Von Uli Gellermann.
Ich mache das schon seit Jahren: Ich behaupte, dass sich die Kapitalisten aller Art gegen die Normalos verschworen haben. Ich bin so ideologisiert, ich glaube doch glatt, dass die Rüstungs-Industrie an Kriegen interessiert ist, nur um Geld daran zu verdienen! Dass sie seit Jahren Konflikte zwischen Nationen unterstützt, nur um die Kriegsfurcht zu schüren. Denn Kriegsfurcht ist gut für die Erhöhung der Rüstung-Etats. Denke ich.
Kapitalismus und Hunger in der Welt
Ich gehe sogar so weit, dass ich den Kapitalismus für den Hunger in der Welt verantwortlich halte. Denn der ungleiche Handel zwischen armen und reichen Ländern, behaupte ich, schadet den kleinen Bauern, macht sie abhängig von Düngemitteln und gentechnisch veränderter Saat aus den industriellen Ländern, und der Preis ihrer Produkte ist auf dem Weltmarkt so gering, dass die Menschen in den armen Ländern von ihrer Hände Arbeit nicht leben können.
Zucker-Industrie und Diabetes-Tod
Dass Zucker in zu großen Mengen der Gesundheit schadet, das ist bekannt. Aber wie komme ich nur darauf, dass die Zucker-Industrie sich gegen unsere Gesundheit verschworen hat? Nur weil sie Lebensmittel mit Mengen von Zucker vergiftet? Nur weil sie Aufklärung über die Schädlichkeit des Zuckers mit allen Mitteln verhindert? Nur weil die Menschen zu fett und zu süß essen und weil sie deshalb früher und elend sterben, mache ich die Lebensmittelindustrie für den millionenfachen Diabetes-Tod auf der Welt verantwortlich. Wo doch jeder Mensch weiß, dass die uns nur das Leben versüßen will.
Contergan an tuberolosekranken Kindern getestet
Doch inzwischen gehen meine antikapitalistischen Verdächtigungen noch weiter: Nur weil die Pharma-Industrie das Schlafmittel Contergan, dass zur Missbildung von Kindern im Mutterleib führte, gezwungen werden musste, das Mittel vom Markt zu nehmen? Nur weil dasselbe Mittel an 300 tuberkulosekranken Kindern getestet wurde und an weiteren 89 Kindern, darunter auch Säuglinge, um die Wirkung des Schlafmittels auf unruhige und „verhaltensgestörte“ Kinder zu erproben? Nur deshalb halte ich tatsächlich Profit im Krankenwesen für ungesund und eine Verschwörung gegen unser aller Leben.
Kumpanei mit dem pharmazeutisch-industriellen Komplex
Dieses fast krankhafte Misstrauen übertrage ich sogar auf die eigentlich untadelige deutsche Regierung: Klar, sie hat das Gesundheitswesen privatisiert und damit verschlechtert. Sicher, sie lässt gerade sogenannte Impfstoffe zu, die in nie zuvor gekannter Geschwindigkeit zugelassen wurden und der Pharma-Industrie mit nicht validierten Stoffen ungeahnte Profite verschafft. Reicht das denn wirklich aus, um sie der Kumpanei mit dem pharmazeutisch-industriellen Komplex zu verdächtigen?
Sponsoring für Ärztekongresse
In der Schweiz kann man ganz offen Zahlen über den Pharma-Einfluß lesen: „Rund 155 Millionen Franken zahlten Pharmafirmen in der Schweiz im vergangenen Jahr an Ärzte, Spitäler und Gesundheitsorganisationen“. Aus Deutschland erfährt man weniger: Weit mehr als 200 Millionen Euro geben Pharmaunternehmen immerhin jährlich für Referentenhonorare und Sponsoring aus. Dankbare Empfänger sind Ärztekongresse. Da können sich die Ärzte doch freuen und ihre Patienten auch. Wenn es eine Verschwörung sein sollte, dann nur eine zum Guten.
Minister Spahn an einer Lobby-Agentur beteiligt
Schön, Jens Spahn, der Gesundheitsminister zum Beispiel, war von 2006 bis 2010 an einer Lobby-Agentur beteiligt. Eine Firma, die schwerpunktmäßig Kunden aus dem Gesundheitssektor betreute. Aber es ist doch bekannt, dass Verschwörer düstere Gestalten sind, die ihrem Geschäft in dunklen Gegenden nachgehen. Ehrbare Pharma-Vertreter, Gesundheitsfunktionäre und Mediziner treffen sich aber bei Tageslicht auf Golfplätzen oder im Scheinwerferlicht der roten Teppiche der Festspiele in Bayreuth oder Salzburg. Schon das ist der Beweis gegen jede Verschwörung.
Corona-Guru Dr. Drosten mafiös?
Mein Verschwörungswahn geht so gar so weit, den untadligen Corona-Guru Dr. Drosten der mafiösen Pharma-Verbindung zu bezichtigen. Nur weil er schon zur Schweinegrippe (2009/10) eine gefährlich Seuche ausrief, die keine war. Und weil er dann auch noch das Mittel Tamiflu propagierte, das zwar nicht gegen die Grippe half, aber gefährliche Nebenwirkungen wie u. a. Schizophrenie auslöste. Dass sich der Pharma-Riese Roche an dem Medikament dumm und dämlich verdiente, kann auf keinen Fall Ergebnis einer Verschwörung gewesen sein. Wie hätte sonst Dr. Drosten zum anerkannten Medien-Heiligen der Corona-Erklärungen mutieren können?
Zufall als Erscheinungsform der Notwendigkeit
Ja, wenn es Verschwörungen gäbe, dann könnte es auch Theorien darüber geben. Aber dass in nahezu allen Medien derselbe positive Text zu den Corona-Maßnahmen zu finden ist, das muss ein Zufall sein. Allerdings hat Friedrich Engels den Zufall als Erscheinungsform der Notwendigkeit erklärt. So könnte die betonierte Medien-Einheit dann doch auf eine notwendige Verabredung, eine Verschwörung, hinweisen. Aber Engels war Kommunist. Und wenn es eine Verschwörungs-Theorie gab, dann wohl jene der Kommunisten.
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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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Dieser Artikel erschien zuerst am 12. September 2021 auf dem Blog rationalgalerie.de
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Bildquelle: philippgehrke.de / shutterstock
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