Standpunkte

Der Weg der Gewaltlosigkeit | Von Rüdiger Lenz

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Ein Standpunkt von Rüdiger Lenz.

Der passive Widerstand ist ein allseitiges Schwert. Es kann auf jede Art benutzt werden. Es segnet den, der es benutzt, und den, gegen den es gesegnet wird. Ohne einen Tropfen Blut zu vergießen, erzeugt es dauerhafte Ergebnisse. Es kann nicht rosten und nicht gestohlen werden. Das Schwert des passiven Widerstands braucht keine Scheide. Es klingt seltsam, wenn Sie (die Herrscher, Anmerkung des Autors) behaupten, diese Waffe sei die Waffe der Schwachen. Glauben sie, die Schwachen behaupten sich gegen Gesetze und Herrschaft? Das tun die Starken, nicht die Schwachen. Wir weigern uns, mit unseren Herrschern zusammenzuarbeiten, wenn sie unsere Lebensinteressen gefährden. Das ist passiver Widerstand. Mahatma Gandhi.

Gewalt

Der Weg der Gewaltlosigkeit hat für viele Menschen etwas Heiliges an sich. Spricht man mit Menschen unterschiedlicher Einstellungen dazu, so glauben fast alle, sie könnten Gewaltlosigkeit in ihrem Wesen erst erreichen, wenn sie erleuchtet wären. Oft glauben sie, sie müssten dann wie Jesus oder Buddha werden, um selbst in den Zustand der Gewaltfreiheit oder der Gewaltlosigkeit zu gelangen. Allein die beiden Begriffe Gewaltfreiheit sowie Gewaltlosigkeit assoziieren bei den meisten Menschen ein Alleinstellungsmerkmal beim indischen Politiker Mahatma Gandhi. Im Westen hat man erfolgreich versucht, den Menschen Gandhi zu einem christlichen Mystiker zu erklären. Das aber war er nicht.

In Indien wird Gandhi, ähnlich wie Michael Gorbatschow in Russland, nicht sonderlich für dessen Friedensbemühen geachtet. Gorbatschow löste viel zu schnell die Sowjetunion auf und Gandhi spaltete Indien in zwei Länder, Pakistan entstand auf der Weltkarte. Gandhi schuf mit seinen Friedensabsichten zwei neue Atommächte. Hingegen werden beide im Ausland als Friedensfürsten gefeiert. Die einen sehen den Frieden, die anderen hingegen das Leid und die Gewaltvermehrung. Es liegt also in politischen Zusammenhängen des Friedens im Auge des Betrachters und es kommt stark darauf an, auf welcher Seite der Geschichte man steht.

Gorbatschow wurde einer der Väter der deutschen Wiedervereinigung, zusammen mit Helmut Kohl. Doch heute richtet die Regierung dieses wiedervereinten Deutschland einige Waffen und viel Gegröle gegen Russland. Dankbarkeit für das Geschenk der Wiedervereinigung und Demut den russischen 27 Millionen Opfern der Naziherrschaft tendieren beim vergesslichsten Kanzler der BRD Olaf Scholz, der gerne immer wieder aus der Zeit fällt, gegen Null.

Kann der Mensch überhaupt ohne Gewaltverhalten leben? Gibt es in der Natur so etwas wie Gewaltfreiheit? Wenigstens eine Oase davon? Was bedeuten diese beiden Begriffe überhaupt? Und, was ist Gewalt? Fangen wir bei der Gewalt an. Gewalt ist am leichtesten erklärt durch die Definition einer negativen Energie. Doch in Wahrheit ist damit nichts erklärt. Schauen wir uns eine Form der Gewalt einmal genauer unter der Lupe an. Was macht Gewalt mit denen, an denen sie ausgeübt wird. Nehmen wir den Schläger, der ein Opfer zusammenschlägt. Was passiert beim Opfer?

Zunächst passiert beim Opfer in der Regel das Auslösen von Angst vor der Realität, die ihm der Schläger aufzwingt. Das ist das Erste, was Gewalt anrichtet. Dann schlägt der Schläger zu und trifft sein Opfer. Es schmerzt ungeheuerlich und weitere Schläge treffen das Gesicht, den Bauch und weitere Teile des Opfers. Das Opfer sackt zu Boden, doch auch dort hören die Schläge nicht auf. Jetzt tritt der Schläger in das Gesicht des Opfers, in seinen Bauch und seinen Hals. Das Opfer schmeckt sein eigenes Blut und hat Knochen knacken gehört, auch am Schädel. Da das Opfer sich nicht mehr wehrt und sich nicht mehr bewegt, lässt der Schläger mit seinen Schlägen nach, vergisst aber nicht, auf das Opfer zum Abschluss zu urinieren. Der Schläger wertet sich über die von ihm erteilte Ohnmacht über das Opfer auf, fühlt sich mächtig und bedeutsam über seine Taten am Opfer.

Es gibt unzählige Formen solcher Gewalt (Fremdaggression), die sich im kollektiven Gedächtnis der Menschheit eingebrannt haben, so dass die meisten Menschen nur diese Form der Gewalt für Gewalt halten. Den Freiheitsentzug, das dabei entstehende Trauma beim Opfer, die Fülle an Wertverlusten an der Gesellschaft beim Opfer (niemand kann mich schützen) und und und, assoziiert der gewöhnliche Mensch dabei nicht. Gewalt hat auch etwas mit Freiheitsberaubung zu tun, mit Traumabildung beim Opfer und mit einem abfallenden Glauben an die Gesellschaft. Das sind wirkmächtige Auswirkungen.

Das Ein-Meter-Lineal deiner Gewalterfahrungen

Was ist mit psychischer Gewalt? Mit Zwang? Wie kann das Stockholm-Syndrom bei einem Menschen entstehen? Es gibt unzählige Formen der psychischen Gewalt, die oftmals schlimmere Folgen haben, als körperliche Gewalt. Was geschieht, wenn beide Formen, die körperliche und die psychische Gewalt über Tage, Wochen, Monate oder Jahre bei einem Opfer angewendet werden? All dies kann ich hier nicht zum Thema machen. Ich will grundlegende Muster der Gewalt offenlegen, damit wir einen Begriff von der Gewalt haben, den ich hier anwenden werde.

Gewalt ist Freiheitsraub, die körperlich und seelische Unversehrtheit wird versehrt und die Nachfolgen einer Traumabildung kann über Jahre beim Opfer unbemerkt zum ausblühen kommen, so dass es ihm für eine gewisse Zeit, vielleicht sogar lebenslang, ein Leben in der Gesellschaft unmöglich erscheint. Das, was mir geschah, kann jederzeit wieder geschehen, ich bin ungeschützt, die Gesellschaft greift nicht ein, sie hilft mir nicht. Nicht selten suizidieren sich Menschen nach Gewalttaten, die ihnen widerfahren sind.

Gewalt ist das Aufzwingen eines fremden Willens, der a) meine Freiheit raubt, b) mich an Seele und oder Körper versehrt und c) meine innere Welt, an der ich bisher einen Halt gefunden habe, haltlos macht (Trauma) und diese völlig zerstört.

Nehmen wir jetzt ein Ein-Meter-Lineal und sagen, jeder dort abgebildete Zentimer betrifft eine Form der Gewalt und einen Grad der Gewalt, so können wir erkennen, dass es sehr einfache und kaum spürbare oder messbare Gewalt gibt, bis beim Erreichen des Endes des Meters ein Atomkrieg die gesamte Menschheit in den Abgrund reißt.

Nehmen wir den ersten Zentimeter. Teilen wir ihn in zehn Millimeter und sagen, die ersten zehn Millimeter können schon vor der Geburt, im Mutterleib durch Gewaltverhalten an mir vollführt sein. Meine Eltern stritten ständig oder meiner Mutter wurde in den Unterleib getreten, sie nahm Drogen oder nebenwirkungsreiche Tabletten zu sich, trank viel Alkohol oder rauchte viele Zigaretten. Es gibt zahlreiche Formen der vorgeburtlichen Gewalt am Fötus.

Wenn wir der Gewalt gegenüber feinfühliger werden, so entsteht in uns und auch mit uns ein gänzlich anderes Bewusstsein über Gewalt, als wir es bisher hatten. Stellen wir die Frage, ob die Regelschulpflicht Gewalt sein könnte, so müssen wir darauf antworten, in den meisten Fällen ja. Ist die unfreiwillige Berufsausübung Gewalt an mir, so kommt dieselbe Antwort, in den meisten Fällen ja. Langzeitarbeitslosigkeit kann, muss aber nicht, damit korrelieren, dass man einer Arbeit nachgehen muss, der man niemals freiwillig nachgehen würde.

Das hierbei die Würde des zur Arbeit gezwungenen Menschen angetastet wird, ist den meisten Menschen nicht bewusst. Auch das ist Gewalt, weil es die Würde des Einzelnen antastet. Lieber aber ist den meisten Menschen die Sache als bodenlose Faulheit zu kompensieren, da ihnen die dafür gebotene Empathie mit der Zeit durch Anpassung fast vollständig abgeraspelt wurde.

Ein irreversibles Tool und eine Zeitmaschine

Es gibt sie, die Gewalt, die von dem System der Gesellschaft vorgegeben wird. Man nennt sie die Strukturelle Gewalt. Die strukturelle Gewalt hat viele Formen und Facetten. So ist es den meisten Menschen nicht im Ansatz bewusst, dass der größte strukturelle Gewaltmotor unser Geldsystem darstellt. In den letzten drei Jahren konnte jeder die Strukturelle Gewalt in Form eine Fake-Pandemie fühlen. Was aber nur ein kleinerer Teil der Menschheitsfamilie weltweit fühlen konnte. Auch bei dieser Scheinpandemie scheint es so zu sein, dass sie des Geldvermehrens ins Leben gerufen wurde. Viele Milliardäre wurden noch reicher und viele Milliardäre wurden durch sie geboren.

Da die Zahl der Menschen mit erheblichen Nebenwirkungen stetig weiter wächst und viele Pharmafirmen wie durch Geisterhand alle Impfungen und Medikamente gegen diese Nebenwirkungen sehr schnell parat hatten, ist davon auszugehen, dass sie genau wussten, was sie da im Verbund an der Menschheit angerichtet haben. Des einen Leid, des anderen Freud, sagt man. Die Nebenwirkungen sind eine riesige Bank, die ständig Geld in die Kassen vieler Pharmafirmen spült. Das Geld, das einst dem Handel diente, dient heute nur noch in einem geringen Teil dem Handel.

Es dient dem Geldvermehren an sich. Denn der Mensch strebt in diesem Geldsystem nicht nach irgendeiner Ware, die er sich zulegen möchte. Er strebt danach, immer mehr Geld zu verdienen. Denn dadurch kann er sich Wünsche erfüllen, die über jeder Ware stehen. Geld dient dem Geldvermehren, nicht mehr ausschließlich dem Handel und Warenverkehr. Überall wird das Geld herausgesaugt. Alles wächst oder wird teurer, doch der Lohn stagniert oder fällt. Zudem wird rationalisiert, was das Zeug hält. Doch der Geldberg steigt, weltweit.

Mittlerweile ist diese subtile Form der Gewalt in Gehorsam zum System umgewandelt worden und der Staat hat sein Teile- und Herrschespiel enorm erweitern können. Die Narrative, hinter denen Menschen für gewöhnlich stehen, haben sich extrem verhärtet. Sie sind in Scheinkämpfe verfangen. Die eine Seite verteilt soziale Gewalt, wie einst ein Marktschreier seine Bananen feilgeboten hat. Der Verlust des Einfühlens in sich selbst und in den anderen, ist für mich das Pathogen, an dem die ganze Menschheit leidet, es aber in einem großen Umfang ignoriert.

Nudging ist das Werkzeug der politischen und finanziellen Eliten, uns von unserer Empathiefähigkeit abzukoppeln. Wir leben in einer gewalthaltvollen Gesellschaft. Noch nie waren die Ersatzbefriedungen zahlreicher als heute, denen sich fast die gesamte Menschheit mit viel Eifer hingibt. Ersatzbefriedigungen stehen für individuelle Empathieeinschränkungen. Sie, die Empathieeinschränkungen haben jedoch den Nachteil im Vergleich zu echter Befriedigung, dass sie nie wirklich befriedigen können und so einen Motor bilden, der unersättlich bleibt.

Wenn man den Versuch unternimmt, allein den Begriff der Gewalt zu definieren, beginnt man zu verstehen, dass die Menschen in einem Geflecht von Gewaltformen, einem Mycel unterschiedlicher Gewaltpotenziale gegenübersteht, das aus uns Gefangene eines Systems gemacht hat, das uns pausenlose Gewaltangebote der unterschiedlichsten Arten macht. Die meisten dieser Angebote nehmen wir wahr, weil wir dadurch Spezialisten von Ersatzhandlungen und Ersatzwünsche geworden sind, weil wir fast alle unsere wahre Natur derart unterdrücken müssen, das wir sogar gegen sie zu kämpfen unser echtes Leben zu nennen, übernommen haben.

Dadurch mutieren wir sozial mal zu Tätern, ein anderes Mal zu Opfern des Systems. Ob wir die Gewalt und die beiden Formen Täter / Opfer als solche wahrnehmen oder sie mittels Empathiedefekt nicht mehr fühlen und damit als solches erkennen können, ist im Sinne seiner Wirkmächtigkeiten irrelevant. Gewalt, egal welche Form, ist seinem Wesen nach ein irreversibles Tool. Seine Wirkungen sind nicht mehr rückgängig zu machen, allenfalls kann man seine inneren Wirkungen lindern und die körperlichen Wunden zunähen oder durch Schönheitsoperationen bestmöglich wiederherstellen lassen.

Gewalt ist auch eine Art Zeitmaschine, vornehmlich in der Politik und der Wirtschaft. Man zerstört den Ruf einer Firma, oder dessen Unternehmer und eignet sich so Vorteile an, die man sonst nicht hätte. Der Krieg ist das beste Beispiel für eine solche Gewaltzeitmaschine. Wir sehen es gerade ganz deutlich in der Ukraine und im Gazastreifen. Putin schafft sich somit Fakten, die er ohne den Krieg vielleicht niemals erreicht hätte. Und Netanjahu könnte ohne den Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen nicht noch mehr Land für seine Nation okkupieren. Vielleicht hätte er es nie ohne diesen Krieg geschafft.

Gewaltloslösen und Gewaltminimierung

Kommen wir wieder zurück zum Kernthema, der der Gewaltlosigkeit und der Gewaltfreiheit. Kann es so etwas wie einen Weg der Gewaltlosigkeit oder gar der, der Gewaltfreiheit überhaupt geben? Ich bin Therapeut, Gewalt- und Friedensforscher und ich bin in meiner Arbeit zu dem Schluss gekommen, dass beide Wege Illusionen sind und es weder eine gewaltlose noch eine gewaltfreie Gesellschaft geben kann. Denn die Natur ist beides nicht. Sie ist ihrem Wesen nach auf Kooperation ausgerichtet, vernichtet jedoch tagtäglich selbst Millionen Tonnen Biomasse. Sie stellt jedoch tagtäglich dieselbe Menge auch wieder her.

Treiben wir es mit einem trivialen alltäglichen Beispiel auf die Spitze. Ich behaupte, dass sich weder der vegane Esser, noch der Fleischesser gewaltfrei oder gewaltlos in seiner Esskultur zeigt. Beim Fleischesser ist es offensichtlich, doch beim veganen Esser scheitert es an einer Illusion, die er sich vormacht, die aber nicht stimmt. Beide essen Lebewesen, Punkt, und damit üben beide Gewalt auf die Lebensformen aus, die in ihren Mägen zur Verdauung heruntergeschluckt werden. Frei von Gewalt kann niemand sein, schon alleine deswegen nicht, da die meisten Lebewesen sich von anderen Lebewesen und Lebensformen ernähren.

Doch ein jeder kann sich von seinem eigenen Gewaltverhalten loslösen, oder lernen, es zu minimieren, vorausgesetzt, ihm wird sein eigenes Gewaltverhalten überhaupt bewusst. Aus dem Weg der Gewaltlosigkeit wird so, der Weg des Gewaltloslösens und der Weg der Gewaltminimierung im eigenen Verhalten. Vorausgesetzt bleibt, a) dass es einem selbst bewusst werden will, was ich hier beschrieben habe und b), ob sich derjenige Mensch, dem dies bewusst geworden ist, sein Leben danach ausrichten will. An b scheitern die Meisten, denn die Gewohnheit ist der stärkste Verfassungsrichter im eigenen Haus der Bequemlichkeiten.

Der Weg des Gewaltloslösens ist bei näherer Betrachtung nur durch das Revidieren der eigenen Gewohnheiten gangbar. Und dann nur als einen Weg des sich selbst Ablösens von den eigenen möglichen Gewaltverursachungen bei sich selbst und bei den anderen. Als Schritt eins auf diesen neuen Lebensweg sollte gelten, sich achtsam gegenüber einer Verhaltensantwort auf die vielen Gewaltangebote in der eigenen Gesellschaft zu zeigen. Als zweiten Schritt sollte eine sich bewusst werdende Minimierung von Gewaltangeboten von mir ausgehen. Auch Schritte zur mentalen und körperlichen Selbstverteidigung können vollständig minimiert werden, doch dies gelingt nur dem, der sich schon länger mit der hier beschrieben Minimierung von Gewalt erprobt hat.

Geht man so vor, so öffnen sich automatisch mit der Zeit die eingekerkerte Empathiefähigkeit zu den anderen Menschen, zur ganzen Natur und zu den Mitgeschöpfen. Das kann zu Beginn überwältigend sein und der Sinn, eine Einheit in allem zu fühlen kommt wieder. Die Trennung von allem wird überwunden. Der Wunsch nach Frieden wird umfänglicher. Doch was sich dem inneren Auge am deutlichsten zeigt, ist, wie zerstörerisch unsere eigene Lebensweise ist, die dadurch besteht, wie wirkmächtig uns unsere Gesellschaft von uns selbst abgetrennt hat. In diesem Abgetrenntsein von uns selbst liegt unsere gesamte Zerstörungswucht dem Lebendigen gegenüber zugrunde. Spätestens hier angekommen erreicht uns die Demut vor dem Leben selbst und jegliches gottgleiche Getue versinkt in große Scham, sich jemals so großkotzig gegenüber der Schöpfung gezeigt zu haben.

Ohne Empathie bleibt die Gewalt

Wir leben ein Leben, dass sich nicht mit dem Leben deckt, das in uns verborgen liegt und dass wir draußen in Hülle und Fülle sehen können. Wer sich selbst von seiner in ihm anerzogenen und angepassten Gewaltkultur loslöst, ablöst, der wird wieder fühlen lernen, wie man als Lebewesen fühlt, so wie es von seiner Schöpfung gedacht war. Das ist im Umkehrschluss genau der Prozess, wie Gewaltmenschen erzeugt werden. Durch das Abtrennen von den eigenen Gefühlen, schon beim Säugling, dann beim Kleinkind und Kind und dann beim Jugendlichen und Erwachsenen, wird der Same der Gewalt zu einem Zerstörer an sich selbst und dann an andere.

Beginnen wir darüber zu sprechen, was die Ursache von all unserem selbsterzeugten Übel ist. Vom Anbrüllen bis zum Atombombekrieg ist es die Empathieferne der Menschen, die sie selbst erzeugt haben. Der Weg zur Heilung von unserer Zerstörungskrankheit ist das Wiedererlangen von Mitgefühl zu sich und zum Anderen. Meine Lebenskraft, die mich lebendig gemacht hat, ist in allen Lebewesen vorhanden. In jeder Blume, in jedem Baum oder Strauch, in jedem Tier. Es ist dieselbe, nicht bloß die gleiche Lebenskraft, die uns mitfühlen lässt beim anderen.

Sich selbst von den anerzogenen und kulturell übernommenen Bereitschaften zur Gewalt Abschied zu nehmen und seine Gewaltkultur zu minimieren, ist zuerst ein kräftezehrender Weg, da er das eigene Leben auf den Kopf zu stellen vermag. Doch wenn zur Gewaltminimierung die Gewohnheit einsetzt, wird dieser Weg normal werden. Sich vom eigenen Gewaltpotenzial loszulösen wird höhere Empathiefähigkeit zur Folge haben. Sie wird das individuelle spirituelle Tor öffnen, das zuvor verschlossen war.

Ich weiß, dass mein kleiner Kurs im Gewaltloslösen viel zu kurz war, um alle Aspekte aufzuzeigen, die ich hätte aufzeigen können, damit ich gänzlich verstanden werde in dem, was ich hier zum Ausdruck bringen will. Ich habe beispielsweise nichts über den Täter geschrieben. Warum treibt ihn die Gewalt an? Klar, aus Angst und Empathieverlust. Aber welche Angstformen treiben die unterschiedlichen Täter an? Der Kompass der Gewalttäter ist psychisch betrachtet immer derselbe, doch sind seine Nuancen unterschiedlich ausgeprägt.

Was unterscheidet einen politisch motivierten Gewalttäter wie Karl Lauterbach, Angela Merkel, Annalena Baerbock und Olaf Scholz von einem üblichen Serientäter, einem normalen Schläger, einem Investmentbanker oder einem ideologisch angetriebenen Staatsterroristen? Die Gretchenfrage bei solchen ist, was kompensieren solche Menschen? Sie alle gelten für einen Gewaltforscher als Gewaltserientäter. Das steht außer Frage. Staatlich legalisierte Gewalt bleibt Gewalt und wird von Tätern ganz oben angewiesen.

Willst du regiert werden?

Was der Weg des Gewaltloslösens im spirituellen Sinn bedeutet, habe ich hier mit keiner Silbe erwähnt. Wie so oft, müsste ich hier in Buchform das gesamte Wissen darüber abgeben, damit verstanden werden kann, was Gewalt und Gewaltloslösen ist und bedeutet. Die meisten Menschen denken, man müsse eine neue Regierung besetzen oder eine andere Staatsform etablieren. Ich bin mir in diesem Punkt einig wie in keinem weiteren, dass wir weder eine neue Staatsform, noch eine andere und bessere Regierung bräuchten. Genau ein solches Denken muss endlich überwunden werden.

Die Idee von einer Regierung, ähnlich der Jetzigen, ist grundlegend falsch, da sie auf einem Irrtum über uns selbst beruht. Die Idee einer Staatsregierung ist eine Normopathie, eine Krankheit, die wir in der Mehrheit nicht als solche erkennen. Genau dieser Irrsinnsglaube wird von jedem Menschen abfallen, wenn er den hier beschriebenen Weg des Gewaltablösens bei sich selbst zu gehen beginnt. Er wird sodann schnell zu sich sagen: Wie konnte ich mich nur derart verirren? Die meisten staatsgläubigen Etatisten sind Gewalttäter, denn sie sind sich einig im Ausüben des Gewaltmonopols des Staates. Jedoch sind sie sich in der Mehrheit darüber gar nicht bewusst. Hier sei anstelle eines ungläubigen Abwertens meines Textes die Bücher von Larken Rose, übersetzt ins Deutsche von Peter Müller, sehr zu empfehlen.

Der Weg des eigenen Gewaltloslösens hat jedoch einen Haken. Er ist gebunden an die Reflexionsfähigkeit und Mündigkeit des Einzelnen. Genau diese beiden befinden sich permanent im Krieg gegen das Lebendige in mir und in dir. Dieser Zwang zum Gehorsam gegenüber der Gesellschaft, ihr in allem zu folgen, in absolutem Gehorsam zum Staat und zu Regierungen zu sein, setzt ein Unfähigmachen fast aller zur eigenen Empathie voraus (Nudging). Wer aus einer solchen Gesellschaft ausbricht, wird bildlich gesprochen, mit einer Dornenkrone an ein ihn endsozialisierendes Kreuz geschlagen. Der Gewalttäter, egal in welchem Kleid und mit welcher Pose er erscheint, braucht den körperlichen Zwang, den Freiheitsraub und das Trauma, um Gefolgschaft seines Willens zu erwirken.

Der Gewaltverneinende braucht enorme Geisteskräfte, die er nur erlangen kann, wenn er sich seines Geistes gewahr wird und alle daraus kommenden Kräfte für seine eigene Friedensfähigkeit bündelt. Wer Frieden will, kann keine Macht wollen. Denn wer Macht will, kann keinen Frieden halten. Frieden halten kann nur, wer im anderen sich selbst und in sich selbst den anderen erkennen kann. Der Mensch ist ein bedürftiges Wesen, der den anderen braucht.

Geschichtsbücher, in denen immer nur die schlimmsten und größten Massenmörder aller Zeiten als Helden gefeiert werden, als Eroberer in unserem Sinn, pflanzen in uns die Gewaltpflanze ein. Einerseits darf niemand einem anderen einen Schaden zufügen, sagt das Gesetz, doch wenn der Staat einen Krieg will, dann soll die Kriegslust in allen zum Jubel führen. Für einen Gewaltforscher ist Gewalt immer Gewalt. Für einen solchen gibt es keine gute Gewalt, die einen Krieg rechtfertigt. Wer Kriegstüchtigkeit verlangt, verlangt in Wahrheit Empathielosigkeit. Wer einer Gesellschaft Empathielosigkeit abverlangt, missbraucht die Gesellschaft und ist damit allein schon ein Gewalttäter. Denn er verhindert im Einzelnen sein Ausblühen als kompletter Mensch, wie ihn die Schöpfung vorgesehen hat. Das ist es, was ein Verbrechen an der Menschlichkeit genannt werden muss.

Der Weg des Gewaltloslösens

Dennoch gibt es eine Form der Gewalt, die man als gut bezeichnen kann. Es ist die Form der Gewalt, die man einsetzt, um beispielsweise sein Kind mit zu viel Kraft daran hindert, über die Straße zu rennen, da man als Erwachsener das Auto wahrgenommen hat, dass das Kind überfahren hätte, hätte man nicht reflexhaft den Arm des Kindes ergriffen, mit zu viel Kraft, so dass das Kind vielleicht davon einen leicht bläulichen Arm hat. Diese Form der Präventivgewalt rechtfertigt jetzt aber nicht einen Präemptiv- sowie einen Präventivkrieg, wie er oft als Ausrede bei Kriegstreibern angewendet wird.

Der offenbar jederzeit abrufbare Massengehorsam zu Feindbildern jeglicher Art, das Abrufen der Tötungshemmung durch Kriegstüchtigkeit ist zutiefst entsetzend. Das geistige Medikament der Gewaltloslösung kann ihn von seiner tiefsten und verhängnisvollsten Krankheit, der Angst und Gewalt befreien, wenn er seine Geisteskräfte dorthin lenkt, wo seine Empathie wohnt. Nur dadurch, dass ihm dieses bewusst wird und er es in seinem Bewusstsein forthin abruft und durch sein Verhalten aufrecht erhält und ständig verifiziert, sobald er eine Gewalteinladung erhält, wird die Menschheit von ihrem Joch der Destruktivität gegen das Leben sich selbst befreien. In jedem Gewaltvermögen steckt auch das Potenzial, sich von ihm abzulösen.

Jeder Täter, der zwanzig Mal auf ein Opfer schlug, hatte zwanzig Mal die Möglichkeit zum Frieden mit seinem Mitmenschen. Es gibt keine Ausrede für willentlich vollzogene Gewalt. Es gibt keine Rechtfertigung für einen Kriegsbeginn, noch für einen Kriegseintritt. Nur die echte Selbstverteidigung darf Gewalt anwenden und ist insofern legitim, wenn sie die Verhältnismäßigkeit wahrt und den Frieden dabei so schnell wie möglich erzwingt.

Die Ignoranz und Gleichgültigkeit gegenüber dem hier verfassten treibt die Menschen seit Jahrhunderten gegeneinander auf, zerfetzt ihre Menschheitsfamilie in Stücke, Länder, Nationen, Bündnissen gegen einen erfundenen Feind, der nur dadurch zustande kommt, weil sie nicht mehr mitfühlen und ihre eigene Lebendigkeit scheuen, sogar vor ihr Angst haben. Jeder Einzelne muss sich mit den Geisteskräften wappnen, die ihn in die Lage bringen, im anderen alles Mögliche zu sehen, nur keinen Feind. Jeder Mensch kann die Freiheit eines anderen mitvergrößern, sobald er seine Angst vor der Freiheit verliert, sie überwindet und seine Empathiefähigkeit vergrößert.

Nicht andere Menschen als seine Feinde müsste er besiegen, schreibt Eugen Drewermann in seinem Buch, Nur durch Frieden bewahren wir uns selbst, sondern seine Angst vor den anderen. Wenn es uns nicht gelingt, diesen Bewusstseinsschritt zu gehen, jeder für sich, dann wird uns unsere Gewalt als ein anthropogen verursachter Zerstörungtsunamie selbst zur Geschichte der Biologie werden lassen. Wir werden uns selbst ausrotten.

Jeder erkenne hierin seine Zuständigkeit und Mitwirkungspflicht gegenüber den noch nicht Geborenen. Wer hingegen noch immer aus der Gewaltfreiheit, der Gewaltlosigkeit oder des Gewaltloslösens ein Plakat macht und es hochhält, der vergrößert die Illusion am Frieden. Der Weg des Gewaltloslösens in jedem Einzelnen selbst ist der Weg zum Frieden und zur Menschheitsfamilie. Wer ihn gehen will, der soll ihn gehen. Und wer ihn geht, der geht in die einzige Zukunft, die wir Menschen haben.

Quellen und Anmerkungen

Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: AlanMorris/ shutterstock


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