Gedankenknoten sind kleine Texte, die philosophische Probleme erörtern, Fragestellungen aufwerfen und den Leser ins Grübeln bringen. Vom Altertum bis zur Moderne werden Begriffe besprochen, die zum Hinterfragen anregen und das philosophische Problematisieren schulen.
Das Thema heute: Ethik
Die Freiheit als Freiheit zur guten Tat
Die Frage, wann eine menschliche Tat eine freie Handlung ist, also aus einem freien Willen heraus geschieht, ist ein uraltes Problem, ein Problem, an dem die Möglichkeit der Moral hängt.
Diejenigen, die die Willensfreiheit für vereinbar mit Determiniertheit halten, sehen eine Entscheidung dann als freie, wenn der Wille durch keine äußere und innere Beschränkung wie psychische Defekte davon abgehalten wird, dem eigenen Naturell oder Charakter zu folgen. In diesem Fall wäre die Handlung determiniert durch das Wesen des Handelnden und zugleich als frei zu bezeichnen, da sie eben nicht fremdbestimmt, also von außen bestimmt wäre. Freiheit wäre Freiheit von Fremdbestimmung und Freiheit zur Realisierung des eigenen Wesens.
Das sieht Kant jedoch nicht so. Auch festgelegt zu sein durch das eigene Naturell, durch eigene Interessen und Neigungen bedeutet ihm Fremdbestimmung und damit ein unfreies Tun. Erst wenn der Wille sich auch von seinem Naturell löst, wird er frei. Welchem Motiv folgt er dann aber?
Kant antwortet darauf: dem Sittengesetz, das der Wille als praktische Vernunft sich selbst gibt. Jetzt erst handelt der Wille selbstbestimmt und tatsächlich frei.
Wirklich frei ist eine Tat also erst dann, wenn sie dem kategorischen Imperativ folgt, in seiner ersten Formulierung: Handle nur nach derjenigen Handlungsregel, die du zugleich als allgemeines Gesetz wollen kannst. In seiner zweiten Formulierung: Handle so, dass du dich und deinen Mitmenschen bei jeder Handlung zugleich als Zweck, nie nur als Mittel gebrauchst (die Selbstzweckformel des kategorischen Imperativs).
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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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Bildquelle: Anastasios71 / shutterstock
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