeitrag über "Aufklärung" etwas zu umfangreich geworden ist, haben wir ihn hier in zwei Teile aufgeteilt. Der zweite Teil über "Aufklärung" erscheint in Kürze hier auf apolut.net.
In beiden Teilen werde ich darlegen, dass aus heutiger Sicht Aufklärung im Sinne von Kant nicht genügt, ja sogar unzureichend ist, Aufklärung überhaupt zu realisieren. Das liegt nicht an Kants Unvermögen oder daran, dass Kant falsch lag. Aus heutiger Sicht haben wir viel mehr Möglichkeiten, als Kant sie je für möglich halten konnte, Aufklärung in seinem Wesen, also aus seiner tatsächlichen Wirkkraft heraus, umfänglicher anzugehen und zu verstehen. Diesen Versuch unternimmt der Autor mit diesen beiden Teilen.
"Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung freigesprochen (naturaliter maiorennes), dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt usw., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen. Daß der bei weitem größte Teil der Menschen (darunter das ganze schöne Geschlecht) den Schritt zur Mündigkeit, außer dem dass er beschwerlich ist, auch für sehr gefährlich halte, dafür sorgen schon jene Vormünder, die die Oberaufsicht über sie gütigst auf sich genommen haben. Nachdem sie ihr Hausvieh zuerst dumm gemacht haben und sorgfältig verhüteten, daß diese ruhigen Geschöpfe ja keinen Schritt außer dem Gängelwagen, darin sie sie einsperreten, wagen durften, so zeigen sie ihnen nachher die Gefahr, die ihnen drohet, wenn sie es versuchen, allein zu gehen. Nun ist diese Gefahr zwar eben so groß nicht, denn sie würden durch einigemal Fallen wohl endlich gehen lernen; allein ein Beispiel von der Art macht doch schüchtern und schreckt gemeiniglich von allen ferneren Versuchen ab." Immanuel Kant
Aufklärung, so beschreibt es Immanuel Kant in seiner Schrift dazu, sei der Schritt heraus aus der eigenen Unmündigkeit: Kant schrieb dazu Folgendes: Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.
Aufklärung neu bestimmen
Die Überbetonung des Verstandes in allen Schriften Kants, führte dazu, dass Aufklärung allein aus und mittels des Verstandes vollzogen werden kann, soll und muss. Es ist bekannt, dass Kants Schriften zu den Leitbildern westlicher Wissenschaften wurden. Die Wissenschaften, mit dem Kern seiner Theorie vom Ding an sich, das durch die Wahrnehmungsfähigkeit der Sinnesorgane im Menschen eingeschränkt sei, führte zu Ergebnissen und Heuristiken innerhalb der Wissenschaften, die dem Gott des Materialismus, das Ding an sich, huldigten. Das Konrad Lorenz dies mit seiner Begründung zur Evolutionären-Erkenntnistheorie in der Mitte des letzten Jahrhunderts längst widerlegte, ist bis heute in vielen Denksystemen noch immer nicht angekommen. Alle Beschreibungen sind daher, nach Kant, Beschreibungen von objektivierbaren Gegenständen und alle Verfahren dazu Objektbeschreibungen. Es ist überaus wichtig, dies zu verstehen und anzuerkennen, wie tief und breit seine Heuristik in alle Bereiche, bis in unser heutiges Leben, eingedrungen ist und unsere Welt mitkonstruierte.
Die Kenntnis von Dingen, die beschrieben werden, sind ausschließlich materieller Natur. Aristoteles und Kant sind die Wegbereiter und Wegweiser der Wissenschaften und damit auch des Lebens der Menschen in den westlichen Kulturen. Kants Aufklärungsschrift gilt als Meilenstein der Erneuerung westlicher Kulturen, die sogar zu Kriegen geführt haben. Der bekannteste und größte Aufklärungskrieg war der des Napoleon Bonaparte, der gründlich schief ging. Bis heute, so sagen es Kenner der Aufklärung, ist die Bewegung der Aufklärung noch nicht am Ziel angelegt. Ziel der Aufklärung ist ein selbstbestimmtes Leben aller Menschen in Freiheit. Das Abschaffen der Ketten um den Hals, heute sind es die Ketten in den Gehirnen der Menschen, ist das Ziel von Aufklärung. Schauen wir uns mit dem heutigen Wissen einmal um, wir würden Aufklärung als Ziel zur Selbstbefreiung, als Weg zur Befreiung von der Fremdbestimmung und der Fremdherrschaft definieren, so würde uns auffallen, dass Kants Aufklärungsschrift wie ein restaurationsbedürftiges, in die Jahre gekommenes Schloss zu verstehen ist, das erneuert werden muss. Ist es wirklich noch so, wie Immanuel Kant Aufklärung verstand?
Heute wissen wir aus der Psychologie, dass Menschen aus den vielschichtigsten Konstruktionen heraus selbst wie ein schiefes Haus werden. Sie entwickeln in ihrem Inneren eine derartige Schieflage, dass sie diese Schieflage längst als ganz normale Lage ansehen. Und dieses Haus wird von Jahr zu Jahr immer schiefer und braucht Stützen, seelische gesunde Stützen. Kann ein solcher Mensch, der in seinem Inneren schief ist, geraden Verstandes sein? Nein! Auch das wissen wir aus der Neurowissenschaft und der Psychologie. Es gibt viele Psychologen, die das heute haarfein herausgearbeitet haben. Zwei von ihnen werden in der Bewegung oft benannt. Es sind Franz Rupert und Hans-Joachim Maaz. Transgenerative Traumen übertragen und erzeugen von Generation zu Generationen starke seelische Probleme, weil sie als solche bis heute nicht gesellschaftlich wahrgenommen werden. Dieses Übertragen erzeugt eine bestimmte Normalität von Gesellschaften, die zu großen Teilen das schiefe innere Haus als ein absolut gerades Haus wahrnehmen. Diese Wahrnehmung, auch Konformitätsdruck genannt, definiert ebenso den Verstand und die Verstandesbegabung des Einzelnen. Er will dazugehören und zieht seinen kognitiven Fähigkeiten quantitative Verhaltensoptionen seinen Qualitativen vor. Was bis heute Teil des menschlichen Dilemmas ist.
Der halbe Mensch
Nehmen wir die beiden Weltkriege in Europa. Beide Weltkriege wurden aus der Sicht eines Psychologen nicht bearbeitet oder nachbereitet und verarbeitet. Ganz prinzipiell kann man sagen, dass Gesellschaften zu Kriegen fähig sind, wenn man ihnen ihre Gefühle gänzlich abtrainiert oder ausgetrieben hat. Vor allem ihre Fähigkeit zum Mitfühlen des anderen, der Empathie. Das ist ein sehr komplexes Thema, das ich in meinen früheren Berichten hier schon oft beschrieben habe. Mein Buch, "Die Fratze der Gewalt" hat dies zum Thema. Wie werden Menschen gewalttätig? Was ist strukturelle Gewalt und wie kann es angehen, dass der Mensch den Planeten zerstört und über sein destruktives Verhalten, dem Leben ganz generell gegenüber, so dermaßen abgestumpft ist, dass er a) alles, was lebt, frisst und b) alles was lebt dahinmetzelt und deren Lebensräume nur für Profit völlig zerstört? Wie kann ein Mensch einer solchen gefühlskalten und gefühlstoten Gemeinschaft mittels seines Verstandes überhaupt in den Prozess der Aufklärung gelangen, ohne dass er aus seiner normopathischen Schieflage heraus erkennt, dass er mit dem, wie er Aufklärung definiert, gar keine echte Aufklärung angehen kann, die zu seinen Zielen führt? Ihr fehlt das Gefühl, die Empathie für sein Gegenüber, und nicht nur für ihn. Der heutige Mensch ist bestenfalls nur ein halber Mensch. Er ist von dem, was seine gesamte Menschlichkeit als Menschenkind auf dieser Erde ausmacht und erst vollkommen macht, getrennt, ja abgetrennt worden. Ein Mensch aber kann nur verstehen und sehen, wenn er ganz verstehen und ganz sehen kann. Aufklärung ist voll und ganz Mensch sein. Doch wie kann der heutige Mensch ganz Mensch sein, wenn er nur halb Mensch ist?
Sein Menschsein ist wie ein schiefes Haus, das er lernt, mit Stützen zu halten. So läuft der heutige Mensch durch die Welt und glaubt aber, dass er ganz ist. Ganz ist er in seinem Verständnis über sich selbst deshalb, weil er alles durchläuft, was er an Verstandesangeboten von der Gesellschaft seit Generationen erzeugt und in Gang gehalten wird. Es sind seine ihm vorgegebenen Ziele und Werte, seine Präferenzen, die die Gesellschaft ihm vorgibt, nach denen er sich als ganzer Mensch bewertet und sieht. Dazu durchläuft er die Bildungssysteme und Bildungsangebote seiner Gesellschaft, die genau das in ihm verfestigen, nämlich so oder so ganz zu sein – was nicht stimmt. Ich schrieb es schon oft, es sind Verbildungsangebote, Abrichtungs- und Konditionierungsanstalten zur Menschenhaltung, um die Herrschaft von Menschen über Menschen aufrecht zu erhalten. Und so quatschen die meisten Menschen immerfort nur das, was sie von anderen beigebracht bekamen und was offiziell dann Bildung heißt. Die meisten Menschen glauben zu wissen, doch sie wissen nichts, weil ihnen das, was sie zu wissen angeordnet wurden, eintrainiertes totes oder lebloses Wissen ist, das, je älter sie werden, ihnen irgendwie nicht ganz richtig vorkommt. Lebendiges Wissen ist Wissen, dass der Mensch selbst in Erfahrung gebracht hat. Es ist wichtig totes von lebendigem Wissen zu unterscheiden.
Wissen in unserer Welt dient nur einem Zweck, sich den gesellschaftlichen Normen anzupassen, seinen Richtlinien zu gehorchen, den Autoritäten, genannt Eliten, alles zu glauben und ihren Anordnungen zu folgen, sich selbst als Objekt dieser und weiterer äußerer Umstände zu begreifen und das alles niemals zu hinterfragen. Und genau dem dienen alle Herrschaftsprinzipien und Herrschaftsinstitutionen. Man bekommt das alles schnell selbst heraus, sobald man mit seinem eigenen Vermögen (nach Kants Aufklärungsmaxime) den Dingen selbst auf den Grund geht und sich von der ganzen toten Schulbildung entfernt und sich dem lebendigen Wissen zuwendet, also der vielen Möglichkeiten seines eigenen Erfahrungswissens. Wenn man dann von seinem Urteilsvermögen Gebrauch macht, also seinem eigenen gesunden Menschenverstand, eckt man vor allem an den Herrschaftsankern sofort an. Das beste heutige Beispiel sind die Ergebnisse des Corona-Ausschusses, die außerordentlichen Kompetenzen von Sucharit Bhakdi, Karina Reiss, Wolfgang Wodarg und der glasklare Verstand eines Stefan Homburg.
Der halbe Mensch ist ein Projektor
Allein das ein Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte der SPD und ein Jens Spahn, letzter Gesundheitsminister der Bundesregierung unter der Bundeskanzlerin Angela Merkel, sinngemäß öffentlich sagten, dass Wahrheit nichts mit Politik zu tun habe, ist ein Beweis dafür, wie schief nicht nur deren inneres Haus ist. Sondern auch, wie schief die inneren Häuser all derer sind, die diese Leute in Amt und Würden wählten und sich ein Fortwähren derartiger Politik wünschen. Von den Kellergeschossen bis zum Dach sind die inneren Häuser der Gesellschaftsmitglieder völlig krumm und schief. Wie kann dann Aufklärung nach Kant allein aus dem Verstand heraus funktionieren? Gar nicht, wie wir an vielen Beispielen selbst erkennen können.
Man solle selbst aus seiner Unmündigkeit heraus. Man solle sich nicht den anderen kompetenten Personen allein bedienen, weil man dann nämlich a) nicht selbst erfährt, was Phase ist und b) sich von der Kompetenz eines anderen abhängig macht. Dies beides bezeichnet Kant als Faulheit, sich nicht seines Verstandes ohne die Hilfe eines anderen zu bedienen. Die Frage ist für mich, sind die Menschen wirklich zu faul dazu, oder gibt es andere Gründe dafür?
Als ich Redner der Friedensbewegung war, ist mir immer mehr aufgefallen, dass das Konzept von Rednern auf Bühnen von Bewegungen auf Dauer kontraproduktiv ist. Ich sagte oft zu den Leuten, warum stehe ich hier oben und ihr dort unten? Immer lästiger wurde mir das Reden, weil ich immer mehr verstand, dass wir hier in der Bewegung wie konditionierte Affen einer Autorität zuhören und die Zuhörer ebenfalls wie konditionierte Affen von den Rednern die Lösungen abverlangen und diese sogar vehement erwarten. Ich hörte auf, Redner zu sein, weil ich verstand, dass die Leute nicht selbst in ihre Aufklärung kamen, weil sie mich zu ihrem Aufklärungsobjekt gemacht haben; und letztlich ich mich dazu machen lies. Wir sind zu großen Teilen dazu konditioniert, dass die Wahrheit, das Rezept, die Anweisung, ja die Zukunft von anderen diktiert wird und wir sie nicht in uns selbst ergründen. Zu großen Teilen hinterfragen wir diese Konditionierungen und Abrichtungen nicht und kommen auch nicht darauf, dass wir selbst es sind, die Probleme haben, also sollten wir selbst es sein, die Lösungen dafür zu finden. Leben ist Problemlösen, sagte der Philosoph Karl Popper, und er hat damit voll ins Schwarze getroffen. Niemand, außer ich selbst, kann meine Probleme lösen. Weshalb es auch um so grotesker und irrationaler ist, dass wir in einem System leben, das angeblich Menschen wählt, die dann vorgeben, meine Probleme für mich zu lösen. Ich glaube, dass immer mehr Menschen dahinter kommen, dass eine Regierung so ziemlich das Schlechteste ist, was wir brauchen, um unsere Probleme selbst zu lösen.
Das Grundproblem aller Aufklärungsbewegungen ist, dass sie dasselbe verdrängte psychologische Prinzip anwenden, das sie eigentlich bekämpfen wollen. Die meisten Aktivisten machen sich selbst zu Objekten, auch die Redner, und verlangen Veränderung als Anordnung von oben durch die richtige Information und deren Zusammenhänge. Auch werden regelmäßig von Aktivisten Listen von ihren Aktivistenidolen erstellt, wer für sie in ein Wunschbundeskabinett Minister und Kanzler werden soll. Das zeigt, dass die meisten Aktivisten nur schnell ihre Probleme oder Ängste gelöst haben wollen, nicht aber wirklich die gesamte Misere analysieren und von Grund auf verändern wollen oder können. Und weil eben die ganze Aufklärung der Umstände bisher nicht wirklich funktioniert, fangen Bewegungen immer nach einer gewissen Zeit damit an, ihre Redner, die sie einst beklatschten und bejubelten, zu beschimpfen und ihnen Dinge anzudichten, die sie auf diese Menschen aus ihrem eigenen inneren schiefen Haus heraufkonstruieren. In der Psychologie nennt man diesen Vorgang Projektion. Man projiziert seine eigene innere Zerrissenheit und Hilflosigkeit auf diejenigen, in die man vorher seine Mängel und Wünsche, sein Leben nicht selbst bewältigen zu können, projiziert hatte. Die Masse macht den Redner immer zum Erfüllungsgehilfen ihrer eigenen inneren Bedürfnisse. So aber handelt nur der, der in seinem Inneren ein schiefes Haus besitzt. Sie alle nennen sich Aufklärer, doch das sind sie nicht wirklich. Es sind Bedürftige, denen selbst die Lösungen für ihre Problemlagen nicht einfallen. Weil ihr Lösungssuchen mit ihren traumatisierten Gefühlen verbunden sind und diese immer mitgefühlt werden, wenn sich Problemlagen ergeben. Niemand kann ein Aufklärer sein und ein schiefes Haus im Inneren besitzen. Aufklärung bedarf eines geraden Hauses, einer zum großen Teil funktionierenden Menschlichkeit als Mensch. Und das heißt, dass ein Mensch die Möglichkeiten bekommen muss, sich als ein ganzer Mensch entwickeln zu können. Und genau das findet in unserer Gesellschaft nicht statt. Im Gegenteil. Wer das selbst tut, wird ihr Feind und wird gnadenlos verfolgt, beschimpft und geächtet, bis dieser endlich aus den Medien oder dem selbst gebrauten Debattenraum verschwindet. Diese Gewaltanwendung nennt sich übrigens Mobbing. Und das Mobbing unliebsamer kluger Freidenker wird seit März 2020 in großem Stil angeordnet und gnadenlos durchgeführt. Das damit Aufklärung verhindert wird, wird nicht erkannt, weil eine Agenda um jeden Preis durchgesetzt wird, ein Reset der bisherigen Gesellschaftsform. Und die Aufklärung genau darüber wir von den Mächtigen durch ihre Lakaien, die Regierungen und fast allen Politikern in Deutschland, durchgesetzt.
Alles fühlt
Zivilisationen, ich beschrieb es im zweiten Teil, sind Konstrukte der Herrschaft von wenigen Menschen über ganz viele Menschen. Der indigene Mensch wurde und wird von zivilisierten Menschen als eingeboren, einfach und primitiv bezeichnet. Doch das ist nur eine Rechtfertigung für den zivilisierten Menschen, sich als erhöht über den eingeborenen indigenen Menschen zu erheben. Ein indigener Mensch ist ein Mensch, der nach seiner ihm von Natur oder Gott oder dem Göttlichen gegebene innere authentische Verfasstheit lebender Mensch. Es ist der zivilisierte Mensch, der die Begriffe erschuf, alle sämtlichen Definitionen hinzudichtete, weil er sich als vom höchsten Kommenden sieht und damit eine Legitimationsstrategie erfand, die ihm als Macher, als Lenker, als Alleskönner und Allesdürfer, als Besserwisser und Alleserfindenkönnender erschuf. Der heutige Mensch erschuf sich selbst. Sein Platz ist an erster Stelle, der über alle anderen Menschen. Der zivilisierte Mensch ist in Wahrheit und in seiner Tiefe ein meta-rassistischer Entwurf seines Selbst, ein speziesistisch denkender und handelnder Entwurf seiner Selbsterhöhung über alle lebenden Wesen. Eingenommen seiner eigenen Artgenossen. Bewusst ist dies den meisten Zivilisierten im Alltag nicht. Denn dazu müssten sie es fühlen können. Das aber tun sie nicht. Das Schnitzel ist verpackt, das T-Shirt kostet nur zwei Euro fünfzig Cent und das Elektroauto, damit bin ich en vogue, grün angemalt und tue das Richtige. Scheiß Empathie, die versaut einem auch alles!
Der Mensch ist dies, weil ihm sein Zugang zu seiner emotionalen Welt abgeschnitten ist. Die transgenerativen Traumazivilisationen sind schon lange, seit Jahrtausenden in ihren Traumen gefangen und haben ihren Mitgliedern deren Emotionale Intelligenz geraubt. Als da sind seine empathischen Sinne und seine Gefühlsebenen. Andreas Weber brachte dies in seinem lesenswerten Buch, Alles fühlt: Mensch, Natur und die Revolution der Lebenswissenschaften, auf den Punkt. Das Fühlen scheint ein Wahrnehmungsorgan zu sein, dass den Verstand zum Werkzeug macht, nicht umgekehrt, wie noch Immanuel Kant dachte. Das heißt, dass der Aufklärung das Gefühl für das, was aufgeklärt sein soll, fehlt. Und damit ist Kants Aufklärungsschrift nicht unbedingt falsch, es fehlt ihr eine weitere Komponente, nämlich das Fühlen der Welt und der Dinge, ja allem, was ist, wahrzunehmen und ebenfalls in die Deutung der Zusammenhänge einzubinden. Nichts geschieht ohne Gefühl, auch das Denken nicht, wissen Hirnforscher. Doch das Fühlen muss als solches wahrgenommen und nicht verdrängt werden. Verdrängt der Mensch sein Gefühl, ist es dennoch messbar, was heißt, dass doch gefühlt wird, aber der Zugang zur gefühlten Wahrnehmungsbereitschaft abgeschnitten ist. Diese Trennung der Wahrnehmung muss zugänglich gemacht werden, und zwar von einem selbst durch das, was man in der Lebensberatung die Arbeit an sich selbst nennt.
Verpassen Sie demnächst nicht den zweiten Teil über Aufklärung hier auf apolut.net
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+++Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags. +++ Bildquelle: sun ok / shutterstock
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