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HIStory: Die Protokolle der Weisen von Zion

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Herzlich willkommen zu einer weiteren Folge von HIStory!

Heute geht es um die „Protokolle der Weisen von Zion“.

Als am 11. September 2001 die Türme des World Trade Centers unter den Attacken zweier entführter Passagierflugzeuge zusammenbrachen und tausende Menschen unter sich begruben, dauerte es nicht lange, bis unter den Oberschülern der westlichen Industrieländer folgendes Gerücht die Runde machte: eine Stunde vor der tödlichen Attacke hätten sämtliche Juden, die sich noch in den Twin Towers befanden, das Gebäude verlassen, so dass kein einziger Jude bei dieser Katastrophe zu Schaden gekommen sei.

An solcher Legendenbildung sollte einiges zu denken geben: hier sind junge Leute, die eine vergleichsweise gute Ausbildung genossen haben, und die die Grundlagen der Aufklärung und der Naturwissenschaft vermittelt bekommen haben. Trotzdem ist ein beachtliches Segment unserer Mitbürger – es betrifft ja nicht nur die Jugendlichen – bereit, folgendes zu glauben:

Es gibt auf diesem Globus eine superhumane Rasse, deren Mitglieder, über die ganze Welt verstreut, über ein angeborenes SMS miteinander kommunizieren; die einander überall sofort erkennen; die weiterhin über einen gemeinsamen Willen, ja, über eine gemeinsame Strategie verfügen. So verständigen sich alle Mitglieder dieser superhumanen Spezies, die sich gerade in jenem riesigen Gebäudekomplex befinden, das Gebäude als geschlossene Gruppe zu verlassen. Noch ungeheuerlicher ist ja das, was unausgesprochen bleibt, was aber dem ganzen erst den tieferen Sinn verleiht: die superhumane Spezies „der Juden“ wusste also von dem Anschlag. Ja, schlimmer noch: „die Juden“ haben den Anschlag womöglich sogar selber geplant!

Auch heute noch fallen Politiker auf durch nicht belegte Aussagen, die angeblich nur aus „Gedankenlosigkeit“ zum Besten gegeben worden sind:

„Wir haben gesehen, wie stark und nachhaltig Juden die revolutionäre Bewegung in Russland und mitteleuropäischen Staaten geprägt haben. Das hat auch den amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson 1919 zu der Einschätzung gebracht, die bolschewistische Bewegung sei ,jüdisch geführt’. Mit einer gewissen Berechtigung könnte man im Hinblick auf die Millionen Toten dieser ersten Revolutionsphase nach der ,Täterschaft’ der Juden fragen. Juden waren in großer Anzahl sowohl in der Führungsebene als auch bei den Tscheka-Erschießungskommandos aktiv. Daher könnte man Juden mit einiger Berechtigung als ,Tätervolk’ bezeichnen.“ <1>

Das sagte vor einigen Jahren der damalige CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann, der jetzt für die AfD erneut im Bundestag Platz genommen hat. Die CDU versuchte, den Fall auszusitzen, musste sich dann aber doch unwillig von dem beliebten Fuldaer Volksvertreter trennen.

Unsere ach so aufgeklärte Zivilisation hat nämlich ein ungelöstes Problem mit einer explosiven Altlast. Da geistert immer noch im Untergrund das Pamphlet „Die Protokolle der Weisen von Zion“. Ein angeblicher Masterplan der „jüdischen Rasse“ zur Eroberung der Weltherrschaft. Unter den Nazis ein wichtiger Text, der als Begründung herhalten musste für die Vernichtung von sechs Millionen Juden durch die deutsche SS. Eine „Anleitung zum Genozid“, wie der Historiker Norman Cohn formulierte. <2>

Aus naheliegenden Gründen wurde die Verbreitung der „Protokolle“ nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik Deutschland verboten. Unbelehrbare Altnazis verbreiteten die „Protokolle“ weiter im Untergrund. Für den demokratisch-liberalen Mainstream in Deutschland wurden die „Protokolle“ zum Nicht-Thema. Allerdings gilt auch in diesem Falle: verbotene Früchte schmecken am besten. Die Strahlkraft eines Textes vergrößert sich gewaltig, wenn man an ihn nur unter größten Hindernissen herankommt.

Anstatt in die Offensive zu gehen und die „Protokolle“ zum Unterrichtsthema zu machen und die Schüler selber erkennen zu lassen, wie kümmerlich und zusammenhanglos das Gestammel dieses Flickenteppichs daherkommt, wird dem menschlichen Bedürfnis, komplexe geschichtliche Wirkzusammenhänge zu vereinfachen zu leicht verständlichen Märchen, immer neue Nahrung gegeben. Warum, so fragen sich die schlichteren Gemüter, wird denn dieser Text verboten? Könnte es nicht sein, dass „die da oben“ uns Wahrheiten vorenthalten?

Das umfassende Schweigen zu den „Protokollen“ und das Verbot ihrer Verbreitung geraten in dem Augenblick zur Farce, wo das Internet massenhaft Gelegenheiten bietet, die „Protokolle“ auf den eigenen Computer herunterzuladen und sich in Ruhe auszudrucken. US-amerikanische Websites von christlichen Fundamentalisten, aber auch islamistische Fundamentalisten bieten die „Protokolle“ zum Herunterladen kostenlos feil. Es ficht die herunterladenden Mitbürger nicht an, dass dieser Text schon zigmal als Plagiat und als plumpe Fälschung; als zusammengestückelter Flickenteppich von einander widersprechenden Aussagen aus unterschiedlichsten Epochen entlarvt worden ist. Der Wunsch nach einfachen Welterklärungen wird immer größer, je weniger die Reichen und Mächtigen uns mit ihren Welterklärungen noch überzeugen können. Das kommt doch der menschlichen Fabulierlust viel mehr entgegen, Leute, die man schon aus den Illustrierten kennt, wie z.B. die Königin von England, oder Prinz Bernhard der Niederlande, verwickelt zu sehen in Clubs von Ränkeschmieden wie Bilderberg-Kreis, Trilateral Commission oder Freimaurerlogen. Und sich dann ein Häkchen zu machen, wer von diesen Illustren und Illuminierten ein Jude ist; um dann festzustellen, wie toll das doch alles zusammenpasst mit den „Protokollen“.

Früher waren sich jedoch die Mitglieder der westlichen Eliten vollkommen einig, dass die „Protokolle der Weisen von Zion“ echt seien, und sie stimmten ihre Politik darauf ab. Wenn Hohmann in diesem Zusammenhang Woodrow Wilson anführt, liegt er durchaus richtig. Woodrow Wilson war tatsächlich ein knallharter Rassist. Und auch ein enorm einflussreiches Mitglied der englischen Regierung im Jahre 1920 durchaus zustimmend über die „Protokolle“:

„Diese Richtung bei den Juden ist nicht neu. Angefangen schon bei Spartacus-Weishaupt über Karl Marx, Trotzki, Bela Kun, Rosa Luxemburg und Emma Goldmann, hat diese weltumspannende Verschwörung für die Überwältigung der Zivilisation und die Wiederherstellung einer Gesellschaft der Stagnation, der neidischen Missgunst sowie der nicht zu verwirklichenden Gleichheit (aller Menschen H.P.) ständig an Boden gewonnen.“ <3>

Diese Worte sprach kein Gerinerer als der hochdekorierte Winston Churchill, der später als standhafter Hitler-Bezwinger in die Geschichte eingehen sollte. Seinen Antisemitismus hat er jedoch, trotz seines jüdischen Vermögensberaters Bernard Baruch, nie abgelegt. So zischelte er abfällig über den US-amerikanischen Finanzminister Henry Morgenthau, ein Jude. Dieser sei ein „Shylock“. Die Juden waren einem tödlichen Terror ausgesetzt in den Vereinigten Staaten, nachdem Henry Ford und andere hochrangige Antisemiten eine Hetzkampagne gegen die Juden in Gang gesetzt hatten.

Bevor wir uns dem Inhalt der „Protokolle der Weisen von Zion“ zuwenden, wollen wir kurz einige Sätze der Entstehungsgeschichte des Pamphlets und seiner Wirkungen widmen.

1864 veröffentlichte der französische Schriftsteller Maurice Joly in Brüssel sein Buch „Zwiegespräch in der Hölle zwischen Montesquieu und Machiavelli“. Das Buch erschien in Belgien, weil Joly mit seinem Text den französischen Kaiser Napoleon III. in verklausulierter Form wegen seines tyrannischen Herrschaftsgebarens angreifen wollte, ohne verhaftet zu werden. Er wurde dennoch verhaftet. Montesquieu vertritt in der Hölle die Positionen der Demokratie und des Liberalismus; Machiavelli posaunt wie immer ungeniert die Kochrezepte der Despotie heraus.

Ein weiteres Mosaikbausteinchen: 1868 veröffentlicht der preußische Staatsbeamte Hermann Goedsche (er publiziert auch als Sir John Retcliffe) den Roman „Biarritz“. Goedsche hat sich aus kleinen Verhältnissen mühsam nach oben gebissen und lässt seinen Frust an England und den Juden aus. In „Biarritz“ gibt es das Kapitel „Auf dem Friedhof in Prag“. Einmal im Jahr treffen sich nämlich in Goedsches Roman Delegierte der zwölf Stämme Israels auf jener Ruhestätte – stilvoll zur Geisterstunde. Und das seit Jahrhunderten. Da sie ja nur ein kleines, in alle Winde verstreutes Völkchen sind, aber trotzdem zäh die Weltherrschaft anstreben, müssen sie natürlich taktisch sehr behutsam vorgehen und sich jedes Jahr einmal abstimmen. In der „Rede des Rabbiners“ wird der ganze Welteroberungsplan offengelegt. Wohlgemerkt: Goedsche hat das Ganze als reines Spiel der Phantasie gemeint, als fiktionale Literatur. Umberto Eco hat dieses Schema des Welteroberungsplanes in seinem Roman „Das Foucaultsche Pendel“ spielerisch auf den Templerorden übertragen.

Diese beiden Elemente: die linksliberale Satire des Maurice Joly, und Goedsches Welteroberungsphantasien, wurden später im zaristischen Rußland zum politischen Sprengstoff zusammengefügt. Die Geschichten, wie sich das im Einzelnen vollzogen hat, sind wiederum selber mythisch und widersprüchlich. Der Russlandkenner Michael Hagemeister hat darauf aufmerksam gemacht, dass die Herkunft der „Protokolle“ nach wie vor in keiner Weise wissenschaftlich einwandfrei nachgewiesen ist <4>. Wir geben also mit aller Vorsicht die bekannten Anhaltspunkte zur Kenntnisnahme weiter.

Ohne Frage haben der Zar und seine Berater Ende des Neunzehnten Jahrhunderts eine Menge handfester Probleme. Russland ist im Umbruch. Da lebt nach wie vor die Masse der Bauern in erbärmlichster Armut. Kaum komfortabler als Maulwürfe. Ein gesellschaftlicher Mittelbau entwickelt sich gerade erst. In den Großstädten formiert sich ein Proletariat. Immer wieder erkennen Offiziere und Intellektuelle aus der Oberschicht die Notwendigkeit des gesellschaftlichen Umbaus. Sie sind aber immer wieder brutal unterdrückt worden. Der Zarenhof zieht es vor, sich von Wunderheilern, Wahrsagern und Hypnotiseuren beraten zu lassen, anstatt qualifizierte Wirtschafts- und Verwaltungsexperten heranzuholen. Nur eine Institution wächst und gedeiht unter der Gunst des Zaren: die Geheimpolizei Ochrana.

Der Reformstau im zaristischen Russland führt zu immer heftigeren sozialen Explosionen. Der orthodoxe Klerus und der Geheimdienst Ochrana reagieren darauf mit der Blitzableiter-Methode: sie geben die Losung aus, schuld an all dem Unglück in der Welt seien die Juden. Im Gegensatz zu Deutschland waren Juden in Russland sofort erkennbar, denn sie trugen Kaftane und lebten in Ghettos. So kommt es zu grauenhaften Pogromen gegen Juden mit vielen Toten und Verletzten. Viele der überlebenden Juden flüchten nach Westen: nach Deutschland, von wo dereinst ihre Vorfahren vor Pogromen nach Osten geflohen waren. Vor allem aber flüchten sie nun in die USA.

Und irgendwo in dieser Verwirrung tauchen auch die „Protokolle der Weisen von Zion“ auf. Es gibt Leute, die sagen, der Leiter der Auslandsabteilung der Ochrana, Pjotr Iwanowitsch Ratschkowski, der in Paris residierte, habe 1894 zu der Joly-Satire und dem Goedsche-Romankapitel einige aktualisierte Kapitel hinzugefügt und das Ganze zu einen eigenen Gebräu verkocht und in Umlauf gebracht. Zunächst, um in der Dreyfuß-Affäre in Frankreich den Antisemiten unter die Arme zu greifen. Dann erkennt er aber bald die Nützlichkeit seiner Kreation für die Auseinandersetzungen in Russland. 1903 tritt ein Pawlokai Kruschew in Russland mit dem Pamphlet „Programm für eine Weltregierung der Juden“ an die Öffentlichkeit. 1905 folgt ein Herr Butmi mit seinem Werk: „Die Wurzel unserer Probleme“.

Die Version der „Protokolle der Weisen von Zion“, wie sie dann ihren verhängnisvollen Siegeszug um die Welt antreten soll, ist zum ersten Mal im Jahre 1905 zweifelsfrei dokumentiert. Der Mystiker Sergej Nilus veröffentlicht sein Traktat „Großes im Kleinen. Aufzeichnungen eines Orthodoxen“. Im Anhang des Haupttextes dokumentiert er den Wortlaut der „Protokolle“. Welchen Einfluss die „Protokolle“ auf die antisemitischen Ausschreitungen in Russland tatsächlich hatten, ist nicht einwandfrei erwiesen. Es wird behauptet, die orthodoxen Popen hätten die „Protokolle“ in den Gottesdiensten von der Kanzel verlesen.

Zum weltweiten Phänomen werden die „Protokolle“, als in Russland die bolschewistische Revolution siegt. Was man auch sonst über Lenins Revolution sagen mag: der Antisemitismus war in der neuen Sowjetunion einstweilen besiegt. Energisch wurde gegen antisemitische Hassprediger vorgegangen, und auch die „Protokolle“ sind ab jetzt in der Sowjetunion verboten. Die Antisemiten fliehen ins Ausland, wohin sie ihr bewegliches Vermögen mitnehmen. Starke Kolonien zaristischer Emigranten sind in Berlin und München vertreten. Größere Verbände lassen sich in Frankreich, Großbritannien und USA nieder. Sie sinnen auf baldige Rache und Wiedererlangung ihrer Macht. Sie sind eine treibende Kraft bei der Verbreitung der „Protokolle“. Aufgrund dieser Arbeit werden die „Protokolle“ vom US-amerikanischen Automilliardär Henry Ford im großen Stil weltweit in Umlauf gebracht. Der Exilbalte Alfred Rosenberg bringt die „Protokolle“ in das Schrifttum und Denken der NSDAP ein.

Die ehrwürdige Londoner Times veröffentlicht am 8. Mai 1920 eine überaus wohlwollende Besprechung der „Protokolle“. Allerdings ein Jahr später, am 18. August 1921, folgt im selben Blatt das Dementi <5>: der Times-Korrespondent für Konstantinopel, Philip Graves, hatte dortselbst Jolys Satire-Text entdeckt, der wegen der strengen Zensur in Frankreich nie eine große Auflage erreichte, und Graves konnte die Textübereinstimmungen in den „Protokollen“ nachweisen. Doch dem Siegeszug der „Protokolle“ tut das keinen Abbruch. Deshalb strengen jüdische Bürger Ende der 1930er Jahre in der Schweiz eine Klage auf Verbot der „Protokolle“ als Schundliteratur an. Die Richter geben den Klägern Recht. Jedoch die übergeordnete Instanz der Schweizer Rechtspflege kassiert das Urteil wegen angeblicher formaler Mängel.

Heute, wie gesagt, sind die „Protokolle“ im Mainstream der westlichen Länder verpönt und verboten. Dafür tragen die islamischen Länder sowie gewisse Staaten der ehemaligen Sowjetunion die abgetragenen Klamotten der westlichen Länder auf. Die in Palästina regierende Hamas-Partei hat eine ernstgemeinte Bezugnahme auf die „Protokolle“ in ihrem Grundsatzprogramm. Die Popen in Russland oder im Baltikum propagieren ganz ungeniert die „Protokolle“. Eine offensive Aufarbeitung jenes antisemitischen Pamphlets ist also durchaus sinnvoll.

Kommen wir deshalb zum Inhalt der „Protokolle der Weisen von Zion“.

Es kann bei der Lektüre der „Protokolle“ nicht lange verborgen bleiben, dass an diesem Menü verdammt viele Köche gearbeitet haben. Und der eine Koch weiß nicht immer, was sein Kollege schon angerührt hat. Die verschiedenen Textpassagen sind inhaltlich widersprüchlich. Sie stammen aus unterschiedlichen Epochen. Streckenweise wird ein Loblied auf die Erbmonarchie angestimmt. Dann wieder finden sich Aussagen, die Bezug nehmen auf Verwerfungen am Finanzmarkt, die um die Jahrhundertwende stattgefunden haben. Angeblicher Tatort Friedhof. Die Abgesandten der zwölf jüdischen Stämme treffen sich einmal im Jahr und sprechen ihre Strategie und Taktik ab. Der vordenkende Oberrabiner vertritt streckenweise lupenrein die elitäre Arroganz und Massenverachtung, wie sie in der zweiten Hälfte des Neunzehnten Jahrhunderts Theoretiker wie Le Bon, Spencer, Galton, Schopenhauer oder Nietzsche vorgetragen haben.

Der Welteroberungsplan, den der Oberrabiner vor den Abgeordneten der zwölf israelitischen Stämme ausbreitet, sieht vor, die Eliten der Nicht-Juden, der Goyim, zu schwächen und vor den Massen zu diskreditieren. Gleichzeitig versuchen andere Juden am unteren Segment der Gesellschaft, Revolten zu schüren.

Und das ist der Maßnahmenkatalog Schritt für Schritt:

Die Juden dienen sich den Fürsten als Berater und Geldverleiher an (die sogenannten „Hofjuden“). So gelangen sie zu entscheidendem Einfluss hinter den Kulissen.

Den Großgrundbesitzern schwatzen sie Kredite auf, indem sie an ihre Lust nach städtischem Reichtum und Wohlleben appellieren. Wenn sie erst mal die Großgrundbesitzer so weit haben, werden sie enteignet. Nebenbei bemerkt: Exakt nach diesem Schema enteignet der böse Jude Veitel Itzig in Gustav Freytags Roman "Soll und Haben" den arglosen deutschen Gutsbesitzer Freiherr von Rothsattel.

Die Juden bedienen sich der Freimaurer, um das Meinungsklima in den Opferländern liberal-freidenkerisch zu beeinflussen. Die Goyim sind nach einer Weile aufgrund der Überdosis an Freiheit derart verweichlicht, dass sie der Machtübernahme durch die Juden irgendwann nichts mehr entgegensetzen können. Die Freimaurer sind indes weder von den Juden erfunden worden, noch werden sie direkt von den Juden gesteuert. Vielmehr sind die Freimaurer nach dieser Sichtweise die „nützlichen Idioten" der Juden.

Den Goyim rauben die Juden das seelische Rückenmark. Sie ersetzen nämlich Gott durch Gold. Glaube und Spiritualität durch Materialismus. Es entsteht ein geistig-seelisches Vakuum, das mit einer politischen Anarchie einhergeht.

Die sozialen Spannungen werden auf einen Extrempunkt getrieben. Es gibt nur noch ganz wenige Reiche und ansonsten nur verelendete Proletarier. Der Mittelstand wird aufgerieben. Die wachsenden sozialen Spannungen werden nur noch durch immer mehr Sicherheitsaufwand in Form von Polizei und Armee unterdrückt.

Liberale Strömungen werden befördert, und mittelmäßige Goyim-Politiker aus der Masse rekrutiert, die den Unmut gegen die Regenten durch ihr Beispiel erregen. In einer solchen Phase der Diskreditierung der Autorität ist der Boden für die weltweite Machtübernahme geschaffen. Die Saat der Revolution kann nur aufgehen, wenn in dieser Phase eine Meinungsvielfalt besteht. Die geistigen Orientierungsparameter der Goyim werden zersetzt durch leeres, inflationäres Geschwätz im intellektuellen Bereich.

Die Destabilisierung der Goyim-Welt wird erreicht durch die Etablierung zerstörerischer, gottloser Weltanschauungen. Genannt werden hier: Darwinismus, Marxismus, aber auch die Philosophie Friedrich Nietzsches.

Für den Erfolg der jüdischen Zersetzungsarbeit ist es unerlässlich, dass ein Antisemitismus von den Juden auf den Weg gebracht wird.

So lange noch der Goyim regiert, wird auf Betreiben der Juden alle Wirtschaftsaktivität auf Gold als Referenzgröße bezogen.

Die Juden werden die Goyim veranlassen, in allen Ballungszentren Untergrundbahnen bauen zu lassen. Am Tag der jüdischen Machtergreifung werden die zahlenmäßig unterlegenen Juden in diese U-Bahnschachte gigantische Mengen Sprengstoff transportieren. Die nachfolgende Explosion wird die Machtzentren der Goyim in den Metropolen sowie die Stätten kollektiver Erinnerung: Opernhäuser, Archive, Museen usw. auslöschen.

Die Goyim-Staaten werden in eine Aufrüstungsspirale bis zur Erschöpfung und bis zum Staatsbankrott gegeneinander gehetzt. Gleichzeitig fördern jüdische Agenten den Pazifismus und die Abrüstung, um die Goyim zu schwächen.

Wenn nun überall auf der Welt unfähige Goyim-Regierungen, die nicht aus edler Erbmonarchie rekrutiert sind, abgewirtschaftet haben und die Völker durch Kriege gegeneinander ausgelaugt sind, werden auf der ganzen Welt sämtliche Goyim-Regierungen gestürzt. Zunächst folgen Putsche durch die Freimaurer. Weltweit und simultan. Doch auch diese Regierungen werden langfristig durch jüdische Regierungen ersetzt.

Ein kollektiver Gedächtnisverlust vernichtet mit einem Schlag jedes Wissen und jede Tradition aus der Goyim-Ära.

Die neuen jüdischen Regierungen werden nun keinen Pluralismus mehr zulassen. Ein harter König wird die Welt beherrschen und auch den Papst absetzen. Nach außen hin wird die Fassade der Toleranz gewahrt. Der Herrscher zeigt sich volksnah, ist aber flächendeckend geschützt durch unauffällige Sicherheitsmänner, die alles abhören und jeden potentiellen Aufrührer gleich ausschalten. Es gibt Oppositionszeitungen, die scheinbar den Herrschenden widersprechen, aber allesamt streng von Gefolgsleuten des Judenkönigs geführt werden.

Interessant sind nun die Wirtschaftspolitischen Maßnahmen: Der König hat kein Privateigentum, denn ihm gehört alles. Der Goldstandard wird aufgehoben. Geldausgabe richtet sich nach effektiv vorhandener Arbeitskraft. Die Progressive Vermögenssteuer wird eingeführt.

Wenn es nicht um Machtfragen geht, ist der Staat offen für Verbesserungsvorschläge seiner Untertanen. Soziale Probleme werden vorauseilend erkannt und gelöst. Potentielle Straftäter werden schon in den Strafvollzug verbracht, bevor sie was verbrochen haben.

Man wird zugeben müssen: hier spricht die Weisheit vieler, vieler Jahre Tätigkeit in Geheimdiensten. Gängige Techniken der BNDs, CIAs, KGBs, MI5s und wie sie alle heißen mögen, sind in diesem Traktat aufgelistet: die verdeckte Ermittlertätigkeit; Psyop; gezielte Destabilisierung; Counterinsurgency. All das gab es, wie man sieht, auch schon bei der zaristischen Ochrana im 19. Jahrhundert.

Die strukturellen und logischen Schwächen des Textes sind zugleich auch seine Stärken. Genau wie die Bibel sind die „Protokolle“ kein monolithischer Textkörper, sondern eine Sammlung unterschiedlichster Texte von unterschiedlichsten Autoren mit sehr unterschiedlichen, teilweise einander widersprechenden Aussagen. Das bedeutet: die Protokolle halten für jeden Bedarf des aktiven Antisemiten ein passendes Häppchen bereit. Das setzt allerdings wiederum voraus, dass nur wenige harte Eingeweihte den Text überhaupt gelesen haben. Wir wissen nicht, ob und wie intensiv die Menschen in den 1920er und 1930er Jahren die „Protokolle der Weisen von Zion“ gelesen haben. Es wurden zumindest in Deutschland viele Auflagen bis zum Zweiten Weltkrieg hergestellt. Über ihre Lektüre-Erlebnisse mit den „Protokollen“ haben nur wenige Menschen in dieser Zeitspanne etwas gesagt oder geschrieben. Es ist anzunehmen, dass den meisten Käufern das antisemitische Traktat nur als Staubfänger im Bücherbord gedient hat. Dabei sein ist alles. Wesentlich geläufiger waren den Menschen schon die Aufbereitungen und Deutungen der „Protokolle“ durch Adolf Hitler, Henry Ford, Julius Streicher oder durch zahlreiche Geistliche der beiden Konfessionen.

Hätten mehr Leute die „Protokolle“ gelesen, hätten doch dem einen oder anderen die zahlreichen inneren und äußeren Widersprüche auffallen müssen. Nur zwei Beispiele, stellvertretend für viele: Einerseits unterstützen die bösen Juden die Aufrüstung der Nationen gegeneinander; um andererseits energisch die Friedens- und Abrüstungsbewegungen zu unterstützen. Das lässt sich nun wirklich nicht als Doppelstrategie verkaufen. Warum ist keinem Leser aufgefallen, dass die bösen Juden den blöden Goyim den Darwinismus und die Philosophie Friedrich Nietzsches angedreht haben sollen, um die innere Abwehrkraft der Goyim zu schwächen; wenn doch andererseits Adolf Hitler den Darwinismus als das Nonplusultra der arischen Selbstverteidigung verkauft? Es ist nichts davon bekannt, dass solche Einwände jemals vorgebracht worden wären.

Adolf Hitler rafft seine bescheidenen intellektuellen Fähigkeiten zusammen, um in einem Akt unverfrorener Rabulistik alle Beweise für die Falschheit der „Protokolle der Weisen von Zion“ in schlagende Beweise ihrer Echtheit umzumünzen:

„Wie sehr das ganze Dasein dieses Volkes (der Juden H.P.)  auf einer fortlaufenden Lüge beruht, wird in unvergleichlicher Art in den von den Juden so unendlich gehassten ‚Protokollen der Weisen von Zion’ gezeigt. Sie sollen auf einer Fälschung beruhen, stöhnt die ‚Frankfurter Zeitung’ in die Welt hinaus; der beste Beweis, daß sie echt sind. Was viele Juden unbewußt tun mögen, ist hier bewußt klargelegt. Darauf aber kommt es an. Es ist ganz gleich, aus wessen Judenkopf diese Enthüllungen stammen, maßgebend aber ist, daß sie mit geradezu grauenerregender Sicherheit das Wesen und die Tätigkeit des Judenvolkes aufdecken und in ihren inneren Zusammenhängen sowie den letzten Schlußzielen darlegen. Die beste Kritik an ihnen jedoch bildet die Wirklichkeit. Wer die geschichtliche Entwicklung der letzten hundert Jahre von den Gesichtspunkten dieses Buches aus überprüft, dem wird auch das Geschrei der jüdischen Presse sofort verständlich werden. Denn wenn dieses Buch erst einmal Gemeingut eines Volkes geworden sein wird, darf die jüdische Gefahr auch schon als gebrochen gelten.“ <6>

Wo stehen denn die „Protokolle“ eigentlich im antisemitischen Diskurs des frühen Zwanzigsten Jahrhunderts? Sie sind weder religiös motivierter Antijudaismus, den die Katholische Kirche über zwei Jahrtausende gezüchtet hatte, noch moderner eugenischer Antisemitismus. Die bösen Juden haben es in den „Protokollen“ nicht auf Jesus oder sein Andenken abgesehen. Auch die Apokalypse spielt keine Rolle. Den „Protokoll“-Juden geht es nur darum, den Papst abzusetzen. Die einzige Goyim-Organisation, vor der die fiktiven Juden Respekt haben, ist die Gesellschaft Jesu, der Jesuitenorden. Die bösen Juden sind in ihrer Beschaffenheit rein materiell ausgerichtet. Sie haben keine Transzendenz. Sie wollen die vollendete Welt hier auf Erden schaffen, weil es für sie kein Leben nach dem Tode gibt. Zum Ausgleich haben diese fiktiven Juden eine überpersönliche Vollendung als Teil eines weltweit präzise wie ein Uhrwerk agierenden Organismus. Sind sie überhaupt eine Rasse oder eine ethnisch-kulturelle Einheit? Das bleibt in den „Protokollen“ unklar.

Für die nicht-jüdischen Leser haben die „Protokolle“ gleich eine ganze Reihe von Handlungsanweisungen. Und diese sind defensiv und offensiv zugleich:

  • Die Nicht-Juden müssen ihre Sinne schärfen und alle Phänomene nach der neu benannten Bedrohung umsortieren.
  • Das heißt: massive Kriegsgefahr, Inflation, Arbeitslosigkeit, Verschärfung der sozialen Ungleichheit, unfähige Eliten: sind nicht, wie man bis dato dachte, das Ergebnis einer ungeordneten, von Habsucht der Reichen geprägten chaotischen Politik einer kleinen, leicht zu identifizierenden Gruppe. All das ist die Inszenierung einer dem eigenen Volkskörper fremden, zum Äußersten entschlossenen Gruppe.
  • Das ändert natürlich alles. Wer gegen die Eliten im eigenen Land aufbegehrt, verrichtet das schmutzige Geschäft der bösen Juden. Wer gegen die Aufrüstung agitiert, öffnet einem fremden Volk Tür und Tor. Wer „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ fordert, schwächt die Abwehrkraft des eigenen Volkes. Denn Demokratie ermöglicht „minderwertigen“ Menschen das Regierungsamt. Regieren sollen aber nur die, die dazu kraft Geburt berufen sind.
  • Denn die bösen Juden sehen den Menschen, wie er ist, und nicht, wie er sein sollte. Darum ist für die Goyim die Weisheit derer von Zion eine bittere, aber heilende Pille: der Mensch ist dem Menschen ein Raubtier. Nur die rohe Gewalt entscheidet in der Geschichte. Nur die stärksten und klügsten kommen durch. Und das Volk ist dumm. Es muss und – es will geführt werden. Wenn nicht eine Despotie das Volk zähmt, dann gibt es eine große gegenseitige Zerfleischung. Offenkundig sind die Weisen von Zion eifrige Anhänger von Machiavelli, Herbert Spencer und Francis Galton.

Die Goyim müssen also so werden wie die Weisen von Zion, und deren brutale Weltsicht verinnerlichen. Sonst werden sie von diesen geborenen Machiavellisten überrumpelt. Und die Zeit drängt. Die Weisen von Zion sind schon weit vorangekommen. Adolf Hitler glaubte an die Echtheit der Protokolle – wenn auch, wie wir gesehen hatten, in einem „tieferen“ Verständnis von Wirklichkeit und Wahrheit. In einem Gespräch mit Hermann Rauschning soll Hitler über die „Protokolle“ gesagt haben:

„Diese gefährliche Verborgenheit des Feindes, seine Allgegenwärtigkeit! Ich erkannte sofort, daß wir dies nachbilden müßten, auf unsere Weise natürlich.“ <7>

Für die Nazis werden die Methoden der Protokolle: also z.B. geheime Schockaktionen, Destabilisierung der bürgerlichen Ordnung, politische Allianzen hinter den Kulissen schaffen; Vorbild ihrer eigenen Vorgehensweise zur Erlangung der Macht. Das ist logisch, denn die in den „Protokollen“ geschilderten Methoden stammen ja aus dem Arsenal der zaristischen Ochrana. Als die Nazis an die Macht gelangen, ähneln viele ihrer Maßnahmen jenen der fiktiven „Protokoll“-Juden nach deren Machtergreifung.

Haltet den Dieb! Rief der Dieb.

In wissenschaftlichen Kreisen bezeichnet man diesen Mechanismus als Projektionstechnik. Bevor Hitler seine mörderischen Eroberungskriege startete, schärfte er der Öffentlichkeit noch einmal ein, was die „Protokolle“ ihn gelehrt hatten: dass nämlich „die Juden“ Staaten in zermürbende Kriege gegeneinander treiben würden, und dass hier nur ein endgültiger Schnitt Abhilfe schaffen könne. So verkündete er am 30. Januar 1939 anlässlich des sechsten Jahrestages seiner „Machtergreifung“:

„Wenn es dem internationalen Finanzjudentum in und außerhalb Europas gelingen sollte, die Völker noch einmal in einen Weltkrieg zu stürzen, dann wird das Ergebnis nicht die Bolschewisierung der Erde und damit der Sieg des Judentums sein, sondern die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa."

So haben die „Protokolle der Weisen von Zion“ die Blaupause geliefert für den schrecklichen Holocaust. Heute kursieren wieder die „Protokolle“ durch die Sozialen Medien. Aufklärung tut not. Deswegen: Apolut HIStory!

Wir lernen aus der Geschichte, wie wir die Zukunft besser machen.

Bildquellen: https://commons.wikimedia.org


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