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Das Totalitäre Erbe (2) | Von Felix Feistel

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Ein Standpunkt von Felix Feistel.

Im ersten Teil dieser Artikelreihe wurden einige Grundmerkmale totalitärer Systeme beschrieben. Es wurde dargelegt, dass es sich bei totalitären Systemen um Bewegungen handelt, die eine beständige Veränderung, ein immer weiteres Voranschreiten benötigen, und kein fest definiertes Ziel oder Programm haben. Der einzige Sinn ist es, die Freiheit ultimativ abzuschaffen und die Trennung zwischen politischer und privater Sphäre aufzuheben. Jedes Individuum soll der totalitären Bewegung eingegliedert, die Herrschaft über alle Menschen bis in ihre Köpfe und ihren Geist hinein etabliert werden. Deswegen sind totalitäre Bewegungen auch entgegen aller Propaganda nicht nationalistisch, sondern haben stets einen globalistischen Ansatz, benutzen dabei aber einzelne Länder oder eine ganze Reihe von Ländern als Ausgangspunkte. 

Um all das zu erreichen zerstört der Totalitarismus die Gesellschaft, die er vorfindet, um eine neue Wirklichkeit aufzubauen, die aber niemals Bestand haben darf. Erreicht der Totalitarismus einen neuen, statischen Zustand, richtet sich der Zorn der Masse, welche die Gesellschaft, in der sie lebt verachtet, und deswegen zu ihrer Zerstörung so leicht mobilisiert werden kann, gegen diese „Neue Normalität“, und die totalitäre Bewegung bricht in sich zusammen. 

Ein wichtiger, ja grundlegender Aspekt des Totalitarismus ist die Organisation der Masse. Diese muss der Totalitarismus in Bewegung versetzen, sie also von seinen Ideologien überzeugen und indoktrinieren, um all die Veränderungen einleiten zu können, die ja letztlich von den Menschen selbst ausgeführt und akzeptiert werden müssen. Bei der Masse handelt es sich nicht einfach nur um eine große Menge von Menschen. Sie weist bestimmte Qualitäten auf, die Hannah Arendt in ihrem Werk ausführlich erläutert.

Von Massen ist nach Hannah Arendt dann die Rede, wenn große Teile der Bevölkerung entweder zu zahlreich oder zu gleichgültig öffentlichen Angelegenheiten gegenüber sind und sich in keiner Organisation strukturieren lassen, die auf gemeinsamen Weltanschauungen, Klasseninteressen oder Anliegen beruhen. Diese Massen finden sich nicht in den herrschenden Parteien, Gewerkschaften oder anderen, die Gesellschaft prägenden Gruppen repräsentiert. Nach dem Zusammenbruch der Klassengesellschaft nach dem ersten Weltkrieg wurde der größte Teil der Bevölkerung aller westlichen Länder in diese Massen geschleudert. Es gab keine Arbeiter mehr, die ein Klasseninteresse als Arbeiter formulieren konnten, und so verloren sie ihre Repräsentanz in den Arbeiterparteien. Das Gleiche gilt für beinahe alle anderen Gruppen. Die Kirche verlor an Einfluss und daher an Repräsentationsfähigkeit, ebenso wie jede politische Partei. Daher macht die Masse in beinahe allen Ländern die Mehrheit aus. 

Dieser Zustand hat sich, seit Hannah Arendt ihr Werk schrieb, nicht nennenswert verändert. Weniger als je zuvor gibt es ein echtes Klassenbewusstsein, in dem sich die Menschen über ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe definieren, die mit Repräsentationsorganen ausgestattet ist. Zwar gibt es nach wie vor Parteien, doch repräsentieren diese keine bestimmte Klasse oder Gruppe von Menschen mehr. Weder handelt es sich bei der SPD oder der Linken um Arbeiterparteien, noch sind die Konservativen christlich. Die Liberalen und GRÜNEN haben nie eine Klasse oder Menschengruppe als Ausgangspunkt gehabt, die sie hätten repräsentieren können, allenfalls können die Liberalen noch für sich in Anspruch nehmen, die Lobbyorganisation des herrschenden Kapitals im Parlament zu sein. Auch die AfD vertritt keine bestimmte Gruppe, ist lediglich ein Sammelbecken für Unzufriedenheit aus verschiedenen politischen Lagern. Dasselbe wird der Wagenknecht-Partei passieren, wenn es ihr nicht gelingt, ein einigendes Gruppenmerkmal zu vertreten. 

Doch gibt es solche Gruppen überhaupt nicht mehr. Das Merkmal der Klasse ist heutzutage so aufgeweicht, dass es kein Identitätsmerkmal mehr stiftet. Alle Menschen, ob Akademiker oder Fabrikarbeiter, sehen sich als Teil einer breiten Mittelschicht, während niemand sich als Unterschicht zu identifizieren traut. Es wäre ohnehin keine Identifikation, die auf eine bestimmte Haltung schließen ließe, sondern trüge allenfalls den Stempel des Versagens. Kirchen und andere Religionsgemeinschaften fallen ebenso weg. Immer mehr Menschen verlassen die Kirchen, und auch jene, die es nicht tun, identifizieren sich nicht mehr über diese. Zwar beanspruchen immer mehr Menschen eine gewisse Spiritualität für sich, doch auf dieser Grundlage lassen sich die Menschen nicht organisieren und die Gesellschaft nicht strukturieren, vor allem, da diese Spiritualität ein breites Spektrum von, teilweise konkurrierenden und einander widersprechenden Weltanschauungen darstellt. Die Gesellschaft zerfällt tatsächlich in immer kleinere Untergruppen, die Ersatzidentifikationen bereitstellen. Diese werden zumeist über den Konsum, oder über ein gewisses Lebensgefühl begründet, seien es die Punk- oder Gothic-Szene über die Musik, oder LGBTQ über ein diffuses Gefühl der Andersartigkeit. Diese Untergruppen taugen jedoch nicht zur Strukturierung einer Gesellschaft, tatsächlich zerfällt die Gesellschaft dadurch immer mehr und schottet sich voneinander ab. Diese Gruppen bieten keine politische Struktur, da sie ganz und gar unpolitisch sind und keinen die Gesellschaft formenden Charakter haben können. Manche dieser Gruppen, wie die LGBTQ-Bewegung, verfallen selber einem Totalitarismus und entwickeln sich zu sektenartigen Eiferern. Hinzu kommt, dass viele Menschen je nach Situation unterschiedlichen Gruppen zugehören, es also Überschneidungen und Überlappungen gibt. Politische Repräsentanz ist auf diese Weise nicht mehr möglich. 

Gleichzeitig war auch das Interesse für öffentliche Angelegenheiten in den Jahren vor 2020 auf einem Tiefstand. Immer weniger Menschen beschäftigten sich mit Politik. Auch die Wahlbeteiligung sank immer weiter, was als „Politikverdrossenheit“ bezeichnet wurde. Doch auch jene, die noch zur Wahl gingen, zeichneten sich nicht durch ein übermäßiges Interesse an Politik aus. Es war vielmehr eine rituelle Handlung, in der keine politischen Entscheidungen getroffen, sondern rein nach Gefühl oder Gewohnheit gewählt, die eigene Stimme abgegeben wurde, um sich dann die nächsten vier Jahre überhaupt nicht mehr zu interessieren, maximal zu empören. Für das, was die einzelnen Parteien repräsentierten, interessierte sich tatsächlich kaum jemand. Denn die Parteien repräsentieren ja tatsächlich auch nichts. Sie waren und sind lediglich an der Erlangung der Machtpositionen interessiert, um dann in vollkommener Beliebigkeit zu agieren. Allenfalls waren und sind sie alle gleichermaßen Repräsentanten des Kapitals, und setzten dessen Interessen in Politik um. Die Wahl, die tatsächlich ja keinen Unterschied macht, erfolgt lediglich aus einem moralisch auferlegten Pflichtgefühl heraus, als Bekenntnis zu einer irgendwie gearteten Demokratie. Daher war auch schon vor 2020 die Gesellschaft einzig eine Masse, die strukturlos und ohne Organisation war.

Die Modernen Massen sind zudem geprägt von Selbstlosigkeit und Desinteresse am eigenen Wohlergehen. Ihnen fehlt der gesunde Menschenverstand ebenso, wie der gesunde Selbsterhaltungstrieb. Und auch das war schon vor 2020 zu beobachten. Die übergroße Menge der Menschen brachte kein Interesse für die echten Belange des Lebens auf, und über die rituelle Stimmabgabe bei den regelmäßigen Wahlen hinaus interessierten sich die meisten Menschen nicht für die Angelegenheiten der Politik, die sie ja direkt betrafen. So wurden interessierte Menschen, die auf die Korruption, die Macht des Finanzkapitals oder auf die Ungerechtigkeiten hinwiesen, notorisch als Verschwörungstheoretiker oder Idealisten abgestempelt, denen man nicht zuzuhören bereit war. Ja, im Gegenteil, es kann sogar schädlich sein, zuzuhören. Das primäre Interesse der Menschen richtete sich nicht auf ein friedliches Zusammenleben in einer gerechten Gesellschaft, sondern das eigene Einkommen, den eigenen Status. Zwischen Lohnarbeit, geistlosen Freizeitaktivitäten und Urlaub verbleibt keine Zeit und kein Interesse mehr für politische und gesellschaftliche Angelegenheiten. Über den Kreis des eigenen, kleinen Lebens hinaus war und ist die Gesellschaft durch Desinteresse gekennzeichnet, auch für das eigene Wohlergehen. Jede noch so absurde politische Maßnahme, ob zu Zeiten von Corona oder davor, wurde gleichgültig mitgetragen. Die Maske wurde aufgesetzt, auch wenn jeder am eigenen Leib spüren konnte, wie schädlich sie ist, die Coronaspritze wurde meist sogar mehrfach genommen, auch, wenn Experten vor ihr warnten. Das eigene Wohlergehen war und ist den Menschen egal, sie befolgen schlicht die Anweisungen der Herrschenden und lassen auf diese Weise alles mit sich machen.

Dabei mangelte es auch am gesunden Menschenverstand. Denn obwohl das persönliche Erleben mit der Coronaerzählung ein ganz anderes war, als das mediale, machte doch die übergroße Mehrheit eine angebliche Coronainfektion ohne größere Probleme durch, wurden die gesundheitsschädlichen Maßnahmen weiter mitgetragen. Die ganze Gesellschaft hat sich in einen Ausnahmezustand manövrieren lassen, der nicht nur gesundheitliche, sondern auch ökonomische Verheerungen mit sich brachte, und damit die Menschen direkt selbst betraf, sie in ihrem täglichen Leben stark einschränkte. Auch die Erfahrungen aus der Geschichte, die insbesondere in Deutschland mit Ausnahmezuständen und Notverordnungen gemacht wurden, haben die Menschen nicht protestieren lassen. Widersprüche in der Erzählung wurden einfach ausgeblendet. So hatten die verantwortlichen Führer zunächst noch erklärt, dass Masken gegen eine Infektion überhaupt keinen Nutzen haben, um nur wenig Wochen später diese Masken zu empfehlen, und dann sogar eine Pflicht einzuführen. 

Haben sogenannte Experten zunächst noch entwarnt und alle ins Reich der Verschwörungstheorien verbannt, die vor dem Virus gewarnt haben, so wurde schon wenige Wochen später der Ausnahmezustand verhängt. Wurde zunächst die Befürchtung eines Lockdowns ins Reich der Desinformation verbannt, wurde dieser Lockdown nur wenige Tage später verkündet. Die Liste der Widersprüche ist endlos, die der gesellschaftlichen, ökonomischen und gesundheitlichen Schäden ebenso, und dennoch hat die Masse die Politik mitgetragen. Und sie tut es immer noch. Denn die totalitäre Bewegung wechselte ab Feburar 2022 von der Pandemieerzählung hin zu einem Krieg gegen Russland, der jedem gesunden Menschenverstand widerspricht. Und auch hier wurden Maßnahmen verhängt, die den Menschen selbst schadeten. Die Sanktionen ließen die Energiepreise und die Inflation in die Höhe schnellen, in der Ukraine wurde ein Neonazistisches Regime unterstützt mit der Behauptung, auf diese Weise die Demokratie zu verteidigen. Die gesamte Wirtschaft der EU wurde bewusst in die Rezession geführt, aus einem ideologischen Moralismus heraus. Diese Schäden betreffen auch die Masse selbst, dennoch begehrt diese nicht gegen den herrschenden Totalitarismus auf. Stattdessen trägt die Masse auch das Klimawandelnarrativ ebenso mit, wie den inszenierten und von Widersprüchen und Heuchelei nur so triefenden „Kampf gegen rechts“, bei dem sich die Teilnehmer mit faschistischen und totalitären Methoden gegen den angeblichen Faschismus stemmen. 

Die Massen gehen mit einer zynischen Gleichgültigkeit selbst in den eigenen Tod oder andere, persönliche Katastrophen, so schreibt es Arendt. Sie haben eine Vorliebe dafür, ihr Leben nach sinnlosen Begriffen zu organisieren, wenn sie dadurch nur dem eigenen Alltag und dem gesunden Menschenverstand entgehen können, den sie verachten. Die Langeweile der bürgerlichen Gesellschaft sowie aller in ihr zu erlangenden Karrieren, der ganze Konsumhumbug, die künstliche Sicherheit und die Scheinkultur, sowie die Verachtung aller Werte machen die Menschen geradezu dankbar für das Ende der bekannten Zivilisation. Nichts geht über einen guten Ausnahmezustand, der die Welt und das Leben in ihr wieder interessant und unvorhersehbar macht. So hat gerade die Generation, die noch in den Friedenszeiten vor dem ersten Weltkrieg aufgewachsen ist, „Gott auf Knien gedankt“ für den Ausbruch dieses Krieges und dem damit verbundenen Untergang der bekannten Zivilisation. Denn die gelangweilten, all des Humbugs und Scheins überdrüssigen Menschen wollen diese Zivilisation in Trümmern sehen. 

Die Strukturierung nach sinnlosen Begriffen wie „Pandemie“, „Pandemieleugner“, „Verschwörungstheoretiker“, „Antisemit“, „Putinversteher“, „Demokratie“, „Klimaneutralität“ und so weiter ist schon seit Jahren virulent. Immer wieder werden sinnlose Begrifflichkeiten eingeführt, die dann zu Autoritäten, zu Bezugsgrößen werden, nach denen die Masse ihr Leben organisiert. Jeder ist heute für Demokratie, doch der Begriff ist bei genauerer Betrachtung vollkommen hohl. Niemand möchte ein Verschwörungstheoretiker oder Impfgegner sein, und so tut ein jeder alles, um sich von diesen zu distanzieren, was zu erstaunlichen Verdrehungen führt. Auch Antisemitismus wird immer wieder Kritikern, insbesondere Kritikern an der Politik des Staates Israel, vorgeworfen, ohne genau zu erklären, was denn den Antisemitismus ausmacht. Dieser Begriff hat keinen echten Inhalt mehr und fungiert nur noch als Totschlagargument. Die Masse organisiert ihr Leben aber nach diesen Begriffen, und ist auf diese Weise steuerbar, weil politisch stets verordnet werden kann, was denn aktuell unter diesem oder jenem Begriff zu verstehen ist. So finden regelmäßige Umdeutungen statt, die eine Umdeutung der gesamten Lebenswirklichkeit mit sich bringen. Waren in einem Moment noch jene Verschwörungstheoretiker, die vor einer Pandemie warnten, und wurde dadurch eine gewisse Gelassenheit produziert, so waren im nächsten Augenblick jene Verschwörungstheoretiker, die der Idee, dass eine Pandemie grassiere, widersprachen, mit den entsprechenden Folgen für die gesamte Gesellschaft, die sich hinter jene scharte, die diese neue Definition ausgegeben haben. Auf diese Weise ließ die Masse sich hervorragend steuern und manipulieren. Dasselbe gilt für den Kampfbegriff „rechts“, der erstaunlicherweise immer auf diejenigen zutrifft, die gerade gegen die Regierungspolitik protestieren, unabhängig davon, ob es sich dabei um die sogenannte bürgerliche Mitte, die Landwirte oder ein Querschnitt der gesamten deutschen Bevölkerung handelt. 

Die Totalitäre Bewegung ist auf diese Massen angewiesen. Sie kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie es schafft, Millionen von Menschen in Bewegung zu versetzen. Dafür muss sie die Massen jedoch nicht durch Propaganda großartig überzeugen, um sie für sich zu vereinnahmen. Denn eine Überzeugung würde voraussetzen, dass zuvor eine andere Meinung vorhanden war, von welcher die Massen erst abgebracht werden müssten. Das ist bei den desinteressierten Massen aber gerade nicht der Fall. Denn die Masse besteht aus atomisierten Individuen, die vollkommen orientierungslos und entwurzelt nebeneinander existieren, jedoch durch keine gemeinsamen Erfahrungen mehr miteinander verbunden sind. Hannah Arendt spricht hier auch von „Kontaktlosigkeit“. Diese Atomisierung und Individualisierung ist die Grundlage für jede totalitäre Bewegung. Denn Überzeugungen sind nur im Kontakt mit anderen zu gewinnen, der aber in einer solchermaßen atomisierten Gesellschaft gerade nicht möglich ist. Auch Mattias Desmet, Psychologieprofessor an der Universität Gent in Belgien macht die Atomisierung der Menschen als eine zentrale Grundlage für die Massenformierung aus. Untersuchungen zufolge fühlten sich die Menschen in den Jahren vor 2020 so isoliert, wie selten zuvor. Nur ein Bruchteil der Menschen konnte angeben, im Alltag wertvolle Kontakte zu haben. Ein großer Teil konnte noch nicht einmal angeben, richtige Freunde zu haben. So war eine kontaktlose Masse bereits vorhanden, die dann durch in Bewegung setzen des Totalitarismus ebenfalls in Bewegung versetzt werden konnte. 

Zugleich stürzen totalitäre Regime den Einzelnen in die Verlassenheit. Ein wichtiges Instrument dafür ist die Kontaktschuld. Schon im Hitlerdeutschland galt: „Wer mit Juden umgeht ist selbst ein Jude.“ Im Coronaregime galt daher: „Wer mit Coronaleugnern umgeht, ist selbst einer.“ Da von Anfang an „Coronaleugner“ und „Impfgegner“ in eine Nähe zu Reichsbürgern und Neonazis gestellt wurden, da diese angeblich auch auf den Demonstrationen anwesend seien, galt ziemlich schnell „Wer mit Coronaleugnern umgeht, ist ein Nazi“. Auf diese Weise wurde die ganze Opposition im Handstreich zu Nazis erklärt, ein Einfallstor für die sogenannten Antifaschisten, sich vor den Karren des Regimes spannen zu lassen, und die Opposition zu bekämpfen. 

Ein weiteres Mittel, Verlassenheit zu erzeugen, ist die Zerstörung jeder gemeinsamen Welt der Individuen, sodass die Individuen ganz auf sich selbst zurückgeworfen werden. Dazu dient auch, jede Tätigkeit um der Tätigkeit willen zu verteufeln. Die Kunst um der Kunst willen darf nicht länger stattfinden, sondern jede Tätigkeit muss in einen höheren, die Bewegung stützenden Kontext gestellt werden. Wie im dritten Reich jede Handlung dazu dienen musste, Wehrkraft herzustellen, Rassenhygiene zu betreiben oder einfach der Propaganda, so musste im Coronaregime jede Handlung der Abwehr einer vermeintlichen Gefahr durch das Virus dienen, oder eben der Propaganda. 

Grundlage dafür war die Zerstörung der gemeinsamen Welt, indem Begegnungsstätten wie Clubs, Bars, Theater, Restaurants und Freizeiteinrichtungen geschlossen wurden. Gleichzeitig wurden Künstler dafür eingespannt, die totalitäre Bewegung zu stützen. Sie riefen zum „Wir bleiben Zuhause“ auf, bewarben die Impfungen und sprachen sich auch gegen die Kritiker und Demonstranten aus. Ihre Kunst wurde in den Dienst des herrschenden Totalitarismus gestellt, und fand nicht mehr um der Kunst willen statt. Sie konnte auch überhaupt nicht stattfinden, außer mit Genehmigung der Obrigkeit, da die Spielstätten geschlossen worden waren. Lediglich in den staatlich kontrollierten Medien war es noch möglich, eine Öffentlichkeit zu erhalten, und so ließen die Künstler sich, auch, aber nicht ausschließlich um des eigenen Geldbeutels willen, dafür einspannen. Diese Indienststellung der Kunst für das herrschende Regime setzt sich auch in der Post-Covid-Ära fort. Immer mehr Künstler, die nicht die „richtige“ Meinung vertreten, sprich, die der Regierung, erhalten Auftrittsverbote, werden gecancelt und ausgeladen. Dazu zählen nicht nur Intellektuelle die mit Vorträgen touren, wie Daniele Ganser, sondern auch Kabarettisten und sogar ausländische Musiker wie Roger Waters. Proteste und Demonstrationen werden gegen sie organisiert, Veranstalter, die ihnen eine Bühne geben unter Druck gesetzt, und, wenn die Veranstaltungsorte den Gemeinden oder Kommunen gehören, werden die Veranstaltungen von der Politik abgesagt. Zunehmend dürfen nur noch jene auftreten und vorkommen, die das totalitäre Regime und die momentan herrschende Meinung unterstützen. Wer sich nicht ausdrücklich zur Ukraine, zu Israel oder zu Maßnahmen gegen den Klimawandel bekennt, der hat es immer schwerer, überhaupt noch zu Wort zu kommen. 

All das hat nicht unter dem Coronaregime begonnen, wurde aber unter diesem massiv verschärft. Der Einzelne wurde vollkommen aus seinem sozialen Kontext gerissen, von seinen Begegnungen abgeschnitten, und fand sich zurückgeworfen auf sich selbst. Die gemeinsame Welt wurde binnen kurzer Zeit auf diese Weise zerschlagen. Einzig verbindendes Element blieb die Propaganda, die jeden Tag aus den Medien schallte und eine neue, fiktive Wirklichkeit schuf. Auch das Tragen von Masken in der Öffentlichkeit und das Wahren von Abstand verhinderte eine Begegnung und schuf emotionale Distanz. Zugleich dienten diese Handlungen der Organisation der totalitären Bewegung und verdeutlichten eine behauptete Gefahr.  

Das „Wir bleiben Zuhause“ war demnach wirklich die einzige Möglichkeit, das Leben noch zu gestalten, doch selbst dies wurde in einen höheren Kontext eingegliedert, indem es als propagandistische Floskel zur Heldentat verklärt wurde im Krieg gegen ein Virus. Plötzlich war es ein heroischer Akt auf dem Sofa zu sitzen und Netflixserien zu streamen. Die reine Ablenkung von der ewigen Langeweile wurde so in den höheren Kontext der „Pandemiebekämpfung“ eingegliedert. Das frühere, verachtete Leben der Lohnarbeit wurde auf ein Minimum reduziert, sogar die Ablenkungen wie Urlaube und Reisen wurden, zumindest in der Wahrnehmung, nie aber tatsächlich, unmöglich. Alles, was das Leben zuvor ausgemacht hatte, war mit einem Mal weggebrochen oder kochte auf Sparflamme, und so zerfiel die Gesellschaft, und zerfiel jede Form der Struktur, die Menschen zuvor in ihrem Alltag hatten. 

Ihre Fortsetzung findet diese Zerschlagung unter dem Eindruck des Krieges gegen Russland, den wir auch in Deutschland kollektiv kämpfen. Die weitere Spaltung der Gesellschaft in jene, welche die Sanktionen und die Waffenlieferungen an die Ukraine unterstützen, und jene, die sich für Frieden und Diplomatie aussprechen, knüpft nahtlos an die Spaltung durch Corona an, und setzt diese fort. Dasselbe lässt sich im Hinblick auf den Nahostkonflikt beobachten, ebenso, wie im Hinblick auf den Klimawandel. Das totalitäre Regime bedient hier gleichzeitig mehrere Erzählungen, setzt sich in seiner Tendenz, die Gesellschaft zu zerschlagen, die Freiheit aufzuheben und in das Privatleben der Menschen hinein zu regieren weiter fort. Die Bewegung wird unter anderen Vorzeichen fortgesetzt, und die Masse in Bewegung versetzt. 

Die Massen glauben nicht an die wahrnehmbare Welt, an nachweisbare Fakten oder wissenschaftliche Studien, sie verlassen sich auch nicht auf ihre Sinne, sondern nur auf die Stimmigkeit vollkommen erfundener Systeme, die sie einzuschließen versprechen. Das ist der Grund, aus dem auch mit der klaren Darlegung von Fakten überzeugte Anhänger der Bewegung nicht davon abzubringen waren, die Maske zu tragen, sich testen zu lassen oder sich die Genspritze verabreichen zu lassen, selbst wenn sie die schweren Folgen und Nebenwirkungen längst am eigenen Leib zu spüren bekamen. Die Massen misstrauen der realen Welt, in der sie sich nicht repräsentiert fühlen, sondern verlassen sich einzig auf die künstlichen Systeme, ihre Fiktionen und Erfindungen. Dabei lassen sie sich auch von plötzlichen Richtungswechseln der Bewegung nicht verunsichern. Der Glaube an das System wird auch nicht dadurch erschüttert, dass die Absurdität der Ideologie vollkommen zutage getreten ist. Es geht den Massen lediglich um eine konsistente, stringente Erzählung, die viel konsequenter und konsistenter ist, als es die Wirklichkeit jemals sein könnte. Die Massen fliehen vor der Wirklichkeit in eine stimmige, aber vollkommen fiktive Welt. Diese Revolte der Massen gegen den Wirklichkeitssinn ist eine Folge der vorher herrschenden Atomisierung, mit der sie gemeinschaftliche Beziehungen vollkommen verloren haben. Diese Beziehungen leben vermeintlich in der totalitären Fiktion wieder auf, und die Massen klammern sich an diese Erfahrung auch um den Preis der Wirklichkeit. Denn die Lügen und Fiktionen sind zur Grundlage der Gemeinschaftserfahrung geworden, und dürfen daher um keinen Preis angezweifelt werden. 

Der Zusammenbruch der Pandemieerzählung hat die Massen in keiner Weise irritiert. Stattdessen gingen sie nahtlos in die antirussische Erzählung über, ebenso wie zur Klimawandelerzählung. Selbst die wahrnehmbare Welt, in der der Sommer 2023 der kühlste und regenreichste seit Jahren war, hält die Massen nicht davon ab zu glauben, dass der Klimawandel ein neues Maß der Erwärmung erreicht hat. Wochenlang wurde darüber berichtet, wie heiß es in Südeuropa und generell auf der Welt sei, während in Deutschland kühle 20 Grad und Regen herrschten und in Sibirien und Argentinien sogar neue Kälterekorde erreicht wurden. Die Absurdität der Aussage, dass der Oktober 2023 der wärmste seit 125.000 Jahren gewesen sein soll, stört niemanden groß, da sie sich in die konsistente Erzählung eines bedrohlichen Klimawandels einfügt. Ebenso ist die Erzählung vom ukrainischen Endsieg gegen Russland lange Zeit aufrechterhalten und geglaubt worden, genau so, wie der angebliche ökonomische Zusammenbruch Russlands, während in Wahrheit die europäische Union diesen Zusammenbruch erlebt hat. Die Masse konnte diese Widersprüche nicht wahrnehmen, weil sie der Welt der Wahrnehmung misstraut. Auch der Wechsel zur Kriegserzählung und zum Klimawandel stört das Voranschreiten der totalitären Bewegung nicht. Denn sie hat eine künstliche, fiktive Welt geschaffen, in der „wir die Guten“ sind, und das Böse da draußen lauert und überall bekämpft werden muss. Sei es der Russe, der Chinese, der Impfgegner und Pandemieleugner, oder der Klimawandelleugner, überall sind die bösen Verächter der Demokratie vorzufinden, die bekämpft werden müssen, wozu letztendlich auch die Demokratie selbst abgeschafft werden muss. Schon Hannah Arendt schrieb, dass totalitäre Bewegungen sich der demokratischen Freiheiten bedienen um diese abzuschaffen. Dies geschieht heutzutage mit der Begründung, die Demokratie zu verteidigen. Zu diesem Zweck werden Oppositionelle verfolgt, die Rede- und Pressefreiheit eingeschränkt, Medienschaffende vom Geheimdienst verfolgt, die Kunstfreiheit mittels Cancel Culture eingeschränkt, Kriege unterstützt, Menschengruppen diskriminiert und verfolgt, die sich der herrschenden Erzählung widersetzen, sie bei ihren Arbeitgebern angeschwärzt und aus ihrem Beruf verdrängt. 

Auf der Straße wird all das flankiert von totalitären Organisationen, die unter dem Deckmantel des Antifaschismus eben jenen Faschismus beziehungsweise Totalitarismus leben, den sie zu bekämpfen vorgeben. Die Linke, insbesondere die sogenannten Antifaschisten sind längst zu Sturmtruppen der totalitären Bewegung geworden, die gegen Andersdenkende und Oppositionelle, auch aus ihrem eigentlichen eigenen Lager, eingesetzt werden. 

Hannah Arendt ging aufgrund der benötigten Menschenmasse fälschlicherweise davon aus, dass kleinere Staaten nicht zu totalitären Regimen werden können, da es in ihnen nicht genug „Menschenmaterial“ gebe, um die erheblichen menschlichen Verluste zu kompensieren. Mit dem Beginn des Coronaregimes hat sich erwiesen, dass die totalitäre Bewegung jedem menschlichen Verlust gegenüber gleichgültig ist. Denn auch kleinere Staaten, vor Allem in Europa, wurden von der totalitären Bewegung erfasst. Wie totalitär die Bewegung in den einzelnen Ländern tatsächlich werden konnte, müsste für jedes Land selbst untersucht werden. Der Grund für die Erfassung großer Teile der westlichen und auch asiatischen Welt von der totalitären Bewegung ist, dass es sich nicht um eine nationale Bewegung handelte. Vielmehr war der Totalitarismus seit 2020 ein internationaler Totalitarismus, der in internationalen Gremien formiert und lediglich an die nationalen Regierungen delegiert worden ist. Dasselbe gilt für den Klimawandel, in dem sich dieser Totalitarismus fortsetzt. Im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine gibt es global tatsächlich eine Spaltung in zwei Lager, die sich mehr und mehr diametral gegenüberstehen, allerdings auf ähnliche Art und Weise wirken. 

Zum Ende dieses zweiten Teils seien noch schnell einige Worte zum Begriff des Faschismus verloren. Denn vielfach wird die Zeit der Coronapolitik, des Klimawandels und so weiter, als Faschismus bezeichnet. Tatsächlich gibt es zwischen totalitären und faschistischen Systemen große Überschneidungen, und es ist fraglich, ob die historisch entwickelten Abgrenzungen auf die heutige Zeit noch übertragbar sind, oder ob sich die beiden Konzepte überhaupt je strikt auseinanderhalten ließen. Hannah Arendt jedoch unterschied zwischen totalitären und faschistischen Regimen. Faschistische Regime zeichnen sich dadurch aus, dass es sich bei ihnen um eine Einparteienherrschaft oder Militärdiktatur handelt, die es lediglich auf Erlangung der Machtmittel und der Beherrschung der Menschen von außen abgesehen hat. Der Totalitarismus hingegen zielt darauf ab, die Menschen von innen, also auch psychisch zu beherrschen, sodass diese sich freiwillig dem Totalitarismus unterwerfen, und auf diese Weise alle Menschen sich in die totalitäre Bewegung eingliedern. Ein solches System macht Regierungsparteien letztlich überflüssig, weil alle Menschen einer einzigen Partei, nämlich der Masse angehören, und darüber hinaus keiner Vertretung oder Repräsentation mehr bedürfen. Ob dieser Zustand in der Geschichte totalitärer Regime jedoch jemals erreicht wurde, ist fraglich. Letztlich handelt es sich dabei um ein totalitäres Ideal, das wahrscheinlich nie erreicht werden kann. Dennoch sind Totalitarismus und Faschismus nicht leichtfertig in einen Topf zu werfen. Tatsächlich verachteten totalitäre Bewegungen laut Hannah Arendt den Faschismus. Aufgrund der von Hannah Arendt gemachten Unterscheidung kann man also den Coronatotalitarismus eher als eben solchen, anstatt als Faschismus beschreiben, da auch er nicht nur darauf abzielte, die Mittel der Macht zu erlangen, sondern die Menschen von innen heraus zu beherrschen. Allerdings erfüllt dieser Coronatotalitarismus auch viele Merkmale des Faschismus, wie sie verschiedene Intellektuelle im Laufe des 20. Jahrhunderts herausgearbeitet haben.

Alles in Allem kann man also sehen, dass auch der heutige Totalitarismus auf eine Masse setzen konnte, die sich letztlich von ihm organisieren lässt. Bei dieser Organisation spielen Propaganda und Indoktrination eine große Rolle, bei der auch die sogenannten Intellektuellen eine Bedeutung haben. Diese wird in einem folgenden Beitrag erörtert. 

Hier der Link zum ersten Teil des Artikels: https://staging.apolut.net/das-totalitaere-erbe-1-von-felix-feistel/ +++

Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Bildquelle: Georgy Dzyura / Shutterstock.com


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