Ich habe immer wieder berichtet, dass man die westlichen Sanktionen im russischen Alltag kaum spürt. Warum das so ist, hat nun die Washington Post berichtet.
Ein Kommentar von Thomas Röper.
Im Alltag in Russland spürt man die westlichen Sanktionen kaum, wie ich immer wieder berichtet habe. Die Regale sind voll, die Preise sind stabil. Lediglich einige westliche Produkte sind verschwunden, wurden jedoch schnell durch andere Anbieter ersetzt.
Auch große Firmen, die offiziell angekündigt haben, Russland verlassen zu wollen, scheinen sich heimliche Hintertüren offenzuhalten. McDonalds zum Beispiel hat Russland offiziell verlassen und sein gesamtes Russlandgeschäft einem Unternehmer aus Sibirien verkauft, der früher mit etwa 20 Filialen ein großer Frandchise-Nehmer von McDonalds war. Es ist in Russland ein offenes Geheimnis, dass solche Deals, die viele westliche Firmen gemacht haben, offenbar Vereinbarungen enthalten, die es der westlichen Firma später erlauben, zurückzukehren und den Deal rückabzuwickeln. Der Rückzug war bei den meisten Firmen also eher die Einsetzung eines „Platzhalters“ und man wartet auf die Möglichkeit zur Rückkehr auf den russischen Markt.
Um beim Fast Food als Beispiel zu bleiben: Andere internationale Fast-Food-Ketten sind in Russland geblieben. Burger King, KFC oder auch Subway sind weiterhin in Russland aktiv.
Auch Coca-Cola, die Russland offiziell verlassen hat, scheint sich eine Hintertür offenzuhalten, denn es gibt die Produkte von Coca-Cola weiterhin in Russland, sie tragen nur einen anderen Namen, werden aber weiterhin in der gleichen Fabrik abgefüllt.
Das waren nur Beispiele, die allerdings die Regel sind. Ganz offensichtlich haben die westlichen Firmen Russland wegen des politischen Drucks aus Washington verlassen und nicht – wie es im Westen dargestellt wird – aus eigenem Antrieb oder moralisch-politischen Überlegungen. Die russische Nachrichtenagentur TASS hat über einen Artikel der Washington Post berichtet, der das bestätigt, und ich habe die TASS-Meldung übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
Washington Post: Die meisten Unternehmen sind nach der Ankündigung ihres Rückzugs aus Russland weiterhin im Land tätig
Die Zeitung berichtet, dass einige Unternehmen angesichts des Abzugs ihrer Konkurrenten sogar einen größeren Marktanteil erobert haben
Die Mehrheit der westlichen Unternehmen, die nach dem Beginn der Militäroperation angekündigt hatten, ihre Tätigkeit in Russland einzustellen, setzen ihre Aktivitäten im Lande fort. Das geht aus einem Artikel hervor, der am Samstag in der Washington Post veröffentlicht wurde.
Der Artikel zitiert Expertenschätzungen, wonach „von den Hunderten von Unternehmen, die versprochen hatten, Russland zu verlassen“, das „nur ein kleiner Prozentsatz“ nach dem Beginn der Militäroperation getan hat. Die Zeitung weist darauf hin, dass
„die westlichen Unternehmen, die zurückgeblieben sind, oft stark auf das Geschäft in Russland angewiesen sind und dass die Verluste, die sie durch das Verlassen des Landes erleiden würden, wahrscheinlich größer sind als der mögliche Schaden für ihre Marken“. „Einige Unternehmen haben angesichts des Weggangs ihrer Konkurrenten sogar größere Marktanteile erobert“, heißt es in der Zeitung.
„Viele andere [Unternehmen] haben angekündigt, dass sie ihre Arbeit einstellen oder verringern werden, aber den Handel fortsetzen. Einige haben angekündigt, dass sie russische Vermögenswerte verkaufen werden, suchen aber noch nach Käufern oder versuchen, die Kosten für den Ausstieg zu senken“, betont die Zeitung. Wie es heißt, „untergräbt die anhaltende Präsenz so vieler Unternehmen die von Washington geführten Bemühungen, die russische Wirtschaft zu zerschlagen“. Dies, so die Zeitung, „ermöglicht es den Russen, das gleiche Maß an Komfort und Lebensqualität beizubehalten“, das sie vor der Militäroperation hatten.
Insbesondere heißt es in der Zeitung, dass BMW und die Mercedes-Benz-Gruppe sowie Apple „angekündigt haben, ihre Verkäufe und Aktivitäten in Russland einzustellen“. Allerdings, so die Zeitung, „sind ihre Produkte und andere westliche Luxusmarken weithin erhältlich, in einigen Fällen durch halblegale Importe.“
Der Artikel zitiert Daten von Forschern der Universität St. Gallen in der Schweiz. Sie schätzen, dass weniger als neun Prozent der Unternehmen aus der EU und den G7-Ländern Russland im Zusammenhang mit der Militäroperation verlassen haben.
Ende der Übersetzung
+++ Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags. +++ Dieser Beitrag erschien zuerst am 16. April 2023 auf dem Blog anti-spiegel.ru. +++ Bildquelle: rawf8 / shutterstock
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