Ein Kommentar von Ernst Wolff.
Der digital-finanzielle Komplex aus den größten IT-Konzernen und den größten Vermögensverwaltungen der Welt ist die mächtigste Kraft, die es je auf unserem Planeten gegeben hat.
Der Börsenwert der 5 größten IT-Konzerne liegt zurzeit zwischen 9,5 und 10 Billionen US-Dollar, das von BlackRock und Vanguard verwaltete Vermögen beträgt aktuell 17 Billionen Dollar.
BlackRock ist zudem Berater der beiden größten Zentralbanken der Welt, der amerikanischen Federal Reserve und der Europäischen Zentralbank, und war in den vergangenen 18 Monaten federführend an der Verteilung von mehreren Billionen Dollar und Euro beteiligt.
BlackRock verfügt mit dem Computersystem Aladdin über die größte Finanz-Datenbank, die die Welt bis heute gesehen hat. Aladdin läuft auf der Azur-Cloud von Microsoft, dem nach Apple zweiten Unternehmen der Welt, dessen Börsenwert die 2-Billionen-Dollar-Grenze überschritten hat.
Diese Verbindung von BlackRock und Microsoft steht stellvertretend für eine wichtige Veränderung, die die Weltwirtschaft in den vergangenen Jahren durchgemacht hat. War bisher nur das Geld der entscheidende Faktor für die Macht eines Unternehmens, so sind es heute neben dem Geld auch die Daten.
Der digital-finanzielle Komplex mit Sitz im Silicon Valley und an der Wall Street beherrscht also mit dem Geld und den Daten die beiden Lebensadern unserer Gesellschaft und kann daher jede Regierung, die sich ihm nicht unterwirft, innerhalb kürzester Zeit kaltstellen oder aus dem Amt jagen.
Dennoch hat der digital-finanzielle Komplex zurzeit zwei große Probleme: Zum einen ist das Finanzsystem, dem er seine Macht verdankt, in sein Endstadium eingetreten und bringt ihn immer stärker in existenzielle Schwierigkeiten.
Zum anderen ist ihm in den vergangenen Jahren in China eine gewaltige Konkurrenz erwachsen. Unternehmen wie Huawei, JD.com, China Mobile, Alibaba, und Tencent haben den US-Konzernen gegenüber sogar zwei Vorteile, und das sind zum einen die Größe des chinesischen Binnenmarktes und zum anderen die Tatsache, dass China 2015 mit der Neuen Seidenstraße das größte Wirtschaftsprojekt aller Zeiten gestartet hat.
Um sich gegen diese Konkurrenz zu wehren, hat der digital-finanzielle Komplex die US-Regierung in der Vergangenheit bereits gedrängt, mit Zöllen und Tarifen gegen die chinesischen Konzerne vorzugehen. Nun aber wird ihm unerwartete Hilfe zuteil: Zwischen der Kommunistischen Partei Chinas und den chinesischen Internet-Giganten ist nämlich ein heftiger Machtkampf entbrannt.
Um den Hintergrund dieses Kampfes zu verstehen, muss man einen Blick auf Chinas Geschichte werfen: Das Land wird seit 1949 von der Kommunistischen Partei regiert, die zunächst die Planwirtschaft und zentralistische politische Strukturen nach sowjetischem Vorbild eingeführt hat.
Seit Ende der 1980er Jahre jedoch hat sie den Kurs gewechselt und die Wirtschaft des Landes in einen Turbo-Kapitalismus umgewandelt, ohne dabei die zentralistischen Strukturen abzuschaffen, und das aus gutem Grund: Sie verleihen der Regierung in Beijing nämlich wesentlich mehr Macht als ihren westlichen Gegenspielern.
Diese Macht aber gerät durch den unaufhörlichen Aufstieg der chinesischen Digital- und Finanzindustrie immer stärker in Gefahr, so dass die Spitzen der Kommunistischen Partei einen wahren Feldzug gegen beide begonnen haben. Die Maßnahmen der Regierung gegen den Immobilienentwickler Evergrande, die diesen zeitweilig an den Rand des Bankrotts gebracht haben, waren nichts anderes als eine Machtdemonstration der Regierung und eine Warnung an ihre Gegner.
Das aber haben uns die Mainstream-Medien ebenso wenig verraten wie die Tatsache, dass im Frühsommer dieses Jahres auf dem International Finance Forum in Beijing eine Bombe geplatzt ist. Dort hat ein ranghoher Funktionär nämlich verkündet, dass man den elektronischen Yuan, also die digitale Zentralbankwährung Chinas, möglicherweise auf dem Netzwerk von Diem, der Nachfolgewährung von Facebooks Libra, herausbringen werde.
Diese absolut sensationelle Nachricht, die der Öffentlichkeit weitgehend unterschlagen wurde, zeigt, dass sich hinter dem Rücken der internationalen Öffentlichkeit eine ganz neue Allianz gebildet hat, und zwar zwischen dem digital-finanziellen Komplex des Westens und der Kommunistischen Partei Chinas.
Bedenkt man die überaus kritische Situation, in der sich die Weltwirtschaft und das globale Finanzsystem befinden, erscheint es fast wie eine Ironie der Geschichte, dass sich die stärkste Geldmacht der Welt in ihrer Not mit einer Partei zusammentut, die einmal angetreten ist, um die Welt vom Joch des Geldes zu befreien.
+++Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags. +++ Bildquelle: Thongden Studio / shutterstock
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