Standpunkte

Gedankenknoten - Religionsphilosophie | Von Bernd Lukoschik

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Gedankenknoten sind kleine Texte, die philosophische Probleme erörtern, Fragestellungen aufwerfen und den Leser ins Grübeln bringen. Vom Altertum bis zur Moderne werden Begriffe besprochen, die zum Hinterfragen anregen und das philosophische Problematisieren schulen. Das Thema heute: Religionsphilosophie

Wenn der Wille immer frei das Gute tut – Ist das unmöglich?

Die Theologie erklärt das Übel in der Welt, insbesondere moralische Übel wie Grausamkeit, Boshaftigkeit, Hinterhältigkeit, häufig so, dass mit der Willensfreiheit zwangsläufig ab und an die Entscheidung für das Böse einhergehe. Da aber die Willensfreiheit ein besonders hohes Gut darstelle, habe Gott die moralischen Übel in Kauf genommen, um ein Weltganzes zu erschaffen, das in seiner Gesamtgüte den Wert einer Welt, in der es keine Willensfreiheit gäbe, übertrifft. So sollen Gottes Güte und Allmacht mit der Existenz der Übel in der Welt vereinbar werden.

Eine Voraussetzung dieser Argumentation ist die notwendige Verbindung der Willensfreiheit mit der Entscheidung für das Böse. Wäre es aber nicht logisch möglich, dass der Wille sich immer für das Gute entscheidet, und zwar frei entscheidet?

Dass dies logisch möglich ist, zeigt John Leslie Mackie mit folgendem Gedankengang:

Logisch möglich ist, dass der Wille sich auch für das Gute entscheidet, denn: Er tut dies tatsächlich oft genug. Einmal frei das Gute zu tun ist also logisch möglich, da wirklich. Warum also nicht immer frei das Gute tun?

Logisch unmöglich wäre das nur, wenn der Begriff „Freiheit“ definiert wäre als „Entscheidung für das Gute oder für das Böse“, wenn also die Freiheit manchmal auch die Entscheidung für das Böse mit einschlösse. Wäre Freiheit aber so definiert, dann ergäbe sich daraus ein Problem, denn die Willensfreiheit soll ja ein besonders hohes Gut sein. Was aber wäre so wertvoll daran, sich auch manchmal für das Böse zu entscheiden? Nichts.

Freiheit muss also mehr sein als die bloße „Entscheidung für das Gute und das Böse“. Und dieses „mehr“ würde die Freiheit zu diesem besonders hohen Gut machen und es würde die Freiheit zur Freiheit machen. Die Freiheit bliebe auch ohne die Eigenschaft „Entscheidung manchmal auch für das Böse“ Freiheit.

Daher muss es auch möglich sein, dass Freiheit immer mit dem Tun nur des Guten logisch vereinbar ist! Daher hätte ein allmächtiges Wesen den Willen auch so schaffen können, dass er immer frei das Gute tut!

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: Anastasios71 / shutterstock


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