Ein Kommentar von Willy Wimmer.
Die Besucher in Kiew haben es sonnenklar gemacht, wohin die Reise gehen soll. Außenminister Blinken und Verteidigungsminister Austin aus Washington haben Präsident Selenskj den Sieg über Russland in Aussicht gestellt. Der US-Verteidigungsminister hat zudem wenige Stunden vor einer amerikanischen Konferenz auf dem in Rheinland-Pfalz gelegenen Stützpunkt Ramstein dabei deutlich gemacht, was dafür nötig sein sollte. Eine aufgabengerechte Bewaffnung der ukrainischen Streitkräfte durch die NATO sei danach die Grundvoraussetzung. Die Frage nach der Dimension des Sieges wurde durch einen ehemaligen US-Botschafter in Kiew am gleichen Tag bei CNN beantwortet. Danach muß die Ukraine ein souveräner Staat innerhalb der international anerkannten Grenzen werden/bleiben.
Damit ist die berühmte Katze aus dem Sack. Donbass und Krim müssen zurückerobert werden. Damit wird offenbar, daß die Welt diesen Krieg in der Ukraine in Zusammenhang mit der Direktive von Präsident Selenskj vom Frühjahr 2021 zu sehen hat. Ende März 2021 stellte Präsident Selenskj die Rückgewinnung des Donbass und der Krim mit militärischen Mitteln in Aussicht, die Minsker Vereinbarungen hin oder her. Anders war auch im Winter der Aufbau der ukrainischen Truppen an der Kontaktlinie zum von Separatisten gehaltenen Donbass nicht zu erklären, unbeschadet des darauf offensichtlich abgestellten russischen Militäraufbaus in der über Wochen international diskutierten Größenordnung.
Für jede der beteiligten Seiten muss der von der OSZE notifizierte rollende massive Artillerieangriff der ukrainischen Verbände ab dem 16. Februar 2022 gegen den Donbass als Startschuss für die Umsetzung der Präsidentendirektive zur Rückgewinnung von Donbass und Krim gesehen werden. Am 24. Februar 2022 erfolgte der Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine. Die Erklärungen der US-Minister jetzt in Kiew machen deutlich, dass man mit allen Mitteln zu dem im Frühjahr 2021 von Präsident Selenskj ausgegebenen Ziel zurückkehren will.
Warum gab es diese Selenskj-Direktive überhaupt? Vor dem Hintergrund aller bekannten Abläufe und der Presseberichterstattung unmittelbar vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine sollte alles unternommen werden, Donbass und Krim „heim ins Reich“ zu holen, weil anders die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine in Übereinstimmung mit dem NATO-Vertrag nicht hätte möglich sein können.
Der Ministerbesuch in Kiew hat die Frage der NATO-Mitgliedschaft der Ukraine in diesem amerikanischen Sieg-Szenario wieder zur Ehre der Altäre erhoben. Dafür müssen deutsche Panzer auf die Krim rollen, damit im amerikanischen Interesse wieder die Gedankenlücken zu 1945 geschlossen werden und es auf Jahrhunderte hinweg nicht mehr zu einer vernünftigen Beziehung zwischen Russland und Deutschland kommt, wie deutsche Kanzler und die Kanzlerin es über Jahrzehnte hinweg versucht haben. Für jeden in der Welt dürfte klar sein, dass die USA den Nuland-Putsch in Kiew 2014 lediglich über diesen Krieg fortzuschreiben gedenken.
Das beantwortet auch die Habeck-Festellung im ZDF-Bericht aus Berlin am 24. April 2022. Minister Habeck dekretierte in gewohnter Überzeugungshaltung, dass die Ukraine uns in dem Krieg in der Ukraine verteidigen würde. Das müsste dann aber heißen, dass die deutsche Bundesregierung im Frühjahr 2021 der Selenskj-Direktive ihre ausdrückliche Zustimmung hätte geben müssen. Wenn ja, dann müsste man sich ernste Gedanken darüber machen, ob Deutschland damit offiziell „Kriegspartei“ geworden wäre.
Wenn nicht, dann ist es nicht „unser Krieg“ unabhängig davon, wie die gegen Deutschland gerichteten Zwangslagen in der NATO orchestriert werden.
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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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Bildquelle: EWY Media / shutterstock
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