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Das ZDF berichtet wahrheitsgetreu aus Mariupol und wird dafür heftig kritisiert | Von Thomas Röper

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Ein Kommentar von Thomas Röper.

Das ZDF hat in einer Nachrichtensendung einen Bericht aus Mariupol gebracht, der erstaunlich wahrheitsgetreu war. Das rief sofort heftige Kritik hervor.

Ich kenne Mariupol und habe die Stadt seit Beginn der Eskalation mehrmals besucht. Das erste Mal war ich dort <1>, als im April 2022 noch das Stahlwerk Asow-Stahl beschossen wurde und auch in der Zeit danach war ich mehrmals dort. Ich habe schon im Sommer 2022 gesehen, in welchem unglaublichen Tempo Russland die Stadt wieder aufbaut <2>. Schulen, Krankenhäuser, Straßen und Wohnhäuser entstehen im Eiltempo. Es gibt wieder Strom, Wasser und Heizung und das Leben in der Stadt verläuft wieder weitgehend normal, auch wenn die Zerstörungen natürlich noch überall sichtbar sind und über die Hälfte der Bewohner die Stadt verlassen haben.

Die Menschen in der Stadt sind ganz überwiegend pro-russisch eingestellt und sie blicken wieder mit Optimismus in die Zukunft. Zurück zur Ukraine will dort fast niemand.

Der ZDF-Bericht über Mariupol bestätigt meine Berichte

Wenn ich darüber berichtet habe, dann wurde mir von deutschen Medien natürlich vorgeworfen, dass ich nur „russische Propaganda“ verbreite. und bisher haben deutsche Medien die Stadt nicht besucht, obwohl ich immer wieder berichtet habe, dass man sich dort auch als Journalist frei bewegen und selbst recherchieren und mit den Menschen sprechen kann.

Nun hat das ZDF genau das getan und der Beitrag war wohl nicht das, was man sich in der deutschen Redaktion erhofft hatte. Armin Coerper, der ZDF-Korrespondent in Moskau, hat sich mit seinem Team auf den Weg gemacht und ist nach Mariupol gefahren, wo er sich nach dem, was er im ZDF erzählt hat, mehrere Tage lang ungestört umgeschaut hat.

Um es vorwegzunehmen: Sein Bericht hat exakt das bestätigt, was ich über Mariupol berichtet habe und berichte. Er hat zwar versucht, dem westlichen Narrativ treu zu bleiben und ständig von der „von Russland besetzten Stadt“ gesprochen und behauptet, er wäre „in der Ukraine“, obwohl Mariupol heute zu Russland gehört und die Menschen dort nicht mehr zur Ukraine gehören wollen.

Aber das war nicht anders zu erwarten. Selbst wenn auch er das verstanden hat, konnte er das nicht anders formulieren, wenn er seinen Job behalten will. Entscheidend ist aber, dass er – wenn es um die Fakten ging – die Wahrheit erzählt hat, die so gar nicht zum westlichen Narrativ passt.

Heftige Kritik für wahrheitsgemäße Berichterstattung in Deutschland

Dafür gab es umgehend Ärger. Der Focus berichtete darüber unter der Überschrift „Krieg gegen die Ukraine – Heftige Kritik nach ZDF-Beitrag aus besetztem Mariupol: „Was zum Teufel soll das?“ <3>“ und der Artikel begann wie folgt:

„Am gestrigen Montag sendete das ZDF einen Bericht aus der Ukraine. Was soweit normal klingt, entpuppt sich nach genauem Blick als brisant. Denn: Der zugeschaltete Korrespondent befand sich nicht etwa in Kiew, sondern im von Russland besetzten Mariupol. Als „seltenen Einblick in die russische Besatzung“ bezeichnet der Sender den Beitrag.“

Das zeigt, wie einseitig die deutschen Medien berichten und dass sie auch noch stolz darauf sind. Es ist also „brisant“, wenn jemand nicht aus Kiew, sondern aus Russland berichtet. Warum?

Und dass das als „seltener Einblick in die russische Besatzung“ bezeichnet wurde, ist ebenfalls merkwürdig, denn wie der ZDF-Beitrag zeigt, können westliche Journalisten von dort frei berichten und sich frei bewegen. Dass das „selten“ ist, liegt nur an der einseitigen Berichterstattung der westlichen Medien, die diese Möglichkeit nicht nutzen.

Die Kritik kommt von ukrainischen Nationalisten

Der Focus schreibt weiter:

„An dem Beitrag gibt es nun heftige Kritik. So schreibt etwa der Osteuropaexperte Sergej Sumlenny vom „European Resilience Initiative Center“ auf X, ehemals Twitter: „Fuck, das ZDF erzählt im ernst, dass vor russischer Besatzung es verboten war, russisch im Theater zu spielen, und deswegen seien viele Menschen froh, dass Russland die Stadt besetzt hat.““

Dieser Sergej Sumlenny ist ein ukrainischer Nationalist, der sein „European Resilience Initiative Center“ in Berlin nach der Eskalation gegründet hat und der Teil des Projektes „Ukraine verstehen“ <4> der faschistoiden NGO LibMod <5> ist, die von Politikern der Grünen gegründet wurde und über die ich schon oft berichtet <6> habe. Deren Hauptaufgabe ist der mediale Kampf gegen Russland.

Dass sich der ukrainische Nationalist darüber aufregt, dass das ZDF die Wahrheit berichtet, nämlich dass die Nutzung der russischen Sprache in der Kultur, also im Theater, in der Ukraine schon vor Jahren verboten wurde <7>, was auch streng durchgesetzt wird <8>, kann man verstehen. Mariupol war aber immer eine russisch bewohnte Stadt, wie übrigens auch der ZDF-Korrespondent erwähnt hat, und dass sich die Menschen dort freuen, wieder Theaterstücke auf Russisch aufführen und anschauen zu können, ist verständlich, auch wenn es diesem ukrainischen Nationalisten nicht passt.

Weiter schreibt der Focus:

„Sumlenny weiter: „Das ganze sieht als böse Parodie aus. Wenn jemand ein Satire-Stück machen wollte, warum wir keinen ÖRR brauchen, hier haben wir ein brillantes Beispiel.“ Besonders der Punkt der Schulen, die Russland angeblich baue, macht den Experten wütend. „Er spricht erneut von neuen Schulen, welche die Russen in Mariupol, wo sie über 100.000 Zivilisten umgebracht haben, gebaut haben sollen. Was zum Teufel soll das, ZDF?“ Die Theater-Behauptung bezeichnet Sumlenny als „bloße Propaganda“.“

In dem ZDF-Beitrag wurde erwähnt, dass Russland in Mariupol ein neues und hochmodernes Krankenhaus gebaut hat, dass das ZDF besucht hat. Dabei wurde auch gesagt, dass so eine moderne medizinische Versorgung die pro-russische Einstellung der Menschen in Mariupol natürlich fördert. Ich habe übrigens seinerzeit die Baustelle des Krankenhauses besucht.

Auch diese Aussage des ZDF muss den ukrainischen Nationalisten und pro-ukrainischen Propagandisten Sumlenny ärgern, denn in der Ukraine ist die medizinische Versorgung in einem schrecklichen Zustand.

Wo werden Menschen „abgeholt und abtransportiert“?

Und als Krönung schreibt der Focus noch:

„Auch der Journalist Peter Althaus hat den Bericht kritisiert. Er fürchtet Konsequenzen für ZDF-Teams in der Ukraine, weil die Einreise nach Mariupol nur mit russischer Hilfe möglich ist. Das sei aber nicht das „Hauptproblem“, so Althaus. Sondern: „Problematisch ist vielmehr, dass nicht nur was gesagt wird teilweise falsch ist. Viel schlimmer finde ich, was nicht gesagt wird“, erklärt Althaus. „Der ZDF-Kollege berichtet, dass sie sich frei bewegen können. Das mag sein. Dennoch gibt es dort keine freien Gespräche und schon gar keine Kritik an Russland gegenüber einem ausländischen TV-Team. Menschen, die sich in den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine offen als proukrainisch zeigen, werden abgeholt und abtransportiert.““

Da meldet sich wieder so ein Experte zu Wort, der nie vor Ort war. Ich war oft vor Ort und natürlich gibt es dort auch Kritiker Russlands. Und die sagen das auch ganz offen und werden nicht „abgeholt und abtransportiert“.

Das Gegenteil ist der Fall, denn in der Ukraine wurden mittlerweile tausende Menschen „abgeholt und abtransportiert“ und dann zu Gefängnisstrafen verurteilt, weil sie sich gegenüber Kiew kritisch geäußert haben. Wer in der Ukraine als „pro-russisch“ gilt, dem drohen (im besten Fall <9>) jahrelange Gefängnisstrafen. In Russland gibt es so etwas nicht, egal was irgendein Peter Althaus, der nie in den neuen russischen Regionen war, behauptet.

Es ist bezeichnend, dass der deutsche Staatssender kritisiert wird, wenn er das tut, was laut Gesetz seine Aufgabe ist: Wahrheitsgemäß über beide Seiten des Konfliktes berichten. Bei Interesse finden Sie den zehnminütigen Bericht des ZDF hier <10>.

Aber so ist es heute mit der Meinungs- und Pressefreiheit im „besten Deutschland, das wir je hatten“…

Quellen

<1> https://www.anti-spiegel.ru/2022/tag-2-meiner-zweiten-reise-in-den-donbass-das-grauen-von-mariupol/ <2> https://www.anti-spiegel.ru/2022/bericht-aus-dem-konfliktgebiet-der-wiederaufbau-von-mariupol/ <3> https://amp.focus.de/politik/ausland/ukraine-krise/heftige-kritik-nach-zdf-beitrag-aus-besetztem-mariupol-was-zum-teufel-soll-das_id_259621778.html <4> https://ukraineverstehen.de/author/sergej-sumlenny/ <5> https://www.anti-spiegel.ru/2022/das-zentrum-fuer-liberale-moderne-oder-die-rueckkehr-des-faschismus/ <6> https://www.anti-spiegel.ru/2020/ich-mache-mir-die-welt-wie-sie-mir-gefaellt-wie-eine-gruene-stiftung-die-situation-in-der-ukraine-verklaert/ <7> https://www.anti-spiegel.ru/2022/bis-zu-300-dollar-strafe-fuer-benutzung-von-russisch-in-der-oeffentlichkeit/ <8> https://www.anti-spiegel.ru/2023/skandal-in-ukrainischen-medien-cafe-besitzer-spricht-schlecht-ukrainisch/ <9> https://www.anti-spiegel.ru/2023/die-ukraine-hat-seit-2015-ein-mordprogramm-gegen-andersdenkende/ <10> https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/mariupol-ukraine-krieg-russland-100.html

+++ Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags. +++ Dieser Beitrag erschien zuerst am 30. Januar 2024 bei anti-spiegel.ru +++ Bildquelle: Dmytriy Fursov / shutterstock


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