Ein Kommentar von Wolfgang Effenberger.
Am 16. August 2022 – knapp drei Monate vor den von den Demokraten gefürchteten Midterm-Wahlen am 8. November 2022 zum Senat und Repräsentantenhaus1) – konnte US-Präsident Joe Biden den sogenannten "Inflation Reduction Act of 2022" (IRA) unterschreiben – ein US-Bundesgesetz, das nach offiziellen Angaben die Inflation eindämmen, den Kampf gegen den Klimawandel fördern und das US-Defizit von 2022 bis 2031 um 300 Milliarden Dollar (2,2 Prozent) senken soll. Der im IRA hochgepriesene Klimaschutz ist jedoch nur ein Sammelsurium an Klimamaßnahmen, die von Bidens propagiertem "Green New Deal" von 2019 und der 2-Billonen-Dollar "Build-Back-Better"-Rahmengesetzgebung übriggeblieben ist. Das "Build-Back-Better"-Paket scheiterte damals an der Opposition konservativer Demokraten, vor allem von Senator Joe Manchin aus dem Kohlestaat West Virginia.2)
Mit einem Umfang von knapp 400 Milliarden US-Dollar handelt es sich beim IRA um das bislang größte durch Steuererhöhungen finanzierte Investitions- und Subventionsprogramm, mit dem milliardenschwere Ausgaben für die Infrastruktur und für den Sozialstaat einhergehen und das Schlüsselproblem von Wirtschaft und Gesellschaft lösen soll.
Kritiker sehen in dem Inflationsbekämpfungsgesetz jedoch das Ziel der Revitalisierung der US-Industrie auf Kosten europäischer und vor allem deutscher Unternehmen, deren Auswanderung in die USA durch dieses Gesetz forciert wird. Der dadurch hervorgerufene Verlust von Produktionsstandorten beschleunigt die Gefahr der Deindustrialisierung in der EU. Ziel dieser aggressiven Industriepolitik scheinen Washingtons geopolitische Ambitionen zu sein: Die USA als unipolare Weltmacht.
Noch im August 2022 wies der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz in einem Kommentar für das "Project Syndicate"3) auf die enormen Vorteile für die USA in mehreren Bereichen hin. Die geplanten Investitionen würden die inflationstreibenden Energiekosten senken, die heimische Energieerzeugung stärken und damit einkommensschwache Haushalte im Endeffekt entlasten. Neben der Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der US-Rüstungsindustrie soll massiv in Bildung, Forschung, Technologie und Infrastruktur investiert werden. Ziel der US-Regierung sei es offenbar, die weltweite Energieabhängigkeit von "autoritären" Ölstaaten sowie Russland (Russland gehört zu opec+) anzugehen, um bestehende Risiken zu minimieren.4) Ab 5. Dezember 2022 gelten EU-Sanktionen gegen die Öleinnahmen Russlands. US-Präsident Joe Bidens äußerte Mitte Juli 2022 bei seinem Besuch in Saudi-Arabien den Wunsch, die großen Öl exportierenden Länder mögen die derzeitigen Fördermengen erhöhen, damit der Benzinpreis in den USA sinken könne. Doch die Ölallianz OPEC+ beschloss, bis Ende 2023 täglich zwei Millionen Barrel (je 159 Liter) weniger zu fördern.5) Von den dadurch erhöhten Rohölpreisen profitiert Russland.
Inmitten der zunehmenden geopolitischen Spannungen auf der internationalen Bühne legt die Europäische Union den Fokus nun gezwungenermaßen auf die Eindämmung der akuten Energie- und Inflationskrise. Wegen der stark gestiegenen Preise für Gas sind die EU-Länder mit enormen Wirtschaftsproblemen konfrontiert, deren Lösung bislang nicht in Sicht ist.
Auf dem Weg in die De-Industrialisierung von EU /Deutschland?
Der Ukraine-Krieg belastet beeinträchtigt durch die knapper werdenden Ressourcen (Erdgas, Erdöl, Weizen) vor allem durch den Ausfall Russlands als wichtiger Rohstofflieferant die Wirtschaftsleistung vieler Länder. Die damit einhergehenden enormen Preissteigerungen sorgen für Verwerfungen im internationalen Handel. So können nun die USA mit sehr günstigen Energiepreisen die Abwanderung deutscher Firmen in die USA forcieren, wovon vor allem die deutschen Automobilhersteller betroffen sind. Stolz verkündete der Gouverneur von Oklahoma, Kevin Stitt, dass man zuletzt in elf von 14 Quartalen die niedrigsten Energiekosten der USA gehabt habe. So wird die Warnung der Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) Hildegard Müller verständlich:
„Die Hälfte unserer Mitglieder hat deshalb bereits geplante Investitionen gestrichen oder verschoben – und mehr als ein Fünftel verlagert nun ins Ausland“.6)
Diese unerfreulichen Aussichten für den Wirtschafts- und Industriestandort Deutschland mit der prognostizierten Abwanderung wichtiger Industriesegmente werden eine spürbare Zunahme von in die Arbeitslosigkeit entlassenen Fachkräften auslösen.
Ungeachtet dieser extrem protektionistischen US-Politik hat die Bundesregierung am 30. November 2022 Eckpunkte für eine Reform des Fachkräfte-Einwanderungsgesetzes beschlossen. Sie sollen den Arbeitsmarkt so weit wie noch nie für Arbeitskräfte aus Staaten außerhalb der Europäischen Union (EU) öffnen.
Innenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach vom modernsten Gesetz Europas zur Fachkräfte-Einwanderung und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) unterstrich: „Es ist ein Gesetz, das nach vorn weist, das offensiv ist, das offensiv für eine Gesellschaft der Vielen wirbt.“7) Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), versprach, alle Register zu ziehen, um „die Potenziale im Inland zu heben“. Doch was ist mit den über 3.7 Millionen Personen in Deutschland, die 2022 Arbeitslosengeld II erhalten haben?8) Sie hat man anscheinend bereits abgeschrieben. Neue Zuwanderungsmöglichkeiten soll es sogar für ungelernte Arbeitskräfte geben, wenn dafür in bestimmten Branchen ein Bedarf gesehen wird.
Doch in welchen? Da bietet sich ja nur der Sicherheitsbereich (Polizei und Militär) an, der für junge Menschen aus anderen Kulturkreisen durchaus eine Anziehungskraft hat.
Gas aus Katar - Neue Abhängigkeiten!
Am 29. 11. 2022 begrüßte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck das auf 15 Jahre befristete Abkommen (2026-2041) mit Katar über die Lieferung von Flüssigerdgas nach Deutschland. Über konkrete Details des Geschäfts wollte er aber nichts sagen.9) Das Gas für das jetzt geschlossene Abkommen kommt von den beiden Gasfeldern North Field East und North Field South, die von Katar und Iran gemeinsam ausgebeutet werden.10) Das Gasgeschäft laufe über das US-Unternehmen Conoco Phillips, das es nach Deutschland liefern werde. Dafür werden an Nord- und Ostsee mehrere Terminals gebaut.11)
Golineh Atai, Nahost-Expertin und Leiterin des ZDF-Studios Kairo bereiste für eine zweiteilige ZDF-Doku mehrere arabische Staaten und führte mit dem Energieexperten Mohammed Al-Sabban, langjähriger Berater des saudischen Energieministers und ehemaliger Chefunterhändler der saudischen Klima-Delegation bei den UN, ein aufschlussreiches Interview.
Auf die Frage von Frau Atai, ob das Königreich Saudi-Arabien nur zur Ruhigstellung von Kritikern in erneuerbare Energien investiere, antwortete Al-Sabban:
„Nein, nein wir müssen in alle möglichen Energien investieren wir müssen Energieexporteur sein, nicht nur Öl und Gas, Wasserstoff werden wir vor allem nach Europa exportieren, weil es da große Nachfrage gibt und das wird Geld einbringen. Wir machen das ja nicht umsonst, keine Sorge ... wir werden dafür viel Geld bekommen und ihr werdet aus einer Abhängigkeit in die nächste Abhängigkeit geraten.“12)
In den Gasimporten aus Russland mit ca. 50 Prozent13) konnte durchaus eine Abhängigkeit gesehen werden. Wurde sie jemals von Russland als Waffe gegen deutsche Interessen eingesetzt? Vom Bündnispartner USA wurde Deutschland gleich nach dem Ende des Kalten Krieges 1991 indirekt zur Teilnahme an dem mit der sogenannten Brutkastenlüge begründeten 1. Irakkrieg (2. Golfkrieg) gezwungen (Logistik, Agenten). Der von den USA geforderte deutsche Finanzierungsanteil betrug an die 18 Milliarden D-Mark.14) Seitdem musste sich die Bundesrepublik Deutschland an allen folgenden völkerrechtswidrigen Kriegen beteiligen (Jugoslawien, Afghanistan, Libyen, Syrien).
Nach dem Terroranschlag auf Nord Stream 1 und 2 ist die Energie-Abhängigkeit von den USA noch erdrückender geworden.
Frau Atai fragte Al-Sabban auch, wann Saudi-Arabien denn nun erneuerbare Energien für Deutschland liefern könne. Ab 2026 soll grünes Ammoniak zur Umwandlung in Wasserstoff aus Saudi-Arabien importiert werden (der Bau eines Importterminals für grünen Ammoniak in Hamburg ist bereits beschlossen). Dazu Al-Sabban:
„Wir haben ehrlich gesagt Angst, mit euch Deutschen weitere Verträge abzuschließen. Ihr habt mit der Beschlagnahmung russischer Gasinfrastruktur Vertrauen verspielt“15).
Dann verabschiedete sich Sabban, um zum nächsten Interview zu eilen - mit Russlands Staatssender "Russia Today".
Vergleich der Inflation USA-D und Reaktionen auf den Inflation-Act
Mit dem Begriff Inflation (lat. "inflatio": aufblasen. aufblähen) wird das steigende Preisniveau einer Ökonomie beschrieben; Für Güter und Dienstleistungen muss mehr Geld bezahlt werden. Mit 10,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erreichte die Inflation in Deutschland im Oktober 2022 den höchsten Stand seit 1951. Der Anstieg ist vor allem bei Gas und Heizöl, Benzin, Fernwärme und tierische Grundprodukte wie Butter und Milch zu spüren.16)
Dagegen hat sich die Inflation in den USA im Oktober stärker als erwartet abgeschwächt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Verbraucherpreise um 7,7 Prozent, wie das Arbeitsministerium heute in Washington mitteilte. Es ist bereits der vierte Rückgang in Folge. Im Vergleich der aktuellen Wirtschaftsdaten zwischen den Vereinigten Staaten und der EU schneidet vor allem die Bundesrepublik Deutschland schlecht ab.17)
Der protektionistische Versuch des US-Präsidenten auf Kosten von EU und Deutschland die Wirtschaft in den USA zu stärken und den Wohlstand der eigenen Bevölkerung zu sichern, rief Widerstand hervor.
Vor der Reise des französischen Präsidenten Emmanuel Macron in die USA ließ der Élysée-Palast verlauten, dass der "Inflation Reduction Act" einen direkten Einfluss auf die europäische Industrie habe. Bei einem Treffen Ende November 2022 mit US-Regierungsvertretern soll Macron noch deutlicher geworden sei und kritisiert haben, dass die im Inflationsbekämpfungsgesetz vorgesehen Subventionen "super aggressiv" gegenüber europäischen Unternehmen seien.18) Weiter warnte Macron vor einer Spaltung der westlichen Kräfte. Auch weitere europäische Staats- und Regierungschefs, darunter auch Bundeskanzler Olaf Scholz, kritisierten das US-Inflationsgesetz. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck kritisierte die Vorschrift im US-Inflationsgesetz, dass in Amerika produziert werden müsse – das sei nicht kompatibel mit den Regeln der Welthandelsorganisation WTO –, und kündigte eine „robuste Antwort“ der Europäischen Union mit milliardenschweren Investitionen in den Klimaschutz an.19)
Neue multipolare Weltordnung?
Die Wahlen in den USA am 8. November 2022 und der G20-Gipfel in Indonesien eine Woche später haben die geopolitische Lage verändert.
In der Schlusserklärung des G20-Gipfels zog man sich auf die Resolution der UN-Generalversammlung aus dem März 2022 zurück und verteidigte die multilaterale Weltordnung, die der von den USA angestrebten unipolaren diametral gegenübersteht. Damit sind die Chancen einer multipolaren Weltordnung gestiegen, ebenso wie auch einen künftigen Frieden mit Russland, auf den man in Peking drängt. Angemerkt wurde nur, dass dieses Forum nicht für die anstehenden Sicherheitsfragen zuständig sei.
Das Interview von Frau Atai mit dem selbstbewussten Mohammed Al-Sabban zeigt, dass in den arabischen Ländern ein Abkoppelungsprozess vom Westen eingesetzt hat. So hat im Oktober 2022 das Königreich Saudi-Arabien Interesse an einer Mitgliedschaft in der BRICS-Vereinigung bekundet. Laut dem Präsidenten Südafrikas, Cyril Ramaphosa, hat der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman, Premierminister Saudi-Arabiens und stellvertretender Vorsitzender des Ministerrats und des Vorsitzenden des Rats für Wirtschaft und Entwicklung, nach einem bilateralen Treffen in Riad erklärt, dass Saudi-Arabien bereit sei, den BRICS-Staaten beizutreten. Ramaphosa sprach in diesem Zusammenhang davon, dass ein möglicher Beitritt Saudi-Arabiens zur BRICS-Gruppe eine „wichtige Veränderung in den Ländern, die den Block bilden“20), bedeuten würde. Unterstrichen wird diese Aussage dadurch, dass das Treffen inmitten des Erdöl-Streits zwischen Saudi-Arabien und den USA – Washington wollte, dass die OPEC die Förderquoten um zwei Millionen Barrel pro Tag senkt – stattgefunden hat. Auch lehnte Riad die antirussischen Sanktionen ab. Die weltpolitischen Konturen des globalen Südens werden schärfer, vor allem auch durch die Absicht Chinas, Russlands und der BRICS-Staaten, durch den Aufbau neuartiger Finanz-Strukturen die Abhängigkeit vom übermächtigen US-Dollar zu verringern.21)
In der Talk-Show von Markus Lanz vom 23. November 2022 berichtete Frau Atai von ihrer Interview-Reise durch mehrere arabische Staaten. Sie hat erkannt, dass aus dieser Region eine unabhängige Außenpolitik kommen wird und dass diese Region festgestellt hat, dass wir in einer neuen Weltordnung sind. Gab es vorher Europa und die USA, gibt es jetzt Russland, Saudi-Arabien und die G20-Staaten und ein neues Selbstbewusstsein. Fazit: Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir es tatsächlich mit einer neuen Politik aus dieser Region zu tun haben.22)
Ausblick
Im Herbst 2014 stellte der Befehlshaber des "U.S. Army Training and Doctrine Command" (TRADOC), Vier-Sterne-General David G. Perkins, das neue Langzeitstrategiepapier "TRADOC 525-3-1 Win in a Complex World 2020-2040" vor. In diesem Papier erhielten die US-Streitkräfte den Auftrag, die von Russland und China ausgehende Bedrohung "abzubauen". General Perkins führte dazu aus, dass Win in a Complex World (Siegen in einer komplexen Welt) die Bedeutung einsatzbereiter Landstreitkräfte für den Schutz der Nation und die Sicherung der lebenswichtigen Interessen gegen entschlossene, schwer fassbare und zunehmend fähige Gegner unterstreicht und die grundlegenden Fähigkeiten hervorhebt, die das Heer zur Verhinderung von Kriegen und zur Gestaltung des Sicherheitsumfelds benötigt. TRADOC 525-3-1 soll die Feinde abschrecken, die Verbündeten beruhigen und die Neutralen beeinflussen.23) Damit setzten umfangreiche NATO-Manöver vor Russlands Haustüre ein, die ihre Höhepunkte 2021 im monatelangen Großmanöver "Defender 21" und Anfang August 2021 in Georgien im Manöver "Agile Spirit" fanden24). In Georgien nahmen über 2.500 Soldaten aus zwölf NATO-Mitgliedstaaten (Großbritannien, Deutschland, Spanien, Italien, Kanada, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Vereinigte Staaten, Türkei und Estland) sowie aus Aserbaidschan, Georgien und der Ukraine teil. Kommentar des US-Offiziers Ari Martin:
"Während der Ausbildung mit unseren georgischen Partnern arbeiten wir an der Interoperabilität. Wir wollen zeigen, dass wir zusammenarbeiten können und dass wir gemeinsam stärker sind. Ich bin mir sicher, dass wir, so wie wir es heute getan haben, überall auf der Welt schnell unsere Kampfkraft einsetzen können."25)
In dem Stellvertreterkrieg USA gegen Russland geht es den US-Strategen vor allem darum, Russland zu schwächen, damit es die Pläne der USA für eine Schwerpunktverlagerung (Pivotisierung) nach Asien nicht durchkreuzen kann.
Ende Oktober wurde die Nationale Sicherheitsstrategie 2022 vorgestellt 26). Sie unterscheidet sich nur rudimentär von "TRADOC 525-3-1 Win in a Complex World 2020-2040. "
Darin werden vier oberste Verteidigungsprioritäten festgelegt:
1) Verteidigung des Heimatlands angesichts der wachsenden multidisziplinären Bedrohung durch China
2) Abschreckung strategischer Angriffe gegen die Vereinigten Staaten, ihre Verbündeten und Partner
3) Abschreckung von Aggressionen bei gleichzeitiger Bereitschaft, sich in Konflikten durchzusetzen, wenn dies erforderlich ist, wobei die von China ausgehende Herausforderung im indopazifischen Raum und die von Russland ausgehende Herausforderung in Europa Vorrang haben
4) Aufbau eines widerstandsfähigen gemeinsamen Streitkräfte- und Verteidigungs-Ökosystems
Zur Umsetzung dieser Prioritäten gehören:
integrierte Abschreckung,
Kampagnenführung (Propaganda) und der
Aufbau eines dauerhaften Vorteils.
Eingearbeitet ist die neue Nuklearstrategie (Nuclear Posture Review), in der jeder Verzicht auf einen nuklearen Erstschlag explizit ausgeschlossen wird:
Ein solcher Verzicht, wie ihn etwa China erklärt hat, stelle für die Vereinigten Staaten „ein inakzeptables Risiko“ dar. Ausdrücklich heißt es, die USA zögen „den Einsatz nuklearer Waffen unter extremen Bedingungen“ in Betracht, falls „ihre vitalen Interessen“ oder diejenigen ihrer Verbündeten und Partner bedroht seien; dies kann demnach auch der Fall sein, wenn der Feind keinen nuklearen Angriff eingeleitet hat. Dabei gelte es nicht zuletzt, „die nuklearen und die nicht-nuklearen Fähigkeiten und Konzepte der NATO“ in Zukunft enger zu verzahnen.
Da sich die Welt auf einen Abgrund zuzubewegen scheint, ist es höchste Zeit, an die Erklärung vom 18.2.1989 der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges e.V. (IPPNW) zu erinnern und deren Umsetzung anzumahnen:
"Weil ein Atomkrieg, ob geplant oder aus Versehen, nach wie vor die größte unmittelbare Menschheitsbedrohung darstellt“, fordern die Ärzte der IPPNW die „Abschaffung und Ächtung aller Atom-, Chemie- und bakteriologischen Waffen sowie ein konventionelles Herunter-Rüsten bis zur Stufe reiner Verteidigungs-Potentiale. Auch ein sogenannter konventioneller Krieg würde in dichter besiedelten Ländern heute einen Völkermord bedeuten“.
„Rüstungs-Wettlauf, risikoreiche Hoch-Technologien (Chemie-Unfälle!), Umwelt-Zerstörung und Verelendung in der Dritten Welt stehen in einem engen Zusammenhang miteinander. Sie sind Ausdruck eines obsoleten Kults der Stärkung und des Expansionismus der Industrieländer. Er unterhält eine gewalttätige Rivalität unter den Völkern auf Kosten der Schwächeren und eine rücksichtslose Zerstörung der Natur. Deshalb fordern wir Ärzte die Umkehr zu einem neuen Denken:
Die modernen Weltgefahren sind nur zu bannen, wenn alle Völker in Ost, West und Süd begreifen, dass sie durchgängig aufeinander angewiesen sind und ihre egoistischen Machtstrategien zugunsten einer Humansierung der internationalen Beziehungen und einer gemeinsamen Fürsorge für die bedrohte Natur aufgeben müssen.“27)
Quellen und Anmerkungen:
Wolfgang Effenberger, Jahrgang 1946, erhielt als Pionierhauptmann bei der Bundeswehr tiefere Einblicke in das von den USA vorbereitete „atomare Gefechtsfeld“ in Europa. Nach zwölfjähriger Dienstzeit studierte er in München Politikwissenschaft sowie Höheres Lehramt (Bauwesen/Mathematik) und unterrichtete bis 2000 an der Fachschule für Bautechnik. Seitdem publiziert er zur jüngeren deutschen Geschichte und zur US-Geopolitik. Zuletzt erschienen vom ihm „Schwarzbuch EU & NATO“ (2020) sowie "Die unterschätzte Macht" (2022).
1)Im Senat konnten die Demokraten ihre hauchdünne Mehrheit verteidigen, verloren aber knapp die Mehrheit im Repräsentantenhaus. 2)https://www.boell.de/de/2022/08/17/was-das-neue-us-klimagesetz-leistet-und-wo-es-versagt 3)Das Project Syndicate ist eine internationale Non-Profit-Organisation mit Sitz in Prag, in der nach eigenen Angaben zurzeit über 430 Zeitungen und Zeitschriften aus 150 Ländern mit einer Gesamtauflage von fast 70 Mio. Exemplaren zusammengeschlossen sind; https://de.wikipedia.org/wiki/Project_Syndicate 4)https://www.project-syndicate.org/commentary/us-inflation-reduction-act-is-a-big-deal-by-joseph-e-stiglitz-2022-08/german?barrier=accesspaylog 5)https://www.tagesschau.de/ausland/europa/opec-oel-foerderstrategie-101.html 6)https://wirtschaft-tv.com/2022/10/04/deutsche-unternehmen-wandern-in-die-usa-ab/ 7)https://fundscene.com/regierung-will-huerden-fuer-arbeitskraefte-aus-drittstaaten-senken/ 8)https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1396/umfrage/leistungsempfaenger-von-arbeitslosengeld-ii-jahresdurchschnittswerte/ 9)https://www.rnd.de/politik/gas-deal-mit-katar-was-robert-habeck-zum-fluessiggas-abkommen-sagt-DN7OO5LBISARL3TVJN7TEESQ5A.html 10)https://www.manager-magazin.de/politik/weltwirtschaft/kein-fluessigerdgas-lng-aus-katar-warum-das-emirat-deutschland-auflaufen-laesst-a-088b508b-c846-4f4d-b4ea-b424706a6058 11)https://www.gmx.net/magazine/politik/deutschland-katar-schliessen-gaslieferabkommen-habeck-laufzeit-super-37516846 12)https://www.youtube.com/watch?v=9XlwdskgwHA (ab Minute 9:00) 13)https://www.deutschlandfunk.de/energieversorgung-russland-deutschland-100.html 14)https://www.fr.de/politik/kosten-kriegs-11733514.html 15)https://www.zdf.de/nachrichten/politik/saudi-arabien-energiekrise-interview-oekonom-al-sabban-100.html 16)https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Inflationsrate-faellt-staerker-als-erwartet-Kursfeuerwerk-an-den-Boersen-article23709670.html 17)https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/inflation-usa-verbraucherpreise-101.html 18)https://www.sueddeutsche.de/politik/emmanuel-macron-joe-biden-staatsbesuch-usa-frankreich-inflation-gesetz-1.5707110 19)https://www.rnd.de/politik/us-inflationsgesetz-robert-habeck-fordert-robuste-antwort-der-eu-4RD4E7NV57IA5A2RAWZWFH3PYQ.html 20)https://www.pressenza.com/de/2022/11/brics-erweiterung-und-die-arabische-welt/ 21)https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/520960/China-und-Russland-wollen-den-US-Dollar-durch-BRICS-Waehrungen-ersetzen 22) https://www.youtube.com/watch?v=9XlwdskgwHA ab Minute 9:00 23)https://www.kobo.com/ww/en/ebook/2020-2040-u-s-army-operating-concept-aoc-win-in-a-complex-world-how-future-army-forces-prevent-conflict-win-wars-shape-security-environments-tenets-and-core-competencies 24)http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27632&css=print 25)Zitiert aus https://de.euronews.com/2021/08/02/nato-manover-vor-russlands-haustur 26)https://www.defense.gov/News/News-Stories/Article/Article/3202438/dod-releases-national-defense-strategy-missile-defense-nuclear-posture-reviews/ 27)https://www.ippnw.de/der-verein/geschichte-der-ippnw/erklaerungen/artikel/de/resolution-1989.html
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