Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.
Derzeit passiert so viel Dramatisches, was aus dem Globalen Süden mit viel Aufmerksamkeit beobachtet wird, dass es schwerfällt, sich auf ein Thema zu fokussieren. Da ist die Verurteilung von Lula der russischen Intervention in der Ukraine, der Antrag Mexikos auf BRICS-Beitritt. Die Vermittlung zwischen den Feinden Saudi-Arabien und Iran durch China und deren möglicher BRICS-Beitritt, die vermutlich wichtigste Nachricht der Woche. Oder der Besuch von Macron in afrikanischen Staaten mit dem er das angebliche Ende einer Kolonialepoche verkündete. Oder die Rechercheergebnisse von deutschen Journalisten, welche die Nordstreamattentäter in Kreisen von Unterstützern der Ukraine auf einem Segelboot sehen. Aber neben diesen und vielen anderen Hinweisen auf drastische Veränderungen der Weltpolitik sticht ein Thema heraus, das aber von unseren Qualitätsmedien kaum beachtet wird: China hat jede diplomatische Zurückhaltung aufgegeben und den Fehdehandschuh aufgegriffen, den die USA immer wieder in den Ring warfen. Nach dem Wirtschaftskrieg ist nun der heiße Krieg gegen China in greifbarer Nähe.
Wie es begann
Im Jahr 2012 hatte Mearsheimer schon seit Jahren darauf hingewiesen, dass ein Krieg zwischen den USA und China unvermeidbar sei. In meiner großen Naivität hatte ich damals noch geglaubt, dass es doch jemanden mit politischer Macht geben müsste, der im Westen den USA in den Arm fällt. Und ich glaubte, dass die Thesen Mearsheimer durch eine aktive Friedenspolitik widerlegt werden könnten(1).
Im Jahr 2015 warnten noch einmal mehrere Wissenschaftler neben Mearsheimer vor dem drohenden Krieg, auch vor Abgeordneten des EU-Parlaments. Aber auch das verhallte, weitgehend ungehört und ohne mediale Aufmerksamkeit(2). Alles was damals gesagt wurde, wovor gewarnt worden war, trat ein.
Als dann die Dämonisierung Russlands und Chinas(7) nach dem Drehbuch „Wie begründe ich einen Krieg“ immer stärker wurde, der Krieg durch Sanktionen längst begonnen hatte, spätestens dann hätte jedem politisch Interessierten klar werden müssen, wohin sich die imperiale Politik entwickelt.
Der Countdown
Nachdem bereits ein hoher US-General seinen Truppen sagte, die Soldaten sollten ihre Angelegenheiten in Ordnung bringen, weil er für 2025 einen Krieg gegen China erwarte(6), wurde der chinesische Militärhaushalt dieses Jahr noch einmal um 7,2% erhöht. Er entspricht immer noch nur ca. einem Viertel des US-Kriegs-Budgets. Aber während die USA überall auf der Welt Gegner in Schach halten müssen, geht es China nur um die Sicherung seiner Grenzen, und teilweise seiner Investitionen in Afrika, sowie um die Verhinderung der Abspaltung Taiwans nach dem Muster des Kosovos.
Und da sind wir beim Thema. Während des Kosovo-Krieges hatte die NATO Serbien bombardiert(13), um das Land zu zwingen, nicht weiter gegen eine Unabhängigkeit des Kosovo vorzugehen, welches anschließend zum größten NATO-Stützpunkt in der Nähe Russlands ausgebaut wurde.
In der Ukraine wiederum taten die USA das Gegenteil. Sie unterstützen die Zentralregierung in Kiew, welche 8 Jahre lang östliche Provinzen bombardierte. Sie bombardierte diese Regionen, welche eine Autonomie verlangten, die ihnen im Rahmen eines Vertrages zugebilligt worden war, der vom Sicherheitsrat der UN zu einem Völkerrechtsvertrag erhoben worden war. Wie Merkel, Hollande und Poroschenko jedoch zugaben, war nie geplant gewesen, den Vertrag zu erfüllen. Was nicht weniger als ein Völkerrechtsbruch ist. Also hier stehen die USA auf der Seite, welche das Gegenteil ihrer Politik im Fall von Kosovo darstellt.
Und nun aber gibt es wieder eine 180 Grad-Wende, denn im Fall von Taiwan unterstützen und bewaffnen die USA eine, völkerrechtlich gesehen, nach Selbständigkeit strebende Region. Denn Taiwan ist unbestritten ein Teil Chinas.
In keinem der Fälle geht es natürlich um die Interessen der betroffenen Menschen. Was auf Grund dieses Zick-Zack-Kurses eigentlich jedem einleuchten sollte. Allerdings fordern die USA diesmal nicht ein Land heraus, das sich praktisch nicht verteidigen kann, sondern diesmal geht es um China, eine Atom- und Supermacht. Diese hatte sich in der Vergangenheit immer diplomatisch zurückhaltend geäußert, und war wohl, ähnlich wie Putin, immer in der Hoffnung gewesen, dass sich im Westen irgendwann die Vernunft durchsetzt. Während das Land aber, ebenso wie Russland, eine kontinuierliche Aufrüstung und Modernisierung der Waffensysteme betrieb.
China akzeptiert Krieg mit USA
Und nun ist das Fass der Demütigungen und Beleidigungen der USA gegenüber China ganz offensichtlich übergelaufen. Denn das Außenministerium Chinas hat auf seiner Homepage eine ausführliche Lagebeurteilung veröffentlicht(3), die jede diplomatische Zurückhaltung der Vergangenheit aufgibt. Darin wird die US-Hegemonie verantwortlich gemacht für Kriege, Ausbeutung, Monopole und Unterdrückung, und die Verbreitung von Lügen. Die chinesische Führung macht damit klar, dass sie nun nicht mehr bereit ist, sich wegzuducken, sondern stattdessen auch eine militärische Konfrontation mit den USA nicht ausschließt. Damit wird nun die Verschwörungstheorie von Mearsheimer und anderen Wissenschaftlern zur Realität.
Aus der deutschen Übersetzung von Rainer Rupp kann man lesen, wie das Papier in fünf Kapiteln aufgebaut ist.
Schon in der Einführung geht China all-in, legt alle Hemmungen der Vergangenheit ab und beschuldigt die USA ihrer Taten, wie sie im Globalen Süden schon lange bekannt sind. Dann werden die Fälle der Einmischung der USA in die Politik anderer Länder kritisiert und aufgelistet, und das Credo der USA kritisiert
„Wer sich unterwirft, wird gedeihen; wer Widerstand leistet, wird zugrunde gehen.“
Anmerkung: Leider vergaßen die chinesischen Autoren darauf hinzuweisen, dass dieses Credo längst hinfällig wurde, spätestens mit der Verhängung von Sekundär-Sanktionen gegen befreundete Staaten, der Sprengung der Gaspipelines in der Ostsee, der Abwerbung der Industrie aus Vasallenstaaten, wie z.B. mit neuesten US-Gesetzen, oder der Überzeugung von Australien, die Verträge mit Frankreich zu kündigen, um U-Boote in den USA zu kaufen. Weitere Beispiele würden das Format dieses Beitrags sprengen.
Zurück zum Papier der chinesischen Regierung: Die Einleitung des zweiten Kapitels über die militärische Hegemonie wurde bereits von Effenberger zitiert(8). China weist im Detail nach, wie die USA ihre Macht missbrauchen, um andere Länder unter ihre Kontrolle zu bringen, oder zu behalten. Was, falls alle Erpressung und Drohung nicht fruchten, eben in militärische Gewalt mündet. Das Papier erwähnt die wichtigsten Stationen imperialer Kriege der USA und erklärt, wie viel Mord, Chaos und Zerstörung dadurch in die Welt gebracht wurden.
Im Kapitel III zur wirtschaftlichen Hegemonie wird dargelegt, wie die USA die Kontrolle über internationale Organisationen erzwang, sie missbrauchte und wie der Dollar als Waffe zur Durchsetzung von US-Interessen eingesetzt wird.
Im vierten Kapitel schließlich zeigt China auf, wie die USA versuchen, durch technische Hegemonie Monopole zu erschaffen und das Aufkommen von Konkurrenten zu verhindern. Und natürlich wie diese technologische Monopolstellung auch zur Ausspähung von Freunden und Gegnern missbraucht wird.
Im letzten Kapitel wird schließlich erklärt, wie die USA durch die Verbreitung falscher Narrative angebliche Werte verbreiten, die schließlich in erster Linie der Wirtschaft und/oder Politik der USA dienlich sind. Dann folgt das Fazit:
„Während eine gerechte Sache eine breite Unterstützung gewinnt, verurteilt eine ungerechte ihren Verfolger dazu, Ausgestoßene zu sein. Die hegemonialen, herrschsüchtigen und schikanierenden Praktiken, Stärke einzusetzen, um die Schwachen einzuschüchtern, von anderen mit Gewalt oder unter Vorwänden Dinge wegzunehmen und Nullsummenspiele zu spielen, verursachen schwere Schäden. Die historischen Trends von Frieden, Entwicklung und Zusammenarbeit zum gegenseitigen Nutzen sind unaufhaltsam. Zwar haben die Vereinigten Staaten mit ihrer Macht die Wahrheit außer Kraft gesetzt und die Gerechtigkeit mit Füßen getreten, um dem Eigeninteresse zu dienen. Aber diese einseitigen, egoistischen und regressiven hegemonialen Praktiken haben wachsende, heftige Kritik und Widerstand der internationalen Gemeinschaft hervorgerufen.
Länder müssen sich gegenseitig respektieren und als gleichwertig behandeln. Große Länder sollten sich ihrem Status entsprechend verhalten und auf dieser Basis die Führung bei der Verfolgung eines neuen Modells zwischenstaatlicher Beziehungen übernehmen, das Dialog und Partnerschaft und nicht Konfrontation oder Bündnisse gegen andere beinhaltet. China lehnt jede Form von Hegemonismus und Machtpolitik ab und lehnt die Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder ab. Die Vereinigten Staaten müssen eine ernsthafte Gewissensprüfung durchführen. Sie müssen kritisch hinterfragen, was sie getan haben und von ihrer Arroganz und ihren Vorurteilen ablassen und vor allem ihre hegemonialen, herrschsüchtigen und schikanierenden Praktiken aufgeben.“(3)
Nach Russland ist China nun die zweite Atommacht (mal von Nordkorea abgesehen), welche sich in klarer Opposition zu Amerikas Weltmachtphantasien positioniert. Das große Problem Chinas ist, dass es keine Kriegserfahrung hat. Selbst Nationen, die Erfahrungen im Krieg führen haben, wie Russland im Kampf gegen den Terrorismus in Syrien und Tschetschenien oder den kurzen Einsatz im Georgienkrieg, machen dumme Fehler, die zu taktischen Niederlagen und hohen Verlusten führen. Niemand weiß genau, wie gut die Flugabwehr Chinas ist, wie gut seine Luftwaffe insgesamt ist. Der Grund warum ich das hervorhebe ist die Tatsache, dass die USA immer zunächst die Luftwaffe einsetzen, um die Luftüberlegenheit zu gewinnen, und erst dann den Kampf am Boden oder auf dem Meer aufnehmen.
Anders als alle anderen Atommächte hat China in seiner Atomdoktrin vorgesehen, Kernwaffen ausschließlich als Zweitschlagwaffen und nur im Fall eines Angriffes mit Nuklearwaffen einzusetzen. Das senkt die Schwelle des Kernwaffeneinsatzes auf Chinas Seite. Das gilt aber nicht für die USA. Dort wird ein taktischer Kernwaffeneinsatz auch im Fall einer Niederlage in einem Krieg als zulässig angesehen.
Wir erinnern uns, welche Wirkung die Sanktionen der US-Regierung 1941 hatten, mit der Japan von Öl- und Stahllieferungen abgeschnitten wurde.(14) Sie provozierten zum durch die USA unbehinderten Angriff auf Pearl Harbour, wodurch die US-Regierung endlich den Hebel erhielt, um die Bevölkerung von der Notwendigkeit eines Kriegseintrittes gegen Japan und Deutschland zu überzeugen. Die Biden-Regierung hat etwas Vergleichbares nun mit Sanktionen gegen die IT-Industrie Chinas getan. Sie zwang Verbündete dazu, wichtige Geräte der Halbleiterindustrie nicht mehr zu liefern, verweigert die Lieferung von bestimmten Chips und hat US-Fachleuten, die in China arbeiten, ein Ultimatum gestellt, entweder das Land zu verlassen, oder die Staatsbürgerschaft zu verlieren(4). Außerdem ließ man durchsickern, im Falle einer Wiedervereinigung Taiwans mit China, die Halbleiterindustrie Taiwans zu zerstören, im Sinne einer verbrannten Erde Politik.
Aber gerade diese Provokation könnte nun dazu führen, dass China bewusst eine militärische Invasion der Insel und einen Krieg mit den USA riskiert, um gerade die dortige Halbleiterindustrie entweder zu übernehmen, oder die Zerstörung auszulösen. Durch die Zerstörung würde die IT-Entwicklung der westlichen Welt um Jahre zurückgeworfen, weil Taiwan die besten und günstigsten Chips produziert. Der Westen wäre dann in einer ähnlichen Situation wie China nach den Sanktionen der USA.
Wer dann schneller in der Lage sein wird, die Chip-Industrie aufzubauen, könnte eine spannende Frage werden. Da China laut einer australischen Denkfabrik die USA bereits bei 37 von 44 Schlüsseltechnologien schlägt(5), könnten die Sanktionen gegen China letztlich nach hinten losgehen. Ebenso, wie die Sanktionen gegen Russland mehr Schaden in den Vasallenstaaten des Imperiums anrichteten, als in der russischen Wirtschaft. Und dazu geführt haben, dass die Ent-Liberalisierung der Wirtschaft in der russischen Gesellschaft akzeptiert wurde.
Klaus von Raussendorff beschreibt für den Freidenkerverband die nachvollziehbare Interpretation eines US-Analysten mit chilenischen Wurzeln, der in der Ukraine lebt. Dieser habe gesagt,
das Dokument des chinesischen Außenministeriums sei eine „klare Darlegung, warum es für China zu einem Krieg mit den Vereinigten Staaten kommen wird“.
„Er meint, das Dokument legt die Grundlagen für die eigene Rechtfertigung, dass China in den Krieg gegen die USA zieht. Und hier ist das schmutzige kleine Geheimnis: in einem Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und China werden die Vereinigten Staaten verlieren, und böse verlieren. Und wegen dieses Verlustes und wegen der daraus folgenden Panik und Hysterie ist es sehr wahrscheinlich, dass die Vereinigten Staaten Atomwaffen einsetzen werden, und was danach geschieht, weiß niemand."(5)
Ganz offensichtlich hat sich der Charakter der politischen Führung des Westens seit den Opiumkriegen nicht geändert. Über diese Demütigungen Chinas hat Wolfgang Effenberger bereits am 9. März ausführlich berichtet(8). China war damals nicht auf einen Krieg mit modernen Fernwaffen eingerichtet gewesen und musste letztlich den Niedergang des Reiches durch erzwungene Opiumimporte hinnehmen, und Teile des Landes für 100 Jahre als Kolonien abtreten. Diese Erniedrigung ist tief in der Kultur Chinas verwurzelt. Und diesmal, so der nationale Konsens, wird man nicht wegen fehlender Waffen einen Krieg verlieren.
Die Situation vor den Opiumkriegen war nicht unähnlich zur heutigen Situation. Der Westen war verschuldet, konnte die Importe aus China, die wertvollen Seidenstoffe und Porzellan sowie andere Kostbarkeiten, nicht mehr bezahlen. Deshalb musste man China zwingen, Opium ins Land zu lassen, um den Schuldenberg los zu werden und China weiter ausbeuten zu können.
Wieder ist es so weit, dass China der größte Gläubiger des Westens, insbesondere der USA ist. Und das dürfte ein weiterer Grund für den Krieg auf Seiten der USA sein: mit dem Kriegseintritt werden die USA alle Schulden in der einen oder anderen Weise für nichtig erklären. Ähnlich wie sie russische, afghanische, venezolanische oder iranische Staatsvermögen einfroren, bzw. umverteilten. Das wird dann das letzte Stück des neuen Eisernen Vorhangs sein, und die letzte Gelegenheit für Länder, sich zu entscheiden, auf welcher Seite des Vorhangs sie lieber leben möchten.
Die Dreiteilung der Welt
Im Moment erleben wir eine Dreiteilung der Welt. Hier das Imperium, die USA, mit seinen Vasallen und Verbündeten. Dort das Zentrum um welches sich eine neue multipolare Weltordnung organisiert, und dessen Kerne die Länder Russland, China, Iran, also die am stärksten durch die USA sanktionierten Staaten sind.
Einschub: Wobei man nicht missverstehen sollte, was Sanktionen, die nicht durch die UN organisiert wurden, in Wirklichkeit sind: Maßnahmen eines Krieges, beschönigend Wirtschaftskrieg genannt(9). Das gilt auch für Sekundär-Sanktionen. Also Sanktionen, welche die USA gegen Freunde verhängen, welche es wagen, gegen die Regeln des Imperiums zu verstoßen.
Mit anderen Worten sind die USA bereit, gegen jeden, auch Freunde, Krieg zu führen, denn Sanktionen sind Krieg. Zusätzlich muss nach Nordstream heute jeder Staat Angst haben, dass seine kritische Infrastruktur zerbombt wird.
Und nun kommen wir zum dritten Teil der neuen Weltordnung: Viele Staaten des so genannten "Globalen Südens", einige früher verbunden im Club der Blockfreien Staaten. Als deren Führung kristallisiert sich die nächste entstehende Supermacht, Indien heraus. Indien und andere aufstrebende Staaten, insbesondere in Afrika, aber auch in Asien, wollen eine Politik verfolgen, welche gute Beziehungen zu beiden sich derzeit bildenden Machtblöcken unterhält.
Ob diese Staaten, die vielleicht auch versuchen, ihren Vorteil aus dem Streit des Imperiums ed al gegen die Protagonisten der Multipolaren Welt zu ziehen, auf Dauer unabhängig bleiben können, ist zweifelhaft. Erst im Verlaufe des neuen großen Krieges: Imperium vs Multipolarismus wird sich herauskristallisieren, wie die Welt zukünftig aufgeteilt wird.
Die Panik der USA
Am 8. März fand eine Anhörung der Direktoren der wichtigsten Geheimdienste und des FBI über die Bedrohung durch China statt. Die Gemeinschaft der ehrenwerten Personen glaubt, dass China die größte Bedrohung für die vom Westen dominierte Weltordnung ist. Einer Weltordnung, die auf Regeln basiert, welche die USA bestimmen. Veröffentlicht wurde dann eine nicht geheime Version des Berichtes(10).
Darin heißt es, Peking versuche, "eine von China geführte Alternative zu den häufig von den USA und den westlich dominierten internationalen Entwicklungs- und Sicherheitsforen und Rahmenwerken zu entwickeln", was ja bekanntlich der Kern von BRICS ist. Und der Bericht „enthüllt“, dass China Programme wie die Belt and Road Initiative, die Global Development Initiative und die Globale Sicherheitsinitiative nutzt, um "Änderungen an internationalen Normen zu fördern, um staatliche Souveränität und politische Stabilität über individuelle Rechte zu stellen". Wobei mit „internationalen Normen“ nicht das Völkerrecht, sondern die „Regeln“ des Imperiums gemeint sind.
China sei "ein zentraler Bestandteil der globalen Lieferketten", wenn es um Halbleiter, seltene Erden, Batterien, Solarzellen und Arzneimittel geht. Dies "könnte ein erhebliches Risiko" für die USA und die westlichen Volkswirtschaften darstellen, wenn Peking "in der Lage wäre, seine Vormachtstellung geschickt für politische oder wirtschaftliche Zwecke zu nutzen". China könne möglicherweise seine dominante Position in dem Bereich nutzen, „um seine Ziele zu erreichen, wenn auch wahrscheinlich nicht ohne erhebliche Kosten für sich selbst."
Die US-Geheimdienste gehen davon aus, dass China die öffentliche Unterstützung für Russland einschränken wird, aber die "diplomatische, verteidigungspolitische, wirtschaftliche und technologische Zusammenarbeit" mit Moskau aufrechterhalten werde, um die USA "weiterhin herauszufordern".
Derweil in China
Einen der vielleicht wichtigsten diplomatischen Erfolge erzielte Peking durch das Zusammenbringen von Saudi-Arabien und dem Iran.(11) Jahrelang war ihre Feindschaft durch Israel und den USA ausgenutzt worden. Nun droht, aus Sicht des Westens, eine Annäherung der beiden wichtigen Länder des größeren asiatischen Umfeldes, den Einfluss der USA weiter zu verdrängen; es droht Frieden im Jemen und Syrien, in der Folge Druck auf die USA, die Besatzung Syriens aufzugeben, und sicher wächst auch der Widerstand gegen die US-Militärpräsenz im Irak weiter. Und erste Informationen zeigen schon, wie sehr sich die USA gegen den drohenden Frieden in der Region versuchen zu wehren.(12)
Deutschlands Haltung
Die Deutsche Politik ist einen Schiller‘schen Pakt mit dem Teufel eingegangen. Die staatstragenden Parteien CDU/CSU, SPD, FDP und Grüne haben so viele Leichen im Keller, nicht zuletzt durch die Corona-, und nun die Ukraine-Politik, dass es unmöglich erscheint, dass eine, egal wie zusammengesetzte Regierung, sich aus dem Vasallenstatus befreien kann.
Nachdem wir 20 Jahre Vasallendienste beim „Verteidigen Deutschlands auf dem Hindukusch“ geleistet haben, sind wir immer brav mit mindestens einem Kriegsschiff und ein paar Flugzeugen im Chinesischen Meer dabei. Und wenn es dann zum letzten Show-Down kommt, und anschließend zum Schwur, werden unsere staatstragenden Politiker wieder einmal über unsere Köpfe hinweg bestimmen, dass Deutschland ein Vasall des Imperiums bleibt, und nicht abrutscht in den Kreis der Länder, die lieber neutral bleiben, oder vielleicht sogar in einer multipolaren Weltordnung leben wollen.
Da wir in den letzten 2 Jahren lernten, dass man den Menschen die absurdesten Nachrichten als Fakten unterjubeln kann, wird der Widerstand dagegen, als Vasall und Opferanode für die US-Wirtschaftsinteressen zu dienen, gering bleiben. Man muss den Erzeugern dieser, in Jahrzehnten aufgebauten Situation, höchsten Respekt für das erreichte Maß an Indoktrinationsfähigkeit zollen.
Die Hoffnung ruht eher auf Frankreich und Italien. Sollte sich der sich abzeichnende Machtkampf innerhalb der EU zwischen Polen und Deutschland um den bravsten Vasallen der USA im Krieg gegen Russland verschärfen, könnte sich in Frankreich und Italien Widerstand aufbauen.
Hoffnungsschimmer
Vielleicht entschließt sich ein Teil der deutschen Politiker dann doch, Osteuropa, Polen und den USA zu überlassen und einen EU-Neuanfang mit einigen unwilligen westeuropäischen Ländern zu wagen. Und vielleicht könnten sie versuchen, im Rahmen dieses Unterfangens deutsche Souveränität zu erkämpfen, oder zumindest die derzeit nicht vorhandene Souveränität in einer westeuropäischen Neu-EU aufgehen zu lassen. Was immer noch besser wäre als der jetzige Zustand.
Allerdings müsste es dazu eine neue Generation von Politikern in den Parteien geben, die das Ruder übernehmen, und deren Akten bei der NSA noch nicht so gut bestückt, deren Leichen im Keller unbekannt oder nicht vorhanden sind. Vielleicht erleben wir ja auch das Wunder des Erfolgs einer neuen Partei Wagenknechts. Eine schwache und kleine Chance für Deutschland, aber ein Hoffnungsschimmer.
Quellen und Anmerkungen:
Der Autor twittert zu aktuellen Themen unter @jochen_mitschka 1) https://jomenschenfreund.blogspot.com/2012/06/begrundung-der-friedenspolitik-mit.html 2) „Diese Garantien müssen schriftlich festgelegt werden, niemand glaubt mehr mündlichen Versprechungen, wie die gegenüber Gorbatschow, dass die NATO keine Osterweiterung vornehmen werde. Und der Vertrag muss in der UNO ratifiziert werden. Das Regime in Kiew ist nicht demokratisch, sondern ultra-nationalistisch. Poroshenko ist ein Präsident mit abnehmenden Einfluss. Wenn das Regime in Kiew nicht seine Einstellung gegenüber Russland ändert, oder falls der Westen seine unbedingte Unterstützung von Kiew nicht beendet, geraten wir geradewegs in einen Krieg mit Russland.“ https://jomenschenfreund.blogspot.com/2015/03/cohengefahr-eines-vorsatzlichen-kriegs.html 3) https://www.fmprc.gov.cn/mfa_eng/wjdt_665385/2649_665393/202302/t20230220_11027664.html in deutscher Übersetzung: https://neinzurnato.de/die-us-hegemonie-und-ihre-gefahren/ 4) https://www.itreseller.ch/Artikel/97146/USA_sanktioniert_chinesische_Halbleiterproduktion_massiv.html 5) https://www.freidenker.org/?p=15446 6) https://www.washingtonpost.com/national-security/2023/01/27/us-general-minihan-china-war-2025/ 7) Beispiel: https://twitter.com/jochen_mitschka/status/1619696282792251392 8) https://staging.apolut.net/konflikt-verlagerung-nach-asien-von-wolfgang-effenberger/ 9) https://de.rt.com/der-nahe-osten/89109-un-botschafter-zu-syrien-einseitige/ 10) https://www.intelligence.senate.gov/sites/default/files/documents/unclassified_2023_ata_report.pdf 11) Ein interessanter Artikel https://korybko.substack.com/p/reassessing-mohammed-bin-salmans beleuchtet die Entwicklung des saudischen Herrschers Bin Salman (auch MBS genannt) von einem Iran hassenden Feind, der sogar geheime Friedensverhandlungen mit dem ursprünglichen arabischen Erzfeind Israel führt, hin zu einem pragmatischen Politiker, der die Interessen seines Landes möglicherweise über die eigenen Gefühle stellt. Auch seine Maßnahmen gegen Konkurrenten im Königshaus erscheinen in einem anderen Licht. Letzteres deutet darauf hin, dass die USA die treibende Kraft waren, der MBS etwas entgegen setzen will. Die Mitteilung über die scheinbar plötzliche Kehrtwende der saudischen Politik findet man hier: https://www.lemonde.fr/en/international/article/2023/03/10/iran-and-saudi-restore-ties-in-china-brokered-deal_6018848_4.html (m.E. scheinbar, weil schon ein Versuch der geheimen Friedensgespräche durch die Ermordung des iranischen Generals Soleimani anscheinend durch die USA verhindert worden war.) Vertiefende Nachricht über das Treffen: https://korybko.substack.com/p/the-chinese-mediated-resumption-of Siehe auch: https://www.indianpunchline.com/china-steps-up-a-new-era-has-dawned-in-world-politics/ „Dabei geht es um die Aussöhnung zwischen den beiden größten Regionalmächten in der Golfregion. Der Rückzug der USA bedeutet ein kolossales Versagen der amerikanischen Diplomatie. Er wird ein schwarzer Fleck im außenpolitischen Vermächtnis von Präsident Biden bleiben. Aber Biden muss die Schuld dafür auf sich nehmen. Dieses katastrophale Scheitern ist vor allem auf seinen Eifer zurückzuführen, seine neokonservativen Dogmen als Ergänzung zu Amerikas militärischer Macht durchzusetzen, sowie auf Bidens häufiges Beharren darauf, dass das Schicksal der Menschheit vom Ausgang eines kosmischen Kampfes zwischen Demokratie und Autokratie abhängt. China hat gezeigt, dass Bidens Übertreibungen wahnhaft sind und den Realitäten widersprechen. Wenn Bidens moralistische, unüberlegte Rhetorik Saudi-Arabien entfremdet hat, so stießen seine Versuche, den Iran zu unterdrücken, auf den hartnäckigen Widerstand Teherans. Letztendlich trieb Biden sowohl Riad als auch Teheran buchstäblich dazu, nach Gegenkräften zu suchen, die ihnen helfen würden, seine unterdrückerische, überhebliche Haltung zurückzudrängen. Der demütigende Ausschluss der USA von der zentralen Bühne der westasiatischen Politik stellt für die Supermacht einen Suez-Moment dar, vergleichbar mit der Krise Großbritanniens im Jahr 1956, in der die Briten erkennen mussten, dass ihr imperiales Projekt in eine Sackgasse geraten war und die alte Vorgehensweise - schwächere Nationen als angebliche Verpflichtung zur globalen Führung auf Linie zu bringen - nicht mehr funktionieren und nur zu einer katastrophalen Abrechnung führen würde." Auch für Pakistan hat die Widerannäherung von Saudi-Arabien und Iran weitreichende Konsequenzen: https://korybko.substack.com/p/the-unexpected-implications-of-the Denn in geheimen Teilen der Verträge soll vereinbart worden sein, dass keines der Länder terroristische Aktivitäten gegen das jeweils andere Land, oder Propaganda-Verbreiter, die das Ziel haben, das jeweils andere Land zu destabilisieren, unterstützt. Damit werden einige Gruppen in Pakistan arbeitslos. Und nach dem US-Putsch wird das Land mehr und mehr in der Region isoliert. Mehr Details über den Vertrag und zu den geheimen Sicherheits-Klauseln im Vertrag zwischen Iran und Saudi-Arabien findet man hier: https://thecradle.co/article-view/22445/exclusive-the-hidden-security-clauses-of-the-iran-saudi-deal „Eine etwas andere Bemerkung, die mit der regionalen Sicherheit zu tun hat - aber nicht Teil des Pekinger Abkommens ist -: Quellen, die an den Verhandlungen beteiligt waren, bestätigten The Cradle, dass die saudische Delegation während der Gespräche Riads Engagement für die arabische Friedensinitiative von 2002 betonte, die eine Normalisierung mit Tel Aviv vor der Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates mit Jerusalem als Hauptstadt ablehnt. Am bemerkenswertesten ist vielleicht die Tatsache, dass sich iranische und saudische Geheimdienstdelegationen fünf Tage lang in der chinesischen Hauptstadt trafen, ohne dass der israelische Geheimdienst davon erfuhr, und dies zeigt die Entschlossenheit der Parteien, eine Einigung ohne den Einfluss von Störern zu erzielen. Dies ist vielleicht ein weiterer Beweis dafür, dass China - im Gegensatz zu den USA - weiß, wie man in diesen unbeständigen Zeiten ein Abkommen zustande bringt. Zum Schluss noch die Meinung bzw. eher Hoffnung einiger Analysten, dass die Annäherung von Saudi-Arabien und Iran auch den Petro-Dollar zum Absturz bringen könnte, und damit die Hauptfinanzierungsquelle der ungeheuren Kriegsaufwendungen der USA. http://zububrothers.com/2023/03/13/the-iranian-saudi-rapprochement-will-deal-a-deathblow-to-the-dollar/ 12) https://thecradle.co/article-view/22436/us-and-saudi-policies-diverge-over-yemen Weiterführende Informationen: https://www.politikchronist.org/index.php/shop/product/83-jemens-freiheitskampf-softcover.html „Das ist die derzeitige interne Priorität Riads. Die USA hingegen, die Tausende von Kilometern von den Kämpfen entfernt sind, bestehen weiterhin darauf, den Jemenkonflikt im Spiel zu halten, um ihn als Druckmittel für ihre breiteren regionalen Strategien zu nutzen. Dazu gehört auch, die katastrophalen humanitären Folgen des Krieges auszunutzen, um den innenpolitischen Druck auf die Ansarallah [Anmerkung: Früher „Houthis“] zu erhöhen. Kurz gesagt: [US-Ziel ist] Durch eine Verlängerung des bestehenden Waffenstillstands bis ins Unendliche - allerdings nur unter der Bedingung, dass die Wirtschaftsblockade des Jemen fortgesetzt wird - eine Beendigung des Krieges ist nicht Teil des Plans Washingtons.“ 13) „Es begann mit einer Lüge“ https://www.youtube.com/watch?v=9jZecyCuz3E 14) „Im Herbst 1941, so die Revisionisten, waren die amerikanischen Entscheidungsträger zu dem Schluss gekommen, dass Japan die US-Flotte auf Hawaii angreifen würde, in der Überzeugung, dass die Vereinigten Staaten dann eine Lösung im Pazifik anstreben würden, wodurch Japan die Möglichkeit hätte, eine ostasiatische Gemeinsame-Wohlstandssphäre zu schaffen. Obwohl Roosevelt und seine engsten Berater im Außen-, Kriegs- und Marineministerium wussten, dass ein Angriff unmittelbar bevorstand, so die Revisionisten, alarmierten sie das Militär nicht, da sie glaubten, ein Überraschungsangriff würde einen überwältigenden Konsens für eine Beteiligung sowohl am europäischen als auch am pazifischen Krieg schaffen. Als Beweis für Roosevelts Doppelzüngigkeit führen sie die Tatsache an, dass die Regierung es versäumte, das Militär über entschlüsselte japanische Nachrichten zu informieren, die darauf hindeuteten, dass ein Angriff am 6. und 7. Dezember stattfinden würde.“ Aus https://www.britannica.com/topic/Pearl-Harbor-and-the-back-door-to-war-theory-1688287 Natürlich wurde dies von Mainstream-Historikern als unzureichend begründet abgelehnt. Wer sich aber mit den Einzelheiten beschäftigt, und den Wahlkampf analysiert, der zum Sieg Roosevelts geführt hat, wird sich eine eigene Meinung bilden. +++
Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
+++ Bildquelle: William Potter / shutterstock
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