Tagesdosis

Ein Leben für Frieden, Versöhnung und Wahrhaftigkeit | Von Wolfgang Effenberger

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Eine Hommage an den Israeli Reuven Moskovitz (1928-2017) Ein Kommentar von Wolfgang Effenberger.

Reuven Moskovitz wurde 1928 im nordrumänischen Schtetl Frumușica geboren, überstand die Schrecknisse des Zweiten Weltkriegs und konnte 1947 nach Palästina einwandern. Er erlebte am 14. Mai 1948, dem Tag vor dem Ende des britischen Israel-Mandats, wie sich die letzten britischen Streitkräfte aus Palästina zurückzogen und David Ben Gurion als Ministerpräsident die israelische Unabhängigkeitserklärung verlas. Das führte jedoch noch in der gleichen Nacht zu Kriegserklärungen seitens Ägyptens, Saudi-Arabiens, Jordaniens, des Libanons, des Irak und Syriens. Am Morgen des 15. Mai 1948 begann die Massenvertreibung der Palästinenser durch den neu gegründeten Staat Israel, die den Auftakt für blutige Aufstände und Kriege bildete. Während die arabische Welt Israels Staatsgründung, die Vertreibung großer Teile der palästinensischen Bevölkerung und die Niederlage im Krieg als "Nakba", als Katastrophe, wahrnahm, wird in Israel der Waffengang von 1948/49 als "Unabhängigkeitskrieg" tradiert.

1950 war Moskovitz Mitbegründer des Kibbuz Misgav-Am an der libanesischen Grenze. Er arbeitete als Baggerführer im Straßenbau und erlebte den „Sechstagekrieg“ (5.-10. Juni 1967) als baggerfahrender Pionier in der israelischen Armee. Seine direkten Erlebnisse in dieser Zeit ließen Reuven Moskovitz zum Friedens- und Versöhnungsfreund werden. Er wurde nach dem Sechstagekrieg Sekretär der neu entstandenen "Bewegung für Frieden und Sicherheit". Besonders hatte ihn berührt, dass ihm ein geflüchteter Palästinenserjunge seine Mundharmonika schenkte - sie wurde zum Markenzeichen von Moskovitz. Nachdem er an der Hebräischen Universität Jerusalem Geschichte und hebräische Literatur studiert hatte, gab Moskovitz seine Sichtweise zum Sechstagekrieg an die dortigen Studenten weiter.

1974 erhielt er ein Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung. Dies ermöglichte ihm ein Forschungsjahr an der Freien Universität Berlin. Für sein Promotionsthema "Deutsche und Juden zwischen der Macht des Geistes und der Ohnmacht der Gewalt" verglich Moskovitz die damaligen politischen Tendenzen in Israel mit der Situation im Deutschland der Weimarer Republik. Leider reichte das Jahr nicht, um die Promotion zum Abschluss zu bringen, dafür fand Moskovitz viel Interesse und Solidarität für Israel. Er gewann Freunde und Mitdenker, besonders im Umfeld der "Aktion Sühnezeichen" und von "Pax Christi"(1).

Seitdem empfand er es als seine Aufgabe, die Deutschen, die sich bemühen, ihre geschichtliche Last aufzuarbeiten, zu ermutigen. Sie sollten ihre Zurückhaltung überwinden und ihre Verantwortung erkennen, überall dort Unrecht zu bekämpfen, wo es geschehe, auch in Israel. Gewalt könne auf keiner Seite des Konflikts toleriert werden, zumal sie keine Lösung verspreche. Moskovitz initiierte die Gründung der (kurzlebigen) Deutsch-Israelisch-Palästinensischen Gesellschaft e.V. (DIPF) in Berlin.

Zurück in Israel widmete sich Moskovitz der Versöhnung von Juden und Deutschen. So schrieb er beispielsweise schon in seinem ersten Brief 1975:

„Anders als die meisten meiner israelischen Zeitgenossen bemühe ich mich, im Bewusstsein der Deutschen das Gefühl der schrecklichen Schuld aus der Vergangenheit in eine hoffnungsvolle Verantwortung umzuwandeln."(2)

Ein deutsches Verantwortungsbewusstsein, befreit von Verlegenheit und Schuldlähmung, hätte nach Moskovitz zweifellos zu einem erträglichen Zusammenleben im Nahen Osten beitragen können. Für ihn hat die Bundesrepublik in der Tat die Fähigkeit gezeigt, wie man Feinde zu Freunden macht. Die Begegnung der deutschen Schuld-Identität mit der israelischen Holocaust-Identität hat zu verhängnisvollen Folgen geführt.

"Ausgerechnet bei mir, dem verfolgten Juden, hat sich die Vision eines überwältigenden, von Deutschland ausgehenden Aktes entwickelt. Dieser Akt soll so einmalig aufbauend sein, wie der Holocaust einmalig und zerstörerisch war“(3).

Vor diesem Hintergrund sieht Moskovitz nur eine Lösung: Nicht Sicherheit durch Gewalt, sondern Sicherheit durch Frieden.

„Ich bin zutiefst traurig“, so der Friedens- und Versöhnungsfreund, „dass sich diese Vision anscheinend nicht verwirklichen lässt. Seit dem Übergang vom blutigsten Jahrhundert der Vergangenheit zum 21. Jahrhundert sind durch die Weltsupermacht Amerika und die regionale Supermacht Israel die Weichen so gestellt worden, dass Krieg wieder ein legitimes Mittel zur Fortsetzung der Politik geworden ist.“(4)

Noch vor der Ermordung des israelischen Premiers Jitzchak Rabin (November 1995) entstand sein bewegendes Buch „Der lange Weg zum Frieden“ (5). Es erschien nach der Parlamentswahl in Israel (Mai 1996). Es war damals eine scharfsinnige Analyse der aktuellen und sehr verschlungenen politischen Situation in Israel sowie in Palästina. Meisterlich gelang es Moskovitz, immer wieder Parallelen in der Geschichte des Judentums aufzuzeigen. Für ihn stand Israel damals am Scheideweg zwischen einem „sicheren" und einem „gerechten" Frieden. Vehement plädierte Reuven Moskovitz für einen gerechten Frieden zwischen Israel, den Palästinensern und den übrigen Nachbarstaaten seines Landes. Seine unumstößliche Überzeugung war, dass nur ein gerechter Friede auch ein sicherer Friede ist.

Neben der Friedensthematik hielt es Moskovitz für wichtig, sich angesichts des wiederholten Missbrauchs des Begriffs "Antisemitismus" zu äußern. Er sah im Antisemitismus einen extremen Ausdruck von Menschenfeindlichkeit, der sich durch Jahrtausende von Juden-Feindseligkeit eingebürgert hat [Den Begriff Antisemitismus prägte der preußische Politiker Wilhelm Marr (1819-1904)(6), der 1880 auch die Antisemiten-Liga gründete, W.E.]. Für Moskovitz sind viele Faktoren und Ursachen in diesen „vergifteten Brei“ gemischt worden. Er hoffte nach der schrecklichen - aber Gott sei Dank - kurzen nationalsozialistischen Epoche, dass

„Die Katastrophe, die der Nationalsozialismus und Antisemitismus über Juden, Deutsche und ganz Europa gebracht haben, imstande sei, die Menschheit von dieser gefährlichen und leider ansteckenden Krankheit gründlich zu heilen“(7).

Enttäuscht stellte Moskovitz fest, dass dies leider nicht der Fall war; der Antisemitismus waltet nicht nur in Europa und in anderen Teilen der Welt, sondern breitet sich an Orten aus, wo man es nicht erwartet - nämlich auch in Israel und den arabischen Ländern.

„Es ist tragisch und erstaunlich zugleich, dass diese unselige Erscheinung oft von Menschen oder politischen Kreisen benutzt wird, die selber Opfer von Antisemitismus waren und sind“(8).

Moskovitz bedauert, dass sich nur wenige Wissenschaftler und Publizisten mit diesem merkwürdigen Syndrom befassen, das ich "Semitischen Antisemitismus" zu nennen wage. "Es ist schmerzhaft und erschütternd, dass durch den israelisch-palästinensischen Konflikt manche arabischen Semiten alle europäischen antisemitischen Vorurteile, Fälschungen, Feindbilder aufgenommen haben. Es ist aber, wie mir scheint, noch schrecklicher, wenn jüdische Semiten das antisemitische Waffenarsenal übernehmen, um arabische Gegner zu dämonisieren“.

Auch berührt es ihn, wenn jüdisch-israelischen Kreise sich des Antisemitismus bedienen, um politische, wie er meint - unrechte - Ziele zu erreichen und versuchen, „alle Nicht-Juden oder auch Juden als Antisemiten anzuprangern, nur weil sie mit diesen Zielen nicht einverstanden sind, oder weil sie anderweitige Kritik zu üben wagen“(9) und dem Einsatz militärischer Mittel ablehnend gegenüberstehen.

Seit dem Sechstagekrieg bemühte sich Moskovitz in Israel und Deutschland, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass das in Israel infrage gestellte neue Deutschland sich unablässig bemüht, Frieden zu schaffen, und das nicht nur durch Waffen. Er machte es sich zur Aufgabe, einerseits in Israel auf den Frieden hin zu arbeiten

„wo zwei tief verletzte und verzweifelte Volker" leben: „das eine als Opfer des Antisemitismus und Nationalismus, das zweite, weil von ihm gefordert wurde, den Preis dafür zu zahlen“.(10)

"Der lange Weg zum Frieden" erschien in Deutschland nicht zuletzt, weil der Verfasser unermüdlich forderte, dass Deutschland sich nicht auf Grund historischer Schuld politisch einseitig festlegt, sondern Verantwortung für Israel und Palästina übernimmt.

Effenberger und Moskovitz

„Seit fast 60 Jahren nehme ich jede sich mir bietende Gelegenheit wahr“, so Reuven Moskovitz im Prolog des gemeinsam mit Wolfgang Effenberger 2013 veröffentlichten Buches ‚Deutsche und Juden vor 1939 - Stationen einer schwierigen Beziehung‘, „für eine israelische Friedenspolitik zu werben. In dieser Absicht nahm ich dankend die Einladung nach Berlin an, um dort am 25. Juli 2009 auf dem Friedenfestival meine Stimme zu erheben. Dem nachfolgenden Beitrag von Wolfgang Effenberger konnte ich leider nicht meine volle Aufmerksamkeit schenken. Ein eifriger Berliner Journalist versuchte mich unablässig zu überzeugen, dass meine Feststellung von fehlender israelischer Friedenspolitik seit der Staatsgründung nur dem Antisemitismus dienen könnte. Anschließend habe ich dann den beeindruckenden Redetext zum Thema ‚Quo vadis Deutschland - neue Kriege um Rohstoffe?‘ des weitblickenden Vortrages von Herrn Effenberger gelesen und ihn gebeten, mit mir in Verbindung zu bleiben. (11) So erhielt ich von Herrn Effenberger sein umfangreiches und hervorragend dokumentiertes Roh-Manuskript zur Begutachtung“.

Reuven Moskovitz und Wolfgang Effenberger im Gespräch (Hechendorf/Pilsensee 2011)

Auf dem Tisch das Buch „Der lange Weg zum Frieden“

Effenbergers Affinität zur deutsch-jüdischen Geschichte liegt in der Biografie seines Großvaters Ernst Effenberger. Von diesem ist die Achtung vor seinem jüdischen Vorgesetzten während der Jahre 1916-1918 in den Schützengräben Frankreichs/Flanderns überliefert. Als Gegner des Nationalsozialismus erhielt Ernst Effenberger 1934 Berufsverbot. Vier Jahre später wurde er in das KZ Sachsenhausen verschleppt.

Obwohl Moskovitz und Effenberger so unterschiedliche Lebensläufe aufweisen, es eint sie der Einsatz für eine Welt frei von Totalitarismus und für ein Miteinander mit mehr Menschlichkeit - vor allem zwischen Juden und Deutschen. So soll das gemeinsame Werk die Leser in die verschiedenen Epochen einer gemeinsamen Geschichte einführen. Einfühlsam wird das Spannungsfeld zwischen Utopie und Wirklichkeit, Glauben und Staatsgewalt, Integration und Isolation aufgezeigt, in dem sich die jüdische Minderheit befunden hat.

Trotz der - durch den Glauben bedingten - jüdischen Isolierung gab es immer auch den Wunsch nach Integration in die Gastgesellschaften sowie die Tendenz, Elemente dieser Kulturen in die eigene Kultur zu übernehmen. Die Wahrnehmung darf „nicht von aktuellen Bedürfnissen und Wünschen verzerrt werden“ heißt es im Prolog von Moskovitz: „Vorurteile müssen überwunden und der Blickwinkel geweitet,  ja sogar grundsätzlich verändert werden“(12).

"Das Buch könnte eine wichtige, ja sogar eine einmalige Chance sein, die zurückliegende Geschichte von falschen Mythen zu befreien. Der leider gelungene Versuch, bei den meisten Deutschen eine Schuld-Identität zu entwickeln und zu fördern und bei den meisten Juden eine ewige Opfer-Identität zu verankern, hat zu vielen Missverständnissen - im Fall der Einschätzung der israelischen Politik seit der Staatsgründung zu einer krankhaften Verlegenheit - und zu einer fast willigen politischen Blindheit geführt“(13).

Der in Wien geborene israelische Journalist Amos Elon erzählt in seinem 2003 erschienen Buch "Zu einer anderen Zeit: Porträt der jüdisch-deutschen Epoche (1743-1933)"(14) anhand exemplarischer Biografien die Geschichte der jüdischen Assimilation als eine einseitige und deshalb unglückliche Liebesgeschichte der Juden zu Deutschland. Elon lässt die symbiotische Periode der Kulturgeschichte 1743 mit der Übersiedlung Moses Mendelssohns nach Berlin beginnen und mit Hannah Arendts Flucht im Jahr 1933 enden.

Reuven Moskovitz kann sich dieser Auffassung nicht anschließen. Für ihn gibt es auch eine deutsch-jüdische Geschichte vor Mendelssohn und nach Arendt. Und dieser unbekanntere Teil der Geschichte wird im Buch "Deutsche und Juden vor 1939" behandelt.

Darin werden die Facetten verschiedener historischer Epochen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Somit lässt es sich schwer in ein althergebrachtes Schema pressen. Es versucht wahrhaftig, die relevanten Zeitströmungen einer gemeinsamen Geschichte verständlich zu machen, einer Geschichte, die nicht nur die Diskriminierung der Juden, sondern parallel dazu auch die politischen Strömungen zur Unterdrückung anderer Minderheiten wie Katholiken und Sozialdemokraten aufzeigt. Damit schien für Moskovitz das Manuskript eine unverwechselbare Stellung innerhalb der Literatur über die jüdische Geschichte in Deutschland einzunehmen.

Das Buch nimmt laut dem deutschen Philosophen und Historiker Ernst Nolte,

„trotz einer offenkundig positiven Grundeinstellung dem Judentum gegenüber auch den Antisemitismus vom Gebot des "Verstehens" nicht aus und stellt ihn gleichgewichtig dem "Philosemitismus" gegenüber“.(15)

Diese Gegenüberstellung erscheint Moskovitz aus persönlicher Erfahrung sehr wichtig.

„Meine Kritik an der israelischen Politik vor und nach dem Jom-Kippur-Krieg wurde in Deutschland mit Unbehagen aufgenommen. Die heftige Kritik linker Kreise wurde jedoch von denen, die vorgaben, pro-israelisch zu denken, als antisemitische Hetze bezeichnet. Ich empfand es einerseits als wohltuend, so begeisterten und ergebenen Freunden Israels zu begegnen. Andererseits war ich sicher, dass es sich hierbei um eine Art Philosemitismus handelte, der in Krisensituationen schnell in Antisemitismus umschlagen kann.“(16)

Das deutsch-jüdische Erfolgskapitel ist durch die Erschütterungen und Katastrophen des 20. Jahrhunderts und die Erinnerungskultur der vergangenen Jahrzehnte in den Hintergrund getreten und erschwert den offenen Umgang mit den vergangenen tausend oder sogar zweitausend Jahren gemeinsamer Geschichte, wie Frank Stern feststellt:

„Der ausschließliche Blick auf Antisemitismus, Verfolgung, Vertreibung, Deportation und Vernichtung, auf die kulturelle und gesellschaftliche Distanz verstellt die Wahrnehmung von Gemeinsamen, von wechselseitiger Teilhabe, kulturellen und sozialen Annäherungen und im gesellschaftlichen Austausch potenzierter Kreativität.“(17)

Auf seinem langen Weg zum Frieden hat Reuven Moskovitz erkannt, dass das Böse potentiell in jedem Menschen wohnt und nicht auf einzelne Völker beschränkt ist.

So will das deutsch-jüdische Autorenteam mit der zeitgemäßen Darstellung der gemeinsam erfahrenen kulturellen und geschichtlichen Entwicklungen einen Beitrag leisten, dass jüdisches und deutsches Leben in Deutschland (wieder) mehr zu einer gesellschaftlichen Selbstverständlichkeit werden kann. Auch wollte es den Vorsitzenden der deutschen Freunde und Förderer des Leo Baeck-Instituts, Georg Heuberger, unterstützen, der einen »Perspektiven-Wechsel« in der Darstellung von Juden auch im Schulunterricht fordert.

Reuven Moskovitz 2010 als 82 jähriger Aktivist auf dem Schiff Irene (Frieden) der Gaza-Flottille

Am 31. Mai 2010 wurde das türkische Schiff "Mavi Marmara" von der israelischen Marine in internationalen Gewässern geentert. Es war auf dem Weg nach Gaza, um dort die eingekesselten Menschen mit Hilfsgütern zu versorgen. Dabei wurden neun Passagiere getötet, ein weiterer verstarb später. Dieser Vorgang verursachte einen internationalen Aufschrei und führte zu weiteren Bemühungen, Schiffe in den Gazastreifen zu senden. Ende September 2010 starte u.a. die „Irene“ von Nordzypern nach Gaza, um dort den Menschen Hilfsgüter und Medikamente zu bringen. Mitorganisator war die Organisation "European Jews for a Just Peace".

Reuven Moskovitz hielt es für eine heilige Pflicht, sich

„als einen Überlebenden [des Holocausts, W. E.] gegen die Verfolgung, das Einsperren und Unterdrückung so vieler Menschen zu wenden, einschließlich mehr als 800.000 Kinder in Gaza“.(18)

Er könne nachts nicht schlafen wegen allem, was Israel den Menschen in Gaza antut. Am 26. September 2010 segelte Moskovitz also mit weiteren jüdischen Friedensfreunden auf dem jüdischen Schiff „Irene“ (Frieden) nach Gaza. Zu diesem symbolischen Akt des Protestes gegen die Behandlung der Palästinenser sagte er:

„Wir sind zwei Völker, aber wir haben eine Zukunft.“(19)

Der kleine Segler "Irene" fuhr unter britischer Flagge. Sieben jüdische Aktivisten und zwei Journalisten waren an Bord. Die "Irene" wurde von zehn Schiffen der israelischen Marine  abgefangen - nach Marineangaben ohne Gewalt - und in den südlich von Haifa gelegenen Hafen Aschdod abgelenkt.(20) "Vor der Enterung hatte sich die israelische Marine nach dem Ziel der Fahrt erkundigt. Nachdem Gaza angegeben wurde, wollte die Marine noch einmal wissen, was wir vorhaben - wir antworteten, wir wollen nach Gaza. Es folgte darauf die gleiche Erklärung, bevor die Mavi Marmara angriffen wurde:

„Ihr kommt in ein Gebiet, das unter militärischer Blockade steht und nach internationalem Gesetz ein geschlossenes/verbotenes Gebiet ist.“(21)

Die Passagiere der "Irene" widerlegen die Behauptung der Israelischen Verteidigungskräfte (IDF), die Übernahme sei gewaltlos erfolgt. „Es gibt keine Worte, um zu beschreiben, was wir während der Übernahme durchgemacht haben", sagt der ehemalige israelische Luftwaffen-Pilot und vorher gefeierter Kriegsheld Yonatan Shapira.

Eli Usharov, ein Reporter des israelischen Senders Channel 10, bestätigte Shapiras Version der Ereignisse und sagte gegenüber Haaretz, die Übernahme sei mit unnötiger Brutalität durchgeführt worden. Reuven Moskovitz, äußerte sein Unverständnis darüber, dass "israelische Soldaten 9 Juden auf diese Weise behandeln würden. Sie haben einfach auf die Leute eingeschlagen."(22)

Die Ende Juni 2016 geführten Verhandlungen in Rom brachten eine Beilegung der rund sechs Jahre andauernden diplomatischen Krise. Israel sicherte die Zahlung von Schadensersatz in Höhe von 20 Millionen US-Dollar an die Opfer beziehungsweise deren Angehörige zu, im Gegenzug werde die Türkei gesetzlich dafür sorgen, dass alle laufenden Klagen gegen israelische Soldaten abgewendet und künftige verhindert werden.(23)

Jahresbrief 2011 - ein Aufschrei

In seinem Jahresbrief 2011 erinnerte Moskovitz an den 27. Dezember 2008, als die israelische Armee ohne Vorwarnung ein vernichtendes Bombardement des Gazastreifens durchführte - Codename "Gegossenes Blei". Ziel dieser Operation war das Ende des Raketenbeschusses auf Israel durch bewaffnete und mit der Hamas sowie mit anderen palästinensischen Gruppen assoziierten Gruppen. Als am 18. Januar 2009 der Waffenstillstand ausgerufen wurde, waren 1.400 Palästinenser getötet worden, darunter 300 Kinder und Hunderte von unbewaffneten Zivilisten. Große Bereiche des Gazastreifens waren dem Erdboden gleichgemacht worden. Tausende wurden dadurch obdachlos und wirtschaftlich ruiniert.

Moskovitz sieht in dieser Aktion nichts anders als ein Glied einer Kette verbrecherischer Aktionen, die ziemlich lange vor der Errichtung des Staates Israel angefangen haben und verweist auf das Buch "Nation und Tod" von Idith Zertal, die darin mit einer genialen Analyse die manipulierte Entwicklung und Verstärkung des ,Opfer-Mythos' des Zionismus darstellt.

„Mit dieser Manipulation“ so Moskovitz, „die nach dem Zweiten Weltkrieg anfing, wurden die Shoah und Auschwitz von einer schrecklichen Katastrophe zu einem Kult im Dienst einer Politik, die mehr und mehr neue Katastrophen verursacht, mutiert. Meiner Meinung nach sind Mythen kanonisierte Lügen, die sich im Bewusstsein von Menschen festsetzen und die sie dann als historische Wirklichkeit betrachten. Solche Mythen begleiteten den Staat Israel vor und insbesondere nach seiner Gründung.

Ein in Israel und Deutschland fast vergessener (israelischer) Historiker, Simha Flapan, schreibt in seinem Buch "Die Errichtung Israels" über acht Mythen, die eigentlich als diplomatisch-politischer Lug und Trug gelten. Auch Hannah Arendt, eine überzeugte Zionistin und kritische Philosophin, verfolgte trotz ihrer Begeisterung für das entstehende Israel mit großer Sorge die Gefahren für die Zukunft Israels - Ergebnis dieser Mythen.

"Als ich mich entschieden habe, nach Deutschland zu kommen, habe ich sehr vorsichtig versucht, diese Mythen zu entlarven. Die tragische Fortsetzung von Kriegen, Zerstörungen und wachsendem Hass hat nicht nur mit Antisemitismus oder mit dem Versuch, Israel zu zerstören, zu tun. Es ist eine Tragödie von zwei Völkern, die fälschlicherweise überzeugt sind, alleine und einzig im Recht zu sein“(24).

Für Moskovitz wurden die Weichen, die den Nahen Osten in einen Wirbel von Gewalt, Blutvergießen und Zerstörung führten, schon von Ben Gurion vor mehr als 60 Jahren (in einer Rede im August 1947) gestellt:

"Die Weisheit Israels ist die Weisheit, wie Krieg zu führen ist und nichts anderes".

Ein paar Jahre danach schreibt der zweite Ministerpräsident: "Ich habe gelernt, dass der israelische Staat in unserer Generation ohne Betrug und abenteuerlichen Geist nicht regiert werden kann. Dies sind historische Fakten, die nicht zu verändern sind. Es mag sein, dass die Geschichte die Betrugsstrategien bestätigen wird, genauso wie die abenteuerlichen Aktionen (er meint damit, die blutigen Vergeltungsaktionen). Was ich, Moshe Sharet, weiß, ist, dass ich nicht fähig bin, so zu handeln, deshalb bin ich auch nicht fähig, diesen Staat zu regieren." (siehe Tagebücher von Moshe Sharet)

 Moskovitz beendete seinen Jahresbrief 2011 mit dem jüdischen Spruch:

"Eine gelungene Dummheit bleibt eine Dummheit".

„Diese Dummheit, auch wenn sie noch so erfolgreich ist, treibt uns und den Nahen Osten in den Abgrund. Auch wenn es in unseren Zeiten pathetisch scheint, Cassandra oder Prophet zu spielen (was ich sicherlich nicht bin), kann ich vielleicht nur wie Luther sagen: "Hier stehe ich, ich kann nicht anders" - und wenn es uns nicht gelingt, in den allerletzten Minuten vor 12 Uhr möglichst schnell die Weichen anders zu stellen, dann: "Gott behüte uns - Amen!"“(25)

Für den Friedens- und Versöhnungsfreund Reuven Moskovitz gab es keinen Zweifel, dass man einen Staat nicht nur mit Visionen des Propheten Jesaja regieren kann. Total gewaltlos hätte Israel im Nahen Osten nicht einen Tag überleben können. Für ihn war es aber eine Frage des Ermessens. Die große Gefahr Israels sah er nicht in den Nachbarn, sondern in der Maßlosigkeit und der falschen Einschätzung der Mittel. Es müsse ein Weg gefunden werden, als friedfertige und nicht bedrohliche Nachbarn im Nahen Osten zu leben und den Palästinensern auch die Chance zu geben (wie den Jordaniern und Ägyptern) und zu beweisen, dass sie ein normales Leben an Israels Seite führen können. Ansonsten würde Israel Gefahr laufen, als regionale Supermacht unterzugehen.

Um sein Ziel eines friedlichen Miteinanders zwischen Juden und Palästinensern zu verwirklichen, gründete Moskovitz mit dem jüdisch-stämmigen Mönch Bruno Hussar das jüdisch-palästinensische Friedensdorf "Neve Shalom" - Wahat al Salam (Oase des Friedens), nahe dem Kloster Latrun zwischen Tel Aviv und Jerusalem gelegen. Dort leben israelisch-palästinensische und jüdische Familien aus eigenem Entschluss in einer Dorfgemeinschaft - Muslime, Juden und Christen in gegenseitigem Respekt.(26) Bis zu seinem Tod stand er in engem Kontakt zu den Bewohnern des Dorfes.

Diese Vision des friedlichen Miteinanders von Israelis und Palästinensern ist keine Utopie wie das von Moskovitz mitbegründete jüdisch-palästinensische Friedensdorf "Neve Shalom" heute beweist.(27) Daneben lag ihm die Versöhnung von Juden und Deutschen besonders am Herzen.

„Im Gegensatz zu vielen meiner israelischen Mitbürger bemühe ich mich, im Bewusstsein der Deutschen das Gefühl der schrecklichen Schuld aus der Vergangenheit in eine hoffnungsvolle Verantwortung umzuwandeln“(28).

So besuchte er bis zu seinem Tod Deutschland, um in politischen Kreisen, in Akademien und Gemeinden Vorträge zu halten, und an Schulen als Zeitzeuge, Mahner und kritischer Beobachter Israels und Deutschlands aufzutreten. Das Leben von Reuven Moskovitz ist mit der Geschichte Hitlerdeutschlands genauso verbunden wie mit der Entstehung des Staates Israel und mit der Stadt Jerusalem, in der er einen Großteil seines Lebens verbrachte. Unermüdlich prangerte er eine gewalttätige und demütigende israelische Politik gegen die Palästinenser an. Dadurch würde nur immer mehr palästinensische Gewalt erzeugt. Bis zuletzt bekämpfte er diese Politik als menschenrechtswidrig und gefährlich.

Moskovitz verstarb 89 jährig und wurde auf dem Friedhof des von ihm mitgegründeten arabisch-jüdischen Friedensdorfs Newe Schalom - Wahat al Salam („Oase des Friedens“) beigesetzt.

Für seine engagierte Friedens- und Versöhnungsarbeit wurde Reuven Moskovitz 2001 mit dem Mount Zion Award und 2003 gemeinsam mit Nabila Espanioly und der „Initiative Ordensleute für den Frieden“ mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet.

In einer bewegenden Feierstunde in der voll besetzten Erlöserkirche in Stuttgart hat 2011 die OFFENE Kirche, eine evangelische Vereinigung in Württemberg, den Amos Preis für Zivilcourage in Kirchen, Religionen und Gesellschaft zwei unerschrockenen Friedensaktivisten im Konflikt Israel-Palästina verliehen. Die Preisträgerin aus Palästina war Dr. Sumaya Farhat-Naser, der Preisträger aus Israel war Reuven Moskovitz.

„Ihnen wurde der Preis zugesprochen,“ so die Vorsitzende der OFFENEN Kirche in ihrer Begrüßung, „weil Sie sich beispielhaft, gewaltfrei und prophetisch für Gerechtigkeit und Versöhnung im Nahostkonflikt einsetzen.“(29) Neben den Preisträgern konnte Stepper auch die jüdische Menschenrechtsanwältin Felicia Langer aus Tübingen als Laudatorin und Erhard Eppler als Schirmherrn des Amos-Preises begrüßen.

Nachtrag zur traurigen Aktualität der Visionen von Moskovitz

Mit einem aufrüttelnden offenen Brief reichte am 28. Oktober 2023 der Direktor des New Yorker Büros des UN-Menschenrechtskommissars, Craig Mokhiber, seinen Rücktritt ein:

„Ich schreibe dies in einem Augenblick großer Pein für die Welt, darunter auch für viele unserer Kollegen. Wieder einmal sehen wir, wie sich vor unseren Augen ein Völkermord vollzieht, und die Organisation, der wir dienen, scheint machtlos, ihn aufzuhalten. Für mich als jemand, der sich seit den 1980er Jahren intensiv mit den Menschenrechten in Palästina befasst hat, der in den 1990er Jahren als Menschenrechtsberater in Gaza gelebt hat und der davor und danach mehrmals im Dienste der Menschenrechte in diesem Land war, hat das eine tiefe persönliche Bedeutung.“(30)

Im seitenlangen Brief heißt es weiter:

„Ich habe in diesen Räumen der Vereinten Nationen auch während der Völkermorde an den Tutsi, an bosnischen Muslimen, an den Jesiden und an den Rohingya gearbeitet. In jedem dieser Fälle wurde es, nachdem sich der Staub auf die gegen die wehrlose Zivilbevölkerung gerichteten Schrecken gelegt hatte, schmerzlich deutlich, dass wir in unserer Pflicht versagt hatten - unsere Pflicht, massenhaft begangene Gräueltaten zu verhindern, die Schwachen zu schützen und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Genauso verhielt es sich mit den sukzessiven Wellen von Mord und Verfolgung von Palästinensern während der gesamten Zeit des Bestehens der Vereinten Nationen. Herr Hochkommissar, wir versagen soeben erneut.“(31)

Dieses Versagen könnte nun das wahr werden lassen, wovor Moskovitz immer wieder gewarnt hat: Eine Gewaltspirale, die zum Untergang der Superregionalmacht Israel führen könnte.

Direkt nach dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 verlegten die USA zwei komplette Flugzeugträger-Einsatzgruppen. Eine in das östliche Mittelmeer, die andere wird wahrscheinlich außerhalb des Golfs bleiben. Anfang November folgte ein atomwaffenfähiges U-Boot der Ohio-Klasse. Zudem publizierte das US-Regionalkommando CENTCOM ein Bild von einem ebenfalls im Nahen Osten operierenden atomwaffenfähigen Langstreckenbomber vom Typ B-1.(32)

Der ehemalige CIA-Direktor und General der US-Army, David Petraeus, sprach Klartext über die Rolle der Amerikaner und die eskalierende Gefahr im Nahen Osten:

„Wir haben unsere Luftstreitkräfte am Boden in der Region aufgestockt und unsere Flug- und Drohnenabwehr verstärkt. All das geschieht aus der Sorge heraus, dass nicht nur iranische Stellvertreter, sondern Iran selbst aktiv werden könnte“(33).

Einen Krieg mit dem Iran haben US-Strategen seit über 20 Jahren im Visier. Im April 2008 äußerte sich die damalige demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton:

„Ich möchte, dass die Iraner wissen, dass wir, wenn ich Präsidentin bin, den Iran angreifen werden (wenn er Israel angreift) … aber diese Leute, die den Iran leiten, müssen das verstehen, denn das wird sie vielleicht davon abhalten, etwas zu tun, was rücksichtslos, töricht und tragisch wäre… wir  wären in der Lage, sie völlig auszulöschen“(34).

Heute steht aber der Iran nicht mehr allein da. König Salman von Saudi-Arabien hat für den 13. November 2023 den iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi eingeladen, um auf einem Sondergipfel der arabischen Staaten über Israels Krieg gegen die Palästinenser in Gaza zu sprechen. Inzwischen haben mit dem palästinensisch-israelischen Konflikt die Beziehungen zwischen Iran und Saudi-Arabien eine qualitativ neue Ebene der Solidarität erreicht und die tektonischen Platten in dieser Region verschoben. Davon zeugt auch die jüngste Initiative Chinas und der Vereinigten Arabischen Emirate zur Förderung eines Waffenstillstands im Gazastreifen am 6. November: im UN-Hauptquartier in New York lasen die Gesandten der beiden Länder eine gemeinsame Erklärung vor.(35)

Nachdem im US-Strategiepapier TRADOC 525-3-1 vom September 2014 und in der Nationalen Sicherheitsstrategie vom Oktober 2022 der Iran neben Russland, China und Nordkorea als möglicher Gegner genannt wird, ist nicht auszuschließen, dass die aktuellen Vorgänge in Nahost in einem größeren Kontext gesehen werden müssen.

Kein Krieg hat jemals Probleme gelöst, sondern die Voraussetzungen für kommende Kriege geschaffen, die dann nach Jahren, Jahrzehnten oder Generationen wieder aufbrechen. Zum wirtschaftlichen oder machtpolitischen Vorteil wurden und werden immer wieder Konflikte und Krieg bewusst und völlig skrupellos inszeniert.

Vor diesem Hintergrund muss die Einsicht wachsen, dass jeder Krieg ein emotionaler, intellektueller und ethischer Offenbarungseid ist!

Quellen und Anmerkungen

  Reuven Moskovitz (1928-2017)

Der 2001 mit dem Mount Zion Award, 2003 mit dem Aachener Friedenspreis und 2011 mit dem AMOS-Preis der Offenen Kirche (OK) ausgezeichnete Lehrer, Autor und Friedens- und Versöhnungsfreund wurde 1928 im nordrumänischen Schtetl Frumuşica geboren und hatte den Holocaust überlebt. 1947 gelang ihm die Einwanderung nach Palästina. Er half, den Kibbuz Misgav Am an der libanesischen Grenze zu gründen ebenso wie das Friedensdorf Neve Schalom.

Der charismatische Israeli widmet seit dem Sechstagekrieg von 1967 wie kaum ein anderer sein Leben der jüdisch-palästinensischen Aussöhnung, aber auch der deutsch-israelischen Versöhnung und dem Frieden.

Bereits 1996 hatte er mit seinem Buch „Der lange Weg zum Frieden“ nicht nur einen bewegenden Appell zum Frieden, sondern auch zur damaligen verschlungenen politischen Situation in Israel/Palästina immer wieder auch die Parallelen in der Geschichte des Judentums aufgezeigt.

Wolfgang Effenberger

Er kam 1946 zwei Monate nach der Vertreibung seiner Eltern aus der schlesischen Grafschaft Glatz im südoldenburgischen Lohne zur Welt. Mit 18 Jahren verpflichtete er sich als Zeitsoldat bei der Bundeswehr. Nach der Offiziersausbildung studierte er dort Bauingenieurwesen und erhielt dann als junger Pionieroffizier Einblick in das von den USA vorbereitete “atomare Gefechtsfeld“ in Europa. Nach 12-jähriger Dienstzeit schied er aus der Bundeswehr aus und studierte an der TU München Mathematik und Bauwesen für das Höhere Lehramt an beruflichen Schulen und unterrichtete bis 2000 an der Fachschule für Bautechnik.

Seit 2001 arbeitet Wolfgang Effenberger als Autor und freier Publizist. Daneben hält er Vorträge zur Geo-Politik und den Strategie-Papieren der USA. Auf Friedensdemonstrationen trat er erstmals 2009 auf dem Berliner Friedensfestival vor dem Brandenburger Tor zum Thema "Quo vadis Deutschland – neue Kriege um Rohstoffe?" auf. Sein letzter Auftritt war am 4. November 2023 auf dem Berliner Alexanderplatz bei der Friedenskundgebung „Frieden jetzt“.(36)

 

 

Am 25. Juli 2009 lernten sich Wolfgang Effenberger und Reuven Moskovitz auf dem Berliner Friedensfestival vor dem Brandenburg Tor kennen. Es war der Beginn einer tiefgehenden Freundschaft, aus der auch das gemeinsame Buch „Deutsche und Juden vor 1939 hervorgegangen ist.

Nach Angabe des Verlags hat sich das Buch "Deutsche und Juden vor 1939" offensichtlich als Standardwerk etabliert, was den umfangreichen Recherchen der beiden Autoren auch gerecht wird. Das Buch befindet sich im Bestand von zahlreichen großen Bibliotheken rund um den Globus, so etwa in der israelischen Nationalbibliothek Yad Vashem, der Oxford University, der Pariser Sorbonne, der Library of Congress und des Holocaust Memorial Museum in Washington sowie diverser US-Hochschulen, darunter Berkeley, Harvard, Princeton und Stanford.(37)

1) Wiltrud Rösch-Metzler, Lore Schelbert: Rufer in der Wüste. Reuven Moskovitz. In: pax_zeit. Zeitschrift der deutschen pax christi-Sektion, Jg. 2017, Heft 4, S. 18–19.

2) Reuven Moskovitz: Der lange Weg zum Frieden Episoden aus dem Leben eines Friedensabenteuerers hrgs. Vom Evangelischen Bildungswerk Berlin 6. Auflage 2009, S. 24 f.

3) Ebda

4) Ebda

5) Reuven Moskovitz: Der lange Weg zum Frieden Episoden aus dem Leben eines Friedensabenteuerers hrgs. Vom Evangelischen Bildungswerk Berlin 6. Auflage 2009

6) https://is.muni.cz/el/phil/podzim2008/NJI_12/um/6317023/6520993/Antisemitismus_im_Deutschen_Reich.pdf

7) Reuven Moskovitz: "Der lange Weg zum Frieden" Episoden aus dem Leben eines Friedensabenteuerers hrgs. Vom Evangelischen Bildungswerk Berlin 6. Auflage 2009, S. 362f.

8) Ebda

9) Ebda

10) Zitiert aus Moskovitz´ Brief mit dem Titel „Es gibt ein Deutschland das ich liebe“ an die Mitglieder der „Aktion Sühnezeichen“ anlässlich deren Jahresversammlung 1974.

11) Auf dem ersten Höhepunkt der Kriegspropaganda gegen den Iran schloss sich Wolfgang Effenberger 2006 der Münchener Friedensbewegung an und demonstrierte jeden Montag in der Münchner Fußgängerzone für eine diplomatische Lösung im Irankonflikt.

12) Effenberger/Moskovitz 2013, Prolog

13) Ebda.

14) Amos Elon: Zu einer anderen Zeit: Porträt der jüdisch-deutschen Epoche (1743-1933). Hanser 2003

15) Für Prof. em. Ernst Nolte unterscheidet sich „das Buch von vergleichbaren Darstellungen einzelner Geschichtsphasen, in der die Juden nur am Rande vorkommen: es nimmt trotz einer offenkundig positiven Grundeinstellung dem Judentum gegenüber – auch den Antisemitismus vom Gebot des Verstehens nicht aus und stellt ihn gleichgewichtig dem Philsoemitismus gegenüber.“ (Effenberger/Moskovitz 2021, Taschenbuchausgabe, S. 485)

16) Effenberger/Moskovitz 2013, Prolog

17) Zitiert wie in Effenberger/Moskovitz 2013, S. 29, Fußnote 33

18) https://www.france24.com/fr/20100926-bateau-militants-juifs-route-bande-gaza-chypre-militantisme-blocus-israel 19) https://lora924.de/2010/09/27/ein-judisches-schiff-nach-gaza-verlasst-den-hafen-von-zypern/ 20) Während der österreichische Standard behauptet, das Schiff sei gewaltfrei gestoppt worden, findet sich in der israelischen Haaretz eine gegenteilige Sichtweise https://www.derstandard.at/story/1285199440489/gaza-solidaritaetsschiff-ohne-gewalt-gestoppt ; https://www.haaretz.com/2010-09-28/ty-article/jewish-gaza-bound-activists-idf-used-excessive-force-in-naval-raid/0000017f-f684-d47e-a37f-ffbc343c0000 21) http://www.palaestina-portal.eu/free_gaza_september_2010_fahrt_der_irene.htm 23) http://www.haaretz.com/news/diplomacy-defense/jewish-gaza-bound-activists-idf-used-excessive-force-in-naval-raid-1.316247 24) https://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3961693,00.html Das Verfahren vor dem Internationalem Strafgerichtshof gegen Israel wurde im Dezember 2017 endgültig eingestellt.

25) http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Israel/reuven.html

24) Ebda

25) https://www.aachener-friedenspreis.de/der-aachener-friedenspreis-trauert-um-reuven-moskovitz/

26) Neve Schalom oder Wahat al-Salām (dt. „Oase des Friedens“) ist ein von Bruno Hussar1970  gegründetes Friedensdorf an der Autobahn zwischen Jerusalem und Tel Aviv. Der Name leitet sich von Jesaja 32, 18 ab: Mein Volk wird an einer Stätte des Friedens wohnen, in sicheren Wohnungen, an stillen und ruhigen Plätzen.

1979 wurde eine zweisprachige Grundschule mit Kindergarten und Mittelstufe gegründet, die bisher einzige des Landes. Sie vermittelt Kindern aus dem Dorf und der Umgebung Zugang zu beiden Kulturen und deren Wertschätzung. Die „Friedensschule“, eine überregionale Bildungsstätte, führt arabische und jüdische Jugendliche und Erwachsene aus ganz Israel und darüber hinaus in Seminaren und Kursen zu Begegnung und Verständigung zusammen.

2001 erhielt Reuven Moskovitz als Mitbegründer von Neve Schalom/Wahat Salam den Mount Zion Award. 2003 folgte der Aachener Friedenspreis.

27) Reuven Moskovitz: Der lange Weg zum Frieden Episoden aus dem Leben eines Friedensabenteuerers hrgs. Vom Evangelischen Bildungswerk Berlin 6. Auflage 2009, S. 24 f. 28) https://www.offene-kirche.de/pressemitteilungen?tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Bnews%5D=138&cHash=458ba35ac380ef15b0a581c02cc74749 29) https://www.documentcloud.org/documents/24103463-craig-mokhiber-resignation-letter

30) Ebda.

31) https://www.zdf.de/nachrichten/politik/usa-u-boot-atomwaffen-naher-osten-100.html

32) https://www.nzz.ch/international/nahost-david-petraeus-im-interview-zum-gaza-konflikt-ld.1763270

33) https://www.reuters.com/article/us-usa-politics-iran-idUSN2224332720080422

34) https://deref-web.de/mail/client/9JgJIlSkBpk/dereferrer/?redirectUrl=https%3A%2F%2Fwww.indianpunchline.com%2Farab-iran-amity-is-a-geopolitical-reality%2F 35) https://okv-kuratorium.org/wolfgang-effenberger-auf-der-kundgebung-frieden-jetzt-am-4-november-2023/ 36) https://zeitgeist-online.de/buecher/bisherige-veroeffentlichungen/962-deutsche-und-juden-vor-1939.html

Nachdem der damalige Direktor des Centrums für angewandte Politikforschung (Forschungsgruppe Europa, Zukunftsfragen, Jugend und Europa, Deutschland sowie Akademie Führung & Kompetenz) Prof. Dr. Werner Weidenfeld das Buch gelesen hatte, schrieb er dem Autor am 10. Dezember 2013: „Sie haben ein höchst wichtiges und kompliziertes Thema sehr gut bearbeitet“.

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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Bildquelle: Wolfgang Effenberger


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