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Israel gewinnt im Völkermord | Von Jochen Mitschka

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Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.

Ich hatte bereits des Öfteren die Strategie der Hamas erklärt, und sie mit dem Befreiungskampf Gandhis in Indien verglichen. Die zynische Kalkulation der Erzeugung eigener Opfer ging in Indien auf, könnte demnächst auch in Palästina Erfolg haben. Ich hatte bereits berichtet, wie eine große Zahl der israelischen Opfer den eigenen Kräften auf Grund der Hannibal Direktive zum Opfer fielen(1), was aber lange durch die Medien verschleiert wurde. Auch hatte ich erklärt, wie Fälschungen die Hamas zeitweilig versuchten als „Babys bratende Terroristen“ darzustellen, was aber langsam, zumindest von den englischsprachigen Medien, entkernt wird (2). Aber die Erschießung von drei israelischen Geiseln, die mit nackten Oberkörpern, einer weißen Fahne und in Unterwäsche sowie hebräisch um Hilfe rufend mit mehreren Schüssen getötet wurden, weil sie die israelischen Soldaten für Palästinenser hielten, hat nun auch innerhalb Israels zum Hinterfragen der Politik der rechtsextremen, rassistischsten bisherigen Regierungen geführt. Trotzdem trotzen Twitter Verwender den Fakten und behaupten, „es gibt keinen Völkermord“. Widerlegen wir das.

Kritische Israelis

In der israelischen Zeitung Haaretz, welche erstaunlicherweise immer wieder durch kritische Beiträge auffällt, welche anderen Medien nicht erlaubt sind, und in Deutschland sich Medien niemals getrauen, veröffentlichte der vermutlich bekannteste israelische Journalist Gideon Levy einen interessanten Artikel(3).

Levy beginnt damit zu berichten, dass ein Vorstand der israelischen Menschenrechtsgruppe Breaking the Silence über Twitter erklärte: „Schauen Sie nicht weg. Ein CNN-Korrespondent ist in den südlichen Gazastreifen eingedrungen und hat ein 'Fenster in die Hölle' von Gaza geöffnet." (4) Es folgt die Beschreibung der Reaktion von Caspit, der in seinen eigenen Augen ein gemäßigter und anständiger Mensch sei, und antwortete:

"Warum sollten wir hinschauen? Sie haben sich ihre Hölle redlich verdient; ich habe kein bisschen Mitleid". 

Levy antwortet darauf, dass achttausend Kinder also selbst schuld an ihrem Tod seien; 20.000 Menschen seien verantwortlich dafür, dass sie getötet wurden; 2 Millionen Menschen hätten ihre eigene Entwurzelung verursacht. So spreche der Reiche immer über den Armen, der Erfolgreiche über den Benachteiligten, der Gesunde über den Behinderten, der Starke über den Schwachen, der Aschkenasier über den Mizrachi-Juden: Sie seien selbst schuld an ihrer Opferrolle, erklärt Levy. Mehr aus seinem Artikel in Anhang (28)

Dann sagt der Autor, man könne ja die Frage der Schuld und Verantwortung beiseite lassen – diese lägen ja alle bei der Hamas, nicht bei Israel, dessen Soldaten und Piloten in Gaza wild und ungezügelt agierten – Israelis hätten nichts damit zu tun, die Hauptsache sei, dass sie keine Schuld für irgendetwas davon empfinden.

Aber dann stellte er fest, dass man schon ein unglaubliches Maß an Stumpfsinn, Grausamkeit und sogar Barbarei an den Tag legen muss, um nicht zumindest ein wenig Mitgefühl für die Kinder zu empfinden, die in den Krankenhäusern sterben, für einen Vater, der um die Leiche seines Kindes weint, für einen Säugling, der vom Staub eines zerbombten Hauses bedeckt ist und vergeblich nach jemandem auf der Welt sucht, für Menschen, die seit zwei Monaten in Terror, Verzweiflung und ohne etwas in ihrem Leben zu sehen, für die Hungernden, Kranken, Behinderten und Besitzlosen im Gazastreifen.

Selbst Empathie, so Levy weiter, sei in den Augen von Caspit und Konsorten verboten, damit sich nicht ein gefährlicher, verbotener Gedanke einschleiche: dass es Menschen sind, die in Gaza leben. Damit werde eine gefährliche Grenze überschritten, auf die Gedanken folgen können, die den Israelis fremd sind, wenn es um die Frage gehe, wie weit man für eine gerechte Sache gehen darf.

Levy meint, dass es Dinge gebe, die unter allen Umständen verboten sind. Die Tötung von 8.000 Kindern in zwei Monaten zum Beispiel. Caspit und seine Leute wollten nur die heldenhafte Armee bejubeln, ohne ihr Werk zu erkennen. Menschlichkeit sei verboten, „wir sind Israelis“. Wenn irgendwo auf der Welt ein Erdbeben stattfindet, schicken wir Hilfe und sind stolz auf uns, aber das Massenmorden in Gaza gehe sie nichts an. So funktioniere die israelische Moral. Sie soll Caspit, nicht nur Magal, ermöglichen, sich in Bezug auf Gaza gut zu fühlen.

Der Abstand zwischen der Kloake, die in seine Richtung fließe, womit er die beleidigenden E-Mails und Anrufe meint, und den vermeintlich respektablen Worten von Caspit sei jedoch geringer, als man sich allgemein vorstelle. Es gebe keinen Unterschied zwischen dem Hass auf Araber und ihrer Entmenschlichung, wie er in der vulgären, unartikulierten Sprache seiner Anrufer zum Ausdruck komme, und den wohlformulierten Worten von Caspit.

Sowohl das niedere als auch das höhere Israel haben ihr Menschenbild verloren, meint Levy. Dies sei Grund genug, sich dafür zu schämen, Israeli zu sein.

Der Beginn der Augenöffnung

Aber in Israel wurde inzwischen auch eine Art erste Augenöffnung verursacht. Und zwar durch die Erschießung von israelischen Geiseln, die von Hamas freigelassen worden waren. Die Männer waren quasi in Unterwäsche, ohne Hemden, trugen weiße Fahnen und riefen in Hebräisch. Aber sie wurden mit palästinensischen Zivilisten verwechselt und erschossen. Nun werden die Aussagen von früher freigelassenen Geiseln auch in der israelischen Gesellschaft zumindest von Einigen ernst genommen. Denn diese hatten schon darauf hingewiesen, dass sie keine Angst hatten, von den Entführern ermordet zu werden, sondern von dem Bomben Israels getötet zu werden.

Im Wesentlichen geht es jedoch in der israelischen Gesellschaft noch ausschließlich um israelische Leben (5), in der Diskussion und der Demonstration gegen den Krieg, den Netanjahu ausgerufen hat. Wie es dazu kam, erklärte David Sheen in einer Vorlesung schon 2018 (29). Bisher ist die Diskussion über den Genozid beschränkt auf eine kleine Gruppe unverbesserlicher Liberaler und Menschenrechtler, nicht zuletzt auf Grund der grenzenlosen Unterstützung der rechtsextremsten Regierungen durch den Westen einschließlich Deutschland. Der Rest erklärt, wie viele Deutsche in Twitter:

Es gibt keinen Völkermord

Dazu gibt es einen Autor, der sich die Frage, ob in Gaza ein Völkermord verübt wird, genauer angesehen hat (6). Der Autor schreibt, dass es für Nicht-Juristen wichtig sei, die drei Elemente zu verstehen, die erforderlich sind, um die Schuld im Fall von Völkermord nachzuweisen:

die absichtliche Entmenschlichung, die systematische Schädigung von Zivilisten und der Nachweis, dass die Zivilisten bewusst ins Visier genommen werden. 

Dabei bezieht er sich auf Artikel 2 der 1951 in Kraft getretenen UNO-Konvention „Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes“, in der beschrieben wird, dass bestrafbar sind, wenn die Handlungen in der Absicht begangen werden, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören. Und Zerstören bedeutet nicht nur die Tötung, sondern auch

„die Verursachung von schwerem körperlichen oder seelischem Schaden“ oder die „vorsätzliche Auferlegung von Lebensbedingungen für die Gruppe, die geeignet sind, ihre körperliche Zerstörung“… zu verursachen.

Auch die Verhinderung von Geburten, die gewaltsame Überführung von Kindern in eine andere Gruppe, und andere schlimme Dinge werden von der Konvention abgedeckt. 153 Staaten, einschließlich Deutschland, Israel und Palästina haben diese Konvention ratifiziert. 

Leider sind Politik und Medien so gar nicht von einem Völkermord in Gaza überzeugt. Der Artikel beschreibt den Zustand:

„Die Frage, ob es sich bei dem israelischen Angriff auf den Gazastreifen seit dem 7. Oktober um einen Völkermord handelt, ist vor allem in Deutschland höchst umstritten (7). Die taz unterstellt sogar denjenigen, die behaupten, Israel begehe Völkermord, Hamas-Anhänger zu sein. Deutsche Politiker, für die die Sicherheit Israels deutsche Staatsräson (8) ist, sind mit einem Dilemma konfrontiert: Sie kommen zu dem Schluss, dass sie aufgrund des Holocaust, des Völkermordes an Juden und anderen Minderheiten, den Staat Israel unterstützen müssen, den sie fälschlicherweise (9) als Vertreter aller Juden wahrnehmen. Gleichzeitig lehrt sie die deutsche Erinnerungskultur (10), bereits Anzeichen eines Völkermordes zu erkennen, wie sie in der obigen Definition beschrieben wurden. Weniger juristisch ausgedrückt, bedeutet Völkermord die Entmenschlichung einer Gruppe von Menschen und einen systematischen Angriff auf diese Gruppe. Diese Voraussetzungen zur Definition von Völkermord sind im Gazastreifen erfüllt.“

Der Autor bezieht sich dann auf den jüdisch-israelischen Holocaust- und Völkermordforscher Prof. Dr. Raz Segal, der schon am 13. Oktober in einem Artikel in jewishcurrents.org (11) schrieb, dass der Fall von Gaza der Lehrbuchfall eines Völkermordes sei. Der jüdische Autor schreibt am Ende seiner Analyse als Historiker:

„Der völkermörderische Angriff Israels auf den Gazastreifen ist in der Tat ziemlich eindeutig, offen und schamlos. Täter von Völkermord äußern ihre Absichten in der Regel nicht so deutlich, obwohl es Ausnahmen gibt. Im frühen 20. Jahrhundert verübten die deutschen Kolonialherren beispielsweise einen Völkermord als Reaktion auf einen Aufstand der indigenen Herero und Nama in Südwestafrika. Im Jahr 1904 erließ der deutsche Militärbefehlshaber, General Lothar von Trotha, einen "Ausrottungsbefehl", der mit einem "Rassenkrieg" begründet wurde. Bis 1908 hatten die deutschen Behörden 10.000 Nama ermordet und ihr erklärtes Ziel der "Vernichtung der Herero" erreicht, indem sie 65.000 Herero, 80 % der Bevölkerung, töteten. Gallants Befehle vom 9. Oktober waren nicht weniger eindeutig. Israels Ziel ist es, die Palästinenser in Gaza zu vernichten. Und wir, die wir auf der ganzen Welt zusehen, werden unserer Verantwortung nicht gerecht, sie daran zu hindern‘.“ (11)

Wie der Historiker im Einzelnen sein Fazit begründet, liest man im Originalartikel (11). Nun weist der Autor, der uns den Artikel zeigte, darauf hin, dass Segal Historiker, kein Jurist sei, und verknüpft das mit einem Hinweis auf einen Brief von 800 Rechtswissenschaftlern (12). Diese schreiben:

„Als Wissenschaftler und Praktiker des Völkerrechts, der Konfliktforschung und der Völkermordforschung sehen wir uns gezwungen, Alarm zu schlagen, weil die israelischen Streitkräfte möglicherweise einen Völkermord an den Palästinensern im Gazastreifen begehen (…) Wir tun dies nicht leichtfertig, da wir uns der Schwere dieses Verbrechens bewusst sind, aber der Ernst der gegenwärtigen Situation erfordert dies." (12)

Die Wissenschaftler führen in ihrem Brief aus, dass die in der Völkermordkonvention genannten Voraussetzungen gegeben seien. Unter anderem schreiben sie:

„Die von israelischen Politikern und Militärs verwendete Sprache scheint Rhetorik und Kennzeichen wiederzugeben, die mit Völkermord und Aufstachelung zum Völkermord in Verbindung gebracht werden. Entmenschlichende Beschreibungen der Palästinenser waren weit verbreitet. Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant erklärte am 9. Oktober, dass ‚wir gegen menschliche Tiere kämpfen und entsprechend handeln‘. Anschließend kündigte er an, dass Israel zu einer ‚umfassenden Reaktion‘ übergehe und ‚jede Beschränkung‘ für die israelischen Streitkräfte aufgehoben habe: ‚Gaza wird nicht mehr so sein wie vorher. Wir werden alles beseitigen.‘

Am 10. Oktober wandte sich der Leiter des Koordinators für Regierungsaktivitäten in den Gebieten (COGAT) der israelischen Armee, Generalmajor Ghassan Alian, in einer Botschaft direkt an die Bewohner des Gazastreifens: ‚Menschliche Tiere müssen als solche behandelt werden. Es wird keinen Strom und kein Wasser geben, es wird nur Zerstörung geben. Ihr wolltet die Hölle, ihr werdet die Hölle bekommen.‘ Am selben Tag räumte der Sprecher der israelischen Armee, Daniel Hagari, ein, dass die israelische Bombenkampagne im Gazastreifen mutwillig und absichtlich zerstörerisch sei:

‚Der Schwerpunkt liegt auf dem Schaden und nicht auf der Genauigkeit.‘“ (11)

Die Rechtswissenschaftler weisen darauf hin, dass nach Völkerrecht eine Partei des Völkermordes für schuldig befunden werden muss, wenn er Mitglieder einer nationalen, ethnischen oder religiösen Gruppe tötet oder verletzt mit der Absicht „die Gruppe zu zerstören“. Auch Prof. Dr. Norman Paech erklärt in einem Artikel (13), dass Israel einen Völkermord in Gaza begeht. 

Sowohl Historiker, als auch Rechtswissenschaftler fordern die zuständigen UN-Behörden und die Staatsanwaltschaft des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag auf, sofort die nötigen Ermittlungen zu beginnen, die entsprechenden Warnungen auszusprechen, und Maßnahmen zu ergreifen, um die palästinensische Bevölkerung vor der „Zerstörung“ zu beschützen.

Nun erklärt der eingangs erwähnte Artikel die notwendigen Voraussetzungen für einen Völkermord noch einmal in Bezug auf Gaza. Demnach wird benötigt …

1. Absicht der israelischen Behörden, der Regierung und des Militärs, die Palästinenser zu entmenschlichen und die Zivilbevölkerung als legitimes Ziel für militärische Angriffe zu behandeln.

Dieser erste Punkt sei sehr einfach zu belegen. Es gibt eine Sammlung von Aussagen israelischer Beamter, Regierungspolitiker, Militärs und von Prominenten, die zur Ausrottung der Palästinenser aufrufen. (14) Der Autor der Analyse ob es einen Völkermord gibt, fügt dann hinzu:

„Finanzminister Bezalel Smotrich sagte (15), dass auch die palästinensische Bevölkerung im Westjordanland kollektiv schuldig sei, da es im Westjordanland ‚zwei Millionen Nazis‘ gebe, was als grünes Licht für die Ausrottung der gesamten Bevölkerung gelten kann. Israels Kommunikationsminister Shlomo Karhi rief dazu auf, die Vorhäute von Hamas-Kämpfern in einer biblisch inspirierten Gräueltat einzusammeln - ein klarer Aufruf zu einem Vernichtungskrieg im biblischen Sinne (Quelle auf Hebräisch) (16). Die Zeitung Haaretz deckte auf, dass das israelische Militär einen Telegram-Kanal betreibt, in dem Soldaten Bilder aus dem Gazastreifen mit toten Palästinensern hochladen, die von Witzen begleitet werden. Der Telegram-Kanal heißt ‚72 Jungfrauen – unzensiert‘ und ist auf Hebräisch. Er dient der Entmenschlichung der Palästinenser, um das massenhafte Töten von Zivilisten zu legitimieren und zu erleichtern. Obwohl das israelische Militär bestreitet, den Kanal zu betreiben, bestätigte ein hochrangiger Offizier, dass eine Militäreinheit für das Sammeln der Bilder und das Einstellen in den Kanal verantwortlich ist (Quelle auf Hebräisch) (17).“

2. Nachweis des systematischen und brutalen Charakters des Angriffs, der die Zivilbevölkerung gefährdet und keinen humanitären Schutz für die Zivilbevölkerung bietet.

Auch diese Voraussetzung sei sehr leicht nachzuweisen. So erklärte (17) der israelische Verteidigungsminister Gallant, dass es in Gaza kein Wasser, keine Nahrungsmittel und keinen Treibstoff geben werde, und nachdem Israel Krankenhäuser angriff (18), ein letzter Ort, an dem Zivilisten versuchten Schutz zu finden, gab es keinen Zweifel daran, dass ein systematisches Töten, Verletzen oder Aushungern von Zivilisten durchgeführt wird. Der Autor stellt fest:

„Israel behauptete, der Angriff auf das Al-Shifa-Krankenhaus sei notwendig gewesen, um Hamas-Kämpfer aufzuspüren, aber als sie das Hamas-Hauptquartier, das sich angeblich im Krankenhaus befand, nicht finden konnten, vertrieben sie die Patienten und das Personal und ließen das Krankenhaus mit 39 Frühgeborenen und ohne Versorgung zurück. Die Weltgesundheitsorganisation startete eine Rettungsaktion,(19) konnte aber nur 31 der Babys retten, bevor sie starben. Das Aussetzen von Babys zum Sterben ist ein Akt des Völkermords.“(6)

Der Autor berichtet dann, dass Israel auch erklärte, dass es die Angriffe fortsetzen wolle, um der Bevölkerung in Gaza weiteren Schaden zuzufügen, und bereit sei, so weit zu gehen, dass es die Hamas von einer Kapitulation abhält. Netanjahu hätte zwar die Hamas offiziell zur Kapitulation aufgefordert (20) allerdings würden die israelischen Streitkräfte gefangene Palästinenser, also nicht Hamas-Kämpfer, durch eine inhumane Behandlung erniedrigen, was Hamas-Kämpfer von Kapitulation abhält. Außerdem seien sechs palästinensische Gefangene innerhalb kurzer Zeit in israelischen Gefängnissen möglicherweise an Folter gestorben. (Siehe auch HRW-Bericht 2019 der solche Fälle behandelte.) 

Fotos von nackten Hamas-Kämpfern die sich angeblich Israel ergaben, wurden vom israelischen Militär gefälscht, worauf ein israelischer Aktivist hinwies. (21) Und eindeutig als Zivilisten zu erkennende Palästinenser wurden gezwungen sich vollständig nackt auszuziehen, um sie zu demütigen. 

3. Es muss bewiesen werden, dass das israelische Militär absichtlich Zivilisten ins Visier nimmt und sie nicht nur aus Nachlässigkeit als „Kollateralschaden“ tötet, während es versucht, Kämpfer zu treffen.

Zunächst will ich darauf hinweisen, wie die israelischen Geiseln umkamen, welche von Israels Armee erschossen wurden. Drei Männer hatten keine Hemden an, trugen nur Unterwäsche, hatten eine weiße Fahne, ihre Hände erhoben und riefen auf Hebräisch um Hilfe. Eindeutiger kann man Zivilisten nicht beschreiben. Das dürfte inzwischen allgemein bekannt sein, und keines Linkes bedürfen. Aber auch die Erschießung von zwei Frauen durch israelische Scharfschützen, die in der Pfarrei der Heiligen Familie in Gaza beteten (22) und die brutale Szene, als israelische Bulldozer über Zelte mit Menschen im Hof des Kamal Adwan Hospitals fuhren, wodurch die in den Zelten schlafenden Zivilisten ermordet wurden (23), spricht eine eindeutige Sprache. Im Prinzip werden jeden Tag ein oder sogar mehrere Beispiele bekannt für die gezielte Ermordung von Zivilisten. Aber kommen wir zurück zu dem Ursprungsartikel. Zu Punkt 3. führt der Autor einen Artikel von Yuval Avraham an. Darin werden hochrangige israelische Geheimdienstmitarbeiter zitiert, welche die militärische Vorliebe für das Anvisieren von sogenannten „Machtzielen“ erklären. 

Machtziele oder „power targets“ sind dicht besiedelte Gebiete, Wohngebäude, in denen eine große Zahl von Zivilisten getroffen und getötet werden können. Weiter erklären die Geheimdienstler, dass die mögliche Anwesenheit von Hamas-Kämpfern in diesen "Machtzielen" als Vorwand benutzt wird, um das Anvisieren von Zivilisten zu legitimieren - nicht umgekehrt. In dem Artikel werden viele Details genannt, die das Blut in den Adern gefrieren lassen. Aber natürlich kann man einwenden, dass es schwierig sein wird, diese Aussagen unter Eid vor einem internationalen Tribunal zu erhalten, wenn der Aussagende sicher sein kann, dadurch auf die Mossad-Kill-Liste zu kommen. 

Aber es gibt Beweise, für die man keine Zeugenaussagen benötigt. Eine Sendung des israelischen Fernsehens zeigt eine Reporterin, welche eine Artilleriebrigade besucht, die Artilleriegranaten segnet und dann die Soldaten ermutigt, sie wahllos in den Gazastreifen abzufeuern, ohne zu zielen, und dabei zu schreien, dass sie den Menschen in Gaza Schaden und Tod zufügen sollen. Die Granaten werden übrigens von Deutschland geliefert. 

„Netanjahus Sammlung von Plänen zur ‚Ausdünnung‘ (25) der Bevölkerung des Gazastreifens und die israelische Strategie zur Entvölkerung des Gazastreifens mit ethnischen Säuberungen und Massakern an denjenigen, die sich weigern oder nicht in der Lage sind, den Gazastreifen zu verlassen (siehe BIP-Aktuell #284) (27), ist ein weiterer Beweis dafür, dass zu den Zielen der israelischen Aggression Zivilisten zu zählen sind.“ (6)

Nachdem der Autor in meinen Augen zweifelsfrei nachgewiesen hatte, dass der Anfangsverdacht für einen Völkermord gegeben ist, erklärt er, dass Deutschland durch die Konvention zur Verhinderung von Völkermord verpflichtet ist, den Waffenhandel mit Israel sofort einzustellen. Drittstaaten haben die Verpflichtung, die Zivilbevölkerung in Gaza zu schützen, und alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um das Töten zu stoppen und israelische Kriegsverbrecher zur Rechenschaft zu ziehen. Ansonsten werden sie mitschuldig. 

Fazit

Nachdem wir also wissen, was einen Völkermord ausmacht, noch ein Wort zu jenen, die erklären, dass es keinen Völkermord gebe, weil die palästinensische Bevölkerung ja sogar wachse. Wer so etwas behauptet, hat nicht nur keinen moralischen Kompass und erklärt implizit, dass Israel ja die Palästinenser nicht schnell genug ermordet, um daraus einen Genozid entstehen zu lassen. Sondern er zeigt auf, wie dumm und willig, gläubig er Propaganda nachplappert.

Israel gewinnt im Moment den Völkermord. Die Frage ist, ob Israel auch den Krieg langfristig gewinnen kann, wenn nun gegenüber der Welt unübersehbar wurde, was für ein Regime derzeit Israel beherrscht. Mit jedem Tag, jeder Woche werden mehr entlarvende Fakten bekannt werden, vielleicht nicht in den westlichen Massenmedien, aber im größten anderen Teil der Welt. 

Dieser Genozid enthüllt leider den in Deutschland wieder aufbrechenden Rassismus und bisher unterdrückte Mordgelüste, wenn Hamas Terroristen sind, alle Palästinenser Terroristen sind, alle Flüchtlinge Terroristen sind. Politik und Medien haben die Büchse der Pandora geöffnet. Aber auch der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag wurde als ein Werkzeug derjenigen entlarvt, welche diesen Völkermord unterstützen.

Hinweise und Quellen

 

Der Autor twittert zu tagesaktuellen Themen unter https://twitter.com/home 

(1) https://staging.apolut.net/israels-brutkaesten-von-jochen-mitschka/  (2) https://staging.apolut.net/israels-brutkastenluege-von-jochen-mitschka/  (3) https://www.haaretz.com/opinion/2023-12-17/ty-article-opinion/.premium/in-israel-20-000-gazans-are-responsible-for-their-own-deaths-ive-never-been-so-ashamed/0000018c-73e6-d798-adac-f7ef3c550000  (4) https://www.haaretz.com/israel-news/2023-12-05/ty-article/.premium/israeli-army-thrusts-into-southern-gaza-and-closes-in-on-its-main-target-hamas-sinwar/0000018c-36b5-dc03-a9ec-3eff4d9a0000  (5) https://www.haaretz.com/israel-news/2023-12-17/ty-article-opinion/.premium/free-my-sons-palestinian-killer-to-free-the-israeli-hostages-held-by-hamas/0000018c-76ce-db38-a9fc-ffee21580000  (6) https://mailchi.mp/bece675bc95f/bip-aktuell-285-vlkermord-in-gaza  (7) https://www.sueddeutsche.de/meinung/israel-hamas-gaza-genozid-voelkermord-1.6316460  (8) https://www.dw.com/de/hamas-terror-gegen-israel-was-bedeutet-deutschlands-staatsr%C3%A4son/a-67107688  (9) https://www.deutschlandfunkkultur.de/ultra-orthodoxe-gegen-den-staat-israel-die-idee-des-100.html  (10) https://jugendstrategie.de/was-ist-erinnerungskultur/  (11) https://jewishcurrents.org/a-textbook-case-of-genocide  (12) https://www.commondreams.org/news/legal-scholars-israel-genocide  (13) https://www.nachdenkseiten.de/?p=106148  (14) https://bip-jetzt.de/2023/10/21/bip-aktuell-277-eine-sprache-die-man-noch-nie-gehoert-hat/  (15) https://www.middleeasteye.net/news/israel-palestine-war-occupied-west-bank-two-million-nazis-smotrich  (16) https://twitter.com/shlomo_karhi/status/1725504217148797065  (17) https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/defense-minister-announces-complete-siege-of-gaza-no-power-food-or-fuel/  (18) https://bip-jetzt.de/2023/11/18/bip-aktuell-281-al-shifa-krankenhaus/  (19) https://time.com/6338832/gaza-al-shifa-hospital-rescue-mission-babies/  (20) https://www.lemonde.fr/en/international/article/2023/12/11/netanyahu-calls-on-hamas-militants-to-surrender-now_6330584_4.html  (21) https://eishton.wordpress.com/  (22) https://twitter.com/i/bookmarks/1733391564481700346  (23) https://twitter.com/swilkinsonbc/status/1736091046671495339  (24) https://www.972mag.com/mass-assassination-factory-israel-calculated-bombing-gaza/  (25) https://www.youtube.com/watch?v=DjloYsRs8Fo&t=3s  (26) https://theintercept.com/2023/12/03/netanyahu-thin-gaza-population/  (27) https://bip-jetzt.de/2023/12/09/bip-aktuell-284-ethnische-saeuberung-keine-umsiedlung/ 

(28) „Im Israel der Zeit nach dem 7. Oktober kann man 10.000 Kindern und Babys die Schuld an ihrem Tod geben, ohne dass Israel auch nur einen Hauch von Verantwortung und Schuld trägt. Im Israel nach dem 7. Oktober kann man sich nur deshalb schuldlos fühlen, weil die Hamas zuerst mit den Gräueltaten begonnen hat. Ein Land liegt in Trümmern und alle seine Bewohner befinden sich in der Hölle, und der Erzeuger dieser Hölle trägt keine Schuld, nicht einmal ein winziges bisschen, nicht einmal zusammen mit der Schuld der Hamas. Der Inbegriff des israelischen Zentrums hat nicht einmal ein Quäntchen Mitgefühl für die amputierten Kinder, die in dem mutigen, entsetzlichen Bericht von Clarissa Ward aus einem Krankenhaus in Rafah gezeigt werden. 

Lasst ihre Gliedmaßen amputiert werden, lasst die Kinder sterben, lasst alle Gazaner verrecken, lasst sie in der Hölle ersticken, das geht uns nichts an. Sie sind für ihre Katastrophe verantwortlich, nur sie. Caspit hat hier etwas auf dem Herzen: Das Opfer ist für seine Opferrolle verantwortlich.“ (3)

(29) https://youtu.be/ldBLmZBK2vg  +++ Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags. +++ Bildquelle:  Tomas Vynikal /shutterstock


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