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Die Kriegstrommeln werden wieder geschlagen | Von Jochen Mitschka

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Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.

Es ist wichtig, sich vor Augen zu führen, was die Geschichte uns lehren kann. Leider wird die Geschichte von Teilen des Establishments geschrieben und hat oft nicht viel mit der Wirklichkeit zu tun. Die Realität wird nicht nur täglich durch Medien und Politik erschaffen, unabhängig von der Wirklichkeit, sondern das gleiche passiert in der Geschichtsschreibung. 

Leider ist es heute normal, dass man automatisch zum Nazi gestempelt wird, wenn man nach Wahrheit sucht. Aber warum ist es so wichtig, die Wahrheit über die Vergangenheit zu kennen? Nun, wer die Wahrheit kennt, der erkennt auch besser die Lügen der Gegenwart. Und wer heute erkennt, dass der 2. Weltkrieg bewusst durch die USA vorangetrieben wurde, der wird vielleicht heute die Abschussrampen für Hyperschallraketen in Deutschland, die gegen Russland gerichtet sind, die deutschen Kernwaffenbomber, die US-Atombomben gegen Moskau fliegen sollen, und die extreme Ausweitung der NATO in Richtung Russland anders denn als rein defensive Maßnahme beurteilen. 

Insofern möchte ich heute Auszüge aus dem Buch "Roosevelts Krieg" von Edgar Dahl vorstellen, die der Autor mir ausdrücklich genehmigt hat. Die notwendigen Kürzungen sind dem Podcast-Format geschuldet. 

Roosevelts Krieg

Neben George Washington und Abraham Lincoln gilt Franklin Delano Roosevelt immer noch als einer der größten Präsidenten in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika. Angesichts des Sieges über den Nationalsozialismus feiern ihn viele sogar als den „Retter der Welt“. (1) Tatsächlich kann man dies nur unter bewusster Missachtung gerne unterdrückter Dokumente tun. Dass Roosevelt in Wahrheit der größte „Kriegstreiber der Welt“ war, ist heute keineswegs mehr nur die Ansicht einer Handvoll von Revisionisten. Hierauf hatte bereits der jüdische Historiker Robert E. Herzstein in seinem 1989 erschienenen Buch „Roosevelt & Hitler: Prelude to War“ hingewiesen, als er schrieb:

„Es hätte im September 1939 wohl keinen Krieg gegeben, wenn Roosevelt nicht Druck auf London, Paris und Warschau ausgeübt hätte. Im Namen der ‚nationalen Sicherheit’ wollte Roosevelt einen Krieg führen, der in der Hegemonie Amerikas gipfeln sollte.“ (2)

Wie eine Vielzahl von Dokumenten zeigt, arbeitete Roosevelt seit 1937 gezielt auf einen neuen Weltkrieg hin. Das Motiv, das er dabei verfolgte, bestand keineswegs darin, die Welt von der „Pest des Nationalsozialismus“ zu befreien. Es bestand auch nicht darin, Hitlers vermeintliche Pläne einer „Eroberung der Welt“ oder einer „Auslöschung der Juden“ zu vereiteln. Das Motiv war, wie bei nahezu allen Kriegen, rein ökonomischer Natur. Roosevelt war mit seiner neuen Wirtschaftspolitik, dem „New Deal“, gescheitert. Wie Hitler, so hatte auch Roosevelt bei seiner Wahl versprochen, sein Volk wieder in Lohn und Brot zu bringen. Anders als Hitler konnte Roosevelt sein Versprechen aber nicht einlösen. Von den 14 Millionen Menschen, die 1933 arbeitslos waren, waren 1937 immer noch 12 Millionen arbeitslos. Wie schon der Erste Weltkrieg, so sollte nun ein Zweiter Weltkrieg die Wirtschaft ankurbeln, die Arbeitslosigkeit beseitigen und der Rüstungs- und der Finanzindustrie riesige Gewinne ermöglichen. 

Dass Roosevelt verzweifelt nach einem Vorwand für einen Krieg gegen Deutschland suchte, geht beispielsweise aus einem Dokument des britischen Außenministeriums hervor. Am 20. September 1938 ließ Roosevelt den britischen Botschafter in Washington, Sir Ronald Lindsay, ins Weiße Haus rufen. Wie er ihm gleich zu Beginn des Gespräches eröffnete, dürfte niemand vom Inhalt ihrer Unterhaltung wissen. Würde der amerikanische Kongress von seinem Plan erfahren, würde er seines Amtes enthoben werden. Dann machte er Lindsay folgenden Vorschlag: England sollte erneut eine Hungerblockade gegen Deutschland verhängen. Diese Blockade sollte sich nicht nur auf die Nordsee beschränken, sondern auch die Straße von Gibraltar und den Suezkanal einschließen. Als Lindsay einwandte, dass dies nach einer völkerrechtswidrigen Sanktion klänge, entgegnete Roosevelt, dass das Wort „Sanktion“ unter keinen Umständen verwendet werden dürfte. Die Blockade müsste mit „hehren humanitären Gründen“ gerechtfertigt werden, aber

„den Feind dennoch in die Knie zwingen. Diese Methode der Kriegführung würde man in Amerika billigen, solange nur die humanitären Gründe stark genug herausgestellt würden.“ (3)

Um England ohne Verletzung der amerikanischen Neutralitätsgesetze mit Geld und Waffen beliefern zu können, wäre es unerlässlich, die Blockade als bloße „Verteidigungsmaßnahme“ auszugeben und Deutschland unter keinen Umständen den Krieg zu erklären. Sollte Hitler einen Angriff wagen, würde dies eine derartige Empörung in den USA hervorrufen, dass man zu gegebener Zeit amerikanische Truppen in den europäischen Krieg entsenden könnte.

Um die Ungeheuerlichkeit von Roosevelts Vorschlag zu ermessen, muss man sich noch einmal die Hungerblockade im Ersten Weltkrieg in Erinnerung rufen. Während der britischen Blockade von 1914 bis 1919 sind amtlichen Meldungen zufolge 762.796 Menschen in Deutschland verhungert, insbesondere Kleinkinder, Kranke und Greise. Es kann kaum ein Zweifel daran bestehen, dass Hitler spätestens nach einem Jahr den von Roosevelt erhofften „ersten Schuss“ abgegeben hätte. Der englische Premierminister Sir Neville Chamberlain und sein Außenminister Lord Halifax erteilten Roosevelt damals jedoch noch eine Absage.

Wie händeringend Roosevelt nach einem Vorwand für einen Krieg gegen Deutschland suchte, geht auch aus einem Dokument des polnischen Außenministeriums hervor. In einer Depesche vom 21. November 1938 berichtete der polnische Botschafter in Washington, Graf Jerzy Potocki, von einem Gespräch mit dem amerikanischen Botschafter in Paris, William C. Bullitt. Danach erklärte Bullitt:

„Es würde der Wunsch der demokratischen Staaten sein, daß es im Osten zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Deutschen Reich und Rußland komme. Da das Kräfte-Potential der Sowjetunion bisher nicht bekannt sei, könne es sein, daß sich Deutschland zu weit von seiner Basis entferne und zu einem langen und schwächenden Krieg verurteilt werde. Dann erst würden die demokratischen Staaten, wie Bullitt meint, Deutschland attackieren und es zu einer Kapitulation zwingen.“ (4)

Schließlich nutzte Roosevelt den sich Ende 1938 abzeichnenden Konflikt um die Freie Stadt Danzig, um Polen, England und Frankreich gegen Deutschland in Stellung zu bringen. Obgleich die Abtrennung des Freistaates Danzigs schon immer als der größte geopolitische Makel des Versailler Friedensvertrags betrachtet wurde, sollten sich Warschau, London und Paris doch gegenüber Hitlers Wunsch nach einer Rückkehr Danzigs in das Deutsche Reich kompromisslos zeigen. Um eine politische Rechtfertigung für eine Intervention Englands und Frankreichs zu schaffen, drängte er die Regierungen von London und Paris zu einer Garantieerklärung an Polen. Warschaus Säbelrasseln sollte Hitler sodann provozieren und ihn in die von Roosevelt ausgelegte Falle tappen lassen – in einen möglichst langen Krieg gegen England und Frankreich. 

Warschau, das von einem Großpolnischen Reich, dem „Intermarium“, träumte, welches von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer reichen sollte, war zunächst noch zögerlich. Als William C. Bullitt, dem polnischen Botschafter in Paris, Juliusz Lukasiewicz, am 24. März 1939 von Roosevelts Plänen berichtete, sagte letzterer:

„Es ist kindisch naiv und gleichzeitig unfair, einem Staat, der sich in einer solchen Lage wie Polen befindet, vorzuschlagen, er solle seine Beziehungen zu einem so starken Nachbarn wie Deutschland kompromittieren und die Welt der Katastrophe eines Krieges aussetzen.“

Er fügte hinzu,

„daß Hitler sich gezwungen sehen [könnte], uns gegenüber die Anwendung von Zwang zu versuchen, worauf wir nicht anders werden antworten können als bewaffnet. Hierdurch wird ein allgemeiner europäischer Konflikt entstehen, in dessen erster Etappe wir den Druck der gesamten deutschen Macht werden aushalten müssen.“

Weiter heißt es in der Nachricht vom 29. März:

„Botschafter Bullitt nahm sich meine Ausführungen sehr zu Herzen und bat mich, sie noch einmal zu wiederholen. Ich sah, daß er jeden Absatz im Gedächtnis festzuhalten versuchte. Später fragte er mich, ob wir ein gemeinsames Bündnis annehmen würden, wenn England und Frankreich uns morgen ein solches vorschlagen sollten. […] Am folgenden Tage teilte mir Botschafter Bullitt mit, er habe sich meine Anschauungen zu eigen gemacht und unter Ausnutzung der ihm zustehenden Rechte dem Botschafter der Vereinigten Staaten in London, Kennedy, den Auftrag gegeben, sich zu Ministerpräsident Chamberlain zu begeben und ihm dies alles unter kategorischer Betonung der Verantwortlichkeit der englischen Regierung zu wiederholen.“ (5)

Diese Gespräche vom 24. und 25. März waren die Geburtsstunde des berüchtigten „Blankoschecks“ und der dann am 31. März 1939 von Neville Chamberlain auch offiziell verkündeten britischen Garantieerklärung an Polen. 

Der britische Militärhistoriker John C. Fuller verweist in diesem Zusammenhang auch auf ein vielsagendes Gespräch des deutsch-amerikanischen Journalisten Karl von Wiegand:

„Am 25. April 1939 wurde ich von Bullitt in die amerikanische Botschaft gebeten. Er erklärte mir: ‚Der Krieg in Europa ist eine beschlossene Sache. Polen hat die Versicherung, von England und Frankreich unterstützt zu werden und wird sich keinen deutschen  Forderungen beugen. Amerika wird kurz nach England und Frankreich in den Krieg eintreten’.“ (6)

Wie man sich erinnern wird, hatte Hitler der Warschauer Regierung am 24. Oktober 1938 ein überaus großzügiges Angebot gemacht: Im Tausch für eine Rückkehr Danzigs in das Deutsche Reich bot er Polen an, die Deutschland in Versailles entrissenen Provinzen Posen, Westpreußen und Ostoberschlesien behalten zu können. Zudem sollte der seit 1934 bestehende deutsch-polnische Nichtangriffspakt um 10 bis 25 Jahre verlängert werden. Und schließlich lud Hitler Polen sogar noch dazu ein, dem aus Deutschland, Japan und Italien bestehenden „Antikominternpakt“ beizutreten, der, wie der Name schon andeutet, gegen die damalige Kommunistische Internationale gerichtet gewesen war. Diese Einladung hatte den britischen Historiker Alan J. P. Taylor zu der gern verlachten, aber durchaus gerechtfertigten Aussage gebracht:

„Hitlers Ziel war ein Bündnis mit Polen, nicht seine Zerstörung.“ (7)

Doch kaum war Polen im Besitz eines militärischen Beistandspaktes mit England und Frankreich, begann es, Roosevelts Rolle zu erfüllen und Hitler zu provozieren. Am 24. März 1939 hatte Warschau aus heiterem Himmel eine Teilmobilmachung seiner Streitkräfte angeordnet. (8) Als sich der deutsche Außenminister Joachim von Ribbentrop am 26. März nach den Gründen der Mobilmachungsmaßnahmen erkundigte, antwortete ihm der polnische Botschafter Józef Lipski, dass er

„die unangenehme Pflicht habe, darauf hinzuweisen, daß jegliche weitere Verfolgung der deutschen Pläne, insbesondere soweit sie eine Rückkehr Danzigs zum Reich beträfen, Krieg mit Polen bedeute.“ (9)

Ab Mitte Mai 1939 wurden in vielen Orten Polens deutsche Schulen geschlossen. Deutsche Studenten, die an einer polnischen Universität studierten, wurden am Besuch ihrer Vorlesungen gehindert. In Warschau warf man die Fensterscheiben der Deutschen Botschaft ein. Vor dem Eingang demonstrierten Menschen mit Parolen wie „Es lebe das polnische Danzig!“, „Nieder mit Hitler!“ oder „Nächste Woche marschieren wir nach Berlin!“

Im August spitzte sich die Lage der deutschen Minderheit in Polen immer mehr zu. Kirchen, in denen man deutsche Gottesdienste abhielt, wurden gestürmt. Auf dem Lande wurden deutsche Höfe angezündet. Und in den Städten wurden Menschen auf offener Straße verprügelt. Am 25. August begannen die polnischen Behörden mit der Verhaftung und Verschleppung von 15.000 Volksdeutschen. An den deutschen Grenzen mussten Zeltlager errichtet werden, um die aus Polen strömenden Flüchtlinge aufzunehmen. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes sollen bis zum Kriegsausbruch 78.000 Volksdeutsche ins Reich geflohen sein; noch einmal 18.000 retteten sich nach Danzig. (10)  

In seinen Memoiren „Mein Leben für Polen“ scheint der spätere Staatspräsident Wojciech Jaruzelski die damalige Stimmung in seiner Heimat sehr gut eingefangen zu haben: Nach der Propaganda des Staates hieß es:

„Wir sind eine Macht. Wir sind ein großes Land. Niemand wird uns irgendetwas wegnehmen. […] Die Panzer der Deutschen sind aus Pappe, oder sie bleiben im Schlamm und dem Sand der polnischen Ebenen stecken. Unsere Kavallerie fegt sie schneller hinweg, als es dauert, diesen Satz zu sagen. Und außerdem haben wir mächtige Verbündete im Westen.

Deshalb konnten wir von einem zukünftigen Krieg sprechen, ohne dabei die geringste Bedrohung oder Gefahr zu empfinden. Heute erscheint das unerhört, und wenn ich daran denke, schäme ich mich. Doch damals wünschten wir uns diesen Krieg herbei. […] Manchmal, wenn wir erfuhren, daß jemand eine neue Friedensinitiative gestartet hatte, fragten wir uns: ‚Wozu soll das gut sein?’ Verpassen wir den Deutschen eine Tracht Prügel, marschieren wir nach Berlin und damit Schluß!“ (11)

Aus polnischer Sicht ist das Verhalten der Warschauer Regierung gar nicht weiter verwunderlich. Beck zweifelte nicht im geringsten daran, dass Hitler ihm ein aufrichtiges und großzügiges Angebot gemachte hatte. Doch was war Hitlers Angebot schon im Vergleich zu Roosevelts Angebot? Hitlers Angebot gestattete ihm den weiteren Besitz von Posen, Westpreußen und Ostoberschlesien. Roosevelts Angebot stellte ihm dagegen nicht nur den Besitz von Posen, Westpreußen und Ostoberschlesien, sondern sogar den zusätzlichen Gewinn von Danzig, Schlesien und Ostpreußen in Aussicht. Alles, was es bedurfte, um Polens Großmachtträume zu verwirklichen, war ein gemeinsamer Krieg an der Seite von England und Frankreich mit amerikanischer Unterstützung. Angesichts der militärischen Überlegenheit der antideutschen Allianz war sich Beck sicher, die Wehrmacht schon nach wenigen Wochen am Boden liegen zu sehen und siegreich vor dem Brandenburger Tor zu stehen.

Als Hitler in einem letzten Versuch zur Wahrung des Friedens der Warschauer Regierung den Vorschlag machte, am 30. August 1939 einen bevollmächtigten Unterhändler nach Berlin zu entsenden, um noch einmal über ein neues Angebot an Polen zu verhandeln, hielt es Beck daher auch nicht für nötig, auf den Vorschlag einzugehen. Kein Unterhändler erschien. Stattdessen verkündete Polen am selben Tag die Generalmobilmachung seiner Armee. (12)

Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Um sein Gesicht zu wahren und Becks aggressive Politik zu stoppen, befahl Hitler am 31. August 1939 den Einmarsch in Polen. Nachdem er erneuten Verhandlungen mit Warschau zugestimmt hatte, rechnete er nicht mit einer Kriegserklärung von Seiten Englands und Frankreichs. London und Paris hatten schließlich selbst gesehen, dass es Polen und nicht Deutschland war, das jede friedliche Lösung des Konflikts sabotierte. Für Hitler galt das Wort Friedrich des Großen:

„Der Angreifer ist derjenige, der seinen Gegner zwingt, zu den Waffen zu greifen.“

Hitler hatte immer gesagt: Von einem Krieg zwischen England und Deutschland würden letztlich nur die Russen und die Amerikaner profitieren. Bis zum Beginn des Krieges war sich Hitler der von Roosevelt betriebenen Geheimdiplomatie in keiner Weise bewusst. Erst als im Zuge des Polenfeldzugs der gesamte Schriftverkehr des Warschauer Außenministeriums sichergestellt werden konnte, wurde Hitler klar, dass es Roosevelt war, der Deutschland bewusst einen Krieg gegen England, Frankreich und Polen aufgezwungen hatte. 

In Absprache mit Joachim von Ribbentrop, Eberhard Freiherr von Künsberg und Hans Adolf Graf von Moltke ließ Hitler „Die polnischen Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges“ im Frühjahr 1940 nicht nur im Deutschen Reich, sondern auch in den Vereinigten Staaten von Amerika veröffentlichen. Wie nicht anders zu erwarten, sorgten die Depeschen der polnischen Botschafter über ihre vertraulichen Gespräche mit William C. Bullitt, Joseph P. Kennedy und Anthony D. Biddle für helle Aufregung. 

Am 11. Juli 1940 nutzte Ernest Lundeen beispielsweise eine Senats-Sitzung, um das Thema in Gegenwart von Roosevelt anzusprechen. In einer denkwürdigen Rede sagte er:

„’Dies ist mein Krieg!’ hatte der russische Botschafter Iswolski 1914 in Paris ausgerufen. ‚Dies ist mein Krieg!’ könnte auch unser Präsident ausrufen, wenn er die Katastrophe betrachtet, die Europas Kultur heute zu verschlingen droht. Europäer haben jetzt ausgesprochen, was Amerikaner schon lange argwöhnten: England, Frankreich und Polen würden ihren Streit mit Hitler am Konferenztisch beigelegt haben, wenn sich unser Präsident nicht eingemischt hätte. Die polnische Regierung würde die vernünftigen Vorschläge des deutschen Führers niemals zurückgewiesen haben, wenn Botschafter Bullitt ihr nicht die militärische Unterstützung Englands, Frankreichs und Amerikas zugesichert hätte.
Als die Deutschen Warschau eroberten, entdeckten sie in den Archiven eine Vielzahl von Dokumenten. Aus diesen Dokumenten ersehen wir, daß Mr. Bullitt der polnischen Regierung versicherte, Amerika sei der erklärte Feind Deutschlands. Er stachelte darüber hinaus auch Frankreich und Großbritannien an, Polen im Widerstand gegen Deutschland den Rücken zu stärken. Dies half entscheidend zum Kriegsausbruch. Polen war widerspenstig und nicht willens, die vernünftigen deutschen Forderungen anzunehmen. Dadurch wurde jede friedliche Lösung des Danzig-Problems unmöglich gemacht. Und England und Frankreich zogen zuversichtlich in den Krieg, weil sie die Versicherung schneller amerikanischer Hilfe zu haben glaubten.“ (13)

Am Ende seiner Rede verlangte Lundeen eine Untersuchung durch einen Senatsausschuss. Viele prominente Anti-Interventionisten – darunter der Pilot Charles Lindbergh, der Historiker Harry Elmer Barnes und der Senator Gerald P. Nye – schlossen sich ihm an. Doch statt einer Untersuchung zur Tätigkeit von Bullitt gab es nur eine Ermittlung zur Veröffentlichung der polnischen Dokumente. Das „Komitee für unamerikanische Umtriebe“ wandte sich noch im selben Monat an den New Yorker Verlag „Howell & Soskin“ und erfuhr dort, dass ihm die Dokumente von dem deutschen Journalisten Dr. Manfred Zapp angeboten und von dem deutsch-amerikanischen Schriftsteller George Sylvester Viereck übersetzt worden seien. (14) Sowohl Zapp als auch Viereck wurden im Frühjahr 1941 wegen Verbreitung nationalsozialistischer Propaganda verhaftet.

All die hier zitierten Dokumente dürften hinreichend belegen, dass Roosevelt den Zweiten Weltkrieg von langer Hand geplant und sich mit seiner Geheimdiplomatie einer indirekten Kriegsentfesselung schuldig gemacht hatte. 

Roosevelt ging jedoch noch einen Schritt weiter, indem er fortan auch alle Friedensverhandlungen untergrub. Am 30. Januar 1940 begann er die ersten Vorbereitungen für die nächste Präsidentschaftswahl. Da die weit überwiegende Mehrheit der Amerikaner gegen einen Kriegseintritt der USA war, versicherte er seinen Wählern:

„Ich habe es schon einmal gesagt, aber ich werde es wieder und wieder sagen: Eure Söhne werden in keine fremden Kriege geschickt!“ (15) 

Am 9. Februar 1940 verkündete er, dass er seinen Unterstaatssekretär, Sumner Welles, auf eine „Friedensmission“ entsenden würde. Welles würde die Regierungen in Berlin, London, Paris und Rom besuchen, um vor Ort die Möglichkeiten eines dauerhaften Friedens zu untersuchen. (16)

Hitler durchschaute Roosevelts Schachzug sogleich. Er wusste, dass Sumner Welles’ „Mission“ lediglich ein Wahlkampftrick war, mit dem sich Roosevelt seinen Wählern gegenüber als Friedensapostel aufzuspielen suchte. Welles war in Berlin denn auch mit eisiger Miene empfangen worden. Als er in der Wilhelmstraße beteuerte, dass sich Roosevelt nichts weiter als Frieden wünschte, schob ihm Ribbentrop wortlos die in Warschau erbeuteten „Polnischen Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges“ zu. (17)

In London hatte Welles weit mehr Glück. Premierminister Chamberlain und Außenminister Halifax waren durchaus bereit, den nur widerwillig begonnenen Krieg zu beenden. Im Laufe von zwei Abenden einigte man sich auf drei Bedingungen, unter denen England bereit wäre, Friedensgespräche mit Hitler zu führen: Erstens, Hitler dürfte Danzig behalten, müsste aber ein unabhängiges Polen wiederherstellen. Zweitens, Hitler sollte sich aus Böhmen und Mähren zurückziehen. Und drittens, Hitler müsste einer Volksabstimmung in Österreich zustimmen. (18) Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass Hitler diese drei Bedingungen mit Kusshand angenommen hätte. 

Als Sumner Welles zum Abschluss seiner Mission in Rom mit Benito Mussolini zusammentraf, zeigte sich der „Duce“ überrascht von den milden englischen Bedingungen. Nachdem man sich auf eine vierte Bedingung einigte, nämlich auf die, dass Polen wieder einen eigenen Zugang zur Ostsee haben müsste, drängte Mussolini darauf, sogleich Hitler anzurufen, um ihm von der Möglichkeit von Friedensverhandlungen zu berichten. Welles stoppte Mussolini jedoch, indem er erklärte, dass er zunächst das Einverständnis von Roosevelt einholen müsste. (19)

Niemand weiß, was Roosevelt Welles am Telefon gesagt hatte. Doch aus einem Telegramm von Außenminister Cordell Hull geht klar hervor, dass Roosevelt über etwaige Friedensverhandlungen empört war. Hull schickte Welles umgehend ein Telegramm, das er vor den Journalisten verlesen sollte, und zwar sollte er erklären, dass er von keiner Regierung irgendwelche Friedensvorschläge erhalten habe. (20)

Aus Sir Ronald Lindsays Depesche vom 20. September 1938 wissen wir, dass Roosevelt einen Krieg wollte. Aus den „Polnischen Dokumenten zur Vorgeschichte des Krieges“ wissen wir, wie Roosevelt England, Frankreich und Polen zu einem Krieg gegen Deutschland drängte. Und aus Sumner Welles Mission ersehen wir, dass Roosevelt den einmal entstandenen Krieg auch nicht mehr beenden wollte.

Quellen:

(1) Gerhard Spörl Der Retter der Welt. In: SPIEGEL GESCHICHTE 3 Der Krieg 1939 – 1945: Als die Welt in Flammen stand. 2010, Seite 86.

(2) Robert E. Herzstein Roosevelt & Hitler: Prelude to War. John Wiley & Sons, New York 1989, S. XVIII.

(3) Sir Ronald Lindsay to Lord Halifax. Telegram of 20 September 1938. Document No. 349. In: E. L. Woodward (Ed.) Documents on British Foreign Policy: 1919- 1939. Third Series, Volume VIII. Her Majesty’s Stationary Office, London 1953, S. 628.

(4) Auswärtiges Amt Polnische Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges. Dokument Nr. 4. Franz Eher, Berlin 1940, S. 9.

(5) Auswärtiges Amt Polnische Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges. Dokument Nr. 11. Franz Eher, Berlin 1940, S. 29.

(6) John F. C. Fuller A Military History of the Western World. Volume III: From the American Civil War to the End of World War II. Da Capo, Boston 1987, S. 375.

(7) Alan J. P. Taylor The Origins of the Second World War. Second Edition. Penguin, London 1963, S. 259.

(8) Józef Lipski Diplomat in Berlin: 1933 – 1939. Columbia University Press, New York 1968, S. 508.

(9) Auswärtiges Amt Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges. Franz Eher, Berlin 1939. Dokument 208, S. 191.

(10) Auswärtiges Amt Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges. Dokument 416. Franz Eher, Berlin 1939, S. 381.

(11) Wojciech Jaruzelski Mein Leben für Polen. Erinnerungen. Piper, München 1993, S. 40f.

(12) Sir H. Kennard to Viscount Halifax. 30 August 1939. Document No. 527. In: Documents on British Foreign Policy: 1919 – 1939. Third Series, Volume VII. Her Majesty’s Stationary Office, London 1954, S. 404.

(13) Ernest Lundeen Six Men and War. In: Congressional Record 86, July 11, 1940. Washington 1940, S. 9508 - 9513.

(14) House of Representative Special Committee on Un-American Activities Investigation on Un-American Propaganda Activities in the United States. Third Session on H. Res. 282. Appendix – Part II. Washington 1940, S.  1054 – 1059.

(15) Michael R. Beschloss Kennedy & Roosevelt: An Uneasy Alliance. Harper & Row, New York, S. 222.

(16) Irwin F. Gellman Secret Affairs: Franklin Roosevelt, Cordell Hull and Sumner Welles. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1995, S. 173.

(17) Joseph P. Kennedy Diplomatic Memoirs. John F. Kennedy Library and Museum, Boston. Series 08.01. Box 148. JPKPP 148-002, Chapter 40, S. 16.

(18) Joseph P. Kennedy Diplomatic Memoirs. John F. Kennedy Library and Museum, Boston. Series 08.01. Box 148. JPKPP 148-002, Chapter 40, S. 38.

(19) Sumner Welles The Time for Decision. Hamish Hamilton, London 1944, S. 112.

(20) Cordell Hull The Memoirs of Cordell Hull. Macmillan, New York 1948, S. 740.

+++ Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags. +++ Bildquelle: Mob12 / shutterstock


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