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HIStory: Hjalmar Schacht – Hitlers Zauberer

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Heute geht es um Hitlers genialen Geldbeschaffer Hjalmar Schacht. Ohne Hjalmar Schacht hätte Hitler seine Aufrüstung niemals finanzieren können. Hjalmar Schacht erfand die geniale Kryptowährung mit Namen Mefo-Fond. Damit war es möglich, in Deutschland eine schuldenbasierte Aufrüstung zu finanzieren ohne dass eine Hyperinflation die Blase zum Platzen gebracht hätte. Als Deutschland den Krieg zu verlieren begann, unternahm Schacht mehr oder minder freiwillige Absetzbewegungen aus dem sinkenden Schiff. Hjalmar Schacht ist bei der ersten Staffel des Nürnberger Kriegsverbrechertribunals als Angeklagter und als Zeuge dabei. Als freier Mann verlässt er das Tribunal. Danach kann er nie wieder in die erste Liga der Banker aufsteigen. Arm ist er jedoch nicht gestorben. Schacht hatte immer sehr enge Beziehungen zur englischen und amerikanischen Bankenwelt. Ein weltläufiger Mann. Hochgebildet und eigentlich von Hause aus sehr liberal eingestellt. Ein weltläufiger Kosmopolit. Interessant genug für apolut HIStory.

Hjalmar Horace Greeley Schacht gilt vielen als genial-diabolischer Geldbeschaffer des Nazi-Regimes. Ohne seine einfallsreichen Finanzmanipulationen hätte Hitler unmöglich seinen Angriffskrieg in aller Ruhe vorbereiten können.

Gleichwohl hat Schacht es immer verstanden, seine Gegner und Kritiker im Unklaren zu lassen, wo er politisch eigentlich einzuordnen ist. Er hat sich auf jeden Fall stets mehrere Optionen offen gehalten.

Rückblickend auf Leben und Werk des Hjalmar Schacht lässt sich sein Verhalten entweder als das Verhalten eines Nazis oder als Verhalten eines Anti-Nazis lesen. Geschickt nutzt Schacht die Differenzen unter den Alliierten aus, um schließlich das Nürnberger Tribunal als freier Mann verlassen zu können.

Hjalmar Horace Greeley Schacht wurde am 22. Januar 1877 in Tinglev geboren. Tinglev gehört heute zu Dänemark. Damals jedoch war Tinglev Teil der preußischen Provinz Schleswig-Holstein. Hjalmars Vater war zeitweise in den Vereinigten Staaten von Amerika tätig gewesen. Dort hatte er seine liberale Einstellung entwickelt. Aus Bewunderung für den liberalen amerikanischen Politiker Horace Greeley gab er seinem Sohn neben dem skandinavischen Vornamen Hjalmar nach amerikanischer Sitte auch noch den kompletten Namen seines Idols mit in den Taufschein. Nach einem kurzen Intermezzo an der Universität Kiel studierte Hjalmar Schacht in München. Und zwar Nationalökonomie bei dem damals sehr bekannten Professor Lujo Brentano. Weitere Stationen führten Schacht an die Universitäten von Leipzig, Berlin und Paris. In Kiel promovierte Schacht mit dem Thema: „Der theoretische Gehalt des englischen Merkantilismus“ und bekam dafür die höchste Benotung. 1903 stieg Schacht bei der Dresdner Bank ein und stieg 1908 zum stellvertretenden Direktor auf. Im Ersten Weltkrieg spielte er eine unrühmliche Rolle, als er die Übernahme belgischer Banken in das deutsche Bankensystem organisierte. 1915 wechselte Schacht in den Vorstand der Nationalbank für Deutschland.

Seit 1923 stand Hjalmar Schacht im Zentrum der Macht in Deutschland. Im Alter von 46 Jahren wechselte er von einer Privatbank an die Spitze der deutschen Reichsbank. Damit war der junge Finanzexperte verantwortlich für die Ausgabe von Geldnoten, für die Währungsreserven-Erhaltung, für die Goldvorräte, sowie den reibungslosen Ab- und Zufluss von Kapital an und von den Privatinstituten; sowie für den Leitzins.

Sein Einstand als oberster Währungshüter war brillant: mit einem Federstrich beendete er die ins Absurde wuchernde Hyperinflation der Deutschen Mark. Die genauen Ursachen jener Hyperinflation sind bis heute unter Experten umstritten. Eine These lautet, dass die deutsche Regierung die Nominalpreise absichtlich ins Astronomische getrieben habe, um damit den Siegermächten des Ersten Weltkrieges die Absurdität ihrer hohen Geldforderungen vorzuführen. Und um auf diese Weise eine Neuverhandlung des Vertrages von Versailles zu erzwingen.

Der 1923 ausgehandelte Dawes Plan brachte denn auch eine Milderung der Bedingungen. Die Reparationssumme wurde nunmehr auf einen sich über Jahrzehnte erstreckenden Zeitraum ausgedehnt. Charles Dawes war ein US-Bankier, der als Regierungsbeauftragter der US-Administration die Interessen seiner Bankerfreunde virtuos zu vertreten wusste.

Rund um den Dawes Plan spielt sich folgendes ab: die US-Banken leihen Deutschland Geld, wofür sich die deutsche Regierung in USA Gold kaufen kann. Das wiederum wird an die Alliierten Frankreich und Großbritannien zur Wiederherstellung ihrer nationalen Wirtschaft ausgehändigt. Damit sind diese Staaten wieder halbwegs liquide und können ihre Kriegsschulden gegenüber den USA begleichen. Dieser Rückfluss stimuliert wiederum die US-Wirtschaft.

Der nach Deutschland strömende Kapitalfluss aus USA übersteigt allerdings die zur Tilgung der Dawes-Verpflichtungen erforderliche Summe erheblich. Deutsche Konzerne veräußern Patente an US-Konzerne. US-Konzerne erwerben bedeutende Anteile an deutschen Konzernen. Konglomerate wie IG Farben und Vereinigte Stahlwerke bilden sich genau jetzt, und sie besitzen wiederum Anteile an US-Konzernen. New Yorker Banken versorgen die neuen deutschen Konzerne mit gigantischen Geldsummen als Starthilfe. Rockefellers Standard Oil of New Jersey (ESSO) und IG Farben tauschen über die Jahre so viele Anteile aus, dass man eigentlich von einem zusammenhängenden Konzern sprechen kann.

Auf der Seite der US-Konzerne werden die Transaktionen von den Banken Brown Brothers sowie Harriman Banking abgewickelt. Die juristische Betreuung obliegt der Anwaltssozietät Cromwell & Sullivan. Tonangebende Anwälte bei Cromwell & Sullivan: die Brüder Allan Welsh Dulles und John Foster Dulles.

Man muss diese Konstellation im Auge behalten, wenn man die weiteren Vorgänge in Deutschland verstehen will. Der neue Reichsbankpräsident Dr. Hjalmar Schacht beendet die Hyperinflation, wie gesagt, mit einem einzigen Federstrich. Die neue Rentenmark bleibt stabil. Ein erstaunlicher Vorgang, da sich ad hoc an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht allzu viel geändert hat.

Der Young Plan im Jahre 1930 bringt nunmehr eine weitere Abwandlung der Reparationsleistungen. Diese erfolgen ab jetzt ausschließlich in Geld, und die Raten werden soweit gestreckt, dass die letzte Rate 1988 bezahlt worden wäre. Schacht tritt für die vollständige Abschaffung der Reparationsforderungen ein. Er sieht angeblich in dem Young Plan keine Verbesserung, und reicht seinen Rücktritt ein. Tatsächlich aber verstehen sich Owen D. Young und Hjalmar Schacht so prächtig, dass sie gemeinsam die Bank für Internationale Zusammenarbeit aus der Taufe heben, mit Sitz in der neutralen Schweiz. In der Bank for International Settlement treffen sich einmal im Monat in Basel die Präsidenten der Regierungsbanken unter anderen aus Frankreich, USA, Italien, Großbritannien, Japan und Deutschland. In dieser ehrenwerten Gesellschaft werden die großen Kapitalströme zwischen den Staaten reguliert. Auch später noch, völlig ungestört, als längst die Soldaten der betreffenden Länder zum Töten aufeinander gehetzt werden.

Schacht wird nun mehr als bisher hinter den Kulissen aktiv für eine politische Lösung der von ihm gegeißelten Missstände. Er reist häufig in die USA und nach Großbritannien. Wen er dort trifft, und was er genau bespricht, bleibt im Dunkeln. Als er 1930 von einer USA-Reise zurückkehrt, ist für ihn plötzlich die politische Agenda völlig eindeutig. Auf einer Versammlung der Bayerischen Volkspartei erklärt Schacht, der immerhin zu den Gründern der liberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) gehört: man müsse sich entscheiden, ob man gegen 25% Sozialisten oder gegen 20% Nationalsozialisten regieren wolle. Es ist nicht schwer, die Antwort vor diesem Publikum zu erraten. In der Folge bedrängt er zunächst Reichskanzler Brüning, Hitler in die Regierung zu nehmen. Den Reichskanzler der Barone, Franz von Papen (wie Brüning Mitglied im katholischen Zentrum), besucht der Ex-Bankdirektor zuhause und sagt ihm höchst undiplomatisch: von Papen solle seine Kanzlerschaft an Hitler übertragen. Nur Hitler sei in der Lage, die Nation zu retten.

Schacht ist denn auch der Initiator jener berühmten Begegnung des neuen Reichskanzlers Hitler mit deutschen Top-Industriellen in Görings Wohnung im Reichstagspräsidium am 20. Februar 1933. Diese Begegnung und die nachfolgenden Geld-Transfers sind einwandfrei durch Dokumente belegt. Ein Sonderfall in der Geschichtsforschung. Ansonsten sind Geldtransfers von Industriellen an die Nazis nur über Gerüchte oder Zeugenaussagen bekannt geworden.

Hitler hatte für seine Koalitionsregierung aus NSDAP und Deutschnationaler Volkspartei keine parlamentarische Mehrheit finden können. Die sollte jetzt bei der Wahl am 5. März 1933 das Volk mit dem Stimmzettel hergeben, koste es was es wolle. Ein wahres Pfingstwunder ereignet sich am 20. Februar 1933 bei dem Millionärstreffen in Görings Residenz. Besonderen Anklang findet die Ankündigung von Reichstagspräsident Hermann Göring, die anstehende Reichstagswahl werde voraussichtlich die letzte Wahl im Laufe der nächsten zehn Jahre, wenn nicht gar der nächsten hundert Jahre sein.

Die anwesenden Industriellen sind begeistert. Als Schacht mit einem Hut die potenten Leistungsträger angeht, landen in der Kopfbedeckung drei Millionen Reichsmark. Damit ist der Erfolg der Nazis im Endspurt um die Reichstagswahl gesichert.

Die warme Wahlkampfspende durch die deutschen Industriellen im Februar 1933 kann also nur ein kleiner Beitrag zum Erfolg Hitlers gewesen sein. Der Augenschein lehrt, dass die NSDAP seit 1930 einen Geldbedarf hat, der den Kapitalhunger aller anderen Parteien der Weimarer Republik um ein Vielfaches übersteigt. Hitler führt „amerikanische“ Wahlkämpfe mit modernster Logistik. Dazu gehört, dass er seine Wahlkampftourneen im Stil amerikanischer Kampagnen werbewirksam mit dem Flugzeug absolviert. Irrsinnige Mengen an Plakaten und anderen Werbeflächen werden eingesetzt.

Wer dann noch nicht an die hervorstechenden Fähigkeiten des braunen Messias glauben will, wird von einer gigantischen Privatarmee, der SA und SS, niedergetrampelt. All das kostet eine irrsinnige Summe. Wer hat beispielsweise die hochmodernen Pistolen US-amerikanischer Bauart bezahlt, mit der jeder NS-Privatsoldat bestückt ist, und die jeden Widerstand für die Rotfrontkämpfer zum Selbstmordkommando machen? Dass die deklassierten Kleinbürger, arbeitslosen Proletarier und konkursbedrohten Bauern in der NS-Bewegung diesen gigantischen Staat im Staate durch Beiträge und Spenden finanziert hätten, ist ausgeschlossen.

Kurz gesagt: hier müssen finanziell hochpotente Kreise, potenter als deutsche Industriekapitäne, viel Geld in die Nazi-Organisation investiert haben.

Noch nicht einmal zwei Wochen nach dem Wahlsieg der extremen Rechten am 5. März 1933 wird Schacht erneut zum Präsidenten der Reichsbank ernannt. Generös hatte Hitler auf das Gehalt für seine Tätigkeit als Reichskanzler verzichtet. Schacht folgt ihm nach und senkt sein Gehalt als Bankpräsident.

1934 übernimmt Schacht sodann auch noch das Wirtschaftsministerium. 1935 ernennt Hitler Schacht zum Generalbevollmächtigten der Kriegswirtschaft. Damit ist aus dem Finanzfachmann ein allmächtiger Wirtschaftsdiktator geworden. Schacht ist befugt, allen Ministerien und Ämtern Anweisungen zu geben. Alles unter einem einzigen Gesichtspunkt: Deutschland fit zu machen für einen Angriffskrieg.

Ein gigantisches „Government Spending“ findet statt. Eine derart gigantische Auftragsflut seitens der Regierung an deutsche Konzerne, dass die zirkulierende Geldmenge an Reichsmark nicht ausreicht. Die Konjunktur zu überhitzen und dazu neue Geldscheine drucken, das hätte verheerende Folgen. Der Schacht zaubert die sogenannten Mefo-Wechsel aus dem Ärmel. „Mefo“ steht für Metallurgische Forschungsgesellschaft m.b.H. Also eine richtige Tarnung. Auf so etwas konnte nur Hjalmar Schacht kommen. Anstatt mit Geld werden deutsche Rüstungsunternehmen mit Optionsscheinen bezahlt, für deren Deckung Schachts Reichsbank die Garantie übernimmt. Die Kalkulation geht auf: viele Betriebe bewahren die Wechsel über Jahre in ihrem Safe, weil sie diese Wechsel für sicherer halten als die Reichsmark.

So ist die Inflationsgefahr einstweilen gebannt. Es ist genug Kapital im Umlauf, um einen normalen Außenhandel betreiben zu können. Die Wirtschaftsdepression hatte zunächst zu einer Schrumpfung der Wirtschaftstätigkeit weltweit geführt. Der internationale Handel wird vorsichtigerweise ab jetzt vornehmlich bilateral betrieben: jeweils zwei Staaten treffen Übereinkünfte über das Ausmaß ihres jeweiligen Handels miteinander. Die Geschäftstransaktionen über die Grenzen hinweg erfolgen in allen Staaten nur noch in permanenter Absprache mit den Regierungen. Auch Schacht trägt der neuen Vorsicht Rechnung durch seinen so genannten „Neuen Plan“ von 1934: es darf nur noch so viel nach Deutschland importiert werden wie auch wieder exportiert wird. Schacht will möglichst viele Devisenreserven anlegen.

Die enorme Konjunkturspritze durch Regierungsausgaben in die Rüstung bringt rasche Vollbeschäftigung. Die Menschen haben wieder Geld, nicht nur für das unmittelbare Überleben, sondern auch zum Sparen. Dieses Geld führt Schacht 1935 auch wieder der Rüstungswirtschaft zu durch die Reichsanleihe, die 500 Milionen Reichsmark abschöpft.

Doch Hitler geht die Kriegsvorbereitung nicht schnell genug. 1936 wird ein Vierjahresplan verkündet. Die deutsche Wirtschaft soll möglichst rasch in die Lage versetzt werden, von Importen vollständig unabhängig zu sein. Hitler setzt Schacht den Reichsmarschall Göring vor die Nase, als Vorsitzenden des Ausschusses für den Vierjahresplan. Schacht hält die Vernachlässigung des Außenhandels für verhängnisvoll. Er tritt als Wirtschaftsminister zurück.

Jedoch als Präsident der Reichsbank setzt er alle Hebel in Bewegung, um die leeren Kassen des Reichs wieder zu füllen. Denn mittlerweile übersteigt der Import bei weitem den Export, die Devisen schrumpfen dahin.

Eine weitere Einkommensquelle stellen die nunmehr entrechteten und gefährdeten jüdischen Mitbürger in Deutschland dar. Die Juden werden jetzt konsequent ausgeraubt. Im Dritten Reich ist es bei Todesstrafe verboten, deutsches Vermögen ins Ausland zu transferieren. Kein Geringerer als Schacht hat dieses Gesetz unterschrieben. Durch das so genannte Haavara-Abkommen wird die Auswanderung von Juden nach Palästina gewinnbringend organisiert. Deutschland erhält von emigrierenden Juden deren Vermögen, und kauft für einen Teil des gewonnenen Geldes Waren in Palästina. Nazis und Zionisten treten sich hier zum ersten Mal als Geschäftspartner gegenüber. Und deutsche Arbeiter erhalten zum ersten Mal in ihrem Leben saftige Jaffa-Apfelsinen auf den Tisch.

1938 reist Schacht nach London, um sich mit einem Vertreter des Jüdischen Weltverbandes zu treffen. Beabsichtigt ist folgender Handel: die jüdischen Gemeinden in Großbritannien und den USA zahlen für jeden auswandernden Juden 10.000 Reichsmark Ablösesumme an das Deutsche Reich. Deren Besitz bleibt natürlich in Deutschland und wird versteigert. Schacht erhofft sich von diesem Deal einen Reinertrag aus dem britisch-amerikanischen Kopfgeld von 1,5 Milliarden Reichsmark für die deutsche Aufrüstung. Aber aus dem Handel wird nichts.

Am 7. Januar 1939 offenbart der Vorstand der Deutschen Reichsbank dem Führer Adolf Hitler, dass die Reichskassen leer sind. In einem Memorandum erklären sieben Direktoriumsmitglieder, dass die Goldreserven aufgebraucht sind. Dass man im letzten Jahr so viel neues Papiergeld in Umlauf hat bringen müssen wie die gesamten fünf Jahre vorher nicht. Und wenn jetzt auch noch ein größerer Personenkreis ihre Mefo-Wechsel einlösen würde, dann bliebe nur noch der Offenbarungseid. Die Leute hätten Geld. Aber sie könnten sich keine Konsumartikel in ausreichender Menge dafür kaufen. Die Qualität der Waren habe sich rasant verschlechtert. Kurzum: die Probleme der Wirtschaft durch das Drucken neuen Geldpapiers zu lösen, das sei mit diesem Bankenvorstand keinesfalls zu machen.

Hitler feuert fast das gesamte Direktorium. Schacht ist jetzt Minister ohne Geschäftsbereich. Denn Hitler fürchtet den offenen Bruch mit Schacht. Der Finanzmagier bleibt der Reichsregierung als Berater verbunden. Als die Banken der besetzten Niederlande und Belgien der Reichsbank untergliedert werden sollen, erstellt Schacht ein Gutachten.

Und irgendwie bringt Schacht es fertig, sich rechtzeitig in Verbindung zu bringen mit dem deutschen Widerstand gegen Hitler. Was er nun genau gegen diese Nazi-Diktatur unternommen haben soll, wird nie konkret sichtbar. Aber er hat Kontakt mit einer dubiosen Figur des deutschen Widerstandes: Hans Bernd Gisevius. Dieser ehemalige Gestapo-Funktionär ist viel für die militärische Abwehr unter Admiral Canaris unterwegs, meistens in der Schweiz. Dort trifft er sich mit Allan Dulles vom US-Geheimdienst OSS. Nach dem Krieg ist er dessen Schützling. In Nürnberg wird Gisevius zugunsten Schachts aussagen.

Nach dem 20. Juli 1944 kommt Schacht kurzfristig in ein Konzentrationslager. Es gab aber auch in den Konzentrationslagern komfortable Wohnhäuser für prominente Häftlinge. Schachts Ausweis als Nazi-Gegner scheint gesichert.

Dennoch verhaften ihn die Besatzungsbehörden. Schon bei der ersten Staffel des Nürnberger Militärtribunals (NMT) ist Schacht dabei. Die vier Besatzungsarmeen haben gigantische Mengen von Dokumenten aus dem Nazi-Staat aufgespürt und sichergestellt. Ganze Arbeitsstäbe zusammen mit Helfern – deutsche Mitarbeiter belasteter Unternehmen und Körperschaften, sowie Displaced Persons, also befreite, aber orientierungslose ausländische Zwangsarbeiter – durchkämmen Büros, Keller und Verliese in Deutschland nach belastenden Dokumenten.

Hjalmar Schacht wird tatsächlich angeklagt. Er kann zu seiner Verteidigung anführen, dass er nie Mitglied der NSDAP gewesen ist. In einer Radio-Ansprache in Königsberg im Jahre 1935 hat Schacht sogar die Diskriminierung der jüdischen Mitbürger kritisiert. Angriffe gegen die Freimaurer und Gewalt statt Dialog seien jetzt an der Tagesordnung. Die Rede wird tatsächlich im ganzen Reich ausgestrahlt, darf aber nicht in den Printmedien erwähnt werden. Immerhin lässt Schacht das Manuskript seiner Königsberger Rede im Hausblatt der Reichsbank in einer Auflage von 25.000 Exemplaren abdrucken. Hjalmar Schacht ist fassungslos, dass er als Mitglied der international aufgestellten Kaste der Bankiers hier überhaupt vor einem Gericht steht. Wie konnten ihn seine Standesgenossen so im Stich lassen? Er zerlegt immer wieder genüsslich die nicht immer fundierten Anklagepunkte des Nürnberger Tribunals. Er führt die Ankläger öfters als unqualifizierte Rotzlöffel vor. Und in vielen Punkten seiner Verteidigung entblößt er die enge Kumpanei der Wall Street mit den Nazis.

Schließlich wird Hjalmar Schacht freigesprochen. Die Anklagepunkte sind nicht geeignet, einen raffinierten Banker zu überführen und zu verurteilen. Doch Schacht kehrte im Gegensatz zum ebenfalls schwer belasteten deutschen Banker Hermann Josef Abs nie wieder in die erste Liga der internationalen Hochfinanz zurück. Schacht musste sich damit bescheiden, Zentralbanken in ehemaligen Kolonien zu beraten. Vergessen aber nicht verarmt starb Hjalmar Horace Greeley Schacht am Jahre 1970 in München.

Wir lernen aus der Geschichte, wie wir die Zukunft besser machen.

Bildquelle:

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