Ein Standpunkt von Felix Feistel.
In jüngster Zeit werden aus der Regierung immer wieder Vorwürfe an die Bevölkerung laut. Die Deutschen, so sind sich Finanzminister Christian Lindner und Wirtschaftsminister Robert Habeck einig, seien zu faul. Sie arbeiteten zu wenig, deshalb will Lindner den Deutschen wieder „Lust auf zusätzliche Leistung machen“. (1) Der Leistungsfetisch, eine typisch deutsche Geisteskrankheit, die zu einer moralischen Kategorie aufgeblasen wird, hält wieder Einzug in die gesellschaftspolitische Debatte. Nachdem in den vergangenen Jahren der Trend eher zur Arbeitsverkürzung und Bedingungslosem Grundeinkommen ging, ist der Deutsche nun plötzlich wieder zu faul, soll mehr arbeiten und dazu zu „zusätzlichen Leistungen“ angespornt werden.
Was das bedeutet hat sich in der Vergangenheit schon häufiger gezeigt. Denn das Narrativ von der Faulheit wird stets benutzt, um einschneidende Maßnahmen in die Sozialpolitik vorzunehmen. Die Deutschen zu zusätzlichen Leistungen anzuspornen bedeutet, die Sozialhilfe, die Bezüge der Arbeitslosen, und vielleicht auch die Leistungen der Krankenkassen zu kürzen, und den Mindestlohn abzusenken, dafür aber Beiträge und Steuern zu erhöhen. Denn wer faul ist, der benötigt, so die Idee, einen kräftigen Tritt in den Hintern, da er es sich ansonsten in der sozialen Hängematte bequem macht.
Schon die Einführung von Hartz IV unter dem vorgeblichen Sozialdemokraten Schröder und der massive Zwang, der mit diesem System einherging, wurden damit gerechtfertigt. Die faulen Arbeitslosen, so das Mantra damals, würden von allein einfach nicht mehr in die Gänge kommen. Sie seien es gewohnt, sich in der sozialen Hängematte auszuruhen, und dort auf unser aller Tasche zu liegen. So wurde der Hass auf Arbeitslose geschürt, und die Akzeptanz für den Abbruch der sozialen Errungenschaften dieses Landes gefördert. Anstatt die strukturellen Ursachen der Arbeitslosigkeit und vielleicht auch die damit einhergehenden, psychischen Krankheiten anzugehen und zu beseitigen, wird die Schuld einfach auf die Arbeitslosen verlagert, und der Arbeitslose zu einem Parasiten erklärt, der uns alle aussauge.
Auch die finanzielle Erpressung Griechenlands im Zuge der Eurokrise wurde auf diese Weise gerechtfertigt. Die Griechen, so damals der Tenor, seien einfach faul, und deshalb pleite. Sie würden sich auf Kosten anderer EU-Länder einfach in der Hängematte ausruhen und Ouzo trinken. Echte, harte Arbeit kennen sie einfach nicht, und das konnte ja nur in einer Pleite dieses Landes enden. Die Bildzeitung verstieg sich dabei gar zu der Forderung, „Verkauft doch eure Inseln, ihr Pleite-Griechen.“ Es war wieder das Narrativ von der Faulheit einer bestimmten Menschengruppe, die auf Kosten anderer leben würde, denen man jetzt einfach mal den Geldhahn abdrehen müsste.
Unter diesem Vorwand wurden den Griechen extreme Sparmaßnahmen aufgezwungen. Die Troika aus EZB, EU-Kommission und IWF, allesamt demokratisch nicht legitimierte Organe, haben den Griechen die Renten gekürzt, die Arbeitszeit verlängert und den Ausverkauf des Landes gefördert, unterstützt von der damaligen deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem damaligen Finanzminister Wolfgang Schäuble. Die Folgen waren stark wachsende Armut, Hunger, Arbeitslosigkeit, ein Anstieg der Suizidraten und des Drogenmissbrauchs. Das Land wurde an ausländische Konzerne ausverkauft, und selbst die durch die Syriza-Regierung einberufene Volksabstimmung, die sich mehrheitlich gegen die Maßnahmen aussprach, konnte diese Zerstörung des Landes nicht aufhalten.
Die Propaganda von der Faulheit soll dabei suggerieren, dass die Opfer dieser Politik selbst die Schuld an ihrer Misere tragen. Sie lenkt von den eigentlichen Ursachen ab. Statt also die Fehlkonstruktion des Euroraumes zu thematisieren, und den Exportfetisch Deutschlands, der zwangsweise dazu führt, dass Länder wie Griechenland, die weniger produzieren und über kleinere Volkswirtschaften verfügen, in die Schieflage geraten, anstatt auf die Profite deutscher Banken im Zuge der an Griechenland bereitgestellten Kredite zu verweisen, die von Griechenland direkt in die Taschen der Banken zurückflossen, und damit eine versteckte Umverteilung auch der Gelder deutscher Steuerzahler an die Banken darstellten, wurde einfach der faule Grieche zur Ursache allen Übels erklärt. Derselbe propagandistische Trick kommt immer wieder zur Anwendung.
Wären die Arbeitslosen oder die Griechen einfach nicht so faul, dann könnte es ihnen jetzt besser gehen, diese Vorstellung soll durch diese Propaganda bei den Menschen geweckt werden. Anstatt auf unser aller Tasche zu liegen, sollen sie sich jetzt einfach mal selbst ein bisschen anstrengen. Dass die Griechen schon damals im Durchschnitt mehr arbeiteten, als die Deutschen kam dabei in der Debatte kaum vor. Passenderweise sind die Griechen heute den Deutschen ein Vorbild: Denn jüngst wurde beschlossen, die 6-Tage-Woche einzuführen. Zunächst nur auf freiwilliger Basis. Denn die Griechen hätten erkannt, dass Wirtschaftswachstum nur mit mehr Arbeit ginge. (2) Der Mainstream ist also nun, 9 Jahre nach der Eurokrise, voll des Lobes für eine Politik des Sozialabbaus und der Arbeitszeitverlängerung. Diese erfolgt zwar zunächst noch auf freiwillige Basis, könnte sich aber in absehbarer Zeit zum Zwang weiterentwickeln. Das Spiel ist bekannt. Deutschland, so heißt es, soll sich nun daran ein Beispiel nehmen, ist vom Lehrmeister zum Schüler geworden.
Nun sind es also die Deutschen, die sich ein Vorbild an den Griechen nehmen sollen. Die Deutschen sind heute angeblich die Faulen, sollten mehr arbeiten, mehr „Leistung“ zeigen. Das geht von einem Finanzminister aus, der den Deutschen noch weiter in die Tasche greifen will, als er es sowieso schon tut. Schon seit Amtsantritt greift er nach der Rente, um diese zu kürzen, und sie dem Finanzkapital auszuliefern. Mit der Aktienrente wird die Alterssicherung der Menschen der Willkür der Spekulation und der Profitinteressen des Kapitals ausgeliefert, welches dabei die einzige Partei ist, die davon profitiert. Auch die Leistungen von Arbeitslosen stehen unter Beschuss. (3) Diese sollen gekürzt werden, vor Allem, wenn es sich um Langzeitarbeitslose handelt. Gleichzeitig aber wird mehr Geld in Rüstung investiert, als jemals zuvor. Deutschland muss also zur Erreichung der Kriegstüchtigkeit seine Arbeitslosen und sozial Benachteiligten noch weiter benachteiligen.
Denn die Faulheit der Deutschen sei Schuld daran, dass die Wirtschaft lahmt, und es in diesem Land einfach nicht so wirklich voran geht, so der suggerierte Zusammenhang. Was dabei verschleiert werden soll ist nicht nur ein weiterer Angriff auf die sozialen Sicherungssysteme, die Auslieferung an den Kapitalmarkt und die gewaltsame Verfütterung der Deutschen an das Kapital, sondern auch die Ursachen für den Niedergang Deutschlands. Denn stellt man die Faulheit der Deutschen in den Mittelpunkt, ein Konzept, das ohnehin ein moralisches Erpressungsinstrument darstellt, dann ist es nicht die verfehlt Politik der Ampel mit ihren Sanktionen gegenüber Russland, der unwidersprochenen Sprengung von Nord Stream und der Verzicht auf billiges, russisches Erdgas und Erdöl, die Deutschland in den Abgrund getrieben haben. Es ist nicht die dadurch entstandene Verteuerung der Energie, die Zerstörung von Lieferketten in vielen Branchen durch Lockdownpolitik und Sanktionen. Es ist nicht der Angriff auf die Kleinbauern, denen die Arbeit immer weiter erschwert wird. Es ist nicht die Klimapolitik, welche den Betrieben und Menschen immer mehr Beschränkungen auferlegt. Es ist nicht das Spardiktat, das dazu führt, dass kein Geld in Infrastruktur, in Krankenhäuser, in das Gesundheitssystem oder in Schulen gesteckt wird. Es ist auch nicht die gescheiterte Bildungspolitik, die aus den Kindern ideologisch verstrahlte und schlecht ausgebildete Arbeitskräfte macht.
Es ist auch nicht das kapitalistische System, das sich in einer fortgesetzten Dauerkrise befindet, nicht ein Geflecht aus Oligarchen, Stiftungen und Konzernen, die sich alle Bereiche des Lebens aneignen, und denen diese bereitwillig ausgeliefert werden, indem sie zuerst kaputt gespart und dann billig verkauft werden, was ja auch der Sinn und Zweck all dieser Maßnahmen ist. Es ist kein kaputtes Fiat-Geldsystem, das zu einer immer höheren Verschuldung und zu einer Ausweitung der Geldmenge führt, und dabei immer droht, zu kollabieren, wobei Banken mit immer größeren Summen gerettet werden müssen. Nein, all diese strukturellen und politisch gewollten Dinge sind nicht die Ursache, es ist stattdessen der Deutsche, der einfach zu faul zum Arbeiten ist.
Doch nehmen wir die Aussagen Lindners und Habecks einmal einen Augenblick ernst, und gehen davon aus, der Deutsche müsse mehr arbeiten. Die nächste Frage, die sich stellt, lautet dann: wo soll der Deutsche denn mehr arbeiten? Denn Deutschland befindet sich, auch wenn sich die Minister dieser Einsicht verweigern, in einer Rezession. Die deutsche Wirtschaft schrumpft, und das nicht, weil die Deutschen nicht genug arbeiten. Die Entscheidungen der Ampel haben dazu geführt, dass immer mehr Betriebe die Pforten schließen, Unternehmen abwandern und die Arbeitslosigkeit steigt. Die offizielle Arbeitslosigkeit liegt im Juni bei 5,8 Prozent, und damit 0,3 Prozent höher als im Vorjahresmonat. (4). Dass die offiziellen Zahlen jedoch enorm beschönigt werden ist kein Geheimnis. Daher muss von einer noch höheren Quote ausgegangen werden. Doch wo sollen all diese Menschen arbeiten, wenn es immer weniger Arbeitsplätze gibt, da immer mehr Unternehmen abwandern und Betriebe aufgeben müssen? Die Zahl der Pleiten in Deutschland ist in den letzten Monaten massiv angestiegen. (5) 11.000 Firmenpleiten wurden in der ersten Jahreshälfte dieses Jahres verzeichnet, und damit 30 Prozent mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres. Die Pleitewelle betrifft alle Wirtschaftsbereiche, doch besonders hat es die Dienstleistungsbranche getroffen, mit einem Plus von 35 Prozent. (6) Damit hat die Zahl der Pleiten den höchsten Wert seit 2016 erreicht. Was dabei stets unter den Tisch fällt: Die Erhebung der Unternehmenspleiten begann erst 2016. (7) Faktisch ist die Zahl der Firmenpleiten so hoch, wie noch nie, seit diese Zahl erhoben wird.
Nun also erneut die Frage an Herrn Lindner und Herrn Habeck: Wo sollen die angeblich so faulen Deutschen denn nun mehr arbeiten, wenn es immer weniger zu arbeiten gibt? Und könnte es nicht sein, dass die Politik der ökonomischen Zerstörung der letzten 4 Jahre ein bisschen dazu beigetragen hat, dass sich Deutschland in einer Rezession befindet? Eine Verantwortung der einzelnen Deutschen gibt es dabei nicht. Denn es war nicht die Faulheit der Deutschen, die Nord Stream gesprengt hat. Das waren die USA. Es war auch nicht die Faulheit der Deutschen, welche die Energiekosten massiv in die Höhe hat schnellen lassen. Das waren die Amerikaner sowie die EU mit ihrer Sanktionspolitik. Es war auch nicht die Faulheit der Deutschen, die dazu geführt hat, dass allein in diesem Jahr 11.000 Betriebe die Pforten schließen mussten. Das waren die Amerikaner und die EU, und die überflüssige Lockdownpolitik zweier Regierungen.
Doch von diesen ökonomischen Zusammenhängen, die sich unseren Ministern offenbar nicht erschließen, abgesehen, gibt es auch noch weitere Hindernisse für Deutsche, die mehr arbeiten wollen. Da sind zum einen die Einkommens- und Lohnsteuern. Wer mehr arbeitet, zahlt automatisch mehr Steuern, wodurch ihm von seiner Arbeit nicht allzu viel übrig bleibt. Die Motivation, mehr zu arbeiten, ist dadurch eher gering. Noch stärker fällt dieser Effekt für Selbstständige und Freiberufler aus. Denn hier gibt es zunächst einen Steuerfreibetrag von etwa 10.000 Euro für alleinstehende Freiberufler, und 20.000 für verheiratete Paare. Verdient man weniger als diesen Betrag im Jahr, zahlt man keine Steuern. Verdient man auch nur geringfügig mehr, werden direkt Steuern fällig, wodurch einem von den zusätzliche Einnahmen kaum etwas übrig bleibt. Bei Selbstständigen, die ein Unternehmen, etwa einen Handwerksbetrieb haben, werden auch noch Gewerbesteuern und Unternehemenssteuern fällig.
Hinzu kommt ein fehlkonstruiertes Sozialsystem. Dazu genügt als Beispiel die Krankenkasse. Wer als Angestellter arbeitet, der bekommt die Hälfte seines Beitrages vom Arbeitgeber bezahlt. Das führt im Ergebnis zwar nur dazu, dass der Arbeitnehmer weniger Lohn erhält, vermittelt aber den Eindruck geringerer Kosten für die Krankenkasse. Dasselbe gilt für die Rente und andere Sozialbeiträge. Wer als Selbstständiger arbeitet, der hat weniger Glück. Hier gibt es Bemessungsgrenzen, die vom Einkommen bestimmt werden. Schon ganz ohne Einkommen wird monatlich für Krankenversicherung, Pflegeversicherung und ein nicht näher bezeichneter „Zusatzbeitrag“ ein Betrag von etwa 225 Euro fällig – Ein Wert, der nebenbei bemerkt ständig angehoben wird. Verdient man nur ein bisschen mehr als 1000 Euro im Monat – ein Einkommen, mit dem man in vielen Städten nicht einmal die Miete bezahlen, geschweige denn davon leben kann – erhöht sich dieser Beitrag entsprechend. Letztlich kann es also sein, dass man bei höheren Einnahmen letztlich weniger Geld zur Verfügung hat, weil die Krankenversicherung und die Steuern die Mehreinnahmen auffressen, und noch mehr verlangen.
Nun könnte man versuchen, diese Ausgaben zu senken, beispielsweise indem Ehepartner sich in einer Familienversicherung gemeinsam versichern. Das ist möglich – aber nur wenn einer der beiden Partner weniger verdient als etwa 500 Euro im Monat. Wird dieser Betrag überschritten, dann muss sich dieser Partner selbst versichern – und zahlt etwa 225 Euro im Monat. 500 Euro, das ist weniger als die derzeitige Minijobgrenze von 520 Euro, und weit weniger als das Existenzminimum in Deutschland. Leben kann man davon nicht, aber die Krankenkasse will ihren Anteil von diesen kärglichen Einnahmen.
An Beiträge an die Arbeitslosenversicherung oder auch nur in die Rentenkasse ist bei all dem noch gar nicht zu denken. Hinzu kommt, dass sich die Regierungen ständig neue Steuern ausdenken. CO2-Steuern, die auf den Verbraucher umgelagert werden verteuern die Preise für alles, und werden zudem ständig angehoben, um einer Klimaideologie Rechnung zu tragen, und diese zur Auspressung der Menschen zu benutzen.
Ähnlich ergeht es Arbeitslosen, die versuchen, sich wieder in die Arbeitswelt zu integrieren. Jeder noch so geringe Zuverdienst wird von den Bezügen abgezogen, sodass dem Sozialhilfeempfänger am Ende kein Euro mehr zur Verfügung steht, als wenn er nicht arbeiten würde. Hinzu kommt, dass ab einem gewissen Punkt die Miete und die Krankenkasse wieder selbst getragen werden müssen, was, siehe oben, schnell dazu führen kann, dass am Ende sogar weniger Geld zur Verfügung steht, als wenn man sich einfach vom Bürgergeld finanzieren lässt. Das gilt vor allem bei schlecht bezahlten Arbeiten, die gerade einmal den Mindestlohn einbringen, ein Lohn, für den sich der Aufwand einfach nicht lohnt. Hinzu kommen auch Steuern, die das Einkommen weiter abschmelzen lassen. Es ist kein Wunder, dass sich viele letztlich dafür entscheiden, lieber gar nicht zu arbeiten. Sie haben davon höchstens Nachteile. Ähnlich ergeht es Rentnern, die neben ihrer Rente noch ein paar Stunden arbeiten wollen. Denn auf dieses zusätzliche Einkommen werden horrende Steuern fällig, die letztlich von dem Einkommen kaum etwas übrig lassen.
Das deutsche Steuern- und Sozialsystem setzt also überhaupt keinen Anreiz, mehr zu arbeiten, da man dadurch nur mehr Geld bezahlen muss, ohne davon in irgend einer Weise zu profitieren. Oft ist es sogar so, dass man durch geringfügig höheres Einkommen am Ende weniger Geld übrig hat. Dieser Vorgang der kalten Progression ist ein altbekanntes Phänomen, und wird bereits seit Jahrzehnten kritisiert. Etwas daran zu ändern fällt aber niemandem in Regierungsverantwortung ein. Dabei wäre das ein einfacher Ansatz, um überhaupt Anreize zu setzen, mehr zu arbeiten. Und das soll nicht bedeuten, das Sozialsystem zu schleifen, und die Krankenkassen abzuschaffen, zumindest nicht, so lange es kein kostenloses Gesundheitssystem gibt, das staatlich finanziert wird, wie das beispielsweise in England der Fall ist. (8) Aber statt sich dieses Problems anzunehmen schlägt die CDU vor, dass sich Versicherte mehr mit eigenen Leistungen an ihren Behandlungen beteiligen sollen um das Finanzierungsloch der Krankenkassen zu schließen. (9) Der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Tino Sorge, sprach in diesem Zusammenhang von einer „Flatrate-Mentalität“ und offenbarte damit seine menschenverachtenden Ansichten. Die arbeitenden Menschen sollen also noch mehr geschröpft werden, um ein kaputtes System zu retten, das hauptsächlich als Umverteilungsinstrument der Pharmaindustrie fungiert, und dabei nutzlose bis schädliche Behandlungen den Patienten und Ärzten geradezu aufnötigt.
Doch es soll der faule Deutsche sein, der Schuld ist an der Schieflage in diesem Land. Der faule Deutsche hat die deutsche Bahn kaputt gespart, hat die Straßen und Brücken marode werden lassen und kein Geld in die Hand genommen, sie zu reparieren. Der faule Deutsche hat den Krieg gegen Russland angezettelt und die Sanktionen gegen dieses Land immer weiter eskalieren lassen. Der faule Deutsche hat dafür gesorgt, dass die Energiekosten steigen, und nicht die absurden Sanktionen sowie eine EU-weite Strombörse, die dazu führt, dass Strompreise massiv ansteigen, und manchmal auch über Nacht explodieren. (10)
Das Gerede von der Faulheit lenkt von den eigentlichen Ursachen der Zerstörung ab: Das System des Finanzkapitals, das immer absurdere Mengen von Geld produziert, verwaltet und damit spekuliert, und die Verluste bei jedem Crash systematisch auf die Bevölkerung abwälzt. Der Kapitalismus im Endstadium ist in die Phase der Kannibalisierung übergegangen. Er ist an sein Ende angelangt und muss mit Gewalt in eine neue Phase überführt werden. Dabei nutzen finanzstarke Akteure diese Phase, um die Macht über alle Bereiche des Lebens in ihren Händen zu konzentrieren, und das System in einen neuen Feudalismus zu überführen. Sie konzentrieren immer mehr Vermögen in ihren Händen, was im Umkehrschluss dazu führt, dass immer weniger für den Rest der Menschen übrig bleibt. Dieser Rest wird dann in Konkurrenz zueinander um die Brotkrumen gedrängt, und mit Druck von oben zu mehr Arbeit und mehr Leistung angehalten, obwohl es immer weniger zu leisten gibt, und die Menschen ohnehin durch Automatisierung, Digitalisierung und KI überflüssig gemacht werden.
Gleichzeitig sind diejenigen, die permanent von Leistung reden diejenigen, die selbst am wenigsten leisten. Finanzminister Christian Lindner oder Wirtschaftsminister Robert Habeck haben in den letzten Jahren erstaunliche Nichtleistungen an den Tag gelegt, indem sie einfach die Zerstörung Deutschlands tatenlos zugelassen, und allenfalls mit einigen Phrasen versehen haben. Und nun sichern sie die groß angelegte Umverteilung, die seitens des Kapitals von unten nach oben stattfindet, mit ihrer Beschimpfung der Deutschen als faul ab. Damit wird ideologisch der nächste Angriff, die weitere Ausplünderung der Bevölkerung vorbereitet. Die Privatisierung von Land und Infrastruktur schreitet munter voran und ist der nächste Schritt in die Privatisierung des gesamten Staates. (11) Blackrock, Vanguard, State Street und einige Oligarchen schwingen sich zu den neuen, globalen Feudalherren auf, und zwingen die Menschen in die absolute Armut und Eigentumslosigkeit, und damit in die totale Abhängigkeit von ihren Produktionsketten, die auch die Nahrungsmittelversorgung, basierend auf Laborfleisch, Indoorfarming und Insekten, mit einschließen wird.(12)
Während immer mehr Deutsche darum ringen, überhaupt über die Runden zu kommen, während die Lebensmittelpreise seit 2020 um über 30 Prozent gestiegen sind (13), die Mieten binnen zwei Jahren um 8,7 Prozent (14), die Reallöhne im vergangenen Jahr aber lediglich um 0,1 Prozent (15) sollen die Deutschen in einer Wirtschaft, die immer weniger Arbeit und immer weniger Geld bereit stellt, mehr arbeiten, und von diesem Mehr an Arbeit dann selbstverständlich auch mehr an den Staat und das Sozialsystem abgeben, womit sie im Ergebnis weniger oder genau so viel Geld zur Verfügung haben. Damit machen Habeck und Lindner sich zu Erfüllungsgehilfen des globalen Finanzkapitals, das die Menschen in die Sklaverei zwingt und immer größere Teile des weltweiten Eigentums in seine Hände konzentriert. Der neueste Plan ist es, sogar Trinkwasser und Atemluft zu privatisieren, für deren Nutzung die Menschen dann natürlich zahlen müssen, eine logische Fortschreibung der CO2-Steuer. (16)
Die ideologische Vorbereitung der Bevölkerung, die diese Versklavung dann bereitwillig akzeptiert, gedeiht unter Anderem auf einem zur Ideologie gewordenen Leistungsfetisch, der zu einem moralisch aufgeladenen Ideal vor allem der konservativen und rechten Kräfte wurde, ebenso wie der Klimawandel ein ideologisches Leitmotiv linker und grüner Kräfte darstellt. Dabei wurde Leistung zu einem Wert an sich, ohne einen Bezug zu einem bestimmten Objekt aufzuweisen, und konnte damit in jede nur denkbare Richtung manipuliert und missbraucht werden. Leistung wird nicht mehr erbracht, um etwas zu erreichen, beispielsweise ein Gebäude zu errichten, sondern findet nur um ihrer selbst willen statt. Sie ist damit eine krankhafte Neurose der Deutschen, die sich einem Leistungszwang ausgesetzt sehen, ohne überhaupt zu wissen, was sie leisten sollen, und welchen Zweck diese Leistung überhaupt erfüllt. In der Regel erfüllt sie dabei den Zweck, reiche Menschen, die selber keinerlei Leistung erbringen, noch reicher zu machen. Faule Reiche leben damit auf unser aller Kosten und liegen in der sozialen Hängematte.
Den Profiteuren dieser Ideologie kommt dabei zugute, dass auch die Oppositionsparteien CDU und AfD an dieser Ideologie, und an dem zugrundeliegenden System, das Reichtum von unten nach oben umverteilt, nichts ändern wollen. Auch sie sind dem Leistungswahn verfallen, und wollen schon lange Hand an das Sozialsystem und die Arbeitszeitbegrenzung legen. Kein Wunder, kommen zentrale Figuren wie Friedrich Merz und Alice Weidel direkt aus den Zentren des Finanzkapitals. Und auch der Blick auf andere Länder, die rechte Parteien an die Macht gehoben haben, zeigt, dass sie den Ausbeutungskurs ebenso fortsetzen, wie den antirussischen Sanktions- und Kriegskurs. (17)
Man hüte sich also vor allen, die andere als faul bezeichnen. Denn in der Regel bereiten sie damit nur die Verschlechterung der Lebensverhältnisse aller vor, und sind meist selbst diejenigen, die am wenigsten Leistung zeigen. Damit sind sie selbst es, die mehr Bereitschaft zu Leistung zeigen sollten.
Quellen und Anmerkungen
(1) https://www.zeit.de/2024/19/arbeitsmoral-deutschland-arbeitszeit-wirtschaft
(8) https://visitworld.today/de/blog/1529/the-uk-health-care-system-what-foreigners-need-to-know
(11) https://tkp.at/2024/02/29/der-private-staat/
(12) https://staging.apolut.net/feindliche-uebernahme-von-felix-feistel/
(16) https://freedert.online/international/210918-weltwirtschaftforum-plant-kontrolle-ueber-zugang/
(17) https://staging.apolut.net/rechts-ist-keine-alternative-von-felix-feistel/
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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.
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Bildquelle: Hans Elmo / Shutterstock.com
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