Standpunkte

Die Hilflosigkeit der Guten | Von Christoph Walther

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Ein Standpunkt von Christoph Walther.

Statt das Übel zu analysieren und über Widerstand zu theoretisieren, sollten wir den Mächtigen durch gezielte Aktionen zu Leibe rücken.

Hinweis zum Beitrag: Der vorliegende Text erschien zuerst im „Rubikon – Magazin für die kritische Masse“, in dessen Beirat unter anderem Daniele Ganser und Hans-Joachim Maaz aktiv sind. Da die Veröffentlichung unter freier Lizenz (Creative Commons) erfolgte, übernimmt apolut diesen Text in der Zweitverwertung und weist explizit darauf hin, dass auch der Rubikon auf Spenden angewiesen ist und Unterstützung braucht. Wir brauchen viele alternative Medien!

Die meisten Menschen sind in ihrem Kern gutwillig. Trotzdem gelingt es ihnen nie, eine machtvolle und gut organisierte Minderheit in den Griff zu bekommen, die sie am Gängelband führt. Wie der Autor in seiner umfassenden Analyse darlegt, sind die meisten gängigen Formen des „Widerstands“ ungeeignet, um ihre Ziele zu erreichen. Würden brillante Analysen der destruktiven Entwicklungen, ein bisschen guter Wille und Demonstrationen mit ein paar Tausend Menschen genügen, so hätten wir längst das Paradies auf Erden errichtet. Diese lauen Aktionsformen sind von den Tätern längst einkalkuliert und können von ihnen mühelos neutralisiert werden. Vor allem mangelt es den Gegenstimmen an Koordination und Organisation, sodass statt eines geordneten Chors meist Kakophonie erklingt. Und es wird in der Regel auf eine möglichst bequeme und ungefährliche Weise rebelliert, was die Erfolgschancen stark einschränkt. Sich auf Unwirksames zu verlassen, ist aber das sicherste Mittel, um eine wirklich wirksame Revolte zu verhindern. Der Autor schlägt eine seiner Meinung nach wirklich zielführende Widerstandsform vor.

  • Leisten wir Widerstand oder eher blinden Aktionismus?
  • Was ist ganzheitlicher Aktivismus?
  • Warum ist die Welt so, wie sie ist und nicht so, wie sie sein könnte?

Dass ein gutes Leben für alle Menschen möglich ist, weil die meisten Menschen gut sind, steht spätestens seit der Veröffentlichung des Bestsellers „im Grunde gut“, von Rutgar Bregman, völlig außer Frage.

Aus dem Blickwinkel der sogenannten Opferrolle könnte man die bösen, egoistischen, einflussreichen, machtbesessenen und gewissenlosen Menschen als die Ursache dafür betrachten, woran eine heile Welt bisher gescheitert ist. Siehe dazu zum Beispiel die Dokumentationen „Thrive“ von Foster Gamble oder „Monopoly“ von Tim Gielen.

Aus einer anderen Sichtweise könnte man jedoch behaupten, dass eine heile Welt mindestens gleichermaßen daran gescheitert ist, dass es der absoluten Mehrheit an guten Menschen bisher — noch — nicht gelungen ist eine heile Welt zu erschaffen.

„Er hat klar erkannt, dass die Welt mehr bedroht ist durch die, welche das Übel dulden oder ihm Vorschub leisten, als durch die Übeltäter selbst“, so Albert Einstein über Pablo Casals.

Dazu passt auch ein Zitat von Edmund Burke: „Das Böse triumphiert allein dadurch, dass gute Menschen nichts unternehmen.“ Wobei diese Sichtweise sehr einseitig ist, denn offensichtlich kann das Böse auch dann triumphieren, selbst wenn sehr viele gute Menschen etwas dagegen unternehmen. Warum dies so ist, ist meiner Ansicht nach eine der wesentlichsten Fragen die wir uns stellen können:

Warum ist es den Guten bisher nicht gelungen, die Bösen zu besiegen?

Sind es zu wenige Menschen, die etwas unternehmen; oder mangelt es an Kooperation und Koordination; oder liegt es an der Strategie und Taktik; oder ist es eine Kombination dieser Ursachen?

Laut verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchen liegt die sogenannte „kritische Masse“, also die Anzahl Menschen, die für die Einleitung von gesellschaftlichen Veränderungen von Nöten ist, bei circa 3 bis 25 Prozent. In Anbetracht dessen, dass die meisten Menschen gut sind und sich viele für Werte wie Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit einsetzen oder eingesetzt haben, liegt die Vermutung nahe, dass die kritische Masse schon immer ausreicht, um ein gutes Leben für alle zu erschaffen beziehungsweise böse Menschen davon abzuhalten zu triumphieren. Ob dies so ist, lässt sich jedoch allein dadurch herausfinden, indem wir die anderen beiden, oben genannten, möglichen Ursachen ausschließen oder überwinden.

Was die Kooperation und Koordination beziehungsweise die Einigkeit, Zusammenarbeit und Organisation der kritischen Masse betrifft, besteht meiner Einschätzung nach ein Mangel der kaum größer sein könnte.

Aus dem Blickwinkel der Opferrolle besteht kein Zweifel daran, dass die herrschenden Eliten keine Mühen und Mittel scheuen, um die Bündelung unseres Potenzials sowie einen ernstzunehmenden Widerstand gezielt zu verhindern.

Alle Möglichkeiten, die Gesellschaft und den Widerstand in verschiedene Lager zu spalten und gegeneinander aufzuhetzen, uns abzulenken, zu täuschen und in die Irre zu führen, schöpfen sie dabei selbstverständlich aus.

Andererseits ist es aber auch so, dass wir all das nicht nur mit uns machen lassen, sondern sogar teilweise selbst dafür verantwortlich sind. Wie beispielsweise dann, wenn gewisse widerständige Gruppierungen eigentlich das gleiche Ziel haben, aber nicht zusammenarbeiten, weil sie untereinander einen Konkurrenzkampf austragen, der letztendlich die gesamte Bewegung schwächt. Und dies ist nur eines von unzähligen Beispielen.

Ganzheitliche Ursachen-Problem-Analyse

Außerdem bin ich davon überzeugt, dass wir uns, vergleichbar mit dem Thema Gesundheit, unangemessen viel mit einzelnen Symptomen beschäftigen als mit deren Ursachen. Wie wir es von Krankheiten kennen, ist die Linderung von Symptomen meistens unser dringendstes und zutiefst menschliches Bedürfnis, aber leider ist die erfolgreiche Linderung von Symptomen ebenso verlockend wie verheerend, weil die Ursache dadurch oft unbeachtet bleibt. Ohne ein bewusstes paralleles Bemühen, die Ursache(n) der Symptome zu beseitigen, endet die Linderung der Symptome meistens in einer Dauerschleife von anhaltenden oder später wiederkehrenden Symptomen. Und genau so ist es auch beim Aktivismus und beim Widerstand.

Nicht nur ich, sondern zunehmend mehr Menschen sind davon überzeugt, dass nahezu alle Probleme weltweit — ob individuell, gesellschaftlich oder ökologisch — hauptsächlich durch ungerechte beziehungsweise ungerechtfertigte Machtstrukturen verursacht werden. Sowie allem, was zu diesen Hierarchien führt, geführt hat und sie stabilisiert: wie der Missbrauch der naturgegebenen Manipulierbarkeit des Menschen durch selbsternannte Autoritäten und ihre Lakaien, sowie ihren Staatsapparaten, Systemen und Gesetzen; wie auch das Recht auf Privatbesitz von limitierten Ressourcen oder das Recht auf unlimitierten Besitz beziehungsweise unlimitiertes Vermögen; sowie unsere Geld-, Währungs-, Finanz- und Wirtschafts-Systeme.

Statt eines Widerstands aller guten Menschen gegen alle bösen Menschen, statt einer einheitlich agierenden kritischen Masse gegen die Ursache(n) unserer größten Probleme gibt es unzählige Gruppierungen, Vereine, Organisationen und Initiativen, die sich vor allem der Linderung eines der unzähligen Themenbereiche beziehungsweise Symptome widmen, wie zum Beispiel Umwelt- und Naturschutz, Abrüstung und Völkerverständigung, Frauenrechte, Chancengleichheit, Meinungsfreiheit, Arbeitsrecht, Konsumentenschutz und so weiter.

Warum dies so ist, hat meiner Einschätzung nach zwei Gründe: Einerseits sind sich — noch — nicht alle Menschen, die versuchen die Welt zu verbessern, dessen bewusst, dass wir es mit einer globalen Herausforderung, oder noch konkreter, einer globalen Verschwörung gegen die Menschheit zu tun haben. Diese können wir, wenn überhaupt, sehr wahrscheinlich nur dadurch bewältigen, wenn wir unser gesamtes globales aktivistisches Potenzial in einer weltweiten kritischen Masse bündeln. Martin Luther King bereicherte uns diesbezüglich mit einer sehr wesentlichen Erkenntnis: „Ungerechtigkeit an irgendeinem Ort bedroht die Gerechtigkeit an jedem anderen.“

Andererseits ist es so, dass sich auch jene Menschen die sich dessen bereits vollends bewusst sind, dennoch lieber einem konkreten Symptom oder Problem zuwenden, auf das sie einen direkten Einfluss haben. Entweder deshalb, weil ihnen die Beseitigung der Ursache(n) als eine so überwältigend große und unangreifbare Herausforderung erscheint, dass sie nicht wissen, was sie konkret tun können — oder — weil sie lieber etwas tun, was mit einer größeren Hoffnung auf einen sichtbaren Erfolg einhergeht. Diese Vorgehensweise ist zwar völlig nachvollziehbar und verständlich, aber leider ist und bleibt sie „nur“ eine Linderung von Symptomen.

An dieser Stelle sei ausdrücklich erwähnt, dass sämtliche Bemühungen, die Welt zu verbessern, sehr ehrenwert sind — aber leider handeln die aktiven Menschen deshalb nicht automatisch kooperativ, koordiniert, angemessen und zielführend.

Abgesehen von einem offensichtlichen Mangel an Kooperation und Koordination, der guten Menschen beziehungsweise der kritischen Masse, gibt es leider noch eine weitere Ursache, die es auf dem Weg in eine heile Welt zu überwinden gilt. Aus dem Blickwinkel der Opferrolle sind die selbsternannten herrschenden Autoritäten, mit ihren teilweise Jahrtausenden alten Strategien und Taktiken, wie zum Beispiel „Teile und Herrsche“, „Brot und Spiele“ sowie mit der sogenannten Schock-Strategie, so Naomi Klein in ihrem Buch, zweifelsfrei sehr erfolgreich. Und obwohl sie zusätzlich zu ihren Strategien über nahezu unbegrenzte finanzielle und militärische Ressourcen verfügen, könnte man dennoch ebenso behaupten — dass ihnen all das nichts nützen würde — wenn wir — angemessenen und zielführenden Widerstand leisten würden — wenn wir Strategien und Taktiken hätten, die ihren überlegen sind.

Widerstand oder blinder Aktionismus?

Bei der Frage, wann gesellschaftlicher Widerstand eine der unzähligen und unnötigen Ungerechtigkeiten, unter denen die gesamte Menschheit seit Jahrtausenden leidet, wirklich beenden konnte, würde mir kein Beispiel einfallen. Allerdings bin ich auch kein studierter Widerstands-Historiker. Alles, was ich diesbezüglich weiß, ist: dass weder Sklaverei, Tyrannei, Gewalt, Krieg, Klassengesellschaft, Rassismus, Kinderarbeit oder die Unterdrückung des weiblichen Geschlechts bis heute aus der Welt geschafft wurden.

Angeblich eroberte Unabhängigkeiten beziehungsweise Entkolonialisierungen und Demokratisierungen gewisser Länder oder Gebiete; das angebliche Ende der Apartheid; der Fall der Mauer oder die Einführung des Frauenwahlrechts und viele weitere sogenannte Erfolge des Widerstandes — könnte man theoretisch auch als „Anpassungen der Unterdrückung“ oder als „notwendige Kompromisse der Herrschenden“ betrachten — um zu verhindern, dass sich ein ernstzunehmender Widerstand bildet beziehungsweise um zu verhindern, dass sich die Masse der Menschen ihrer eigenen Versklavung vollends bewusst wird.

Diese Anpassungen mögen teilweise durch Widerstand erzwungen worden sein, aber dies ist für mich kein Grund, sie als Erfolge zu definieren, wenn überhaupt, dann als kleine Teilerfolge im großen Kampf um die Freiheit der Menschheit. Denn wenn eine gewisse Gruppe von Menschen bewirkt, dass sie statt in einem kleinen Käfig nun in einem größeren leben kann, oder bewirkt, dass die Kette, an der sie gefesselt sind, etwas verlängert wird, dann sind und bleiben sie dennoch weiterhin versklavt.

Die Anzahl jener Menschen die sich dessen bewusst sind, dass relativ wenige Menschen nahezu jeden Bereich unserer Gesellschaftssysteme wie Finanzen, Wirtschaft, Medien, Bildung, Nahrung, Gesundheit und so weiter kontrollieren — und damit die Macht erlangt haben, nahezu die gesamte Menschheit zu beherrschen — ist durch die gezielt herbeigeführte Corona-P(l)andemie zweifelsfrei explodiert.

Aber trotz dieser grundsätzlich positiven Entwicklung hin zu mehr Misstrauen und Kritik gegenüber den Herrschenden, mehr Aufklärung, mehr Vernetzung, mehr Kooperation, vielen neuen alternativen Gesellschaftmodellen, mehr Aktivismus und mehr Widerstand — ist unser Widerstand dadurch, meiner Einschätzung nach, dennoch nicht erfolgreicher geworden — weil er ganz offensichtlich nicht angemessen und zielführend ist.

Was haben die Corona-Demonstrationen, der Aufklärungsmarathon oder die vielen Klagen — in Bezug auf die Agenda der Eliten — erreicht? Wurden dadurch die Corona-Maßnahmen beendet? Nein! Wurde dadurch das Impfen der Mehrheit der Bevölkerung verhindert? Nein! Wird der digitale Ausweis kommen, die Impfpflicht, die globale WHO-Gesundheits-Diktatur und der Ausbau des Überwachungsstaates? Allem Anschein nach, sehr wahrscheinlich, ja!

Wandel statt Wahn

Völlig zu Recht definieren wir die Welt als wahnsinnig, die Eliten als Psychopathen und die Gesellschaft als Opfer einer gezielt herbeigeführten Massenpsychose — auf Grund des andauernden Psychoterrors und der immer professionelleren psychologischen Kriegsführung der Eliten.

Aber was ist mit uns? Jener Minderheit, einer Minderheit, einer Minderheit — dem kleinen Anteil des aktiven Anteils der kritischen Masse. Uns, all jenen, die sich angeblich dessen vollends bewusst sind, dass wir kurz vor der totalen globalen Diktatur der wahnsinnigsten aller Tyrannen stehen sowie möglicherweise kurz vor einem globalen und absoluten Chaos und einer wahrscheinlichen radikalen Dezimierung der Menschheit.

Definieren wir uns zu Recht als die Erwachten, Wissenden, Bewussten und Widerstand leistenden? Als jene Minderheit die noch bei Sinnen ist und im Gegensatz zu allen anderen Menschen noch klar-, quer- und frei-denken kann? Oder könnte es sein, dass der Großteil der aktiven, kreativen, kritischen, aufklärenden und rebellischen Menschen in einer anderen Art und Weise ebenso wahnsinnig und wahnhaft ist wie die Eliten und die Gesellschaft?

Könnte es sein, dass wir uns in einem Wahn des Philosophierens, Analysierens, Informierens, Empörens, Schockierens, Klagens und Demonstrierens befinden — ohne dabei zu realisieren, dass das, was wir als Widerstand bezeichnen, eher „blindem Aktionismus“ gleichkommt als zielführendem Widerstand und ganzheitlichem Aktivismus?

Dass wir selbst unter kognitiver Dissonanz leiden, weil wir es nicht wahr haben können, dass auch wir — in Anbetracht der aktuellen Situation — in Wahrheit — alles andere als rational denken und handeln?

Albert Einstein sagte: „Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und trotzdem zu hoffen, dass sich etwas ändert.“

Und ist es nicht genau das, was wir — die vermeintlich Erleuchteten — tagtäglich tun? Immer und immer wieder auf jene Arten und Weisen Widerstand zu leisten, die all jene Unterdrücker der Menschheit bisher — nicht — davon abhalten konnten, die Menschheit weiterhin zu versklaven. Wie rational und zielführend ist es, zu versuchen eine Verschwörung bis ins Detail zu analysieren und zu studieren, die vermutlich so groß ist, dass ein einziges Menschenleben dafür gar nicht ausreicht — anstatt ab einem gewissen Verständnis der Situation ins Handeln überzugehen?

Wie rational und zielführend ist es, wenn wir uns durch Posts, Artikel, Interviews und Bücher immer und immer wieder gegenseitig bestätigen, wie durch und durch korrupt unsere Welt ist — uns aber in Wahrheit selbst und gegenseitig davon ablenken und abhalten — nötigen, angemessenen und zielführenden Widerstand zu leisten?

Wie rational und zielführend ist es, zu versuchen sein Gewerbe oder seine Angestellten retten zu wollen; sein Vermögen sichern zu wollen oder gar Auszuwandern; damit man selbst und andere eventuell noch ein paar Jahre länger in der gewohnten Freiheit leben können — anstatt zu realisieren, dass all das keine Lösungen sind, sondern vielmehr eine individuelle Kombination aus blindem Altruismus, blindem Egoismus, Verzweiflung, Hilflosigkeit und Feigheit.

Wie rational beziehungsweise wie naiv ist es denn eigentlich, daran zu glauben, eine bessere Zukunft herbeibeten oder herbeimeditieren zu können — anstatt die Bösen aktiv daran zu hindern, Böses zu tun? Oder daran zu glauben, dass ein Oligarch wie Trump die Welt retten wird, obwohl seine Parolen lauten „America First“ und „Make America Great Again“ — und sich mehr damit zu beschäftigen, nach „Beweisen“ zu suchen, die den eigenen Q-Wahn bestätigen — anstatt selbst bei der Erschaffung einer heilen Welt mit anzupacken?

Wie rational und zielführend beziehungsweise wie naiv ist es denn eigentlich, zu versuchen, derartig mächtige und skrupellose Herrscher mit demonstrativen Spaziergängen aufzuhalten? Oder zu versuchen, eine Scheindemokratie durch den Aufbau einer neuen Partei in eine echte zu verwandeln? Oder zu versuchen, eine, bis zum obersten Verfassungsgericht, durchkorrumpierte Fassadendemokratie mittels Klagen ins Wanken zu bringen?

Wie naiv ist es, zu glauben, die Eliten würden einfach dabei zuschauen, wie unser Widerstand ihre Macht schmälert anstatt dies mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern und im Falle eines, für sie absehbaren völligen Machtverlustes, alles mit sich in den Abgrund zu reißen?

Ist womöglich all das, wovon wir glauben, dass es Widerstand ist, in Wahrheit völlig unangemessen und naiv? Und damit vergleichbar, zu versuchen, sich mit einer Fliegenklatsche gegen einen Löwen zu verteidigen oder zu versuchen, eine Schießerei mit einem Messer zu überleben?

Kreativer Widerstand statt kreativer Zerstörung

Die Eliten machen kein Geheimnis mehr daraus, dass sie durch „kreative Zerstörung“ eine Evolution der Unterdrückung, eine globale Sklaverei 3.0 namens Neue Weltordnung etablieren wollen. Dementsprechend braucht es logischerweise auch eine Evolution des Widerstandes, von blindem Aktionismus zu ganzheitlichem Aktivismus, kreativen Widerstand 3.0, um dem entgegen zu wirken.

Wir befassen uns zwar bravourös mit der Aufdeckung ihrer Verbrechen, der Analyse ihres Netzwerkes und mit alternativen Gesellschaftsmodellen, aber mit dem Thema, wie die Eliten konkret entmachtet werden können beziehungsweise wie ein positiver globaler Wandel konkret umgesetzt werden kann, wie wir konkret von Z nach A kommen, aus der Dystopie in die Utopie, dafür interessieren sich, meiner Erfahrung nach, die Wenigsten.

Ein Beispiel für ganzheitlichen und zielführenden Widerstand wäre es meiner Meinung nach: als eine friedliche Einheit Polizeistationen, Kasernen und Gerichte solange — dauerhaft — zu belagern, bis die Menschen innerhalb dieser Institutionen ihrer Pflicht beziehungsweise ihrem Eid nachkommen und endlich damit beginnen, die größten aller Verbrecher zu jagen und die Menschheit vor ihnen zu schützen.

Dabei sollten wir fordern, dass sich all jene Polizisten, Soldaten und Juristen, die den Ernst der Lage bereits erkannt haben, untereinander vernetzen, um eine möglichst globale Allianz aufzubauen, mit dem primären Ziel, die herrschenden Eliten in einer Art und Weise zu entmachten, ohne dass sie dabei einen noch größeren Schaden anrichten können.

Warum ich davon überzeugt bin, dass dies die vielversprechendste und womöglich einzige Möglichkeit ist, diesen Wahnsinn auf Erden möglichst reibungslos und nachhaltig zu beenden und wie es dann konkret weiter gehen könnte, beschreibe ich in der „Strategie des Wandels“ ausführlicher.

Es heißt: „Glaube kann Berge versetzen.“ Was man nicht dazusagt, ist: Dass Glaube die Versetzung von Bergen auch verhindern kann. Könnte es sein, dass zu wenige Menschen daran glauben, dass viele von uns ein gutes Leben für alle noch miterleben können, wenn wir unser Potenzial in einer gemeinsamen Strategie bündeln würden?

„Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann - tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde.“ Es waren diese Worte, der renommierten Sozial- und Kulturwissenschaftlerin Margaret Mead, die mir dabei geholfen haben, die Hoffnung nicht zu verlieren und mich auf die Idee gebracht haben, Gleichgesinnte zu suchen — um eine Art „Denkwerk des Wandels“ zu erschaffen — eine kleine Gruppe engagierter Menschen, die die Menschheit befreien und die Welt zum positiven Wandeln werden.

Leider ziemlich erfolglos versuche ich jedoch seit Jahren, Menschen innerhalb der Aufklärungs- und Freiheitsbewegung zu finden, die sich bereits mit zielführendem Widerstand befassen oder sich an der Findung und Umsetzung eines ganzheitlichen Lösungsansatzes beteiligen wollen.

Ich wünsche mir, dass dieser Artikel zu einer Bündelung unseres Potenzials, zu einer Evolution des Aktivismus sowie zu einem ganzheitlichen Wandel beitragen kann — aber falls nicht, dann wird er zumindest dazu dienen, mich von meinem ganz eigenen blinden Aktionismus zu verabschieden.

Sollte meine Strategie tatsächlich daran scheitern, dass all jene Menschen, die diese gelesen und verstanden haben, daran zweifeln, ob sie funktionieren kann, aber gleichzeitig keine realistischere haben; oder daran, dass sie zu bequem oder zu feige sind, sich aktiv an der Umsetzung zu beteiligen; oder daran, dass sie ganz einfach lieber noch abwarten, was passieren wird, wie der berühmte Frosch im Kochtopf — dann, um es als atheistischer Agnostiker, mit religiös anmutenden Worten zu sagen: Dann soll es wohl so sein und so kommen, wie es kommen muss.

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

+++ Dieser Beitrag erschien zuerst am 17. März 2022 im Rubikon – Magazin für die kritische Masse.

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Bildquelle: TeroVesalainen/ shutterstock


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