Die schweigende Mehrheit unserer Tage steckt den Kopf lieber in den Sand, anstatt ihn zu gebrauchen.
Ein Standpunkt von Hans-Jürgen Mülln.
Hinweis zum Beitrag: Der vorliegende Text erschien zuerst im „Rubikon – Magazin für die kritische Masse“, in dessen Beirat unter anderem Daniele Ganser und Hans-Joachim Maaz aktiv sind. Da die Veröffentlichung unter freier Lizenz (Creative Commons) erfolgte, übernimmt apolut diesen Text in der Zweitverwertung und weist explizit darauf hin, dass auch der Rubikon auf Spenden angewiesen ist und Unterstützung braucht. Wir brauchen viele alternative Medien!
Nicht wenige kritische Zeitgenossen verzweifeln seit vielen Monaten an der kollektiven Corona-Psychose, die die regierenden Verfassungsfeinde und die staatstragenden Medien seit nunmehr eineinhalb Jahren in zahlreichen Menschen ausgelöst haben. Noch viel mehr verzweifeln sie an der Gleichgültigkeit, mit der ein Großteil der Bevölkerung — bis weit hinein ins linke Lager — den Entzug ihrer Freiheits- und Grundrechte auf unbestimmte Zeit hinnimmt. Die Gründe hierfür scheinen rätselhaft zu sein. Vielleicht kann uns der Altlinke Pier Paolo Pasolini etwas auf die Sprünge helfen.
„Es (gibt) kein schlimmeres Verbrechen (...) als Gleichgültigkeit (...). Gleichgültigsein heißt unablässig morden“, so Karlheinz Deschner 1986 (1). „Warum“, fragt NachDenkSeiten-Redakteur Jens Berger in einem Artikel zur Corona-Politik, „nimmt ein großer Teil unserer Mitbürger die Maßnahmen (...) in einer Form hin, die von stoischer obrigkeitshöriger Gleichgültigkeit über sentimentale Larmoyanz bis hin zu schon fast militanter Unterstützung reicht?“ (2). Wie andere auch, beantwortet Berger seine selbst gestellte Frage so: „(...) über allem steht die Angst, (...) das wohl bestdenkbare Motiv“, „Teil einer großen Volksgemeinschaft“ (3) werden zu wollen, die scheinbar Sicherheit und Orientierung bietet. Kritische Fragen werden in einem solchen Kontext kaum gestellt. Wenn man die Anfangsphase der Corona-Pandemie-Inszenierung Revue passieren lässt, ist sicherlich einiges an dieser These richtig. Eine kriminelle Regierung setzte von Anfang an gewollt und wohl kalkuliert auf Basis verhaltenspsychologischer Methoden und mithilfe einer Trommelfeuer-Propaganda gleichgeschalteter Medien auf eine intensive Panikmache. Allein dafür müsste sie abgelöst und müssten ihre verfassungsfeindlichen Mitglieder zur Rechenschaft gezogen werden. Die staatstragenden Medien scheuten nicht davor zurück, sogar gefaktes Bildmaterial einzusetzen, das die Situationen in Bergamo und New York als apokalyptisch darstellen sollte, um die erwünschte Schockwirkung (4) zu erreichen und die Bevölkerung klassenübergreifend in Schach zu halten und langfristig an die Pharmakonzerne auszuliefern. Angst, Angst und nochmals Angst Neben der Angst vor dem Virus und der damit verbundenen Angst, sich zu infizieren, halten noch andere Ängste die Menschen derzeit gefangen: Angst vor drohender Arbeitslosigkeit nach der Kurzarbeit, Angst vor Existenzvernichtung, Angst vor den Corona-Maßnahmen, Angst vor den möglichen Nebenwirkungen der Impfung, Angst vor dem kompletten Zusammenbruch der Wirtschaft und so weiter — Angst, Angst, Angst. Aber kann vor dem Hintergrund einer sich endlos in die Länge ziehenden „Pandemie“ allein die Angst als Argument herhalten, um den Paralysezustand eines Großteils der Bevölkerung zu erklären? Trotz massiver Repressionen gegen Kritiker der Corona-Maßnahmen, wie sie die Bundesrepublik in dieser Breite bis dahin noch nicht gesehen hat — Liquidierung von Grundrechten, Zensur der alternativen Medien, Rufmordkampagnen, Kontensperrungen und die politisch gewollte Vernichtung beruflicher Existenzen —, ist in den zurückliegenden Monaten doch das eine oder andere Nachdenkenswerte nicht nur jenseits der meinungsbildenden Medien durchgesickert, das zumindest größere Teile der, so Willy Wimmer, „sedierten Deutschen“ (5) hätte aus dem Tiefschlaf reißen können. Allein die empörenden Korruptionsfälle der Union rund um die Masken, der Skandal um die Intensivbettenkapazitäten, die dunklen Geschäfte mit der Pharmaindustrie zu Lasten der Steuerzahler, die Brüssel und Berlin unter der Ägide von Unionspolitikern betrieben, oder die erheblichen gesundheitlichen Risiken, die mit den neuen, nur rudimentär entwickelten Impfstoffen beziehungsweise Gentherapien verbunden sind und die von den Regierenden in Kauf genommen werden, hätten doch deutlich mehr Zeitgenossen nachdenklicher werden lassen sollen. Generalstabsmäßig geplanter Psychoterror Dass nur eine Minderheit auf die Corona-Zwangsmaßnahmen rational, das heißt kritisch auf Basis von Daten und Fakten reagiert, zeigt zwar einerseits, wie manipulierbar die Massen klassenübergreifend sind, wenn sie mithilfe einer generalstabsmäßig geplanten PR- und Propagandakampagne — sprich Psychoterror — kopflos gemacht und in Angst und Schrecken versetzt werden. Zumal, wenn neben der fehlenden kritisch einordnenden journalistischen Berichterstattung auch die viel gerühmte Gewaltenteilung im Ernstfall überhaupt nicht funktioniert und ein einflussreiches politisches Korrektiv fehlt, welches das Herrschaftsnarrativ in Frage stellen und eine alternative Orientierung anbieten könnte. Eine Rolle, die früher die Linke ausfüllte. Heute jedoch — Fehlanzeige. Andererseits erklärt die Manipulierbarkeit nicht, warum die Indolenz der sogenannten schweigenden Mehrheit so schnell um sich gegriffen hat.
Nein, neben den Ängsten, welche die indifferente Mehrheit gefangen halten, bestimmt auch ein gerüttelt Maß an Ignoranz, Gedankenlosigkeit, Bequemlichkeit, Opportunismus und politischer Naivität deren Verhalten.
Und sicherlich sind ebenfalls eine Vielzahl geistiger Tiefflieger darunter, an denen bereits vor Corona wie an der berühmten Teflonpfanne jedes Problem abtropfte, und die davon überzeugt sind, dass alles Gute stets von oben kommt — die klassisch deutsche Untugend der Obrigkeitshörigkeit. Aus eigenem Erleben tun sich hier wieder einmal gut situierte Menschen aus dem Bürgertum — insbesondere mit einem akademischen Hintergrund — besonders hervor. Tatsächlich scheint unter Geringverdienern der Anteil derer, die sich beispielsweise nicht impfen lassen wollen, deutlich höher zu sein als unter Besserverdienenden (6). Es wäre interessant zu untersuchen, ob diese Unterschiede eher auf einem gesunden klassenbedingten Misstrauen der „einfachen“ Leute gründen als auf Unwissenheit oder Trägheit. Sie sind es auch, auf die sich die bürgerlichen Politiker mit neuen drakonischen Maßnahmen eingeschossen haben, um sie spätestens im Herbst 2021 zur Impf-Räson zu bringen: Wer sich nicht impfen lässt, soll auch nicht essen! Am meisten hat aber nicht nur mich betroffen gemacht, dass ganz offensichtlich die Grundrechte und die damit verbundenen Freiheiten, die bislang selbstverständlich waren und für einen aufgeklärten Citoyen, sprich mündigen Staatsbürger, eigentlich unverzichtbar sein sollten, für viele Bürgerliche keinen Wert darstellen und ganz offensichtlich nicht verinnerlicht worden sind. Und dass sie ebenso wenig ein Bewusstsein, ein Gefühl für diese Werte entwickelt haben wie für ihre persönliche Selbstbestimmung und Unabhängigkeit. Die verbürgerlichte Mehrheit hat sich stattdessen angepasst, sich eingerichtet, sie beugt sich willig den Maßnahmen, hat sie in ihren Alltag eingebaut — selbst Menschen, die mit Merkel, Spahn und Konsorten politisch eigentlich nichts am Hut haben. Sie gehen zur Impfung wie in einen Gottesdienst und kommen mit einem Hosianna auf den Lippen wieder erweckt aus dem Impftempel heraus. Noch nie waren Junkies so beliebt wie heute. Es wird deftig: Impfen zwischen Bratwurst und Blasmusik Die Sorglosigkeit, mit der sie sich mittlerweile zum Beispiel im angeblich links regierten Thüringen auf dem IKEA-Parkplatz am Würstchenstand im Takt der Blasmusik impfen lassen, ist verblüffend. Der bayerische Möchtegern-Diktator Markus Söder nennt das „Impfen to go“ (7). Vor dem Hot Shot sind sie bereit, ein Pamphlet zu unterschreiben, in dem etwaige Nebenwirkungen aufgeführt sind, die sie selbstverständlich freiwillig ebenso ignorieren, wie sie Big Pharma mit ihrer Unterschrift von jeder Haftung freisprechen. Dabei lassen sie sich mit Seren vollpumpen, die sich noch im experimentellen Stadium befinden — und darüber sind sich viele dieser Versuchskaninchen durchaus im Klaren! Sie würden aber nie einen Mercedes fahren, der noch nicht serienreif entwickelt und erprobt wurde. Gut betuchte Leute, die gentechnisch veränderte Lebensmittel prinzipiell ablehnen, können es kaum erwarten, sich einer Gentherapie mit Biontech zu unterziehen, und meckern, wenn sie nicht gleich einen Termin bekommen. Was ist das also für eine Angst? Sie akzeptieren alle eine Situation, die Henry David Thoreau in der Mitte des 19. Jahrhunderts treffend auf den Punkt brachte: „Lug und Trug werden als unerschütterliche Wahrheiten betrachtet, während die Wirklichkeit eine Fabel ist“ (8). Diese Haltung ist eigentlich nichts Neues. Moses I. Finley, seinerzeit einer der führenden Sozialhistoriker zur Antike, eröffnete sein 1973 herausgegebenes Buch Antike und moderne Demokratie mit einer Erkenntnis „der modernen Meinungsforschung“, die bereits damals „die Gleichgültigkeit, die Teilnahmslosigkeit und weitgehende Unkenntnis einer Mehrheit der Wahlberechtigten in westlichen Demokratien“ beklagte: „Sie sind nicht in der Lage, die jeweils zur Entscheidung anstehenden Probleme des politischen Lebens angemessen wiederzugeben, und kümmern sich um den größten Teil derselben in keiner Weise. Viele wissen nicht, was etwa der Gemeinsame Markt ist oder die UNO; ebenso viele können nicht darüber Auskunft geben, wer ihren Wahlbezirk im Parlament vertritt oder wer sich um welches Amt bewirbt“ (9). Schon immer so: eine schweigende Mehrheit? Ein Phänomen, das also nicht erst seit der Corona-Farce zu beobachten ist. Ullrich Mies ist diesem und der „Psychologie der Massen“ in seinem Geleitwort zu Flo Osrainiks Corona-Dossier (10) auf der Spur, indem er Urteile einiger historischer Persönlichkeiten über die Trägheit der Masse zusammenstellt. Tatsächlich scheint es im Laufe der Zeiten schon immer so gewesen zu sein: Die große Mehrheit schweigt und fügt sich, komme, was da wolle. Allerdings sollte man das „Schweigen der Lämmer“ weder unter der jahrhundertelangen Gewaltherrschaft im Feudalismus noch im Frühkapitalismus und schon gar nicht von 1933 bis 1945 mit dem in heutigen bürgerlichen Demokratien westlicher Prägung vergleichen.
Die Herrschaftsausübung damals war offen repressiv und die Unterdrückung brutal, die heutige ist im „Wertewesten“ dagegen viel subtiler, weniger offensichtlich, solange sie selbst nicht bedroht scheint.
Offen repressiv war und ist der bundesdeutsche bürgerliche Staat nach 1945 allerdings gegenüber missliebigen Bürgern und ihren politischen Organisationen wie der KPD und der DKP, deren Mitglieder und Sympathisanten die Knute des scheinbar liberalen Rechtsstaates zu spüren bekamen und bekommen (11). Dagegen wird der Großteil der Bevölkerung mit „sanfteren“ Methoden präventiv in Schach gehalten und schlafen gelegt. Dabei verlässt sich der bürgerliche Staatsapparat direkt und indirekt auf Branchen, die vordergründig kaum im Verdacht stehen, staatstragend zu sein, die aber mit ausgefeilten Methoden der Massenmanipulation einen elementaren Beitrag zur Sedierung leisten. Die kulturelle „Amifizierung“ Westeuropas nach 1945 Der Filmemacher und Schriftsteller Pier Paolo Pasolini war einer der wenigen Linken, der in der ersten Hälfte der 1970er Jahre in seinen Polemiken gegen die bürgerliche Konsumgesellschaft — kurz Konsumismus — darauf aufmerksam machte. Nach seiner Ermordung wurden sie 1975 unter dem Titel Scritti corsari (auf Deutsch: Freibeuterschriften) gesammelt veröffentlicht (12). Folgt man Pasolinis Argumentation, dann hat der moderne Indifferentismus vieler Menschen bereits deutlich früher begonnen, nämlich mit der politischen und kulturellen Hegemonisierung Westeuropas durch den US-Imperialismus nach 1945 (13). Tatsächlich erreichte die kommerzielle und politische Massenbeeinflussung „amerikanischer Machart“ (14) mit der „Amifizierung“ Westeuropas ein neues Niveau und war allumfassend. Die „freiwillige deutsche Unterwürfigkeit gegenüber US-amerikanischem Kulturimperialismus, egal in welcher albernen Form er sich manifestiert” (15), ist dabei besonders auffällig. Die in den USA seit Jahrzehnten erfolgreich angewendeten und immer weiter verfeinerten systemstabilisierenden Methoden der Public Relations, kommerziellen Werbung und Massenunterhaltung fielen in den westeuropäischen Ländern, deren Volkswirtschaften sich gerade wieder vom Krieg zu erholen begannen, auf einen fruchtbaren Boden. Mit dem Aufkommen technischer Innovationen wie dem Fernsehen verbreiteten sich seit der zweiten Hälfte der 1960er Jahre flächendeckend von Bildern dominierte kommerzielle und politische Botschaften, die von einer konsumistischen „Ideologie hedonistischer Toleranz“ (16) geprägt waren, „mit (der) das wirkliche Machtsystem jeden anderen moralischen Wert der Vergangenheit ersetzt hat“ (17) und die Kulturen Westeuropas tiefgreifend veränderte, erkannte Pasolini. Mit der Durchsetzung des Konsumismus beziehungsweise der Illusionsindustrie habe ein „Prozeß der Nivellierung (...) begonnen, der alles Authentische und Besondere vernichtet“. (18) Das Ergebnis sei eine gleichgeschaltete „Konsumzivilisation“, die Pasolini als „repressivsten Totalitarismus, den man je gekannt hat,“ (19) bezeichnete. Und er fuhr fort: „Die neue bürgerliche Herrschaft braucht nämlich Konsumenten mit einer ausschließlich pragmatischen und hedonistischen Mentalität“, die im „Zyklus von Produktion und Konsum“ reibungslos zu funktionieren haben (20), und „deren Leben sich nur über Konsum-Güter bestätigt“ (21). Und da stören „echte Bedürfnisse“ (22) nur, die Selbstbestimmtheit der Individuen, humanistische Werte, Solidarität, lebendige Traditionen oder Spiritualität und die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Ein weiterer marxistischer Kritiker, der Deutsche Wolfgang Fritz Haug, setzte sich zur selben Zeit wie sein Kollege aus Italien unter anderem mit den ästhetischen Erscheinungsformen der Produktwerbung kritisch auseinander und bestätigte den von Pasolini beobachteten Verdinglichungsprozess: „Gerade weil fürs Kapital in der Zirkulationssphäre nur das Geld in den Taschen der Kunden zählt, ungeachtet ihrer Klassenzugehörigkeit, herrscht in der Warenästhetik der Schein, durch den eine spezifische Klassenkultur die Arbeiter zu vereinnahmen sich anschickt: in das kapitalistische Zerrbild einer klassenlosen Kultur. Der Dunstbau, der sie überwölbt, ist weniger denn je bestimmt durch Himmel — es sei denn durch den Urlaubshimmel —, —, ewige Ideen und Rechte, Kunst und Vaterland. Es ist ein einziger supermarket, in den sich (...) die gesellschaftliche Welt dieses Kapitalismus verwandelt“ (23). Gut für den Abverkauf: die Infantilisierung Erwachsener Der renommierte US-amerikanische Politikwissenschaftler Benjamin Barber spitzte diese Verwandlung und gleichzeitige Reduzierung der Menschen in Konsumenten folgendermaßen zu: „Wir glauben, dass wir sind, was wir kaufen. Wir sind, was wir anhaben. Das ist eine neue Identitätspolitik, eigentlich: Identitätsshopping. Darum dreht sich ja alles beim Branding: Dass die Produkte nicht mit ihrem Gebrauchswert oder ihrer Qualität assoziiert werden, sondern mit einem Lifestyle. (...) Die Brand ist der Ersatz für authentisches Verhalten (Kursivsetzung von H.J.M. 24). Diese Transformation forderte und fordert ihren Preis: „Um Menschen dazu zu bringen, dass sie Dinge kaufen, die sie nicht brauchen, müssen sie infantilisiert werden. Erwachsene Menschen, die vernünftige Entscheidungen zu treffen imstande sind, müssen zu kopflosen Kindern gemacht werden“ (25). Das heißt, ihnen muss der kritische Verstand geraubt werden. Dies war und ist Aufgabe der bilderlastigen Illusionsindustrie mit ihren inzwischen miteinander verzahnten Bereichen Unterhaltung, Werbung, PR und den zunehmend in das endgültige Stadium der Propaganda übergehenden staatstragenden Medien. Sie stellt ein totalitäres Komplott gegen den angeblich gewollten mündigen Bürger dar, das nur das einzige Ziel verfolgt — ich will es ganz drastisch formulieren —, Scheiße in Schokolade zu verwandeln. Das heißt, sie produzieren fortlaufend gelackte Kulissen, betäubende Scheinwelten, geisttötendes „Tittytainment“ (26), Produkte der Zerstreuung, der Ablenkung, Desinformation, suggerieren Harmonie und Happy Ends, hinter denen sich die politischen und sozialen Abgründe der kapitalistischen Klassengesellschaft im Endstadium auftun. Die sollen unter allen Umständen verborgen werden. Die Fähigkeit zur Konzentration, zur Selbstreflexion und selbstständiges Denken sind da völlig fehl am Platz. Fernsehen als Herrschaftsinstrument Dabei kam und kommt der Technik eine wichtige Rolle zu. Nicht umsonst polemisierte Pasolini so radikal gegen das Fernsehen. Heute würde sich seine Polemik sicherlich auch gegen das Internet und vor allem gegen das Smartphone und das Tablet richten, die zusammengenommen als „Digital Crack“ (27) dem Konsumismus einen neuen Schub verliehen haben und ihn fortlaufend extremisieren: Stichwort Internet der Dinge. Pasolini fand nicht nur die alles durchdringenden Reichweiten des Fernsehens bedenklich. Darüber hinaus flößte ihm regelrecht Angst ein, was es mit den Köpfen machte. „Eines der mächtigsten Instrumente der neuen Herrschaft ist das Fernsehen“, das mit der Werbung „einerseits Produkte lanciert und andererseits und vor allem das neue Leitbild des Menschen als Konsument entwickelte“ (28). Dazu habe das Fernsehen als Ausdruck der totalitären Konsumgesellschaft „das Bewußtsein des italienischen Volks umgemodelt, deformiert und zu einer Degradierung getrieben (...), von der es kein Zurück mehr gibt“ (29). Das Gleiche gilt übrigens auch für die Politik, in der bürgerliche Politiker wie eine Ware „verkauft“ werden, indem mit den Methoden der Werbung und PR zumeist inkompetente, korrupte Marionetten des Kapitals aufpoliert werden — angebliche Saubermänner und -frauen, mit denen sich die Wählerschaft identifizieren soll, und die wie Produkte an den Mann, an die Frau gebracht werden. Auch hier wird kontinuierlich Scheiße in Schokolade verwandelt. „Im Fernsehen bietet der Politiker dem Publikum nicht so sehr ein Bild von sich an, er macht sich vielmehr zu einem Bild, das die Zuschauer gerne sehen. Und darin liegt einer der stärksten Einflüsse begründet, die die Fernsehwerbung auf den politischen Diskurs ausübt“ (30).
Politiker und Politikerinnen sind medial inszenierte Kunstfiguren, Inszenierungen, die sich ausschließlich an die Emotionen richten und den reflektierenden Verstand, die kritische politische Auseinandersetzung, ausschalten sollen.
Die Mächtigen sind auf die Illusionsindustrie angewiesen, ohne sie sind sie nichts. Entscheidend ist, dass sich im Fernsehen alle Bereiche der Illusionsindustrie bündeln: Unterhaltung, Werbung, PR und die staatstragende Medienpropaganda, die die Zuschauer zunächst sanft, aber bestimmt und gnadenlos mit Scheinwelten einlullen und indoktrinieren. Anlocken und weglocken Der US-amerikanische Medienwissenschaftler Neil Postman charakterisierte das Medium zehn Jahre nach Pasolini in seinem populären Bestseller Wir amüsieren uns zu Tode ebenso wenig schmeichelhaft: „Das Fernsehen ist ein Medium, das uns Informationen in einer Form präsentiert, die sie versimpelt, die sie substanzlos und unhistorisch macht und ihres Kontextes beraubt, ein Medium, das die Informationen auf das Format von Unterhaltung zurechtstutzt“ (31). Damit habe es „die Bedeutung von ‚Informiertsein‘ verändert“. Sein Geschäft sei vielmehr ein anderes, das der Desinformation: „Desinformation bedeutet irreführende Information — unangebrachte, irrelevante, bruchstückhafte oder oberflächliche Information —, —, Information, die vortäuscht, man wisse etwas, während sie einen in Wirklichkeit vom Wissen weglockt“ (Kursivsetzung von H.J.M., 32). Anlocken und weglocken — dies ist die Aufgabe der in einer „konzertierten Aktion“ zusammenarbeitenden Bereiche Unterhaltung, PR, Werbung und der staatstragenden Medienpropaganda. Die ersten drei Bereiche erzeugen in mehr oder weniger „schönen“ Bildern den verkaufsfördernden Schein, der aber nicht nur den Abverkauf stimuliert, sondern in seiner übermächtigen Kontinuität in den Medien gleichzeitig gesellschaftlich relevant ist: Er verhüllt zugleich die dystopischen Zustände in der bürgerlich-kapitalistischen „Demokratie“, denn sie ist in Wahrheit eine Scheindemokratie, in der die untertänigen Bürger — nichts weiter sind sie — nichts zu sagen beziehungsweise entscheiden haben (33). Und wer noch immer versucht, seinen Verstand zu gebrauchen und zwei und zwei zusammenzuzählen, der wird von der staatstragenden Medienpropagandawalze auf falsche Fährten gelockt, um den Schein aufrechtzuerhalten — durch Desinformation, sprich Täuschung beziehungsweise Verwirrung, Durchsetzung einseitiger Herrschaftsnarrative und Weglassung notwendiger Informationen, die ein Gesamtbild ergeben könnten. Gehirnwäsche in Vollendung. Zerstörung menschlicher Kognition Postman geht schließlich am Beispiel der Fernsehnachrichten soweit zu behaupten, dass diesen „eine Theorie der Anti-Kommunikation zugrunde liegt, die einen Diskurstypus propagiert, der Logik, Vernunft, Folgerichtigkeit (...) preisgegeben hat“ (34). Eine Feststellung, die übrigens auf die „konzertierte Aktion“ insgesamt übertragbar ist. Ihre zerstörerische Langfristwirkung auf die menschliche Kognition liegt auf der Hand.
Ihr Ziel ist die intellektuelle Entleerung der Menschen — mit dem für die Herrschenden positiven Nebeneffekt ihrer Entpolitisierung.
Sie werden darauf reduziert, ertragbringende Konsumenten und politisch anspruchslose, aerodynamisch geformte, desorientierte Bürger zu sein — keine, so die einstige Illusion der Aufklärung, über alle Klassen hinweg aufgeklärten, mündigen Citoyens, die aktiv ihre Selbstbestimmung als Individuum reklamieren. Im Gegensatz dazu ist der Konsum eine passive Haltung, die Aktivität vortäuscht. Interessant ist, dass der Entleerung die vollständige Implosion bürgerlicher Werte entspricht, die in den zurückliegenden Jahrzehnten mit der „neoliberalen Konterrevolution“ (35) und der radikalen Ökonomisierung aller Lebensbereiche an Fahrt zugelegt hat. Dabei hat der Sog des illusionistischen Mahlstroms auch den bürgerlichen Wertekanon mit sich in die Tiefe gerissen. Dies war absehbar, wenn man das Kommunistische Manifest kennt. Karl Marx und Friedrich Engels beschrieben spektakulär den Kapitalismus in seiner geschichtlich revolutionären Phase, in der er den Feudalismus überwand: Die einstmals revolutionäre Bourgeoisie „hat alle feudalen, patriarchalischen, idyllischen Verhältnisse zerstört. Sie hat die buntscheckigen Feudalbande (...) unbarmherzig zerrissen und kein anderes Band zwischen Mensch und Mensch übriggelassen als das nackte Interesse, als die gefühllose ‚bare Zahlung‘“ (36). 130 Jahre später war für den Kommunisten Pasolini allerdings des Teufels, was Marx und Engels 1848 im kommunistischen Manifest noch als historischen Fortschritt gepriesen hatten: „Die fortwährende Umwälzung der Produktion, die ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zustände, die ewige Unsicherheit und Bewegung zeichnet die Bourgeoisepoche vor allen anderen aus. Alle festen und eingerosteten Verhältnisse mit ihrem Gefolge von altehrwürdigen Vorstellungen und Anschauungen werden aufgelöst, alle neugebildeten veralten, ehe sie verknöchern können. Alles Ständische und Stehende verdampft, alles Heilige wird entweiht, und die Menschen sind endlich gezwungen, ihre Lebensstellung, ihre gegenseitigen Beziehungen mit nüchternen Augen anzusehen“ (37). Polemik gegen die Prosa des Kapitalismus Pasolini polemisierte gegen diesen „nüchternen Blick“, die Prosa des Kapitalismus seiner Zeit, mit der die vollständige Entzauberung der Welt, die Entseelung des Echten, Lebendigen einherging. Für ihn waren die überkommenen humanistischen Werte der europäischen Aufklärung und der internationalen Arbeiterbewegung, uralte Traditionen, ja selbst die Religion — gemeint war hier die katholisch geprägte Volksreligion Süditaliens, die auf antiken, heidnischen Ritualen fußte — mit Leben erfüllt, das heißt, sie hatten eine tiefe Bedeutung für die Menschen, für die große Masse der verarmten Arbeiter, Tagelöhner, Landarbeiter und Bauern Italiens und gaben ihnen Lebenssinn und eine Orientierung. Ein triviales Bild sei an dieser Stelle erlaubt, um dies zu verdeutlichen: Er sah in der kapitalistischen Konsumgesellschaft einen blutsaugenden Vampir, in dessen faulig stinkender Umgebung alle Blumen — als Symbole des Lebens und der Schönheit — augenblicklich verwelken und sterben. Den Prozess der Überwindung der spirituellen Trugbilder des Feudalismus durch das aufstrebende Bürgertum, den Marx und Engels im Kommunistischen Manifest beschrieben hatten, vollzog auch die fortgeschrittene bürgerliche Gesellschaft selbst nach — erst recht nach 30 Jahren neoliberaler Beschleunigung: Der Entfremdungs- und Verdinglichungsprozess, der über die Sphäre der Produktion und Konsumtion hinaus alle gesellschaftlichen und sozialen Bereiche erfasst hatte, zerstörte den eigenen humanistischen Wertekanon, mit dem das Bürgertum einst angetreten war, den Feudalismus zu überwinden. Auch dieser ist heute nur noch überflüssiger Ballast. Übrig blieb nur noch ein Ziel: die Profitmaximierung. Nach 200 Jahren ist das Versprechen der bürgerlichen Revolution — Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit — von den Versprechungen der Werbeslogans und verlogenen Phrasen der bürgerlichen Politiker abgelöst worden. Was vom Citoyen übrig bleibt? Nichts! Er ist zum substanzlosen, denkfaulen und ziellosen Pappkameraden, zum manipulierbaren Konsumenten degeneriert und auf das reduziert worden, was er ursprünglich nicht sein sollte. Umwertung aller Werte Dieser Prozess der „Umwertung der Werte“ (38) fand also bereits lange vor Corona statt, findet aber während des Corona-Komplotts seine Vollendung. Ein elementarer bürgerlicher Wert wie Freiheit wurde längst von dem der Konsumfreiheit abgelöst. „Man sagt uns, Freiheit hat mit Wahlmöglichkeiten am Markt zu tun (...). Das ist aber nicht die Art von Freiheit, die die bürgerliche Freiheit meint“, weiß Benjamin Barber (39). Tatsächlich war und ist der bürgerliche Freiheitsbegriff klassengebunden und meint primär die Handlungsfreiheit des Kapitalisten. Dazu Ernst Bloch: Zum „rein Niederträchtigen ist der wirtschaftliche Antrieb im heutigen Geschäftsleben gelangt, im durchwegs vergaunerten, und ganz daran ist nur die schonungslose Gemeinheit. Die Gier nach Profit überschattet hier sämtliche menschlichen Regungen, hat sie doch nicht einmal, wie die Mordlust, Pausen. Und ebenso steht fest: auch in früheren, vergleichsweise ehrlicheren Zeiten des Kapitals setzte sich das Profitinteresse nicht eben aus den edelsten menschlichen Antrieben zusammen. Bei Strafe des Untergangs war stets mächtige Selbstsucht im Wirtschaftskampf tätig. Hätte diese Triebfeder nachgelassen, wären altruistische Motive an ihre Stelle getreten (...), so hätte (...) das ganze kapitalistische Getriebe stillgestanden. Und doch: wäre es nicht häufig wenigstens gebremst gewesen (...), wenn sich der egoistische Antrieb als dermaßen nackt gegeben hätte?“ (40).
Da „keine Ausbeutung sich nackt darf sehen lassen“ (41), ummantelte das aufstrebende Bürgertum seine Blöße mit Idealen, die angeblich für alle gelten sollten.
Mit dem ersten Auftreten des vierten Standes — dem sich herausbildenden Proletariat — am Ende der Französischen Revolution erwiesen diese sich peu à peu als bloßes Trugbild, das à la longue nur durch Manipulation aufrechterhalten werden konnte. Mit anderen Worten: Die bürgerlichen Werte waren schon immer mehr Schein als Sein, sodass die heutige Wertelosigkeit der bürgerlichen Gesellschaft allumfassend ist. In dieses Vakuum stoßen jene Wertesurrogate und politischen Dogmen der Herrschenden, die von der „konzertierten Aktion“ ununterbrochen in die Köpfe der Menschen eingepflanzt werden. Nach tagtäglicher Gehirnwäsche durch die Manipulationsfront aus Werbung, PR, Unterhaltung und staatstragender Medienpropaganda muss zum jetzigen Zeitpunkt leider eingeräumt werden: Die bürgerliche Konsumgesellschaft hat mit ihren kommunikativen Instrumenten ganze Arbeit geleistet, wenn viele Menschen keinen Begriff mehr von wirklicher Demokratie, von Partizipation und Selbstbestimmung, also von Freiheit haben und dies nicht als Verlust empfinden. Auf dem Weg in den totalitären Staat Insofern hatte Pasolini recht: Die bürgerliche Konsumgesellschaft ist durch und durch zugerichtet, das heißt totalitär — bereits lange Zeit vor Corona. Allerdings haben die herrschenden Klassen im „Wertewesten“ das Corona-Komplott genutzt, endgültig und ganz offen Tabula rasa zu machen: Werte, Grundrechte stören nur auf dem Weg in den totalitären Staat. Die über Jahrhunderte gegen Feudalstaat und Kirche erkämpften Menschenrechte, die als unveräußerliche Grundrechte Eingang in die Verfassungen der bürgerlichen Staaten fanden, sind heute nichts mehr wert — null und nichtig, ausradiert. Ausgangspunkt einer neuen Etappe bürgerlicher Herrschaft, die ich hier nur mit Stichworten anreißen möchte: ID2020-Gesetz, digitale Zentralbankwährung, Abschaffung des Bargelds, Einführung eines Sozialpunktesystems — orientiert an den totalitären Wahnvorstellungen der „Vordenker“ des Weltwirtschaftsforums. Dieser Prozess wird von einem Großteil der Bevölkerung nicht einmal bemerkt. Wie auch? In einer Welt ohne Werte, ohne Orientierung schließen sich viele Menschen der scheinbaren Mehrheitsmeinung an, die die staatstragende Medienpropaganda hergestellt hat. Solche Menschen hinterfragen nichts. Menschen, die nach Erich Fromm Angst vor der Freiheit haben, nach Wilhelm Reich unter „seelische(r) Verstopfung“ leiden, weil ihr „Charakter gepanzert“ ist (42). Sie haben schließlich einen Werteersatz: die Konsumfreiheit, mit dem die lange Tradition aufklärerischen Denkens einfach ausgelöscht wird: Heute heißt es nicht mehr „Ich denke, also bin ich“, sondern „Ich konsumiere, also bin ich“! Um die Konsumfreiheit wieder zu erlangen, gibt man/frau freiwillig die wirkliche, die persönliche Freiheit auf Selbstbestimmung und die Verfügungsgewalt über den eigenen Körper auf. Nach monatelang hingenommenen Lockdowns fühlen sich viele unmittelbar nach der Impfung, so meine Beobachtung, wie befreit, wie neu geboren. „Jetzt können wir wieder shoppen, ins Gasthaus gehen und das Wichtigste: endlich wieder reisen.“ Vorausgesetzt man gehört nicht zu den 35 Millionen EU-Bürgerinnen und -Bürgern, die sich eine Urlaubsreise nicht leisten können (43). Diese Freiheit gleicht einem Pyrrhussieg, wie sich in Zukunft noch herausstellen wird. Massenvergewaltigung durch Big Pharma Diese sich als befreit dünkenden Leute sind so naiv, dass sie sich nicht vorstellen können, dass diejenigen Politiker, die sie gewählt haben, mit ihnen, ihrem Leben, ihrer Gesundheit spielen, sie als Laborratten an die Pharmakonzerne verkauft und einer staatlich organisierten Massenvergewaltigung durch Big Pharma unterworfen haben — natürlich gegen eine dicke Provision für die politisch Verantwortlichen, die ihnen winkt, wenn sie in Rente gegangen sein werden. Überzeugungsarbeit gegen das herrschende Narrativ hilft wenig. Denn die Angesprochenen schotten sich zumeist ab. Stichwort kognitive Dissonanz. Selbst ein kritischer Arzt mit wissenschaftlicher Expertise hat da keine Chance. Er hat keine Chance, mit seinen guten Argumenten einen Befürworter der Corona-Maßnahmen, der seine Informationen höchstens aus Anzeigenblättern, seinem Regionalblatt und der Tagesschau, oder schlimmer noch aus dem Spiegel gewonnen hat, von einer realistischen, faktenbasierten Sichtweise zu überzeugen. Nein, er glaubt es besser zu wissen als der studierte Arzt! Der womöglich, wenn es schlimm kommt, noch von dem Besserwisser denunziert wird. — Ein Triumph der „konzertierten Aktion“, gegen die kein Kraut gewachsen zu sein scheint. Die australische Journalistin Caitlin Johnstone meint dagegen noch optimistisch: „Der Preis dafür, die Abschottung für eine integre Weltsicht hinter sich zu lassen, ist die kognitive Dissonanz und die Unannehmlichkeit, ein neues Rahmenkonzept für die Wirklichkeit aufzubauen. Aber die Belohnung besteht darin, eine Sicht zu haben, die auf der Wahrheit beruht und nicht auf der Lüge“ (44). Können kognitive Dissonanzen wirklich überwunden werden? Pasolini war zu seiner Zeit pessimistisch und nicht davon überzeugt. Er sah keine Möglichkeit, die konzertierte Aktion zu knacken. Deshalb kritisierte er die Linke scharf, insbesondere die italienischen Kommunisten, die damals noch ein einflussreicher politischer Machtfaktor waren, nichts gegen die kognitiven Verwerfungen aufgrund des Konsumismus unternommen zu haben. Auch sie, so sein Vorwurf, waren bereits staatstragend ebenso wie ein Großteil der heutigen Linken in West- und Mitteleuropa, insbesondere in Deutschland.
Deshalb ist die Gleichgültigkeit vieler Menschen nicht das entscheidende Problem, sondern der Indifferentismus der Linken und der Organisationen der Arbeiterbewegung, die die Corona-Maßnahmen einer stockreaktionären Regierung unterstützen, anstatt ein Faktor demokratischer Mobilisierung dagegen zu sein wie die linke CGT in Frankreich.
In Deutschland jedenfalls scheinen vielen Linken die Grundrechte doch ziemlich egal zu sein. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es in den zurückliegenden zwei bis drei Jahrzehnten in der Linken eine tiefgreifende und zielführende Debatte über die Illusionsindustrie und deren Überwindung oder über die Neuordnung der öffentlich-rechtlichen Medien gegeben hätte. Sie scheint überhaupt nicht zu begreifen, welche Rolle die „konzertierte Aktion“ spielt, um die Massen niederzuhalten. Sie kommt ja noch nicht einmal auf die Idee, etwas Sand ins Getriebe zu streuen und eine breite öffentliche Debatte anzustoßen — zum Beispiel durch einen gut organisierten Boykott der GEZ-Zwangsabgabe mit einer begleitenden Aufklärungskampagne. Zwei bis drei Millionen Menschen, die es satt haben, für das miese und manipulative Programm der Staatsmedien auch noch Eintritt zahlen zu müssen, würden sich bestimmt finden lassen und ihren GEZ-Dauerauftrag kündigen. Das wäre immerhin mal ein Anfang. Quellen und Anmerkungen:
- Karlheinz Deschner, Kriminalgeschichte des Christentums, Erster Band (Die Frühzeit), Reinbek bei Hamburg 1986, Seite 61.
- Jens Berger, Angst machen mir die Ja-Sager und Mitläufer, NachDenkSeiten, 13. August 2020, https://www.nachdenkseiten.de/?p=63788
- ebd.
- Interessierte können das am 28. April 2020 auf die Website des Bundesinnenministeriums gestellte Papier Wie wir Covid-19 unter Kontrolle bekommen unter folgendem Link als PDF-Dokument herunterladen: https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/2020/corona/szenarienpapier-covid19.html Siehe als Ergänzung hierzu die Aussage des britischen Investigativjournalisten Brian Gerrish im Corona-Ausschuss, 54. Sitzung, Teil 2. Die verschriftliche Form der Anhörung ist hier zu finden: https://de.rt.com/gesellschaft/120535-corona-ausschuss-ein-unfassbar-grosses-verbrechen-teil-2/ Neben der britischen setzte auch die österreichische Regierung auf eine solche „Krisenkommunikation“ in enger Zusammenarbeit mit den staatstragenden Medien, um in der Bevölkerung eine massive Schockwirkung, das heißt Angst zu erzeugen: https://de.rt.com/europa/101989-menschen-sollen-angst-haben-internes-protokoll-bringt-sebastian-kurz-in-bedraegnis/
- https://kenfm.de/nato-vergibt-die-hunnen-rede-gegen-china-von-willy-wimmer/
- siehe hierzu: https://taz.de/Aktuelle-Nachrichten-in-der-Coronakrise/!5784372/ In Frankreich scheint es ähnlich zu sein. In Corona Transition ist am 29. Juli 2021 ein Artikel mit dem Titel Was versucht unser französischer Nero, indem er die Geimpften gegen die Ungeimpften hetzt? erschienen, in dem der Autor feststellt: „Das geimpfte Frankreich ist das Frankreich der Reichen“. „Je höher der Lebensstandard in einer Stadt ist, desto mehr Einwohner werden geimpft.“, https://corona-transition.org/was-versucht-unser-franzosischer-nero-indem-er-die-geimpften-gegen-die
- https://de.rt.com/inland/120552-impfen-mit-blasmusik-fruhschoppen-am/
- Henry David Thoreau, Walden oder das Leben in den Wäldern, Hamburg 20184, Seite 148.
- Moses I. Finley, Antike und moderne Demokratie, Stuttgart 1980, Seite 7.
- Ullrich Mies, Geleitwort. In: Flo Osrainik, Das Corona-Dossier. Unter falscher Flagge, gegen Freiheit, Menschenrechte und Demokratie. Neuenkirchen 2021, Seite 15.
- https://de.rt.com/meinung/120601-alarmsignal-parteiverbot-durch-hintertur/
- Pier Paolo Pasolini, Freibeuterschriften. Die Zerstörung der Kultur des Einzelnen durch die Konsumgesellschaft. Hrsg. von Peter Kammerer, Berlin 1998.
- Der vielfach zu Recht beklagte Indifferentismus eines Großteils der Deutschen im Faschismus kann aus meiner Sicht mit dem heutigen Phänomen nicht verglichen werden. Gleichgültig bis euphorisch waren in erster Linie die Bürgerlichen, wozu auch das Kleinbürgertum und die neue Schicht der verbürgerlichten Angestellten gezählt werden müssen. Die Proletarier und ihre Organisationen konnten nur mit offenem brutalen Terror in Schach gehalten werden. Ich behaupte, dass sie damals deutlich klassenbewusster und aufgeklärter waren als heute. Das Versagen ihrer Organisationen ist einer der wesentlichen Gründe für die Inthronisierung der Nationalsozialisten. Sie hätten — trotz aller Differenzen — wie im Kapp-Pusch das Hitler-Regime erfolgreich verhindern können. Stattdessen marschierten sie lieber getrennt in den Faschismus, saßen dann aber gemeinsam in den SA-Folterkellern. Früher war die Linke noch antifaschistisch, heute trägt der überwiegende Teil der Linken die Regierungspolitik mit. Sie ist — im Gegensatz zu 1933 — ein Totalausfall und trägt eine große Mitschuld an dem weiteren Weg in den totalitären Staat.
- Pier Paolo Pasolini, a.a.O., Seite 48.
- https://de.rt.com/meinung/95155-amifizierte-deutsche-und-thanksgiving-als-verherrlichung-voelkermord-indigene-usa/
- Pier Paolo Pasolini, a.a.O., Seite 40.
- Ebd., Seite 38.
- Ebd., Seite 41.
- Ebd., Seite 56.
- Ebd., Seite 31.
- Ebd. Seite 41.
- Benjamin Barber, „Ich will! Ich will!“, taz.de, 12. April 2008 (https://taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=me&dig=200).
- Wolfgang Fritz Haug, Kritik der Warenästhetik, Frankfurt am Main 41973, Seite 136f.
- Benjamin Barber, a.a.O.(25) Ebd.
- Hans-Peter Martin, Harald Schumann, Die Globalisierungsfalle. Der Angriff auf Demokratie und Wohlstand, Reinbek bei Hamburg 2003, Seite 13.
- https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/die-aufmerksamkeitsvampire-smartphone-verbot-an-schulen-15742699.html?service=printPreview
- Pier Paolo Pasolini, a.a.O., Seite 74.
- Ebd., Seite 108.
- Neil Postman, Wir amüsieren uns zu Tode. Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie, Frankfurt am Main 1985, Seite 165.
- Ebd., Seite 173.
- Ebd., Seite 133. Die australische Journalistin Caitlin Johnstone bläst ins gleiche Horn: „Die Massenmedien existieren nicht, um wichtige Informationen über die Welt zu teilen. Sie existieren, um wichtige Desinformation über die Welt zu verbreiten.“ Aus: https://www.rubikon.news/artikel/die-spiegelfechter
- Da halte ich es mit Lenin in Staat und Revolution: „Einmal in mehreren Jahren zu entscheiden, welches Mitglied der herrschenden Klasse das Volk im Parlament niederhalten und zertreten soll — das ist das wirkliche Wesen des bürgerlichen Parlamentarismus“. Aus: W. I. Lenin, Ausgewählte Werke, Band II, Berlin 81970, Seite 355.
- Neil Postman, a.a.O., Seite 130. Dazu eine Ergänzung: Wenn man nicht dazu angehalten wird, selbstständig zu denken, wenn die Fähigkeit nicht erworben wird, Gelesenes, Gesehenes und Gehörtes kritisch zu hinterfragen und auch alternative Medien und Informationsquellen zu Rate zu ziehen, ist man hoffnungslos in diesem Netz, das die Akteure der „konzertierten Aktion“ im Laufe der Jahrzehnte gesponnen haben, verloren. Es ist kein Zufall, dass der Erwerb dieser Fähigkeiten in Bildungsplänen unserer Gegenwart keine besondere Priorität genießt. Im Gegenteil. In der Bildungspolitik wird — um das nur kurz anzudeuten — alles unternommen, den Nachwuchs selbst an den Universitäten durch Verschulung nicht nur zu schnell verwertbaren Fachidioten auszubilden, sondern auch selbständiges Denken zu verhindern. „Kompetenz“ (https://www.wiwo.de/erfolg/hochschule/bildung-deutschland-ist-auf-dem-weg-in-die-inkompetenz/v_detail_tab_print/13029602.html) statt umfassende Bildung ist hierbei das Stichwort und ist auf den sogenannten „Bologna-Prozess“ zurückzuführen, der 1999 europaweit ins Leben gerufen wurde und auf eine Standardisierung von Studiengängen und -abschlüssen, vor allem auf die „Beschäftigungsfähigkeit am Arbeitsmarkt“, das heißt die schnelle Verwertbarkeit der Arbeitskraft, abzielte. Mit der Konsequenz, dass in einer 2016 durchgeführten Erhebung unter 1000 Professoren und Wissenschaftlern an deutschen Universitäten 62 Prozent der Hochschullehrer befanden, dass aufgrund der „Reform“ „die Studierenden ‚keine Selbständigkeit und kein selbständiges Denken‘ ausbilden können“, http://www.jungewelt.de/2016/12-22/021.php. Und Peter Grottian bestätigte am 22. Juni 2017 im Deutschlandfunk: „Die Verdummungen über Bachelor-Systeme werden hingenommen“, auf „urteilsfähige(n) Menschen“ werde kein Wert gelegt, https://www.deutschlandfunkkultur.de/zum-250-geburtstag-von-wilhelm-von-humboldt-steht-auf-gegen.1005.de.html?dram:article_id=389267). Dazu noch: https://www.welt.de/vermischtes/article118147140/Auf-dem-besten-Wege-in-die-absolute-Verbloedung.html?config=print. Man könnte meinen, die „Bildungsreform“ sei eine flankierende Maßnahme, um die „konzertierte Aktion“ abzusichern. Ähnlich wie bei Fernsehen und Radio kommen neue Technologien wie das Smartphone und Tablet den herrschenden Interessen an der kognitiven Entleerung der Menschen entgegen. Selbst die Kleinsten, die noch am Anfang der Entwicklung ihrer kognitiven Fähigkeiten stehen, sollen so früh wie möglich zugerichtet und in ihrer weiteren Entwicklung gebremst werden — durch eine frühestmögliche Digitalisierung des schulischen Unterrichts und ihrer Freizeit. Dazu die Neurobiologin und Hirnforscherin Prof. Dr. Gertraud Teuchert-Noodt: „Bildschirm-Medien traktieren Kinder mit einem Trommelfeuer an Reizen. Dieses mediale Bombardement überfordert den Hippokampus und das von ihm gesteuerte Belohnungssystem. So kann sich das Stirnhirn nicht gut entwickeln, denn es steht über dieser Reizkette. Die Folge: Eine frühkindliche Notreifung von Stirnhirn und Hippokampus kann zu schweren Störungen im kognitiven Bereich führen, etwa zu Lernstörungen, autistoiden Entwicklungsstörungen und/oder Sucht.“ Die Konsequenz: „Wer den Einfluss digitaler Medien auf Kinder reduziert, fördert ihre Gehirnentwicklung, denn die späteren Jugendlichen und Erwachsenen brauchen hohe kognitive Fähigkeiten, um digitale Herausforderungen zu bewältigen. Auch die Entwicklungspsychologie zeigt, dass Kinder erst ab etwa 12 bis 14 Jahren langsam in der Lage sind, ihre vollen kognitiven Potenziale zu entfalten. Davor ist eine gesunde senso-motorische Entwicklung nötig, die durch den Ruf nach einer ‚frühen Medienkompetenz‘ gefährdet ist.“ (aus: Gertraud Teuchert-Noodt, unter Mitwirkung von Ingo Leipner, Ein Bauherr beginnt auch nicht mit dem Dach. Die digitale Revolution verbaut unseren Kindern die Zukunft, umwelt • medizin • gesellschaft, 4/2016). Darüber hinaus das Interview mit Teuchert-Noodt in den NachDenkSeiten: https://www.nachdenkseiten.de/?p=49485. In diesem Kontext empfehle ich auch folgende Artikel von Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer, Psychiatrische Universitätsklinik & Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen, Universität Ulm: Über vermeintliche neue Erkenntnisse zu den Risiken und Nebenwirkungen digitaler Informationstechnik, Psychologische Rundschau, 66 (2), Göttingen 2015, und Risiken und Nebenwirkungen digitaler Informationstechnik, eine Expertise im Rahmen einer Anhörung durch die Enquetekommission des Hessischen Landtags am 14. Oktober 2016 zum Thema „Digitalisierung und schulisch Bildung“. Vor diesem Hintergrund bleibt die Frage im Raum stehen, welchen Stellenwert die kognitive Entwicklung und die Gesundheit der Kinder in diesem Land haben? Ich denke keinen besonderen. Vor allem in Corona-Zeiten. Deshalb werden auch die abzusehenden diesbezüglichen Verheerungen in Kauf genommen, die das allseits propagierte digitalisierte Homeschooling und die ebenso überflüssigen wie kriminellen Impfungen der Kinder nach sich ziehen werden. Sie kommen schließlich der Verblödung der breiten Masse entgegen.
- Ullrich Mies, a.a.O., Seite 15.
- Karl Marx, Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei (1848), in: Dieselben, Werke (MEW) Band 4, Berlin 1977, Seite 464.
- Ebd., S. 465.
- Pier Paolo Pasolini, a.a.O., Seite 161.
- Benjamin Barber, a.a.O.
- Ernst Bloch, Gesamtausgabe Band 5, Das Prinzip Hoffnung, Kapitel 1-37, Frankfurt am Main 1959, Seite 171.
- Ernst Bloch, Gesamtausgabe Band 5, Das Prinzip Hoffnung, Kapitel 1-37, Frankfurt am Main 1959, Seite 171.
- Ebd., Seite 175.
- Wilhelm Reich, Rede an den kleinen Mann, Frankfurt am Main 152003, Seiten 51 und 56.
- https://de.rt.com/europa/121720-balkonien-statt-riviera-35-millionen-eu-buerger-koennen-sich-keine-urlaubsreisen-leisten/
- Caitlin Johnstone, Eine andere Welt: Das Imperium braucht die psychologische Abschottung, https://de.rt.com/meinung/120482-das-imperium-ist-abhaengig-von-psychologischer-abschottung/
+++Danke an den Autoren für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags. +++ Dieser Artikel erschien zuerst am 02. September 2021 bei Rubikon – Magazin für die kritische Masse. +++ Bildquelle: Radu Bercan /shutterstock
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