Tagesdosis

Die Mär von Amerika als Quelle des Guten | Von Rainer Rupp

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Ein Kommentar von Rainer Rupp.

Seit dem Zweiten Weltkrieg und insbesondere nach der Selbstauflösung der Sowjetunion waren die Vereinigten Staaten die dominierende und konkurrenzlose Weltmacht. Anstatt ein echter Friedensstifter zu sein, sind die USA seither zunehmend zu einem destabilisierenden Tyrannen geworden. Viele Führer im Globalen Süden haben lange gezögert, über die zunehmend destruktive Natur der US-Außenpolitik offen zu sprechen, aus Angst, bestraft zu werden. Da hat sich in letzter Zeit vieles geändert, denn einerseits sind alle Facetten der realen US-Macht, ökonomisch, militärisch, politisch und kulturell, seit etlichen Jahren in einem immer schnelleren Sinkflug, während zur gleichen Zeit große Teile der Welt Vorkehrungen getroffen haben, um sich vor dem zunehmend gereizten US-Raubtier zu schützen.

Die meisten Amerikaner verstehen nicht, warum rund um den Globus solche Neuausrichtungen stattfinden und viele Länder zunehmend auf Distanz zu den USA gehen. Der Durchschnittamerikaner ist Opfer eines lebenslangen, ununterbrochenen Stroms von Regierungspropaganda, die alle Lebensbereiche durchdringt, von den Kinderschuhen bis ins hohe Alter, von den Hollywood Filmen bis zu Artikeln der angeblich seriösen und unvoreingenommenen New York Times. Und so ist das Bild von Amerika als die großzügigste und außergewöhnliche Nation entstanden, "eine Nation, die ihre eigenen Interessen zum Wohle der Welt zurückstellt", ein Amerika, das eine "wichtige Quelle des Guten" rund um den Globus ist, ein Amerika, das die schwere Bürde des Beschützers der regelbasierten Ordnung trägt, ohne zu murren und das stets die Verantwortung übernimmt, schwache Nationen vor bösartigen schlechten Akteuren zu schützen.

Bis zum Überlaufen wurde diese idealisierte aber gefakte Wirklichkeit den aufeinanderfolgenden Generationen in den USA eingetrichtert. Nur wenige Amerikaner haben im Laufe ihres Lebens gemerkt, das ihr Land das genaue Gegenteil von einem Hort des Guten ist. In den letzten Jahren allerdings sind die Selbstzweifel und die Ablehnung der US-Kriege in der Bevölkerung größer geworden.

Erstaunliches Weise geht diese Entwicklung nicht von den sich progressiv gebenden Liberalen und Biden Wählern aus. Das ist deshalb erstaunlich, weil aus dieser Bevölkerungsschicht die große Anti-Kriegsbewegung gegen die mörderische US-Intervention in Vietnam hervorgegangen war. Heute jedoch hat dieselbe Bevölkerungsschicht in Bezug auf den Krieg in der Ukraine jede Hemmung verloren und sie würde lieber heute als morgen Russland militärisch vernichten. Wie in Deutschland sind auch in den USA die progressiv daherkommenden, urbanen Pseudo-Linken und Grünen zu den schlimmsten Kriegstreibern geworden.

Auf der Seite der amerikanischen Konservativen und Republikaner-Wählern war die Entwicklung gerade umgekehrt. Traditionell standen die US-Konservativen dem Militär immer besonders nahe und es gab keinen US-Krieg, den sie nicht mit wehenden Fähnchen unterstützt hätten. Aber spätestens nach dem Desaster des Irak-Kriegs konnte man in den Reihen der Republikaner zunehmend laute, partei-übergreifende Fundamental-Kritik an der US-Führung vernehmen. Diese wird von ihnen immer mehr als Herrschaft des Tiefen Staates verstanden, der jenseits jeglicher demokratischer Eingriffsmöglichkeiten agiert. Dies wurde vor allem während der Amtszeit von Donald Trump deutlich.

Trump hatte große Mühe, sich der Angriffe der Akteure des Tiefen Staates in den US-Geheimdiensten, den Parteien, einschließlich in der eigenen Partei und sogar im US- Justizministerium und im korrupten FBI zu erwehren. Trotz verschiedener Versuche gelang es dem Tiefen Staat zwar nicht, Trump vorzeitig zu stürzen, aber seine Wiederwahl wurde erfolgreich verhindert und statt Trump wurde eine senile Sprechpuppe auf den US-Präsidentensessel gesetzt. Dabei merkt Biden nicht einmal, dass er seinem professionellen Beraterstab aus progressiven Russenhassern und Kriegstreibern nur noch als Marionette dient, allerdings eine Marionette mit der Autorität des US-Präsidenten, was die präsidiale Puppenspielertruppe um ihn herum leidlich ausnutzt.

Donald Trump hat als Präsident persönlich und zum wilden Entsetzen der Kriegstreiber des Tiefen Staates mit der Mär aufgeräumt hat, dass Amerika stets auf der Seite der Engel gegen das Böse der Welt kämpft. Stattdessen bezeichnete er die US-Kriege in Irak und anderswo als unprovozierte US-Angriffskriege. Auch machte er sich immer wieder über die Scheinheiligkeit der US-Mainstream Medien lustig, die Russland oder anderen Staaten im Brustton der Empörung Menschenrechtsverletzungen vorwarfen, während weitaus schlimmere Aktionen der US-Geheimdienste oder des Militärs gar nicht erst zur Sprache kamen.

Als Resultat dieser Entwicklung stellen heute die US-Konservativen in großer Mehrheit eine Kraft der außenpolitischen Mäßigung dar, wenn auch noch keine Kraft des Friedens. Während starke Kräfte in der Republikanischen Partei den Krieg in der Ukraine so schnell wie möglich hinter sich lassen möchten, sind dieselben Kräfte gegenüber China feindlich eingestellt.

Das zeigt, dass die Eliten des Tiefen Staates leider mehrheitlich immer noch fest im Sattel des real-existierenden Amerikas sitzen. Und diese Leute haben in der Vergangenheit verlässlich bewiesen, dass sie für den Profit, wenn er nur hoch genug ist, über Leichenberge gehen.

Laut einer Reihe von Quellen waren es vor allem die von den USA verursachten Kriege, die seit dem Zweiten Weltkrieg direkt für den Tod von mehr als 10 Millionen Menschen verantwortlich sind. Die Neokonservativen Kriegstreiber, die aktuell in Washington an den Schalthebeln der Macht sitzen, werden über diese Fakten und ihre Quellen spotten, aber der größte Teil der restlichen Welt weiß, dass sie wahr sind. Laut einer 2018 auf dem Voltaire Netzwerk veröffentlichten Studie des geopolitischen Wissenschaftlers Manlio Dinucci liegen Opferzahl dieser US-Kriege für denselben Zeitraum weltweit noch weitaus höher, nämlich zwischen 25 und 30 Millionen Toten.

Die meisten Amerikaner können diese Fakten nicht akzeptieren, denn sie stehen im Gegensatz zum Narrativ, das ihnen von klein an eingeimpft wurde. Allerdings ist die ständig wachsende Liste amerikanischer Verbrechen im Ausland seit Jahren für viele auf der ganzen Welt immer offensichtlicher geworden. Zum Beispiel hat das chinesische Außenministerium gerade einen Überblick über das veröffentlicht, was sie als schweres US-Fehlverhalten rund um den Globus betrachten. Das US-Establishment und ihre Presstituierten werden auch diesen chinesischen Tatsachenbericht als bösartige Verleumdung abtun, aber alle, die außerhalb der US-Propagandablase leben, wissen, dass es stimmt.

Am 20. Februar dieses Jahres, drei Tage vor dem Jahrestag des Beginns der russischen Sonderoperation in der Ukraine, hat das chinesische Außenministerium via Xinhua-Nachrichtenagentur eine quasi-offizielle Generalabrechnung mit den gemeingefährlichen Hegemonen in Washington veröffentlicht. In der Einführung heißt es:

„Seitdem die Vereinigten Staaten nach den beiden Weltkriegen und dem Kalten Krieg zum mächtigsten Land der Welt geworden sind, haben sie sich immer rücksichtsloser in die inneren Angelegenheiten anderer Länder eingemischt, um ihre Hegemonie zu errichten, aufrechtzuerhalten und zu missbrauchen, indem sie Subversion und Infiltration vorangetrieben, vorsätzlich Kriege geführt und der internationalen Gemeinschaft Schaden zugefügt haben.“ 

„Die Vereinigten Staaten haben ein hegemoniales Drehbuch entwickelt, um Farbrevolutionen zu inszenieren, regionale Streitigkeiten anzuzetteln und sogar direkt Kriege unter dem Deckmantel der Förderung von Demokratie, Freiheit und Menschenrechten zu beginnen.“ 

„Die Vereinigten Staaten klammern sich an die Mentalität des Kalten Krieges und haben die Blockpolitik verschärft und Konflikte und Konfrontationen geschürt. Sie haben das Konzept der nationalen Sicherheit extensiv ausgelegt, Exportkontrollen missbraucht und einseitige Sanktionen gegen andere Länder verhängt. Internationales Recht und Regeln legen sie sehr selektiv aus, indem sie es – je nachdem ob es ihnen nutzt oder nicht – entweder anwenden oder verwerfen. Zugleich haben sie versucht, dem Rest der Welt Regeln aufzuzwingen, die ausschließlich ihren eigenen Interessen im Namen der Aufrechterhaltung einer regelbasierten internationalen Ordnung dienen.“ 

„Dieser Bericht versucht, durch die Darstellung der relevanten Fakten den Missbrauch der Hegemonie durch die USA im politischen, militärischen, wirtschaftlichen, finanziellen, technologischen und kulturellen Bereich aufzudecken und die internationale Aufmerksamkeit auf die Gefahren der US-Praktiken für den Weltfrieden und die Stabilität und das Wohlergehen aller Völker zu lenken.“

Da die Westmedien flugs dafür gesorgt haben, dass das umfangreiche chinesische Dokument nicht weiter diskutiert und möglichst schnell im Gedächtnisloch entsorgt wurde, wird es in Kürze als Ganzes bei apolut in einer Übersetzung von Rainer Rupp erscheinen.

Die vom Chinesischen Außenministerium genehmigte englische Übersetzung des Originaldokument ist hier verlinkt: https://english.news.cn/20230220/1b9a2c2bcfb742ad872c58ddda549374/c.html

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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: Lukas Gojda / shutterstock


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