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Israels Blitzkrieg? | Von Jochen Mitschka

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Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.

In meinem letzten PodCast berichtete ich, wie bei einem Angriff Israels auf den Libanon 500 Menschen starben[1], und die libanesische Regierung darauf von einem „Vernichtungskrieg“[2] sprach. Um zu verstehen, was deutsche Politik mit „Israel verteidigt sich nur“ meint, muss man wissen, dass der Beschuss durch Israel innerhalb von 24 Stunden mehr Menschen tötete, als der Beschuss durch die Hisbollah in den vorhergehenden 24 Jahren. Ebenso drastisch ist das Verhältnis der grenzüberschreitenden Angriffe zwischen Oktober 2023 und Juni 2024. Was mit geäußerten Absichten von mindestens zwei Ministern der israelischen Regierung, den Libanon wie Gaza zu behandeln, übereinstimmte. Und es kam zu ersten ernsthaften Gefechten[3] zwischen der Hisbollah und Israel, während die USA neue Truppen schickte. Die Zeitschrift Haaretz berichtet in einer Informations-E-Mail[4] „Der israelische Präsident Isaac Herzog sagte gegenüber CNBC, dass das Ziel der verstärkten Angriffe Israels im Libanon nicht die Besetzung des Südlibanons sei, und betonte: ‚Wir haben keine territorialen Erwartungen oder Ambitionen, weder im Libanon noch anderswo‘.“ Aber Analysten sehen den Angriff auf den Libanon als Fortsetzung der Landnahme und Vertreibung wie sie in Gaza stattfand und weiter stattfindet. Beobachten wir, was nach dem 24. September im Krieg um „Groß-Israel“ geschah.

Am Abend des 24. September berichteten israelische Medien, dass Hisbollah-Raketen, die bisher zum großen Teil abgefangen worden waren, ohne Reaktion des Iron Domes in der Stadt Safed im Norden des Landes einschlagen[5]. Entweder hatte Israel die Strategie der Hisbollah durchschaut, mit Billigraketen zunächst die Raketenabwehr zu überlasten, bevor die großen Raketen abgefeuert werden, oder die Luftabwehr war schlicht leergeschossen, oder der Hisbollah war wieder einmal ein Anschlag gegen die Luftabwehr gelungen.

Es tauchen Berichte auf, dass die israelische Dado Base, das Hauptquartier der israelischen Armee für den Nordteil des Landes, von über 50 Raketen aus dem Libanon getroffen wurde. Allerdings zeigen Videoaufnahmen, dass die Luftabwehr funktionierte, was in Aufnahmen von Angriffen während des Tages nicht zu erkennen war[6].

Die Hisbollah empfahl zu dem Zeitpunkt israelischen Zivilisten, den Norden des Landes zu verlassen[7], imitierte also, ähnlich wie der Jemen, Flugblätter, welche die IDF in Gaza verbreitete, bevor die Bomben genau an den Stellen fielen, welche als „sichere Zone“ deklariert worden war.

Und Israel fand eine neue Version von 1984er Sprüchen: „Die gesteigerten Angriffe auf die Hisbollah beabsichtigen nicht einen Krieg, sondern sind ein Versuch, Deeskalation durch Eskalation zu erreichen“. Mit anderen Worten, wir töten nur hunderte von Menschen, damit wir nicht noch mehr töten müssen.

Aber beginnen wir die Situation gegen Ende September mit einem kleinen Skandälchen in den USA. Zwei führende US-Regierungsgremien, die für humanitäre Hilfe zuständig sind, kamen zu dem Schluss, Israel habe Hilfslieferungen nach Gaza absichtlich blockiert. Nun ist der US-Regierung aber per Gesetz verboten, Militärgüter an Länder zu liefern, die genau dies tun. Nur im Fall Israels galt das offensichtlich nicht. Außenminister Antony Blinken revidierte diese Feststellungen vor dem Kongress, und machte so den Weg für weitere Waffenlieferungen frei[8]. Wir lernten: US-Sanktionen wegen Verstößen gegen US-Gesetze werden nur gegen „andere“ verhängt, nicht gegen sich selbst.

Wir sind in der letzten Septemberwoche. Die israelische Armee bestätigt erneut, bereit für eine Bodenoffensive im Libanon zu sein[9], während Israelische Medien aber andererseits berichten, dass die einfachen Soldaten der israelischen Armee genug von der Verlängerung des Krieges haben[10]. Während sich der Iran immer noch sehr zurückhält, und versucht, nicht auf die ständigen Provokationen Israels einzugehen[11].

Elijah J. Magnier beschreibt, wie die Hisbollah im erwarteten dritten Libanonkrieg Israels antwortet. Aus Formatgründen bitte in Anhang 1 lesen.

Dann schien Israel am 25. September übermütig geworden zu sein, denn es beschloss, die syrische Stadt Tartus anzugreifen. Darin befindet sich allerdings ein russischer Marinestützpunkt, der offensichtlich alle 13 israelischen Raketen abschoss[12]. Der Hafen von Eilat dagegen hatte Feuer gefangen, nachdem eine Drohne zwar von der Luftabwehr angeblich getroffen worden war, aber entweder die Luftabwehrrakete oder die Trümmer der Drohne trotzdem einen Brand verursacht hatten[13]. Mehr über die Angriffe in Anhang 2.

Wie erwartet zeigt sich Ende September der UNO-Sicherheitsrat, der unter der Macht der alten Kolonialländer und den USA steht, als irrelevant, als „Sprachblasenderscher“ und „Vetoeinwerfer“[14], wenn es um eine Beendigung des Völkermordes in Gaza, dem Durchsetzen der IGH Forderung nach Aufgabe der Besatzung durch Israel und Schadenersatzzahlungen für die Palästinenser geht, ebenso wie beim Beenden des Angriffskrieges gegen den Libanon.

Aber noch ist der Völkermord und die Erniedrigung und Vertreibung der Palästinenser nicht vollendet, und immer neue Nachrichten schockieren die Welt. Am 26. September schickte Israel in einem Lastwagen die verwesenden Leichen von 80 Palästinensern ohne Namen, ohne Angaben[15]. Es gibt Berichte, dass viele der Toten durch die israelische Armee einfach exekutiert oder zu Tode gefoltert wurden. Und es gibt Berichte, dass über 2000 Körper in der Nähe der israelischen Foltergefängnisse verscharrt wurden.

Schätzt die Welt den Krieg Israels gegen den Libanon falsch ein?

Andrew Korybko schreibt am 28. September, dass Israels Geheimdienstüberlegenheit und die Zurückhaltung der Widerstandsachse gegenüber einer Eskalation der Grund dafür sind, dass der selbsternannte jüdische Staat den jüngsten Krieg mit dem Libanon unbestreitbar gewinnen wird. Mehr über den Artikel in Anhang 3.

Nun habe ich immer erklärt, dass das iranische Regime verantwortungsvoller mit der Gefahr eines großen Krieges umgeht, als Israel oder andere westliche Regierungen. Schon im Irak-Iran-Krieg hatte sich die klerikale Führung geweigert, Massenvernichtungswaffen wie der Irak einzusetzen. Stattdessen wurde ein großer Teil der männlichen Generation auf dem Schlachtfeld geopfert, wurden Selbstmordaktionen, zugelassen.

Ich hatte die Behauptungen von hunderttausenden von Raketen, von denen angeblich die Mehrzahl inzwischen zielgenau seien, auch weitergegeben, und letztlich daran geglaubt, obwohl sie in erster Linie aus israelischen Geheimdienstquellen stammten. Ob letztlich Korybko recht hat, konnte man aber erst in den folgenden Tagen beurteilen.

Der Anschlag auf Nasrallah

Hassan Nasrallah war einer der Führer des Widerstandes[16], der in einer Linie mit General Soleimani[17] stand, der durch eine Drohnenrakete im Irak ermordet worden war. Für beide war der Tod, und die dadurch entstehende Verehrung als Märtyrer des Widerstandes, keine Bestrafung, sondern die Erfüllung ihrer Aufgabe … aus ihrer Sicht.

Israel behauptete, das Land habe einen „Terroristenführer“ getötet. Tatsächlich hatte ein Luftangriff mit sechs bunkerbrechenden Bomben je 2000 Pfund[18] oder 80 bunkerbrechenden Bomben von je einer Tonne[19] (je nach Quelle) sechs Wohngebäude in Schutt und Asche gebombt, und kein Mensch darin hat überlebt. Die genauen Opferzahlen sind auch am Folgetag noch unbekannt. Aber man spricht von mindestens 328 Toten, darunter 39 Kinder und unzählige Verstümmelte, Verwundete, um einen Menschen, die Zielperson zu töten[20]. Mehr dazu in Anhang 16.

Das Ende des Völkerrechts

Wir erinnern uns, dass fast 300 Helfer in Gaza, die meisten davon UN-Mitarbeiter, teilweise gezielt getötet worden waren, und dass auch die UN feststellte, dass „ein wirksamer Schutz der Zivilbevölkerung völlig fehlte“. Israel hatte die Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen in Gaza systematisch angegriffen und sie als militärische Objekte eingestuft, was einen völligen Verstoß gegen das Kriegsrecht darstellt, und seit letztem Oktober wurden mehr als 500 Mitarbeiter des Gesundheitswesens getötet. Nicht wenige starben in Gefangenschaft bzw. unter Folter. Sogar oder absichtlich starben prominente palästinensische Ärzte, darunter Adnan al-Bursh und Iyad al-Rantisi, in israelischer Haft, nachdem sie Folter und Misshandlungen ausgesetzt wurden.

Israel hat UN-Gebäude von bewaffnetem Mob stürmen und anzünden lassen, und gezielt UN-Gebäude angegriffen. Israel hat allen palästinensischen Männern im „wehrfähigen Alter“ in Gaza den De-facto-Kombattantenstatus verliehen und Jugendlichen und Männern, die nicht an Feindseligkeiten teilnehmen, ihren Status als geschützte Zivilisten entzogen.

Internationale Ärzte, die sich freiwillig in Gaza engagierten, berichten, dass israelische Truppen Kindern absichtlich in Kopf und Bauch geschossen haben.

Videos aus Gaza zeigen, wie israelische Truppen Großmütter und andere Zivilisten niederschießen, die weiße Fahnen tragen oder sonst keine erkennbare Bedrohung darstellen, darunter auch tragischerweise drei freigelassene bzw. geflüchtete israelische Geiseln.

Mehr als 170 palästinensische Journalisten wurden bisher in Gaza getötet. In einigen Fällen behauptete man, die betroffenen Medienmitarbeiter seien Mitglieder bewaffneter Gruppen gewesen. Genauso wie man behauptete, dass Polizisten, welche von der Verwaltung Gazas zum Schutz vor Plünderungen eingesetzt waren, als „Kämpfer“ eingestuft und getötet worden waren.

Und nun passiert das Gleiche im Libanon. Sprengfallen, versteckt in tausenden von Pagern, die jeden verletzten oder töteten, der beim Auslösen zufällig in der Nähe war, das war nur der Beginn. Volker Türk, der Hochkommissar für Menschenrechte, erklärte vor dem Sicherheitsrat der UN die Situation eindeutig als gegen das Völkerrecht verstoßend. Siehe Anhang 4. Turk hatte das Wort „Staatsterrorismus“ nicht erwähnt, aber was er meinte, war klar erkennbar.

Der Libanon wurde bereits 1978, 1982 und 2006 von Israel besetzt, war 15 Jahre besetzt gehalten gewesen, und hatte dabei unzählige Kriegsverbrechen begangen, die nie verfolgt wurden. Aber jedesmal hatte der Widerstand, zuletzt durch die „neue“ Hisbollah, Israel gezwungen, die Besatzung, bis auf die für Israels Wasserbedarf wichtigen Sheeba-Farmen, wieder aufzugeben.

Der Einsatz überwältigender Gewalt gegen Zivilisten ist als „Dahiyeh-Doktrin“ [21] bekannt – benannt nach dem südlichen Vorort von Beirut, der 2006 von Israel schwer bombardiert wurde. Mehr dazu in Anhang 5.

Durch den Einsatz willkürlicher und unverhältnismäßiger Gewalt und durch bewusstes Erzeugen von Qualen für die Zivilbevölkerung will Israel eine Abschreckung herstellen, und gleichzeitig eine Bestrafung exekutieren. Beides ist hochkriminell.

Aber auch die Dahiyeh-Doktrin hat es nie wirkliche vermocht, die Bevölkerung zu einem devoten Sklavendasein zu verwandeln oder zum „freiwilligen Gehen“ zu veranlassen. Obwohl die Zivilbevölkerung den höchsten Preis für den Widerstand bezahlt.

Israel hatte dann, in der Erkenntnis, dass eine einmalige Strafaktion nicht in der Lage ist, die Bevölkerung zu vertreiben oder zur Aufgabe des Widerstandes zu bewegen, eine weitere Doktrin entwickelt. Es heißt „das Gras mähen“. In einem Artikel von John Feffer wird die Anwendung dieses Grundsatzes im Kampf Israels gegen den Besatzungswiderstand am Beispiel von Gaza erklärt. Es geht darum, immer wieder systematisch durch Gewaltanwendung Widerstand im Keim zu unterdrücken. Mehr dazu in Anhang 6.

Aber was hat Israel mit dieser menschenverachtenden Politik der willkürlichen Morde erreicht? Nicht viel, die Hamas existiert und erhält Zulauf wie nie zuvor, und die Elite der israelischen Soldaten wird an die Nordfront verlegt, um nun das gleiche Prinzip im Libanon anzuwenden.

Israel und die USA haben sich in eine Zwickmühle begeben. Sie hatten behauptet, dass Israel den Krieg verloren hätte, wenn die Hamas nicht vernichtet wurde. Aber eine Widerstandsorganisation und ihre Ideologie kann man nicht mit militärischen Mitteln vernichten. Infolgedessen war von Anfang an einen Völkermord geplant gewesen, oder hatte sich angesichts der Unmöglichkeit des Vorhabens ergeben.

In einem Artikel, aus dem obiger Absatz stammt, wird erklärt, dass einer der israelischen Professoren, die den Begriff „Grasmähen“ erfunden haben, erklärte, dass die Strategie durch den 7. Oktober vollkommen zusammengebrochen sei. Ihm zufolge sei die einzige Möglichkeit, die „schwere Niederlage“, die Israel an diesem Tag erlitten hatte, rückgängig zu machen, indem „das Hamas-Regime in Gaza zerschlagen, und seine militärischen Fähigkeiten zerstört werden“. Ansonsten könnten die Israelis, die in der Nähe von Gaza lebten, nicht in ihre Häuser zurückkehren.

Lesen Sie aus Formatgründen was Murphy über „Vertreibung und Lähmung“ schreibt in Anhang 7.

Der israelische Premierminister machte implizit durch seine Ansprachen an die libanesische Bevölkerung klar, dass Tel Avivs Angriffsziel im Libanon in erster Linie Zivilisten und zivile Objekte sein werden, was zu demselben Ausmaß an Tod und Zerstörung führen muss wie im vergangenen Jahr in Gaza. Die libanesische Politikwissenschaftlerin Amal Saad bezeichnet es „tatsächlich ein Aufruf zum Völkermord“. Mehr in Anhang 14.

Mit der Weigerung Israels, UNO-Resolutionen zu beachten, oder IGH-Urteile zu erfüllen, verzichtet das Land auch auf sein seine, angeblich auf einer UNO-Resolution basierenden Existenzlegitimation. Fällt diese weg, basiert die Existenz Israels nur noch ausschließlich auf Terrorismus und Gewalt.

Nicht nur der Mossad

Im Libanon hat nicht nur der Mossad die Gesellschaft sehr effektiv unterminiert. In einem Artikel im Jahr 2021 hatte Kit Klarenberg beschrieben, wie auch der britische Geheimdienst die Gesellschaft unterwanderte. Und natürlich werden die Ergebnisse mit dem Mossad geteilt. Mehr dazu aus Formatgründen in Anhang 8.

Diese Zusammenarbeit der kolonialen Länder mit Israel, dem letzten Vorposten des Kolonialismus im Nahen Osten ist einerseits erschreckend, weil es zeigt, wie wenig sich die Gedankenwelt der westlichen Welt der nachkolonialen Zeit angepasst hat. Ist aber andererseits logisch, weil ohne Israel der Einfluss des Westens im Nahen Osten zusammen brechen würde.

Und so wird klar, warum es praktisch einen Wettbewerb zwischen Mossad und dem britischen Geheimdienst gibt, um palästinensische Flüchtlinge im Libanon auszuspähen. Wie ein Artikel von Mintpress aufzeigt, der sich auf durchgesickerte geheime Dokumente stützt[22].

Welche Verbrechen Israel ungesühnt in vorherigen Kriegen gegen den Libanon begangen hat, lesen Sie beispielweise in Anhang 17.

Großbritannien hat ganz offensichtlich noch nicht überwunden, dass es keine wirkliche koloniale Weltmacht mehr ist. Aber koloniale Macht hat immer noch viele Helfer. Wobei man sich allerdings langsam fragen muss, wer inzwischen wessen Helfer ist.

Nasrallah wird zur Legende

Selbst die politischen Gegner der Hisbollah im Libanon, d.h. deren christliche Anführer, ehren Nasrallah nach seiner Ermordung durch Israels Bombenangriff, der hunderte Menschen das Leben kostete. Sie ehren ihn, weil er Christen vor dem IS und vor al-Kaida geschützt hatte, als diese aus Syrien in den Libanon eindringen wollten. Und sogar eine westliche Zeitung, die Newsweek, weist darauf hin. Zum Newsweek-Artikel mehr in Anhang 9.

Die Panzer werden versammelt

Am 29. September wird eine Panzer-Armee an der Grenze zum Libanon aufgefahren[23], und der „Verteidigungs“-Minister Israels spricht von einer „Ausweitung“ der IDF-Aktivitäten. Der bisherige Bombenkrieg gegen den Libanon droht nun in den nächsten Stunden in die dritte Invasion Israels des Landes zu münden.

Die Luftangriffe Israels haben bisher nach Angaben des UN-Kommissars für Flüchtlingsfragen über 200.000 Menschen zu Binnenflüchtlingen gemacht. Diese folgen den bereits seit einem Jahr aus dem Süden des Landes evakuierten 60.000 Menschen. An der Grenze zu Syrien wurden die ersten Flüchtlingskolonnen gesehen, welche in Syrien Schutz suchen. Aber das ist erst der Anfang.

Dreimal wurde Israel in der Vergangenheit gezwungen, das Land wieder zu verlassen. Diesmal will die Regierung wohl mit dem Libanon so umgehen, wie vorher mit Gaza, denn niemand ist dem Land in den Arm gefallen, hat den Völkermord beendet. Und in den israelischen Medien wird bereits gefragt, ob der Libanon nicht eigentlich ein Teil Israels sei[24].

Unterschiede zu früheren Invasionen

Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede in den bisherigen Angriffskriegen Israels gegen den Libanon und dem aktuellen bestehen, lesen Sie bitte in Anhang 15.

Israel verfolgt das Muster der US-Angriffskriege. Es will mit „shock and awe” (Schock und Ehrfurcht) die Menschen des Libanons in Angst und Schrecken, in Panik versetzen, wodurch die zielgelenkten Gegenaktionen der Hisbollah in Flüchtlingsströmen untergehen. Durch bewusst besonders grausame Kriegsführung soll der Angegriffene selbst auch in Panik verfallen[25]. Sie sollen zu der Überzeugung kommen, dass Widerstand sinnlos ist. Das Hauptziel ist es, eine sachliche Beurteilung der Situation zu verhindern. Ende September war unklar, ob das bei der Hisbollah, welche durch den Syrien-Krieg gestählt wurde, auch funktioniert.

Ralph Nader weist in einem Tweet darauf hin, dass Israel bewusst Zivilisten angreift, um maximale Wirkung zu erreichen. Er zitiert als Zeugen u.A. den Generalstabschef Mordecai Gur, der erklärt hatte:

„Die israelische Armee hat immer gezielt und bewusst Angriffe gegen die Zivilbevölkerung durchgeführt. Die Armee hat nie zwischen zivilen und militärischen Zielen unterschieden, sondern immer gezielt zivile Ziele angegriffen.“

Was hält Israel noch auf?

Der ultranationalistische Philosoph Russlands, dessen Tochter durch einen ukrainischen Mordanschlag getötet worden war, erklärte, dass der Mord an Nasrallah das Ende der Welt sei. Seine Meinung ist insofern interessant, da er selbst rassistische Attitüden vertritt, und sein Nationalismus durchaus Ähnlichkeiten mit dem des Zionismus hat. Er schreibt, dass der verstorbene Hassan Nasrallah als Führer der Hisbollah die Vorhut des antiisraelischen Widerstands der gesamten islamischen (hauptschaischen) Welt war. Daher seien die Schläge, die Israel der Hisbollah zufügte und schließlich seinen Führer zerstörte, ein mächtiger Schlag für den gesamten Widerstand im Nahen Osten. Mehr Details zunächst in Anhang 10.

Vielleicht, so Dugin weiter, folge nun auch die Landinvasion Israels im Libanon und nicht nur dort, Um "Großisrael" zu erschaffen. Egal wie die Projekte des extremen und extremistischen Netanjahus und seiner noch rechteren Minister Smotrich und Ben-Guir seien, sie würden jetzt vor unseren Augen umgesetzt. Eine solche Macht könne nur noch mit Gewalt aufgehalten werden. Und, so der Autor, das werde nur erfolgreich sein, wenn diese Kraft in Stärke, Ausrüstung, Entschlossenheit, und in der Bereitschaft Rote Linien zu ignorieren, mit Israel gleich zieht.

Er scheint Zweifel zu haben, dass es einen solchen Gegner gibt. Tatsächlich kann es kaum ein staatlicher Akteur sein, da die USA als Schutzmacht Israel dieses Land in Schutt und Asche legen würden, oder ein großer Weltkrieg ausgelöst würde.

Die Vorstellungen der Widerständler

Ähnlich wie bei den Mythen um den damaligen Präsidenten Trump und seinem angeblichen dreidimensionalen Schach gegen den Tiefen Staat, sterben die Hoffnungen nur sehr langsam. Und so glaubt James Kroeger, stellvertretend für viele alternative Analysten, dass der Iran und Russland angeblich Israel Einhalt gebieten werden. Lesen Sie seinen Tweet in Anhang 11.

Ende September erschien mir diese Einschätzung eher wie ein Wunschtraum. Im Gegenteil glaube ich, dass Russland alles versuchen wird, den Iran davon abzuhalten, einen großen Krieg gegen Israel einzugehen. Die einzige Lösung für den Widerstand war meiner Meinung nach, Israel in einen endlosen Partisanenkrieg zu verwickeln, der schließlich irgendwann zum Zusammenbruch der Wirtschaft führt, aber ohne, dass das Land eine Möglichkeit hat, ein Ziel für einen Kernwaffenangriff auszumachen.

Der US-Wissenschaftler John Mearsheimer erklärt, dass die gezielte Ermordung durch Drohnen, welche die USA praktiziert, nichts ändere. Solange die grundsätzlichen Probleme nicht gelöst werden, welche den Terrorismus verursacht haben. Daraus schließt einer seiner Fans, dass auch die Morde und Strategie der Enthauptung der Hisbollah nichts ändern wird. Die Hisbollah, werde eine neue Führung wählen und weitermachen. Es sei ein endloser Zyklus, und so nutzlos wie die Drohnenmorde der USA. Es führt lediglich zu Eskalation und Einfrieren von Beziehungen[26].

Die Erfahrung früherer Konflikte zeigt, in denen die Hisbollah Israel aus dem Libanon vertrieb, bewies, dass die Ermordung der Führungselite nur wenig Einfluss auf die Kampffähigkeit der Kämpfer hatte.

„Hierarchische Strukturen beziehungsweise Kommandoketten von oben nach unten, die den Kommandeur oder auch deren direkten Untergebenen ‚unersetzlich‘ machen, sind für das Überleben derartiger Organisationen tödlich. In der Hisbollah ist das gerade umgekehrt organisiert. Bei der letzten erfolgreichen Vertreibung der israelischen Besatzer aus dem Libanon, mit an die Tausend toter israelischer Soldaten, haben die Hisbollah-Kämpfer bewiesen, dass sie als Einheit auch ohne Kommandeur und selbst in Isolation wochenlang erfolgreich weiterkämpfen können.“[27]

Der Iran zeigt sich betrogen

Am Abend des 29. September wird verbreitet, dass der frisch gewählte Präsident Masoud Pezeshkian, dem man nachsagt, er neige westlichen Ideen zu, die USA und die EU hätten den Iran belogen, weil sie behauptet hätten, wenn er sich mit einem Vergeltungsangriff wegen der Ermordung von Ismael Haniyeh, dem Hamas Verhandlungsführer für einen Waffenstillstand mit Israel, zurückhalte, würde ein Waffenstillstand erreicht werden[28]. Kann man glauben, dass ein iranischer Regierungschef so naiv sein soll[29]?

„Die Behauptungen der Staatschefs der USA und der EU, die einen Waffenstillstand im Austausch für eine Nichtreaktion des Iran auf die Ermordung des Märtyrers [Ismail] Haniyeh versprachen, waren allesamt Lügen. Wenn man solchen Kriminellen eine Chance gibt, wird sie das nur ermutigen, weitere Verbrechen zu begehen.“[30]

Als Reaktion auf die Rede des iranischen Regierungschefs hat das US-Verteidigungsministerium die Einsatzbereitschaft der in der Region stationierten US-Soldaten erhöht. Offensichtlich werden die USA auch aktiv in einen möglichen Krieg zwischen Israel und dem Iran eingreifen, was die Frage aufwirft, welche anderen Großmächte möglicherweise aktiv werden könnten.

„Laut dem Pentagon ‚machte Minister Austin klar, dass die Vereinigten Staaten alle notwendigen Maßnahmen ergreifen werden, um unser Volk zu schützen, sollten der Iran, seine Partner oder seine Stellvertreter diesen Moment nutzen, um amerikanisches Personal oder amerikanische Interessen in der Region anzugreifen‘. (…) Dies geschah, während in den frühen Morgenstunden des Sonntags das Hauptquartier der US-Besatzungstruppen auf dem Conoco-Gasfeld in Deir Ezzor im Osten Syriens einem heftigen Raketen- und Drohnenangriff ausgesetzt war.“[31]

Natürlich gilt Israel, als unsinkbarer Flugzeugträger in der Region, als US-Interesse, während Russland zwar einen Vertrag zur gegenseitigen militärischen Unterstützung mit dem Iran vereinbarte, aber keine vergleichbare Aussage gemacht hat. Und da Russland in der Ukraine beschäftigt ist, dürfte ein weiteres Engagement im Nahen Osten nicht in seinen Möglichkeiten stehen.

Aber so wie die Ermordung des ersten Hisbollah Chefs Nasrallah an die Macht katapultiert hatte, so drohte schon Tage nach dem Anschlag mit dem neuen Anführer der Widerstandsbewegung, Hashem Safieddine ein weniger diplomatischer, und noch weniger erschrockener Kämpfer den Platz einzunehmen[32]. Es hatte noch nie genutzt, die Köpfe von Terrororganisationen zu töten. Viel klüger war es, sie diplomatisch einzubinden, wie seinerzeit den PLO-Führer Jassir Arafat, der im Rahmen dieser Politik sogar den Friedensnobelpreis erhielt, aber dann später doch noch, unbewiesen aber plausibel, mit Polonium-210 vergiftet wurde.

Die Reaktion westlicher Politiker möchte ich lieber nicht erwähnen, aber die meisten deutschsprachigen Menschen dürften nicht umhin gekommen sein, sie ertragen zu müssen. Stattdessen möchte ich aufzeigen, wie der russische Staat das Vorgehen Israels diametral entgegen gesetzt wertet.

„Das Außenministerium erklärte: ‚Dieses gewaltsame Vorgehen wird noch dramatischere Folgen für den Libanon und den gesamten Nahen Osten haben.‘ Die israelische Seite habe unmöglich die Gefahr einer unkontrollierten Ausweitung des Konflikts übersehen können, sie habe diesen Schritt aber trotzdem unternommen und weitere libanesische Bürger getötet, was fast unweigerlich einen neuen Ausbruch von Gewalt provozieren werde. Damit trage Israel ‚die volle Verantwortung für die kommende Eskalation‘, heißt es in der russischen Erklärung.[33]

Die Gefahr für die Welt

Arnaud Bertrand hat einen sehr wichtigen und zutreffenden Artikel in einem Tweet auf X / Twitter veröffentlicht. Darin beschreibt er eindrücklich, wie die Taten Israels Präzedenzfälle für die Zukunft erschaffen und die Gefahr einer nihilistischen Welt heraufbeschwören[34]. Aus Formatgründen leider nur in Textform als Anhang 12.

Gerade als ob die Führung Israels diese Warnung bestätigen wollte, erscheinen nach der Ermordung von Nasrallah Plakate in Israel mit dem Slogan „Neue Ordnung“[35]. Die neue Ordnung des Nihilismus hat demnach begonnen.

Aber wer aufgepasst hatte, begriff, was mit neuer Ordnung gemeint war. Ein Artikel in The Jerusalem Post vom 25. September hatte es nämlich enthüllt. Ein Artikel der allerdings schnell gelöscht worden war, als der Redaktion bewusst wurde, dass sie damit bestätigten, dass Israel Kriege mit dem Ziel eines Groß-Israels anstrebten. Der Artikel trug den Titel „Ist der Libanon Teil des Israel versprochenen Landes?“ Besonders solche gelöschten Artikel sollten verewigt werden, deshalb hier eine komplette Übersetzung in Anhang 13.

Am gleichen Tag erklärt der Außenminister von Jordanien, dass die Behauptung Israels, es sei nur von Feinden umgeben, und müsse daher ständig andere Länder bombardieren falsch sei. Er erklärt, dass man mit 57 muslimischen Ländern gerade zusammen gekommen war. Und jedes einzelne Land sei bereit, für Israel [in den Grenzen von 1967] eine Sicherheitsgarantie abzugeben, wenn sich das Land dem Völkerrecht unterwirft, und einer Zweistaatenlösung zustimmt. Aber Israel wolle das nicht. Das Land sollte sich fragen, wie es sich die Zukunft vorstellt, und ob es vorzieht, im permanenten Krieg zu leben[36]. Es ist spätestens zu diesem Zeitpunkt eindeutig, dass Israel Krieg führt, um den Traum von einem Groß-Israel zu verwirklichen.

Am 29. September griffen israelische Bomber Kraftwerke und Ölanlagen des Jemens am Roten Meer, in den Hafenstädten Ras Isa und Al-Hudaida an. Vier Menschen wurden getötet, eine zweistellig Zahl verletzt[37]. Am Tag davor war eine Rakete aus dem Jemen noch vor dem Erreichen Israels abgefangen worden. Möglicherweise von Staaten, deren Luftraum sie berührte, oder von US-Schiffen auf dem Roten Meer.

Und weil es gerade so gut läuft mit den Bombardierungen, auch in Syrien, haben anscheinend „moderate Rebellen“, auch gerne „Freiheitskämpfer“ oder „Terroristen“ genannt, sich bei Israel für die Bombardierungen in Hebräisch bedankt, und scheinen zur Entlastung Israels eine Offensive gegen die syrische Armee zu planen[38].

Fazit

In der Nacht zum 1. Oktober bombardierte Israel Syrien, Gaza, den Libanon und den Jemen[39]. Und 10 Minuten nach dem Beginn der Bodenoffensive im Angriffskrieg gegen den Libanon werden Phosphorbomben über Dörfer im südlichen Libanon abgeworfen[40]. Als Antwort zielt die Hisbollah zum ersten mal auf militärische Ziele in Tel Aviv[41]. Nicht vergessen: Sowohl der Krieg gegen den Jemen, als auch der gegen den Libanon wären ganz einfach verhinderbar gewesen, indem Israel einem Waffenstillstand in Gaza zustimmte, und den Völkermord dort beendete. Nebenbei wären die israelischen Geiseln in der Hand der Hamas frei gekommen. Aber die Tatsache, dass Israel dies nicht tat, in Verbindung mit der Eskalation im Libanon zeigt, dass Israel einen dritten Versuch macht, den Traum von einem Groß-Israel zu verwirklichen, und der 7. Oktober 2023 nur ein Vorwand war, endlich einen großen Krieg zu führen, ähnlich wie Pearl Harbour für den Eintritt der USA in den Weltkrieg vorgeschoben worden war. Und unsere Medien? Sie wiederholen ganz einfach die Propagandanachrichten Israels[42]. Elijah Magnier bringt es auf den Punkt:

„Was in den nächsten Monaten im Süden des Libanon geschieht, wird die Zukunft des gesamten Nahen Ostens prägen. Entweder wird Israel besiegt oder es wird zu einer regionalen Supermacht.“[43]

Quellen und Anhänge

 

Der Autor twittert zu tagesaktuellen Themen unter https://x.com/jochen_mitschka

Anhang 1

„Niemand zweifelte an der Brutalität der israelischen Aktionen oder der Barbarei der Luftangriffe auf den Libanon, insbesondere nach dem Gaza-Krieg. Die Offensive begann mit einem intensiven Luftangriff auf militärische Ziele im südlichen Libanon und im Bekaa-Tal, ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung in der Nähe der vorgesehenen Ziele. Diese Ziele waren seit dem Zweiten Libanonkrieg 2006 durch Israels umfangreiche menschliche, elektronische und Satelliten-Aufklärung identifiziert worden. Es war für Israel nur natürlich, seine Raketen mehrere lange Tage, möglicherweise über eine Woche lang, auf diese Ziele auf südliche Städte und die Bekaa-Ebene abzufeuern. Dieser anhaltende Beschuss würde es dem Widerstand ermöglichen, seine Strategie der Schaffung einer neuen militärischen Realität umzusetzen, sobald der anfängliche „Wahnsinn“ abgeklungen und die Liste der Ziele erschöpft wäre. An diesem Punkt würde der Widerstand in eine Angriffsphase eintreten, bei der er präzise, weit entfernte Ziele treffen und schließlich alle Gebiete unter israelischer Kontrolle erreichen würde.“[44]

Noch kann man zu diesem Zeitpunkt nicht einschätzen, ob diese Strategie effektiv ist, oder von Wunschdenken beseelt, und ein Versuch, nicht an der Unterlegenheit gegenüber einer westlichen Kriegsmaschinerie zu verzweifeln. Dass es möglicherweise nicht nur Wunschdenken war, besagen Gerüchte, nach denen die israelische Regierung nun plötzlich dringend nach einem Weg sucht, einen Waffenstillstand zu vereinbaren. Der Grund soll „ernsthafte Schäden“ sein, die durch Hisbollah-Raketen der neueren Generation erreicht wurden[45]. Möglicherweise als Folge der vorher mit Billigraketen leer gelockten Luftabwehr. Allerdings bombardiert Israel auch Ziele in Syrien[46], was gegen die Absicht spricht, den Kampf um Groß-Israel aufzugeben.

Anhang 2

Am 26. September flog die IDF den vierten Tag in Folge Angriffe gegen Wohngebiete im Libanon. In Russia Today wurden andererseits auch die Folgen von Hisbollah Angriffen auf den Norden des Landes gezeigt, die offensichtlich nicht durch die Luftabwehr abgefangen werden konnten. Allerdings gab es keine Todesopfer, da die Bewohner die Möglichkeit hatten, sich in andere Gebiete des Landes in Sicherheit zu bringen. Netanjahu behauptet, dass alle Wohngebäude, die angegriffen wurden, Raketenbasen der Hisbollah gewesen seien, und die Zivilisten seien selber für ihre Opfer schuld, da sie keinen Abstand von Hisbollah-Raketen nehmen.

Anhang 3

„Der jüngste israelisch-libanesische Krieg hat alle Erwartungen übertroffen. Die enormen Raketenvorräte der Hisbollah ließen alle glauben, dass mit Israel eine ‚gegenseitig zugesicherte Vernichtung‘ (MAD) erreicht worden sei, was die Aktionen beider Kämpfer in zukünftigen Konflikten einschränken würde, aber Israels Geheimdienstüberlegenheit und die Zurückhaltung der Widerstandsachse gegenüber einer Eskalation verschafften dem selbsternannten jüdischen Staat letztendlich einen großen Vorteil. Die gegenwärtige Lage ist derart, dass Israel den jüngsten Krieg mit dem Libanon unbestreitbar gewinnt.“[47]

Korybko schreibt, dass der „dreiste Pager-Angriff“ die Befehls- und Operationskette der Hisbollah unterbrochen habe, was Israel dann ausgenutzt habe, die Raketenvorräte anzugreifen. Am 27. September hatte Israel behauptet, den Chef der Hisbollah, Sayyed Hassan Nasrallah, getötet zu haben. Er wurde getötet, weil Israel zu dem Schluss kam, dass er der einzige war, der effektiv gegen den Völkermord in Gaza stand, und nicht aufhören wollte, solange der Völkermord anhielt, das sprach sich nach dem Attentat sinngemäß herum. Demnach hat er seinen Einsatz für Völkerrecht und Menschenrechte, zusammen mit Hunderten Unbeteiligter mit dem Leben bezahlt.

Man muss erklären, dass, um einen der Anführer einer politischen Partei im Libanon zu töten, ein Bombenangriff stattfand, der mehrere Wohnhäuser mit allen Bewohnern tötete[48]. Trotz des Anschlages, so erklärt Korybko, habe die Hisbollah immer noch nicht die Eskalation gleichwertig beantwortet, da es nach wie vor davon überzeugt war, dass eine Abschreckung in Form der „gegenseitigen Vernichtung“ gegeben sei. Auch der Iran hatte sich bis zum Samstag, den 28. September immer noch ruhig verhalten. Was nun darauf hindeute, meint Korybko, dass die Hisbollah entweder nicht mehr in der Lage ist, die befürchteten Gegenschläge auszuführen, oder der Iran die Hisbollah davon abhält.

„Es ist an der Zeit, darüber nachzudenken, was alle falsch gemacht haben. Erstens hatte niemand eine Ahnung, wie tief der israelische Geheimdienst die Hisbollah infiltriert hatte. Sie kannten die Standorte der meisten Raketenlager, den Aufenthaltsort der führenden Persönlichkeiten der Gruppe und konnten sogar buchstäblich getarnte Bomben an vielen von ihnen platzieren. Dies hätte nicht allein mit technischen Mitteln erreicht werden können. Daher ist offensichtlich hochrangiger menschlicher Geheimdienst dafür verantwortlich. Diese Assests haben die Hisbollah von innen heraus gelähmt, bevor der jüngste Krieg überhaupt begann.“ (Ebd.)

Korybko spekuliert dann darüber, ob evt. der neue „gemäßigte bzw. reformistische“ Präsident des Irans für die fehlende Reaktion gegenüber der Aggression Israels verantwortlich war. Aber Korybko schränkt ein, dass der IRGC, also die Revolutionsgarden, für die Beziehung zur Hisbollah verantwortlich seien, nicht der Präsident. Es gebe keine glaubwürdigen Hinweise darauf, dass sie eine Eskalation wollten, aber vom Präsidenten gestoppt wurden. Vielmehr deuten alle Beweise darauf hin, so der Artikel weiter, dass die Führung des Landes als Ganzes beschlossen habe, keine Eskalation mit Israel zu riskieren, die zu einer gegenseitigen Vernichtung führen könnte, indem sie zur Verteidigung der Hisbollah einen konventionellen Krieg gegen Israel führt. Und deshalb müsse man annehmen, dass alle diesbezüglichen Äußerungen Teherans ein Bluff waren.

Der Autor analysiert dann, warum der Iran sich entschieden hatte, die Vergeltungsmaßnahmen vom Frühjahr nach dem Attentat gegen einen Hamas-Führer in Teheran nicht zu wiederholen, „was von einigen als kluge Vermeidung einer möglicherweise unkontrollierbaren Eskalationsspirale interpretiert wurde, die zu einem direkten Eingreifen der USA in den Konflikt hätte führen können“. Korybko spekuliert aber, dass es daran gelegen haben, dass Iran kürzlich durch die israelische Luftabwehr gedemütigt worden sei. Und wie er meint, viertens sei diese Version der Ereignisse in der alternativen Mediengemeinschaft tabu, da die meisten einflussreichen Personen mit der Widerstandsachse sympathisieren und jeden „canceln“, der an ihren Fähigkeiten oder ihrem Willen zweifelt.

Und schließlich aber sei der vielleicht wichtigste Punkt, dass Israel aus ideologischen Gründen, die sich aus der Weltanschauung seiner derzeitigen Führung ergeben, bereit war, MAD zu riskieren, während die Widerstandsachse immer viel rationaler war, weshalb sie dem Gedanken des MAD treu blieb und nie Israels rote Linien überschritt. Die Hisbollah könnte es jetzt vielleicht buchstäblich nicht mehr, selbst wenn sie wollte, aber die iranische Führung – zu der der Oberste Führer und die IRGC gehören – sei nach wie vor fest davon überzeugt, keinen dritten Weltkrieg zu riskieren.

Es sei keine Schande, vor dem jüngsten israelisch-libanesischen Krieg nichts davon gewusst zu haben, aber wer ernsthaft danach strebe, die internationalen Beziehungen so zu verstehen, wie sie objektiv existieren und nicht so, wie er sie gerne hätte, müsse nüchtern über die fünf Punkte nachdenken, die Korybko in dieser Analyse dargelegt werden, erklärt er am Schluss.

Anhang 4

„Das gleichzeitige Angreifen Tausender von Personen, seien es Zivilisten oder Mitglieder bewaffneter Gruppen, ohne zu wissen, wer sich zum Zeitpunkt des Angriffs im Besitz der Zielvorrichtungen befand, wo sie sich befanden und in welcher Umgebung sie sich befanden, verstößt gegen das internationale Menschenrechtsgesetz und gegebenenfalls gegen das humanitäre Völkerrecht.

Es ist schwer vorstellbar, wie solche Angriffe unter diesen Umständen mit den Grundprinzipien der Unterscheidung, Verhältnismäßigkeit und Vorsicht bei Angriffen gemäß dem humanitären Völkerrecht vereinbar sein könnten. Wenn der Angreifer nicht in der Lage ist, die Vereinbarkeit des Angriffs mit den verbindlichen Regeln des Völkerrechts, insbesondere den wahrscheinlichen Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung, zu beurteilen, sollte der Angriff nicht durchgeführt werden.

Das humanitäre Völkerrecht verbietet den Einsatz von Sprengfallen in Form scheinbar harmloser tragbarer Gegenstände, die speziell dafür entwickelt und konstruiert wurden, explosives Material zu enthalten. Es ist ein Kriegsverbrechen, Gewalt anzuwenden, die darauf abzielt, Terror unter der Zivilbevölkerung zu verbreiten.

Ich fordere erneut eine unabhängige, gründliche und transparente Untersuchung der Umstände dieser Explosionen. Diejenigen, die diese Angriffe angeordnet und durchgeführt haben, müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Lassen Sie es mich klar sagen: Diese Methode der Kriegsführung mag neu und ungewohnt sein. Aber das humanitäre Völkerrecht und die Menschenrechte gelten ungeachtet dessen und müssen eingehalten werden.“[49]

Anhang 5

„Die Dahiya-Doktrin oder Dahya-Doktrin[50] ist eine israelische Militärstrategie, die die großflächige Zerstörung ziviler Infrastruktur beinhaltet, um Druck auf feindliche Regierungen auszuüben[51]. Die Doktrin wurde vom ehemaligen Generalstabschef der israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF), Gadi Eizenkot, entworfen. Der israelische Oberst Gabi Siboni schrieb, dass Israel „wirtschaftliche Interessen und die Zentren ziviler Macht, die die Organisation unterstützen, ins Visier nehmen sollte“[52]. Die Logik besteht darin, der Zivilbevölkerung so großen Schaden zuzufügen, dass sie sich dann gegen die Militanten wendet und den Feind zwingt, um Frieden zu bitten[53].“[54]

Anhang 6

„Seit dem Abzug seiner Siedlungen im Jahr 2005 hat Israel Gaza regelmäßig angegriffen. Der Beschuss des schmalen Landstreifens führte zu dem israelischen Ausdruck ‚Rasenmähen‘. Mit anderen Worten: Israel bombardierte Gaza regelmäßig, um ‚die Ordnung aufrechtzuerhalten‘. In den letzten Monaten ist Israel weit über seine früheren Luftangriffe hinausgegangen. (…) Der Krieg hat fast die Hälfte aller Wohngebäude zerstört. Inmitten einer sich verschärfenden Nahrungsmittelkrise in Gaza hat Israel sogar ein Lebensmittelverteilungslager bombardiert.“[55]

Man kann die Taktik mit der Drohung von Entführern vergleichen, die Geiseln genommen haben. Sie drohen, wenn die Polizei keinen freien Abzug gewährt, jede Stunde eine Geisel zu töten. Mit dem gleichen Prinzip versucht Israel die Hamas erpressen, den Widerstand aufzugeben.

Anhang 7

„Nach fast einem Jahr des gnadenlosen israelischen Angriffs stellt die Hartnäckigkeit der Hamas, ihre Fähigkeit, sich neu zu formieren und den Kampf aufrechtzuerhalten, und die Verweigerung der effektiven Kontrolle Israels über irgendeinen Teil Gazas einen strategischen Misserfolg für Israel dar. Dieser Misserfolg wird nicht durch Israels Massenmord, mutwillige Zerstörung oder die Ermordung hochrangiger Hamas-Persönlichkeiten gemildert, ebenso wenig wie Washingtons Tötung von Millionen Menschen in Südostasien die Tatsache ändert, dass es den Krieg in Vietnam verloren hat.“[56]

Während Korybko der Meinung ist, dass die Hisbollah bereits am 28. September geschlagen war, da der Iran offensichtlich keinen großen Krieg riskieren wollte, ist Maureen Murphy anderer Meinung. Sie schreibt in dem erwähnten Artikel:

„Israels eskalierte Angriffe auf den Libanon durch sein bereits müdes und demoralisiertes Militär werden die Evakuierung der Bewohner [Israels] nur verlängern und haben die Zahl der aus den nördlichen Siedlungen vertriebenen Menschen tatsächlich erhöht. Unterdessen sagen einige Familienangehörige von Israelis, die in Gaza gefangen gehalten werden, dass die Offensive im Libanon auch ein Abkommen zur Freilassung ihrer Angehörigen verzögern wird – deren Rückkehr Netanyahu in seiner Rede vor der UN-Generalversammlung am Freitag als „heilige Mission“ bezeichnete.

Nachdem Israel bereits einen De-facto-Krieg begonnen hat, kann es auf der Eskalationsstufe keine Sprünge mehr machen, und eine Bodeninvasion des Libanon scheint immer wahrscheinlicher. Dies wäre für Israel, gelinde gesagt, nicht vorteilhaft, da es seine Truppen ‚zur leichten Beute für die fortschrittlichen hybriden Kriegstaktiken des Widerstands‘ machen würde, wie es Analyst Amal Saad ausdrückte.

Im Falle einer Bodeninvasion wird die Euphorie, die das israelische Militär nach mehreren Tagen schwerer Schläge gegen die Hisbollah erlebt hat, aller Wahrscheinlichkeit nach zu einer fernen Erinnerung werden, und die Erinnerungen an die Demütigung und den Rückzug von 2006 werden bald wieder aufkommen.“

Die Autorin behauptet, weder im Libanon noch im Gazastreifen werde Israel einen klaren Sieg oder eine Kapitulation des Widerstandes erleben. Unabhängig vom Schicksal der Hamas oder der Hisbollah werde es in jedem Fall immer Widerstand gegen einen kolonialen Siedlerstaat geben, der gewaltsam in die Region implantiert und dort aufrechterhalten wird. Israels Streitkräfte vor der Staatsgründung nutzten militärische Gewalt und Terrorismus, um arabisches Land zu erobern und zu halten, und diese Gewalt sei ein roter Faden in der gesamten Geschichte des Staates.

Die Autorin fährt dann fort:

„‘Im Nahen Osten ist kein Platz für Schwäche‘, so Eitan Shamir über den berüchtigten ‚Rasenmäher‘, was eine Mentalität widerspiegelt, die die israelische Entscheidungsfindung seit der Staatsgründung geprägt hat. ‚Dieser Krieg ist vielleicht nicht im unmittelbaren Sinne einer Bedrohung, das gesamte israelische Territorium zu erobern‘, schrieb Shamir bereits im Oktober, ‚aber er ist sicherlich im langfristigen Sinne existenziell, da er Israels Fähigkeit beweist, in dieser Region weiter zu existieren.‘“[57]

Murphy ist der Meinung, dass jede „Sicherheit, die Israel mit Gewalt erreicht“, sich als vorübergehend und illusorisch erweisen wird, und das in einer Zeit, da Israels so fragil sei, wie niemals vorher. Sie weist darauf hin, dass sowohl die Hamas, als auch die Hisbollah, nur als Reaktion gegen die Besatzung gegründet wurden. Ihre Existenz wird durch die Besatzung legitimiert. Dann schreibt sie etwas, das sich Deutsche genau durchlesen sollten:

„Israels Existenzkriege gegen die beiden Widerstandsorganisationen resultieren aus seiner prekären Lage als von ausländischen Siedlern bevölkerte Kolonie, die nach der Massenvertreibung der einheimischen palästinensischen Bevölkerung gegründet wurde – eine Realität, die die Menschen in der Region niemals akzeptieren werden, egal wie viele Normalisierungsabkommen Israel mit Washingtons regionalen Verbündeten schließt.“(Ebd.)

Anhang 8

Klarenberg berichtet, wie das britische Außenministerium mindestens seit 2008 die Geheimdienste des Libanon infiltrierte, indem es ein britisches „Polizeiunterstützungsprogramm“ installierte. Durchgesickerte Akten zeigten, dass London auf unterschiedliche Art und Weise und sehr erfolgreich vorgegangen war. Schlüssel der Aktion war ein „Sicherheitsunternehmen“ mit dem Namen Torchlight. Die Firma besteht aus „ehemaligen“ britischen Polizisten und Spionen.

„Darüber hinaus verfügen 90 Prozent der Mitarbeiter des Unternehmens über eine hohe Whitehall-Sicherheitsfreigabe, die ihnen ‚häufigen und unkontrollierten Zugang‘ zu streng geheimen Informationen gewährt, und die Büros von Torchlight verfügen über eine seltene „Liste X“-Akkreditierung, was bedeutet, dass das Verteidigungsministerium das Unternehmen mit der Lagerung hochsensibler, geheimer Materialien auf seinem Gelände betraut hat.“[58]

In dem Artikel werden die Methoden beschrieben, mit denen die Torchlight-Einheiten die libanesischen Dienste infiltrierten. Aus den Dokumenten gehe hervor, dass das Ziel darin bestehe, eine „nachhaltige Beziehung zu einem wichtigen britischen [Anti-Terror-]Partner“ aufzubauen und so „jede gemeinsame britisch-libanesische operative Zusammenarbeit und Kooperation zu ermöglichen, zu unterstützen und sicherzustellen“.

Aber die Aufgaben des Projektes, schienen mehr als nur Aufklärung zu umfassen. So heißt es in den Dokumenten: „In Kontexten, in denen die Anreize der Elite nicht mit unseren Zielen/Werten übereinstimmen … könnte ein Ansatz erforderlich sein, der darauf abzielt, die Elitepolitiker zur Rechenschaft zu ziehen“.

Da die Unterstützung der israelischen Regierung bei der Bombardierung Gazas durch Aufklärungsflüge ein offenes Geheimnis ist, darf man also davon ausgehen, dass der Libanon und die Hisbollah, nicht nur ein Mossad-Problem haben. Wie der gleiche Autor schon im Dezember 2023 in einem weiteren Artikel beschrieb[59].

„Geheime Militärbündnisse: SAS in Gaza. Es versteht sich von selbst, dass Großbritanniens Beteiligung an Israels Völkermordangriff in Gaza streng geheim ist. Im Dezember 2020 unterzeichneten London und Tel Aviv ein Abkommen über militärische Zusammenarbeit, das von Beamten des Verteidigungsministeriums als ‚wichtiger Teil der Verteidigungsdiplomatie‘ beschrieben wurde, der die militärischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern ‚stärkt‘ und gleichzeitig ‚einen Mechanismus zur Planung unserer gemeinsamen Aktivitäten‘ bietet. Der Inhalt dieses Abkommens bleibt jedoch nicht nur den normalen britischen Bürgern, sondern auch den gewählten Gesetzgebern verborgen.

Es gibt Spekulationen darüber, ob das Abkommen Großbritannien verpflichtet, Israel im Falle eines Angriffs zu verteidigen, was möglicherweise die sichtbare Beteiligung des berüchtigten SAS am Angriff der Besatzungsarmee auf Palästinenser erklärt. Berichte der Mainstream-Medien deuteten Ende Oktober an, dass das Elitegeschwader auf britischen Militär- und Geheimdienststützpunkten im benachbarten Zypern ‚in Bereitschaft‘ sei und sich auf gewagte Geiselbefreiungsoperationen in Gaza vorbereite. (…) Ein hochrangiger britischer Armeeoffizier prahlte damit, dass diese Truppen ‚eine sehr enge Beziehung‘ zu ihren Kollegen in Beirut aufgebaut hätten, die ‚Einblicke und Einfluss auf die libanesischen Entscheidungen und eine Sichtweise von der anderen Seite der Nordgrenze bietet, die Israel eindeutig beunruhigt‘.“[60]

Anhang 9

Der ehemalige libanesische Präsident Michel Aoun, ein Christ und Gründer der mit der Hisbollah verbündeten Partei Freie Patriotische Bewegung, veröffentlichte eine längere Erklärung, in der er Nasrallah als Märtyrer des Landes lobte. „Mit dem Märtyrertod Seiner Eminenz, des Generalsekretärs der Hisbollah, Sayyed Hassan Nasrallah, verliert der Libanon einen angesehenen und ehrlichen Führer, der den nationalen Widerstand auf den Weg des Sieges und der Befreiung führte. Er hielt sein Versprechen und war seinem Volk gegenüber loyal, das seine Liebe, sein Vertrauen und seine Hingabe erwiderte“, schrieb er auf X.“[61]

Die Hisbollah war schon lange auf die christlichen Gemeinden zugegangen. Ca. 32% der Bevölkerung sollen christlich sein, und die Verfassung des Landes legt eine Verteilung der Sitze im Parlament nach der religiösen Ausrichtung fest. Nasrallah hatte in der Vergangenheit wiederholt erklärt, dass das archaische Sektensystem der Vergangenheit überholt sei, und endlich einer modernen, demokratischen Verfassung Platz machen müsse. Was aber von Saudi-Arabien und westlichen Ländern nicht zugelassen worden, welche ihren entsprechenden Einfluss, den sie durch Geld und alte Verbindungen aufgebaut hatten, nicht verlieren wollen.

Und so stellt der Artikel in Newsweek fest:

„Obwohl Nasrallah die schiitische Gemeinschaft in einem von Sektenfehden zerrissenen Land vertrat, wurde er im ganzen Land zu einer verehrten Persönlichkeit, als Israel im Jahr 2000 seine 18-jährige Besetzung des Südlibanons beendete. Die Hisbollah baute mit einer mächtigen Fraktion im Parlament auch eine starke politische Präsenz im Libanon auf.“(Ebd.)

Am Ende des Artikels äußern die Verfasser die Befürchtung, dass Netanjahu nach den Erfolgen bei der Ermordung von zahlreichen Anführern der Hisbollah, und nun auch von Nasrallah, eine Bodeninvasion beginnen könnte, der das Potential hat, sich zu einem großen Konflikt auszuweiten.

Anhang 10

Israel basiere auf einem riesigen Netzwerk von Anhängern, Menschen, die die Prinzipien des politischen und religiösen Zionismus in allen Ländern der Welt teilen. Und das ist ein großer Vorteil Israels als Netzwerkstruktur, nicht nur eines Staates. Es sei diese zionistische Struktur, welche den Massengenozid in Gaza ausübe. Und schließlich hätten sie durch den Terrorismus gegen die Hisbollah und Ermordung von Nasrallah erreicht, wichtige Teile der charismatischen spirituellen und politischen Führer der schiitischen Avantgarde des Widerstands im Nahen Osten zu zerstören.

Durch die Reihe von Ermordungen von General Soleimani im Irak bis nun zu Nasrallah im Libanon habe sich Israel das Ziel eines großen Landes gesetzt. Dies geschehe in Erwartung der Ankunft und des Beitritts der Mashiah, der dafür sorgen soll, dass Israel alle Länder und Völker der Welt unterstehen werden.  Man könne sich vorstellen, was in den Köpfen der rechtsextremen Zionisten geschieht, die ihre Erfolge sehen.

Er meint, dass fast alle Hindernisse zur Sprengung der Jerusalemer Al-Aqsa-Moschee seien nun beseitigt, und in naher Zukunft könnten die israelischen Rechtsextremen, die in triumphaler Stimmung sind, die Sprengung durchführen und mit dem Bau des Dritten Tempels auf dem Jerusalemer Tempel beginnen. Und der kollektive Westen unterstütze all dies und erlaube die Tötung und Verstümmelungen der massiven Anzahl unschuldiger Menschen, die „Großes Israel“ im Wege stehen.

„Das ist eine ernste Angelegenheit. Das ist nicht mehr nur ein Krieg im Nahen Osten. Tatsächlich wird die Existenz des Nahost-Widerstands selbst in Frage gestellt. Die Führer der schiitischen Welt sind in Verwirrung, aber in noch größerer Verwirrung sind Sunniten, die nicht nur auf das reagieren können, was passiert ist. Einerseits können Sunniten nicht solidarisch mit Israel sein, da dies ein völliger Verrat an sogar Hinweisen auf islamische Solidarität sein wird. Auf der anderen Seite bringt die militärische Wirksamkeit Israels sie in eine äußerst schwierige Situation, da nicht klar ist, was gegen bestehen kann. Angesichts der Tatsache, dass Israels Raketen dorthin fliegen, wo sie wollen, und die Raketen ihrer Gegner ganz effektiv am Eisernen Dom der israelischen Luftverteidigung hängen bleiben.“[62]

Anhang 11

Er schreibt auf Twitter / X:

„Meine Vorhersagen:

(1) Ein totaler Krieg zwischen Israel und dem Iran steht unmittelbar bevor und wird zur Zerstörung Israels führen.

(2) Die USA werden vielleicht alles daran setzen, die Zerstörung Israels zu verhindern, aber wenn sie es versuchen, werden sie scheitern.

(3) Eine russische Intervention zu einem kritischen Zeitpunkt des Krieges wird Israel seine Sampson-Option nehmen.

Für die Strategen des Widerstands ist es an diesem Punkt offensichtlich, dass das einzige, was Israels Terrorbombardements beenden wird, die Zerstörung der israelischen Luftwaffe ist. Die Hisbollah ist nur begrenzt in der Lage, die Luftwaffenstützpunkte der israelischen Streitkräfte anzugreifen, aber mit der uneingeschränkten Kooperation des Iran und der entscheidenden Unterstützung Russlands kann genügend Feuerkraft eingesetzt werden, um die Aufgabe zu erledigen.

Warum hat die Hisbollah nicht bereits den Großteil ihres Raketenbestands auf die Luftwaffenstützpunkte der israelischen Streitkräfte abgeladen? Ich vermute entweder:

(a) Israels Angriffe auf die Kommando- und Kontrollzentrale der Hisbollah (Pager, Nasrallah) könnten die Fähigkeit der Hisbollah, einen effektiven koordinierten Angriff auf diese Stützpunkte zu starten, ernsthaft beeinträchtigt haben

(b) Große Pläne in Teheran, die israelische Luftwaffe am Boden zu zerstören, befinden sich bereits seit Wochen in der Planungs- und Vorbereitungsphase (mit Russlands Beratung), aber ihre Verwirklichung könnte noch auf bestimmte Verbesserungen der iranischen Luftverteidigung warten, die noch nicht online sind

(c) Der Iran weiß, dass das Pentagon keinen Krieg mit dem Iran führen will, daher müssen die Bitten der USA, die darauf hindeuten, dass sie ihre Beteiligung an einem Krieg zwischen Israel und dem Iran begrenzen werden, ernst genommen werden

Wenn der iranisch-russische Plan, die israelische Luftwaffe zu zerstören, bereits für die Ausführung zu einem bestimmten Zeitpunkt vorgesehen ist – sobald der Iran vollständig vorbereitet ist –, dann können Sie es mental und emotional ertragen, kurzfristig „nichts zu tun“, weil Sie wissen, dass das, was Sie voll und ganz entfesseln wollen, wenn es soweit ist, das Problem für alle Zeiten lösen wird

Was Welche Rolle wird Russland meiner Meinung nach im bevorstehenden Krieg zwischen Israel und dem Iran spielen?[63]

Der Grund, warum der Iran und Russland einen massiven Angriff auf die Luftwaffe der israelischen Streitkräfte planen...[64]

Warum die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass der Kongress eine Kriegserklärung gegen den Iran verabschiedet, selbst wenn das Pentagon keinen solchen Krieg führen will...[65][66]

Anhang 12

„Wir verstricken uns so sehr in der täglichen Flut von Gräueltaten, die Israel begeht, dass wir leicht den Überblick über das große Ganze verlieren. Der Grund, warum es so wichtig ist [den Blick über das große Ganze nicht zu verlieren], abgesehen davon, dass es eine Beleidigung unserer grundlegendsten Menschlichkeit ist, ist letztlich, dass alles, was wir gemeinsam geschehen lassen – oder nicht – die grundlegende Struktur der internationalen Ordnung für die kommenden Jahrzehnte bestimmen wird.

Warum und wie? Das Wichtigste, was wir über die Zeit, in der wir leben, nicht vergessen dürfen, ist, dass wir uns in einem Übergang zwischen den Weltordnungen befinden. Wir verlassen die US-Hegemonie – sie ist bereits vorbei – und treten in eine neue Ordnung ein. Solche Übergänge finden selten statt, etwa einmal pro Jahrhundert. Das letzte Mal war das Ende des Kalten Krieges, als wir von einer bipolaren Weltordnung zur US-Hegemonie übergingen, oder ‚Pax Americana‘, wie sie genannt wurde (was angesichts der Millionen gewaltsamer Opfer in US-Kriegen überhaupt keine ‚Pax‘ war, was der eigentliche Grund ist, warum sie so kurzlebig war ... aber das ist nebensächlich). Aber dieser Übergang ist etwas ganz Besonderes, denn zum ersten Mal seit über 300 Jahren werden nichtwestliche Staaten wie China zu Vormachten. Wie wir alle wissen, war es seit der industriellen Revolution der Westen, der das System dominierte. Übergänge fanden statt, aber zwischen westlichen Staaten: Portugal zu Spanien, Spanien zu Großbritannien, Großbritannien zu den USA. Das ist also der Hintergrund.

Wie passt nun Israel hinein und warum ist das wichtig? Ordnungen basieren auf Prinzipien, und historische Gründungsereignisse sind enorm wichtig, um diese Prinzipien zu untermauern. Gehen wir zurück in die Vergangenheit, als der Westen begann, den Planeten zu kolonisieren, zunächst zaghaft (ein paar ‚Handelsposten‘ in Afrika im 15. Jahrhundert) und dann immer mutiger, bis hin zur Inbesitznahme ganzer Kontinente. Warum? Weil sie es konnten, sie schrieben die Prinzipien (oder das Fehlen derselben) einer neuen, vom Westen dominierten Weltordnung. Oder, wenn Sie ein genaueres Beispiel wollen, nehmen Sie die Bombardierung Jugoslawiens durch die NATO in den 1990er Jahren, eine der Gründungsakte der Ära der US-Hegemonie. Völlig illegal im Hinblick auf das Völkerrecht oder sogar den eigenen Vertrag der NATO (Serbien griff keinen NATO-Mitgliedsstaat an und bereitete auch keinen Angriff darauf vor), so sehr, dass – es ist lustig, sich heute daran zu erinnern – selbst Ariel Sharon damals von einem Akt ‚brutalen Interventionismus‘ sprach. Rückblickend war dies die Voraussetzung für die gesamte US-Hegemonieordnung: eine Zeit des einseitigen, überheblichen und brutalen Interventionismus mit wenig Rücksicht auf das Völkerrecht. Die Botschaft war: „Wir machen, was immer wir wollen“ … Und dieser erste Akt war zaghaft im Vergleich zu dem, was danach kam, und den Millionen Toten im sogenannten „Krieg gegen den Terror“ nach dem 11. September.

Ich behaupte natürlich nicht, dass Israel in der neuen Weltordnung ein herausragender Staat sein wird, dafür ist es viel zu klein. Was ich sage, ist, dass die Handlungen, die wir heute kollektiv zulassen, noch Jahrzehnte nachhallen und die größeren Schlachten bestimmen werden, die unsere Zukunft prägen werden. Und jeder kann sehen, dass die Präzedenzfälle, die wir schaffen, mehr als entsetzlich sind: Einige der Prinzipien, die Israel bricht, wurden jahrhundertelang etabliert, wie die Illegalität von Bombenanschlägen auf Botschaften oder die Tötung von medizinischem Personal. Schon im Mittelalter wussten wir, dass wir so etwas besser nicht tun sollten. Die Leute erkennen nicht, wie folgenreich das ist: Es steht ganz einfach alles auf dem Spiel. Wenn wir zulassen, dass die Zukunft der internationalen Ordnung auf der Ermordung von Palästinensern und jetzt auch Libanesen beruht, ebnen wir den Weg für die prinzipienloseste und nihilistischste Ordnung, die wir je erlebt haben, in der praktisch alles möglich ist.

Ich sehe viele Menschen, von denen ich glaube, dass einige von ihnen aufrichtig sind, die Israel verteidigen, weil es ein ‚Kampf der Zivilisation gegen die Barbarei‘ sei. Tatsächlich ist es das GEGENTEIL. Israel zerstört buchstäblich alles, worauf die Zivilisation basiert: Souveränität, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte, Freiheit usw. Wenn Ihnen eines dieser Dinge wichtig wäre und Sie wirklich verstünden, was passiert, wären Sie ein glühender Verteidiger der Palästinenser und Libanesen. Viele Menschen jubelten Israel für seine ‚gewagten‘ Aktionen gegen die Hisbollah zu, darunter die Ermordung Nasrallahs, mit der Begründung, dass es sich um ‚Terroristen‘ handele (denken Sie daran, dass es für den einen Terroristen für den anderen Freiheitskämpfer sind …).

Was weniger Menschen wissen, ist, dass der Grund, warum Israel diese Aktionen durchführte, keineswegs darin lag, dass es sich um ‚Terroristen‘ handelte, was immer nur ein Propaganda-Label für die leichtgläubige Öffentlichkeit ist: Laut Aussagen israelischer Beamter selbst, wie sie von NBC zitiert werden[67], taten sie es, weil die Hisbollah einen Nebendeal ablehnte, der die Palästinenser im Stich ließ und Israel ungehindert seinen Landraub und seine ethnische Säuberung fortsetzen ließ. Mit anderen Worten, die ‚Terroristen‘ der Hisbollah waren die einzigen, die sich tatsächlich dazu entschieden, Israel zur Rechenschaft zu ziehen für das, was alle UN-Resolutionen und die überwiegende Mehrheit der internationalen Gemeinschaft unablässig gefordert haben. Sie sind die einzigen, die beschlossen haben, die Regeln, die wir angeblich haben, tatsächlich durchzusetzen. DESHALB werden sie bombardiert und getötet.

Alles in allem, wenn Ihnen die Prinzipien, die der Zivilisation zugrunde liegen, wirklich am Herzen liegen, sollte die palästinensische Sache für Sie DIE vorrangige Sache sein, wegen der Präzedenzfälle, die geschaffen werden. Eine andere nicht unerhebliche Gruppe von Menschen verteidigt Israel, weil sie im Grunde Suprematisten sind und wollen, dass ‚der Westen‘ diese ‚Muslime‘ (ungeachtet der Tatsache, dass viele Palästinenser und sogar noch mehr Libanesen Christen sind) vernichtet, weil sie es wagen, gegen ihre Unterdrückung zu rebellieren. Aber selbst wenn das auf Sie zutrifft, wenn Sie einen Schritt zurücktreten und ein Minimum an gesundem Menschenverstand verwenden würden, würden Sie erkennen, dass dies im Großen und Ganzen absolut nicht in Ihrem Interesse ist. Das Schlüsselmerkmal der sich herausbildenden Weltordnung ist wiederum der Aufstieg nichtwestlicher Mächte: Indem Sie Israels Vorgehen unterstützen, legen Sie praktisch die Regeln für das fest, was Ihnen angetan werden könnte... Und wenn Sie ein Suprematist sind, nehme ich an, dass Sie Einwanderung nicht besonders mögen: Allein im Libanon wurden bereits eine Million Menschen von Israel aus ihrer Heimat vertrieben. Wie bei so vielen Kriegen (denken Sie an Syrien, Libyen usw.) lösen Israels Vorgehen eine weitere Einwanderungskrise aus. Oder denken Sie darüber nach: Wenn Sie ein Suprematist sind, denken Sie per Definition, dass westliche Werte überlegen sind... Stört es Sie nicht im Geringsten, dass das, was Israel tut, objektiv betrachtet so ziemlich jeden einzelnen dieser Werte verletzt und damit die Grundlage dieser vermeintlichen Überlegenheit zerstört? Dass Sie von nun an immer, wenn Sie Ihr Gerede über die westliche Überlegenheit anfangen, sofort die Antwort erhalten: „Ja, aber Gaza...“?

Alles in allem kann man die größeren Auswirkungen, egal, woher man kommt, nicht mehr ignorieren, wenn man erst einmal darüber nachdenkt. Jeder von uns trägt Verantwortung für die Welt, die wir durch unsere Handlungen erschaffen. Wollen wir eine Welt, die von „alles ist möglich“ und „Recht des Stärkeren“ geprägt ist? Wollen wir eine beispiellos nihilistische Ordnung einführen? Oder wollen wir eine Welt mit einer Vision für eine gemeinsame Zukunft der Menschheit, geprägt von gemeinsamen Prinzipien, eine Welt, die uns ein wenig stolz darauf macht, Menschen zu sein? Das ist es, was heute in Israel auf dem Spiel steht.“[68]

Anhang 13

„Die Verse der Tora vermitteln tiefgründige Botschaften, die wir für unser tägliches Leben aufschlussreich ableiten können. Rabbi Shay Tahan, der Rosh Kollel[69] von Shaarei Ezra in Brooklyn, NY, öffnet uns freundlicherweise die Tore, um sie zu verstehen.

Der jüngste Konflikt im Libanon wirft die uralte Frage nach den nördlichen Grenzen des biblischen Eretz Yisrael auf. Wo genau hat Hashem die Grenzen festgelegt und sind wir verpflichtet, diese Gebiete zu erobern? Gelten die Mitzvot[70] von Terumah[71] und Ma’aser[72] für diese Länder als Teil von Eretz Yisrael oder werden sie als außerhalb der Grenzen stehend betrachtet?

Die Tora bietet klare Richtlinien hinsichtlich der Gebiete, die wir bei der Inbesitznahme des Landes erobern sollten.

In der letzten Generation ist der Begriff ‚Großisrael‘ in den Vordergrund gerückt. Er wird manchmal in politischen oder religiösen Diskussionen über die idealen oder zukünftigen Grenzen Israels verwendet, oft im Zusammenhang mit messianischen oder zionistischen Bestrebungen. Manche interpretieren es als Aufruf zur Wiederherstellung der biblischen Grenzen Israels. Die Bedeutung des Konzepts variiert jedoch und reicht von symbolischen oder spirituellen Interpretationen bis hin zu wörtlichen geografischen Ansprüchen.

Dieser Begriff bezieht sich auf das Konzept der biblischen Grenzen des Landes Israel, wie sie dem jüdischen Volk in verschiedenen Teilen der Thora versprochen wurden. Es wird oft mit dem im Bund mit Abraham (Brit Bein HaBetarim) beschriebenen Land in Verbindung gebracht, das sich vom ‚Fluss Ägyptens‘ (von manchen als Nil oder kleinerer Fluss im Sinai interpretiert) bis zum Fluss Perat erstreckt. Diese ausgedehnte Region umfasst Teile des heutigen Israel, das Westjordanland, Gaza, Libanon, Syrien, Jordanien und den Irak.

Als Haschem Avraham Avinu[73] bei der Brit Bein HaBetarim das Land Israel versprach, heißt es im Pasuk[74] (בראשית טז): ‚An diesem Tag schloss Haschem einen Bund mit Avram und sagte: Deinen Nachkommen habe ich dieses Land gegeben – vom Fluss Ägyptens bis zum großen Fluss, dem Euphrat.‘

Im Segen am Ende von Parshat Ekev [Eikev][75] sagt uns Haschem, dass uns jedes Land gewährt wird, das wir innerhalb der genannten Grenzen erobern werden. Im Norden heißt es in der Tora: ‚Jeder Ort, auf den deine Fußsohle tritt, soll dir gehören – von der Wüste und dem Libanon, vom Fluss – dem Euphrat – bis zum westlichen Meer, das deine Grenze sein soll.‘ Dieses Versprechen des Schöpfers platziert das Land Libanon eindeutig innerhalb des Gelobten Landes Israel oder dessen, was manche als ‚das vollständige Land Israel‘ oder ‚das größere Israel‘ bezeichnen.

Der Ramban schrieb, dass der Libanon innerhalb der Grenzen Israels liegt, und fügte hinzu, dass wir verpflichtet und angewiesen waren, ihn zu erobern.

Sefer Yehoshua beginnt damit, dass Hashem zu Yehoshua spricht und den obigen Befehl wiederholt: ‚Jeder Ort, auf den dein Fuß tritt, ist dir gegeben, wie ich zu Moshe sagte – von der Wüste und dem Libanon bis zum großen Fluss, dem Euphrat.‘

Der Stamm Asher wird hauptsächlich mit Regionen in Verbindung gebracht, die Teile des Libanon umfassen. Nach der Eroberung des Landes unter Yehoshua errichteten die Stämme ihre Territorien, wobei sich Asher in an den Libanon angrenzende Gebiete ausdehnte. Der Text beschreibt die Grenze des Stammes Asher und führt Abschnitte von Grenzen und Listen von Städten auf, von denen einige Grenzstädte sind, die die Stammesgrenze markieren. Im Erbe des Stammes Asher liegt das Tal von Acco nördlich des Berges Carmel, dessen nördlichster Punkt die Stadt Sidon ist.

Die Ausweitung des Landes Israel um zusätzliche Gebiete, wie im Konzept ‚Großisrael‘, hat mehrere potenzielle halachische Implikationen. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Gebote, die speziell an das Land gebunden sind, bekannt als Mitzvot hateluyot ba'aretz- (vom Land abhängige Mitzvot). Einige wichtige halachische Implikationen sind:

  1. Vom Land abhängige Mitzvot: Bestimmte landwirtschaftliche Gebote gelten nur im Land Israel. Dazu gehören:

- Shmitta (das Sabbatjahr, in dem das Land alle sieben Jahre ruhen muss).

- Terumot und Ma'aserot (Zehnten, die den Kohanim, Leviten und Armen gegeben werden).

- Orlah (das Verbot, während der ersten drei Jahre Früchte von Bäumen zu essen).

Eine Ausweitung der Grenzen Israels würde bedeuten, die Verpflichtung zur Einhaltung dieser Mitzvot auf die neu eingeschlossenen Gebiete auszuweiten.

  1. Zwei Tage Yomtov: Es gibt einen Unterschied zwischen denen, die innerhalb der Grenzen Israels leben und einen Tag Yom Tov einhalten, und denen, die außerhalb leben und zwei Tage einhalten. Wenn sich das Land also bis an die größeren Grenzen Israels ausdehnen würde, würde diese Unterscheidung gelten. (Gemäß Halacha, die der Ritva ריטב"א ר"ה יח, א folgt; סוכה מג, א, die auf dem Rambam רמב"ם הל' קדוש החודש ה, ט-יב argumentiert)
  2. Bewohner und Ansiedlung: Nach einigen Meinungen kann das Leben innerhalb der biblischen Grenzen von Eretz Yisrael als Mitzwa betrachtet werden. Die Ausweitung der Grenzen Israels könnte die Verpflichtung der Juden erweitern, sich in diesen Gebieten niederzulassen und zu bewohnen.
  3. Reisen außerhalb des Landes: Wer dort wohnt, darf die Grenzen von Eretz Yisrael nicht verlassen, außer um die Tora zu lernen, zu heiraten oder seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Daher kann man in diese zusätzlichen Gebiete reisen, wenn sie erobert werden.
  4. Krieg und Eroberung: Das Konzept von Milchemet Mitzvah (ein befohlener Krieg) beinhaltet die Eroberung bestimmter Gebiete, die in der Tora versprochen wurden. Wenn neues Land als Teil der biblischen Grenzen identifiziert wird, kann es halachische Diskussionen über die Verpflichtung geben, es zu erobern und zu besiedeln.

Der Fluss Perat, der allgemein mit dem Euphrat gleichgesetzt wird, liegt im Nahen Osten. Er fließt durch mehrere Länder, darunter die Türkei, Syrien und den Irak, bevor er in den Persischen Golf mündet. In biblischen Zusammenhängen wird der Euphrat oft als wichtige Grenze in den Versprechen erwähnt, die dem jüdischen Volk in Bezug auf das Land Israel gemacht wurden.

Wenn man sich eine Karte ansieht, wird man erstaunt sein, wie weit dieser Fluss nach Norden reicht und wie groß das Land Israel tatsächlich ist. Auch wenn wir es vielleicht nicht schaffen, alles davon in unserer Zeit zurückzufordern, wird Hashem es uns sicherlich bald zurückgeben.“[76]

Anhang 14

„Netanjahus Erklärung, Israel müsse die Hisbollah besiegen und könne keine „Terrorarmee“ vor seiner Haustür dulden, ist eine ewige Kriegserklärung an den Libanon. Ewig, denn so lange wird er brauchen, um dieses Ziel zu erreichen. Seine absurde Anschuldigung, die Hisbollah habe „in jeder Küche eine Rakete, in jeder Garage eine Rakete“, ist in Wirklichkeit ein Aufruf zum Völkermord, wie es in Gaza der Fall ist.“[77]

Sie fügte hinzu: „Da Israel die Hisbollah nicht direkt zerstören kann, strebt es danach, die ‚Widerstandsgemeinschaft‘ und das soziale Gefüge, das sie unterstützt und erhält, auszulöschen.“ Israel, um den Widerstand zu brechen, ist offensichtlich bereit, einen weiteren Völkermord zu begehen, bzw. den laufenden in Gaza auf den Libanon auszuweiten.

Anhang 15

Wenn man die bevorstehende Invasion beurteilen will, muss man auch die Geschichte anschauen. In den vorherigen Invasionen hatte Israel immer lokale Verbündete, welche teilweise die „schmutzige“ Arbeit von Massenmorden durchgeführt hatten, und ähnlich wie Verbündete der Nazis in Frankreich, den Job Israels erledigten. Ich denke, dieses Mal wird die Masse der Unterstützer einer Invasion deutlich geringer sein. Zum großen Teil dank der Politik der Hisbollah, welche sich schon lange nicht mehr als Vertreterin einer Glaubensrichtung in der libanesischen Politik sah.

Im Jahr 1992 wurde der damalige Kopf der Hisbollah, Abgbas al-Musawi. Er war zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn bei einem israelischen Hubschrauberangriff getötet worden. Das hatte damals den Weg frei gemacht für Hassan Nasrallah, und die Hisbollah motiviert, Israel wieder aus dem Land zu drängen.

Nun hat Israel dieses Mal eine ganze Reihe von charismatischen Führern der Hisbollah VOR der Ermordung von Nasrallah getötet, um eine Wiederholung zu vermeiden. Aber noch ist unklar, ob diese Strategie ausreichend sein wird, um den Widerstand endgültig zu brechen. Selbst im zum größten Teil zerstörten Gaza, in dem Opferzahlen in Höhe von 600.000 befürchtet werden, ist der Widerstand noch nicht erloschen, und die Hamas fügt der Armee weiterhin Verluste bei.

Auf Grund der Äußerungen von Spitzenpolitikern Israels liegt die Vermutung nahe, dass man nicht die Hisbollah vernichten will, sondern einen Völkermord wie in Gaza durchführen will. Für diese Vermutung spricht auch die massive Bombardierung von Zivilisten um einzelne Hisbollah-Funktionäre zu töten, in einem Ausmaß, das bisher wohl das in Gaza noch übertrifft.

Ein Vorteil für Israel dürfte sich in den neuen und mächtigeren technischen Möglichkeiten des Mossad zeigen. Die Verluste israelischer Soldaten waren bei den letzten Kriegen nicht selten durch Fehler der Aufklärung zuzuschreiben gewesen. Andererseits soll die Hisbollah ebenfalls ihr Arsenal an Waffen verbessert und vergrößert haben. Insbesondere Drohnen könnten eine wichtige Rolle spielen, wenn man den Konflikt in der Ukraine betrachtet. Die Frage ist, ob die Hisbollah über ausreichend Drohnen und Drohnenführer verfügt, um der Panzerarmee größere Schäden zuzufügen.

Während Andrew Korybko, wie oben dargelegt, der Meinung ist, dass die Hisbollah und der Libanon bereits den Krieg verloren haben, denke ich, dass der Ausgang durchaus offen ist. Selbst wenn der Iran sich zurückhält und nicht eingreift. Würde er eingreifen, muss man davon ausgehen, dass auch die USA gegen den Iran vorgehen werden. Aber im Umkehrschluss kann man auch vermuten, dass, sollten die USA aktiv gegen den Libanon vorgehen, der Iran nicht mehr still bleiben kann.

Anhang 16

Zwei Tage davor hatten der US-Präsident Biden und der französische Präsident Macron noch angeblich eine Waffenstillstandsvereinbarung auf den Weg gebracht, um das Morden in Gaza und dem Libanon zu beenden[78]. Wenn das Attentat keine abgesprochene Angelegenheit war, kann man es nur als Demütigung der beiden Präsidenten ansehen, befohlen von Netanjahu direkt[79].

Eine Aggression – die allein am Montag rund 500 Menschen das Leben kostete, die überwiegende Mehrheit davon Zivilisten, und die gewaltsame Vertreibung von Zehntausenden im Libanon sowie der offensichtliche Einsatz von Bunker brechenden Bomben am Freitag in den südlichen Vororten Beiruts, die ohne Vorwarnung ganze Wohnblöcke dem Erdboden gleichmachten – wird tiefgreifende Auswirkungen haben. Israel will ganz offensichtlich mit Gewalt die USA in einen großen Krieg ziehen.

Israel kennt tatsächlich keine Rote Linien mehr, welche irgendwelche Formen der Humanität, des Völkerrechts oder der Menschenrechte einmal festgelegt haben. Im Gegenteil ist die bewusste Überschreitung von moralischen, ethischen oder vertraglichen Grenzen ein Teil des Überraschungsmoments, welche Israel für den eigenen „Sieg“ beansprucht.

Anhang 17

Im Libanon befinden sich ca. 300.000 palästinensische Flüchtlinge, welche ein von der UN verbrieftes Rückkehrrecht nach Israel haben. Davon muss ungefähr die Hälfte in Flüchtlingslagern leben. Und während einer der letzten Besatzungen durch Israel fand im Flüchtlingslagern Sabra und Schatila vom 16. bis 18. September 1982, ein furchtbares Massaker statt. Es wurde von Israels Verbündeten, phalangistischen Milizionären, unter dem Schutz der IDF durchgeführt und soll über 3500 Menschen getötet wurden sein. Außerdem wurde maßlos gefoltert und verstümmelt. Die israelische Armee beobachtete das Massaker aus Beobachtungsposten und beleuchtete die Flüchtlingslager durch das Abfeuern von Leuchtmunition, um die Mörder nachts zu unterstützen.

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Es bedeutet Zehntes oder Zehnt. Opfergabe. [73] Abraham https://www.betemunah.org/avraham.html [74] Ein Vers aus der Torah [75] In diesem Abschnitt der Tora setzt Moses seine Rede an die Israeliten fort. Er sagt ihnen, dass sie die Menschen vernichten müssen, die nicht an Gott glauben. https://www.myjewishlearning.com/torah-portions/parashat-eikev/ [76] https://archive.ph/kFmFP [77] https://x.com/amalsaad_lb/status/1839677494229606439 [78] https://x.com/yanisvaroufakis/status/1839967345978360057 [79] https://x.com/GUnderground_TV/status/1839976654220714384 +++ Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags. +++ Bildquelle: mohammad kassir / Shutterstock.com


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