Tagesdosis

Die Macht der Worte | Von Gabriele Gysi

audio-thumbnail
Podcast
0:00
/1260

Ein Kommentar von Gabriele Gysi.

So viele Worte werden gesagt, so viele Worte werden geschwiegen (Bertolt Brecht)

Wo werden die Worte unserer Zeit gefunden? Was vermögen sie und was verschweigen die Worte?

Wir werden überrannt durch Worte, die Medien sind zur Macht geronnene Worte.

Aber woher kommt diese Allmacht? Und warum wird sie gebraucht?

Wien kann es sein, das so wenige Menschen so vielen immer wieder die Welt erklären dürfen. Warum gibt es keine demokratische Instanz zur Berechtigung dieser Stellvertretung?

In den offiziellen Medien wird vorgegeben, das Netz folgt dem, so oder so, wenn zu eigenständig, dann eben nicht, der Kanal geschlossen.

Die Macht über unser tägliches Denken, die Macht der Medien liegt in der Verkündung, im Preisen von Personen und im Mord, im Rufmord.

Heute ist es möglich Menschen ihre soziale Existenz durch Rufmord zu entziehen. Das gab es natürlich schon immer, aber Menschen um den ganzen Erdball zu jagen, ihnen überall das Ankommen zu verwehren, das können wir heute dank des Netzes in dem wir uns bewegen.

Die Priester der modernen Zeit, die meinungsführenden Journalisten, die über Rechtgläubigkeit wachen, dulden nichts was sie nicht dulden wollen oder nicht dulden dürfen.

Ungläubige müssen aufgespürt werden. Kein Nichtwissen, kein Problem, keine Paradoxie wird geduldet.

Sie finden die neuen Hexen und Hexer, sie warnen uns.

In ihren Augen gibt es nur ein Problem, „böse Menschen“, die enttarnt werden müssen! Und dann „auf zur Jagd, zur Hexenjagd“!

Egal ob Mann ob Frau, das Jagdfieber muss in der Gesellschaft ankommen, alle müssen gut sein wollen und Böses jagen.

Am besten jagt jeder jeden, Frauen gegen Männer, Jugend gegen Alter, Schwarz gegen Weiß, rechts gegen links und alles umgekehrt.

Investigativ werden Banalitäten aneinander gereiht. Denn es muss aufgedeckt werden, entdeckt, enttarnt. Die McCarthy-Ära, „die Hexenjagd“ von Arthur Miller werden auf schreckliche Weise neue Realität.

Ja, es gibt Verschwörungen, positiv könnte man sie auch Netzwerke nennen. So sind wir Menschen nun mal.

Unentwegt schließen Menschen sich zusammen und trennen sich wieder. Sie haben gemeinsame Interessen und Differenzen. Aber welche und warum und wofür?

Was allerdings bisher fehlt, ist eine Verschwörungstheorie.

Wo bleiben Erklärungen statt Denunziationen?

Kann es denn sein, das einzelnes Böses, böse Menschen so viel Macht gewinnen? Sind es nicht vielmehr Probleme und Zusammenhänge die es zu verstehen gilt?

Wenn allen Ernstes die größte Militärmacht der Erde (übrigens bisher auch der größte Umweltverschmutzer nur nebenbei) von einer Regierung geführt wird, die an Achse des Bösen glaubt, brauchen wir Menschen eine neue Aufklärung.

Eine Aufklärung für uns, über uns, über die Grenzen unserer Fähigkeit zu verstehen, zu begreifen.

Eine Gesellschaft, die keine Distanz zu sich selbst einnehmen kann, die das eigene Wirken ständig preist, sich selbst als Maß allen Denkbaren etabliert, muss verblöden und Religionen statt Nachdenken produzieren. Wir, die westliche Wertegemeinschaft, führen uns selbst ins Mittelalter.

Eine Wissenschaft, die keine Fehler kennt, kennt keine Erkenntnis und schafft Glauben, aber kein Wissen. Statistik muss keine Präzision sein, sondern kann ein Labyrinth werden.

Nachrichten werden gemacht und sind nicht das Leben.

Aber was erzählen sie, die Influenzer uns und warum erzählen sie dies und nicht das?

Jeden Tag müssen wir Menschen uns neu justieren, um die sich ständig ändernden Ansagen, Aufforderungen und Strafen bei Fehlverhalten zu verarbeiten. Brauchen wir Hilfe?

Die modernen Priester navigieren uns ja durch den Dschungel des Bösen. Sie haben für uns ihre Augen überall. Aber welche Agenturen beliefern sie, welche Bilder organisieren sie sich selber?

Warum wird der Zugriff auf unseren Kopf so schonungslos durchgepeitscht. Warum werden uns immer neue Hexen und Hexer serviert?

Welche Denkverbote müssen hier, mal subtiler mal weniger subtil erzwungen werden.

Wir Menschen haben nur unsere Beobachtungsgabe, aber beobachten wir unsere Beobachter auch richtig? Sind die Beobachter, die neuen Priester interessenfrei, netzwerk-und verschwörungsfrei?

Wir, die westliche Welt, führen überall Krieg!

Gegen Diktatoren, das sind böse Menschen!

Für unseren heldenhaften Kampf gegen das Böse müssen wir übrigens ganze Länder bombardieren und unzählbare Menschen töten.

Wir führen Krieg gegen ein Virus, dafür müssen Menschen lernen zu gehorchen mit uns bisher nicht gekanntem Maß.

Für uns wird eine neue weltweit vernetzte Bürokratie geschaffen. Dank Silicon Valley ist’s möglich. Die Server dort können unendliche Daten speichern, alles verdichtet sich zu einer Zahl, die sollst Du sein!

Nein, das Leben ist nicht digital. Berührung ist die Grundlage des Lebens und nicht Distanz!

Aber mit dem Aussterben des Widerspruchs gegen eine digitalisierte Welt wird gerechnet. (siehe Klaus Schwab, die vierte industrielle Revolution).

Doch kann es sein, das sich, wenn alle im Netz gefangen sind, die Refeudalisierung der schönen neuen Welt wirklich durchsetzt?

Sollten wir, die antiquierte Menschheit, uns nicht selbst zusammen mit den Pandabären unter Artenschutz stellen.

Weder die Medien noch die Politik beantworteten die Fragen, die das Leben stellt.

Menschen haben große zivilisatorische Leistungen erbracht und doch bleibt die Frage nach dem Zusammenleben immer neu unbeantwortet.

Krieg kann keine Antwort sein. Stell Dir vor es ist Krieg und keiner geht hin. (Kurt Tucholsky)

Der neue Rassismus kennt viele Formen und Feinde. Die Russen, die Chinesen, beide sind im Moment unsere Lieblingsfeinde.

Es ist absurd, wenn jeder bundesdeutsche Abiturient weiß, wie China regiert werden muss.

Differenzen zu verstehen und zu lernen wäre eine Alternative zur Aggressivität des eigenen Anspruchs.

Müssen wir wirklich immer besser sein wollen als andere? Wozu?

Mit diesem Überlegenheitsanspruch beginnt die Installierung von Rassismus, ganz einfach mit der Installierung von weniger wertvollen Menschen in der medialen Hierachisierung der Erde.

Die Frage nach der Erziehung unserer allabendlichen Erzieher ist immer wieder neu zu beantworten.

Die Kultur, die Kunst, waren Räume zum Bedenken von Fragen, die die Politik nicht mal stellen kann. Die Reduzierung der Kultur auf Unterhaltung ist eine menschliche Katastrophe.

Es muss Raum geben, in dem Menschen denken, um zu verstehen und nicht um Recht zu haben.

Nach dem 2.Weltkrieg, der Ermordung von 6.000.000 europäischen Juden und Jüdinnen, 22.000.000 Toten Russen und Russinnen war das Grundgesetz der ehemaligen Bundesrepublik die zivilisatorische und kulturelle Antwort des aus Ruinen entstandenen einen Staates des neuen Deutschlands.

Ob es den jungen Menschen passt oder nicht, sie müssen mit dieser deutschen Geschichte leben. Genau hieraus erwächst auch ihre Verantwortung.

Jedes Land muss aus seiner eigenen Geschichte Verantwortung entwickeln. Die von uns Menschen gemeinsam bewohnte Erde erlöst uns nicht aus den konkreten Zusammenhängen unserer Geschichte. Das würde einen Machtanspruch der westlichen Welt bedeuten, der einer Neokolonisierung der Erde gleichkommt.

Dieses deutsche Grundgesetz ist unser Beitrag zum Frieden, zu Freiheit und Verhinderung von Ansprüchen, die zur Unterdrückung anderer Menschen und Kulturen führen müssen.

Die festgeschriebene Gewaltenteilung muss die Grundlage dieses Staates sein, keine noch so gepriesene Volksgesundheit durch die Regierung darf auf verstecktem Wege die Gewaltenteilung aufheben. Nur die Differenz in der Teilung der Macht, ermöglicht, eine Kontrolle der Macht.

Unsere Priester des rechten Glaubens dürfen nicht mit Hilfe neuer Religionen das Grundgesetz in den Mülleimer der Geschichte werfen.

Wir brauchen eine neue Aufklärung!

+++

Danke an die Autorin für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

+++

Bildquelle:   ©apolut21


+++
Ihnen gefällt unser Programm? Machen wir uns gemeinsam im Rahmen einer "digitalen finanziellen Selbstverteidigung" unabhängig vom Bankensystem und unterstützen Sie uns bitte mit Bitcoin: https://apolut.net/unterstuetzen#bitcoinzahlung

Informationen zu weiteren Unterstützungsmöglichkeiten finden Sie hier: https://apolut.net/unterstuetzen/

+++
Bitte empfehlen Sie uns weiter und teilen Sie gerne unsere Inhalte in den Sozialen Medien. Sie haben hiermit unser Einverständnis, unsere Beiträge in Ihren eigenen Kanälen auf Social-Media- und Video-Plattformen zu teilen bzw. hochzuladen und zu veröffentlichen.

+++
Abonnieren Sie jetzt den apolut-Newsletter: https://apolut.net/newsletter/

+++
Unterstützung für apolut kann auch als Kleidung getragen werden! Hier der Link zu unserem Fan-Shop: https://harlekinshop.com/pages/apolut

Beobachtungsgabe Berthold Brecht Demokratischer Widerstand Denkverbote Denunziationen Die Macht der Worte Gabriele Gysi Grundgesetz Hexenjagd