Ein Standpunkt von Jochen Mitschka. Israels „Brutkästen“?
Vielleicht erinnert sich der Eine oder Andere an die Kriegslügen, mit denen Bombardierungen von Vietnam, sogar zweimal des Iraks, Libyens, Serbiens(3) und anderer Länder gerechtfertigt wurden. Umso erstaunlicher, dass sich jetzt wieder eine so große Menge an deutschen Medienkonsumenten in einen Empörungswahn hereinsteigern lässt. Wenn ich über Gazas Geschichte schreibe, gerate ich leicht in emotionale Probleme. Deshalb will ich heute lieber schreiben, was Max Blumenthal auf der US-Internetseite The Grayzone (1) berichtet. Er zeigt auf, wie das Verhalten der israelischen Armee, der angeblich moralischsten der Welt, wirklich aussieht. Es lohnt sich, den Originalartikel wegen der vielen Links, Bilder und eingeblendeten Tweets anzuschauen. Hier nun die deutsche Zusammenfassung für dieses Format. Zunächst aber eine Klarstellung: Alle Kriegsverbrechen, egal von welcher Seite, müssen dringend durch neutrale internationale Kommissionen verfolgt werden, auch der Status einer von UNO-Resolutionen legitimierten Freiheitsbewegung kann Kriegsverbrechen nicht entschuldigen.
Blumenthal beginnt damit, zu erklären, dass das israelische Militär den Befehl erhalten hatte, israelische Häuser und sogar eigene Stützpunkte zu beschießen, als es am 7. Oktober von Hamas-Kämpfern überwältigt wurde. Wie viele israelische Bürger, die von Hamas-Kämpfern angeblich "bei lebendigem Leibe verbrannt" wurden, seien tatsächlich durch „friendly fire“ getötet worden, fragt er. Dann beginnt er mit den Details.
Yasmin Porat, eine der Zeuginnen, erklärte: "Sie haben alle getötet, auch die Geiseln", und meinte damit israelische Spezialeinheiten. Der Autor weist darauf hin, dass David Sheen und Ali Abunimah schon in der Electronic Intifada berichtet hatten, was Porat als "sehr, sehr schweres Kreuzfeuer" nannte, eingeschlossen israelischer Panzerbeschuss, der zu vielen Opfern unter den Israelis geführt habe. Während der Gefangenschaft durch die bewaffneten Hamas-Männer, so erinnerte sich Porat: "Sie haben uns nicht misshandelt. Wir wurden sehr menschlich behandelt... Niemand behandelte uns gewaltsam." Sie fügte hinzu, was schon früher berichtet worden war:
"Das Ziel war, uns nach Gaza zu entführen, nicht, uns zu ermorden."
Hinzufügen sollte man, dass die Hamas von Anfang an erklärt hatte, diese Geiseln gegen Gefangene der Hamas in israelischen Gefängnissen austauschen zu wollen. Inhaftierte, von denen einige seit Jahren ohne Gerichtsverfahren einsitzen, andere mit Verurteilungen auf Grund von geheimen Beweisen, welche nicht einmal den Anwälten der Angeklagten zugänglich waren.
Laut Haaretz, so Blumenthal weiter, konnte die Armee die Kontrolle über das Kibbuz Be'eri erst wiederherstellen, nachdem sie zugegebenermaßen die Häuser der Israelis "beschossen" hatte. "Der Preis war schrecklich: mindestens 112 Einwohner von Be'eri wurden getötet", berichtete die Zeitung. "Andere wurden gekidnappt. Gestern, 11 Tage nach dem Massaker, wurden die Leichen einer Mutter und ihres Sohnes in einem der zerstörten Häuser entdeckt. Es wird vermutet, dass noch weitere Leichen in den Trümmern liegen."
Auch Apache-Kampfhubschrauber, mit die mächtigsten Waffen in einem Krieg gegen gewaltige militärische Gegner, spielten eine wichtige Rolle bei der Reaktion des israelischen Militärs am 7. Oktober, erklärt Blumenthal. Die Piloten berichteten israelischen Medien, dass sie ohne jegliche Informationen auf das Schlachtfeld geflogen seien, nicht in der Lage, zwischen Hamas-Kämpfern und israelischen Nichtkombattanten zu unterscheiden. Dennoch beschlossen sie, einfach zu schießen. "Ich wusste nicht, worauf ich schießen sollte, weil es so viele von ihnen gab", sagte ein Apache-Pilot.
Blumenthal berichtet dann, dass Videos, die von uniformierten Hamas-Schützen gefilmt wurden, deutlich machten, dass sie am 7. Oktober Israelis mit Kalaschnikow-Gewehren erschossen. Die israelische Regierung habe sich jedoch nicht damit begnügt, sich auf verifizierte Videobeweise zu stützen, die möglicherweise Kriegsverbrechen dokumentierten. Stattdessen habe sie diskreditierte Behauptungen über "geköpfte Babys" und Fotos von "bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Leichen" verbreitet, um zu behaupten, dass die Militanten ihre Gefangenen auf sadistische Weise verbrannten und einige sogar vergewaltigten, bevor sie sie lebendig verbrannten.
Das Ziel hinter Tel Avivs Ausstellung der Gräueltaten sei klar: die Hamas als "schlimmer als ISIS" darzustellen und gleichzeitig Unterstützung für die anhaltenden Bombardierungen des Gazastreifens durch die israelische Armee zu kultivieren. Zum Zeitpunkt der Ablieferung dieses PodCasts war die 10.000er Opfer-Marke bereits deutlich überschritten, in etwa die Hälfte von Ihnen Kinder, und ein Ende nicht absehbar. Überlebende von Notamputationen unter dem Licht von Mobiltelefonen ohne Betäubung, traumatisierte Kinder nicht mitgerechnet.
Der Artikel berichtet auch, dass hunderte von verwundeten Kindern in Gaza mit Verbrennungen vierten Grades behandelt wurden, die ein Chirurg mit neuartigen Waffen in Zusammenhang brachte, weil er solche Wunden vorher nie gesehen hatte. Die deutschen Meiden aber berichteten nach wie vor nur über israelische Bürger, die am 7. Oktober angeblich lebendig verbrannt worden seien.
„Die sich häufenden Beweise für Befehle der israelischen Armee zum Beschuss durch eigene Truppen deuten jedoch stark darauf hin, dass zumindest einige der erschütterndsten Bilder von verkohlten israelischen Leichen, in Schutt und Asche gelegten israelischen Häusern und ausgebrannten Fahrzeugwracks, die den westlichen Medien präsentiert wurden, in Wirklichkeit das Werk von Panzerbesatzungen und Hubschrauberpiloten waren, die israelisches Gebiet mit Granaten, Kanonen und Hellfire-Raketen beschossen.“(1)
Der Artikel erklärt dann die Ziele der Hamas: Es war die Freilassung der von Israel inhaftierten Palästinenser, darunter bis zu 700 Kinder, die das System jedes Jahr durchlaufen, sowie 1264 Palästinenser, die derzeit ohne Anklage festgehalten werden. Ziel war, ähnlich wie 2011 durch den Austausch eines israelischen Soldaten, Gilad Shalit, Gefangene in Israel zu befreien.
Der Angriff der Hamas habe in erster Linie israelischen Soldaten gegolten. GoPro Aufnahmen von Helmen der Hamas-Kämpfer zeigen, wie israelische Soldaten in Unterwäsche und unvorbereitet überrumpelt wurden. Mindestens 340 aktive Soldaten und Geheimdienstoffiziere seien am 7. Oktober getötet worden, was fast 50 % der bestätigten israelischen Todesopfer ausmache. Unter den Opfern seien auch hochrangige Offiziere wie Oberst Jonathan Steinberg, der Kommandeur der israelischen Nahal-Brigade gewesen. Allerdings seien auch Kombattanten, bewaffnete israelische Zivilisten, meist Siedler und sogar Ersthelfer getötet worden.
„Der Erez-Übergang beherbergt eine massive militärische Einrichtung und eine Einrichtung zur Koordinierung der Regierungsaktivitäten in den [besetzten] Gebieten (COGAT), die als Nervenzentrum der israelischen Belagerung des Gazastreifens fungiert. Als sie am 7. Oktober von palästinensischen Kämpfern überrannt wurde und sich Scharen von Armeebürokraten darin befanden, geriet das israelische Militär in Panik.“
Laut Haaretz, so der Bericht weiter, hatten sich der Kommandeur der Gaza-Division, Brigadegeneral Avi Rosenfeld,
"zusammen mit einer Handvoll Soldaten und Soldatinnen im unterirdischen Kriegsraum der Division verbarrikadiert und versuchte verzweifelt, den angegriffenen Sektor zu retten und zu organisieren. Viele der Soldaten, (…) wurden draußen getötet oder verwundet. Die Division war gezwungen, einen Luftangriff auf den Stützpunkt [Erez Crossing] selbst anzufordern, um die Terroristen zurückzuschlagen".
Blumenthal berichtet, dass um 10:30 Uhr nach Angaben des Militärs gegenüber der israelischen Nachrichtenagentur Mako "die meisten [palästinensischen] Kräfte der ursprünglichen Invasionswelle das Gebiet bereits in Richtung Gaza verlassen" hatten. Doch mit dem raschen Zusammenbruch der Gaza-Division des israelischen Militärs seien Plünderer, Schaulustige und einfache Guerillakämpfer, die nicht unbedingt unter dem Kommando der Hamas standen, ungehindert nach Israel eingeströmt.
Zu diesem Zeitpunkt seien dann die beiden israelischen Apache-Hubschrauberstaffeln mit acht Hubschraubern in der Luft gewesen, "und es gab so gut wie keine nachrichtendienstlichen Informationen, die bei verhängnisvollen Entscheidungen helfen konnten", berichtete Mako. Als die Welle der Infiltrationen aus dem Gazastreifen für Chaos am Boden sorgte, entfachten die verwirrten israelischen Piloten einen wahren Rausch von Raketen- und Maschinengewehrsalven:
"Die Apache-Piloten bezeugen, dass sie eine riesige Menge an Munition abfeuerten, den 'Bauch des Hubschraubers' innerhalb von Minuten leerten, zum Aufrüsten flogen und wieder in die Luft gingen, wieder und wieder", berichtete Mako.
Die Apache-Hubschrauber scheinen sich auf Fahrzeuge konzentriert zu haben, die vom Nova-Festival für elektronische Musik und von nahegelegenen Kibbuze zurück nach Gaza strömten, und griffen Autos an, offenbar in dem Glauben, dass sich israelische Gefangene darin befinden könnten. Sie schossen auch auf unbewaffnete Menschen, die aus Autos stiegen oder zu Fuß durch die Felder am Rande des Gazastreifens gingen.
„Das israelische Militär ‚eliminierte alle, einschließlich der Geiseln‘ und feuerte Panzergranaten auf die Häuser des Kibbuz.“
Diese Aussagen zeigen klar auf, dass es in erster Linie darum ging zu verhindern, dass Israelis lebend in die Hände der Hamas vielen und dadurch ein Austausch erzwungen werden konnte.
Fotos von den Folgen der Kämpfe in Be'eri - und von der israelischen Bombardierung dieser Gemeinden - zeigen Trümmer und verkohlte Häuser, die den Folgen israelischer Panzer- und Artillerieangriffe im Gazastreifen ähneln, erklärt Blumenthal. Wie Tuval Escapa, der Sicherheitskoordinator des Kibbuz Be'eri, gegenüber Haaretz erklärte, hatten israelische Armeekommandeure den
"Beschuss von Häusern auf ihre Bewohner angeordnet, um die Terroristen zusammen mit den Geiseln zu eliminieren".
Es wird durch den Artikel von Blumenthal immer deutlicher, dass viele Fotos von angeblichen Opfern wahlloser Massaker der Hamas, die Opfer von wahllosen Angriffen der israelischen Armee waren, und dieser zulasten gelegt werden müssen. Ein Video, das über den Telegram-Account der israelischen South Responders veröffentlicht wurde, zeigt die Leichen von Israelis, die unter den Trümmern eines Hauses entdeckt wurden, das durch eine starke Explosion - wahrscheinlich eine Panzergranate - zerstört worden war. Die rechtsgerichtete New York Post berichtete über einen ähnlichen Vorfall, bei dem die Leiche eines Jungen unter den Trümmern seines Hauses in Be'eri verbrannt wurde. Das Phänomen von verkohlten Leichen, deren Hände und Knöchel gefesselt waren und die in Gruppen unter den Trümmern zerstörter Häuser gefunden wurden, werfe ebenfalls die Frage nach "freundlichem" Panzerfeuer auf.
Dann wird wieder Yasmin Porat zitiert, die Geisel, welche beschrieb, wie militante Hamas-Kämpfer ihrem Partner die Hände auf den Rücken fesselten. Nachdem ein militanter Kommandant sie als menschliches Schutzschild benutzt hatte, um sich in Sicherheit zu bringen, sah sie ihren Partner am Boden liegen, noch lebend. Sie erklärte, die israelischen Sicherheitskräfte hätten ihn und die anderen Geiseln "zweifellos" getötet, als sie das Feuer auf die verbliebenen Kämpfer im Inneren eröffneten, unter anderem mit Panzergranaten.
In anderen Berichten wurde von Geiseln erzählt, die die Hamas-Kämpfer um Erlaubnis baten, um eine Banane zu essen. Was so gar nicht zu den gezeigten Fotos von Gräueltaten passt.
Die israelischen Sicherheitskräfte, so die Berichte weiter, haben auch das Feuer auf fliehende Israelis eröffnet, die sie fälschlicherweise für Hamas-Kämpfer hielten. Eine Einwohnerin von Ashkelon namens Danielle Rachiel beschrieb, dass sie fast getötet wurde, nachdem sie vom Nova-Musikfestival geflohen war. "Als wir den Kreisverkehr [bei einem Kibbuz] erreichten, sahen wir israelische Sicherheitskräfte! erinnerte sich Rachiel. "Wir hielten unsere Köpfe gesenkt, weil wir automatisch wussten, dass sie uns in einem kleinen, verbeulten Auto misstrauisch beäugen würden... aus derselben Richtung, aus der die Terroristen gekommen waren. Unsere Truppen begannen auf uns zu schießen!" Andere hatten weniger Glück, wie der Artikel weiter an Beispielen erklärt.
Waren "Hamas-Gräueltaten" tote Hamas-Kämpfer?
Erinnerungen an Fotos von angeblichen toten Zivilisten als Begründung des Kosovo-Krieges, die tatsächlich getötete Kämpfer gezeigt hatten, drängen sich auf, wenn man den Bericht weiter liest.
Eines der grausamsten Videos von den Folgen des 7. Oktober, zeigte ein Auto voller verkohlter Leichen (unten) am Eingang des Kibbutz Be'eri. Die israelische Regierung habe diese Opfer als israelische Opfer der sadistischen Hamas-Gewalt dargestellt. Die geschmolzene Stahlkarosserie und das eingestürzte Dach des Wagens sowie die völlig verbrannten Leichen im Inneren des Wagens deuten jedoch auf einen direkten Treffer durch eine Hellfire-Rakete hin. Hamas Kämpfer hatten keine vergleichbaren Waffen. Es sei auch möglich, dass es sich bei den männlichen Insassen des Wagens um Hamas-Aktivisten handelte. Möglicherweise seien sie mit israelischen Gefangenen im Auto auf dem Rückweg nach Gaza gewesen.
Dann führt der Bericht fort zu erklären, wie Israels UN-Botschafter Gilad Erdan vor den Vereinten Nationen am 26. Oktober Fotos mit toten Hamas-Kämpfern verbreitete. Erdan gestikulierte wütend auf dem Podium und brüllte, dass "wir gegen Tiere kämpfen", bevor er ein Papier mit einem QR-Code mit der Aufschrift "Scannen Sie, um die Gräueltaten der Hamas zu sehen" hervorholte. Wenn man den scannte, so der Bericht weiter, sah man etwa 8 grausige Bilder von verbrannten Leichen und geschwärzten Körperteilen. Eines zeigte einen Haufen völlig verkohlter männlicher Leichen, die in einem Müllcontainer gestapelt waren.
Alle am 7. Oktober getöteten Israelis waren jedoch vom Militär in einzelnen Leichensäcken eingesammelt und in Leichenhallen gebracht worden. In der Zwischenzeit waren aber zahlreiche Videos von Israelis aufgenommen worden, die zeigen, wie sie die Leichen der von den Sicherheitskräften getöteten Hamas-Bewaffneten entmenschlichen - sie zogen sie nackt aus, urinieren auf sie und verstümmeln ihre Körper, soweit der Bericht auf der Basis von Videos und Fotos. Daher erscheint es eher wahrscheinlich, dass die Leichen im o.g. Müllcontainer Hamas-Kämpfer waren.
Viele dieser Videos und angeblichen Beweise von Hamas Gräueltaten verschwanden inzwischen, aber sie haben ihre Wirkung, auch auf die deutsche Öffentlichkeit, offensichtlich erfüllt.
Zerstörungen, die an die israelischen Angriffe auf Gaza erinnern
Dann weist der Autor auf die erschreckende Ähnlichkeit der Zerstörung durch Israel in Gaza und den Spuren der Zerstörung in Israel hin. Einige Rettungskräfte, die nach dem 7. Oktober an den Schauplätzen des Gemetzels im Süden Israels eintrafen, erklärten, sie hätten noch nie eine solche Zerstörung gesehen. Denjenigen, so der Autor, die die israelischen Bombardierungen des Gazastreifens miterlebt haben, dürften die Bilder von zerbombten Häusern und verbrannten Autos jedoch bekannt vorkommen.
„Während meiner Berichterstattung über Israels 51 Tage andauernden Angriff auf den Gazastreifen im Jahr 2014 stieß ich im Zentrum von Gaza-Stadt auf ein zerstörtes Fahrzeug, das einem jungen Taxifahrer namens Fadel Alawan gehörte, der von einer israelischen Drohne ermordet worden war, nachdem er unwissentlich einen verwundeten Hamas-Kämpfer in einem nahe gelegenen Krankenhaus abgesetzt hatte. Im Inneren des Wagens waren die Überreste von Alawans Sandale zu sehen, die mit dem Gaspedal verschmolzen war.“ (1)
Dann berichtet Blumenthal, wie am Nachmittag des 7. Oktobers die ruhigen Siedlungen und Wüstenstraßen im Süden Israels verkohlt und von ausgebombten Autos gesäumt waren, die dem von Alawan ähnlich sahen. Und er fragt, ob die leicht bewaffneten Hamas-Kämpfer tatsächlich in der Lage gewesen waren, Zerstörungen in einem solchen Ausmaß anzurichten?
Verteilt die israelische Regierung Fotos von Opfern des "friendly fire"?
In dem vielleicht grauenvollsten Dokument, das die israelische Regierung zu Propagandazwecken der Presse am 23. Oktober vorlegte, wurde den Reportern ein Video gezeigt, das "eine teilweise verbrannte Frauenleiche mit verstümmeltem Kopf zeigt... Das Kleid der toten Frau ist bis zur Taille hochgezogen und ihre Unterhose wurde entfernt", so die Times of Israel. Daniel Amram, der populärste private Nachrichtenblogger in Israel, twitterte das Video der verbrannten Frauenleiche und behauptete, dass "sie vergewaltigt und lebendig verbrannt wurde".
Tatsächlich schien die junge Frau sofort durch eine starke Explosion getötet worden zu sein. Und sie wurde offenbar aus dem Auto entfernt, in dem sie saß - und das möglicherweise einem Entführer aus Gaza gehörte. Das Fahrzeug war völlig zerstört und stand auf einem unbefestigten Feld, wie viele andere, die von Apache-Hubschraubern angegriffen wurden. Sie war nur spärlich bekleidet und hatte die Beine gespreizt.
Obwohl sie das Nova-Musik-Festival besucht hatte, bei dem viele weibliche Besucherinnen knapp bekleidet waren, und obwohl ihre verkrümmten Gliedmaßen typisch für einen Körper waren, der nach der Leichenstarre in einem Auto gesessen hatte, behaupteten israelische Experten und Beamte, sie sei vergewaltigt worden.
Doch die Vorwürfe der sexuellen Nötigung haben sich bisher als unbegründet erwiesen. Der israelische Armeesprecher Mickey Edelstein betonte bei der Pressekonferenz am 23. Oktober gegenüber Reportern, dass "wir Beweise" für eine Vergewaltigung hätten, aber als er nach Beweisen gefragt wurde, sagte er der Times of Israel, "wir können sie nicht mitteilen".
Und wieder drängt sich der Gedanke auf, wie sogar Amnesty International behauptet hatte, Gaddafi hätte „schwarzen Söldnern“ Viagra verabreicht, damit sie besser vergewaltigen konnten, was dann nach dem Vollzug der Zerstörung Libyens stillschweigend zurückgezogen worden war.
Israels Militär tötet israelische Gefangene im Gazastreifen und ärgert sich über ihre Freilassung
Im Gazastreifen, wo etwa 200 israelische Bürger als Geiseln gehalten werden, gibt es kaum Zweifel daran, wer die Gefangenen tötete. Am 26. Oktober gab der bewaffnete Flügel der Hamas, die Al-Qassam-Brigaden, bekannt, dass Israel "fast 50 Gefangene" bei Raketenangriffen getötet habe.
Dann erklärt Blumenthal die Hannibal-Richtline des israelischen Militärs, hier aus Formatgründen als Anhang(2). Die letzte bestätigte Anwendung der Hannibal-Richtlinie fand nach Angabe Blumenthals am 1. August 2014 in Rafah im Gazastreifen statt, als Hamas-Kämpfer einen israelischen Offizier, Leutnant Hadar Goldin, gefangen nahmen, woraufhin das Militär mehr als 2000 Bomben, Raketen und Granaten auf das Gebiet abfeuerte und den Soldaten sowie über 100 palästinensische Zivilisten tötete.
Außerdem habe sich Israel als seltsam allergisch gegenüber der sofortigen Freilassung von Geiseln gezeigt. Nachdem Israel am 22. Oktober ein Angebot der Hamas abgelehnt hatte, 50 Geiseln im Austausch gegen Treibstoff freizulassen, lehnte es auch das Angebot der Hamas ab, Yocheved Lifshitz, eine 85-jährige israelische Friedensaktivistin, und ihre 79-jährige Freundin Nurit Cooper bedingungslos freizulassen.
Als Israel einen Tag später ihrer Freilassung doch zustimmte, zeigte ein Video, wie Lifshitz einem Hamas-Kämpfer die Hand gab und ihm "Schalom" zurief, als er sie aus dem Gazastreifen hinausbegleitete. Auf einer Pressekonferenz an diesem Tag berichtete sie über die humane Behandlung, die sie von ihren Entführern erhielt.
Blumenthal führt aus, dass das Spektakel um Lifshitz' Freilassung von den Propagandisten der israelischen Regierung als Propagandakatastrophe behandelt wurde, und die Beamten schimpften, es sei ein schwerer "Fehler" gewesen, sie öffentlich sprechen zu lassen. Das israelische Militär sei nicht weniger verärgert über ihre plötzliche Freiheit gewesen. Die Times of Israel habe berichtet:
"Die Armee ist besorgt, dass weitere Geiselfreilassungen durch die Hamas die politische Führung dazu veranlassen könnten, einen Bodenangriff zu verzögern oder sogar auf halbem Weg abzubrechen."
Fazit
Dieser Bericht ist investigativer Journalismus, wie man ihn von den höchstbezahlten Vertretern der medialen Meinungsbildung in Deutschland erhofft hätte, wäre man nicht schon seit Jahren von dieser Hoffnung enttäuscht worden. Dass er in einer alternativen Medienquelle auftaucht, ist der Beweis, dass die westliche Welt nur noch einen Schritt von der totalen Beherrschung der Geschichtsschreibung des Westens entfernt ist.
Natürlich wird dieser Artikel zunächst heftig als „Hamas-Propaganda“ bestritten werden, bis irgendwann die Fakten in Gaza nicht mehr rückgängig gemacht werden können, und die Tatsachen schulterzuckend akzeptiert werden, ebenso wie die 500.000 toten Kinder auf Grund von US-Sanktionen gegen den Irak. Aber die Opfer waren dann das Resultat wert.
Der Artikel zeigt nicht nur auf, wie verlogen, einseitig und menschenverachtend die führenden Politiker und Medienberichterstattungen in Deutschland und manchen anderen Ländern sind, er zeigt auch auf, dass dies möglich ist, weil die Konsumenten alles schlucken, was man ihnen vorsetzt, und da kann ihnen noch so oft bewiesen haben, wie heftig in der Vergangenheit gelogen wurde. Sie fallen immer wieder auf die gleichen Empörungstricks herein. Ja sie weigern sich später zuzugeben, dass sie reingelegt wurden. Und um eigene Fehler bloß nicht zugeben zu müssen, war es dann doch die blutrünstige Hamas, welche die moralischste Armee der Welt dazu „zwang“, die eigenen Zivilisten zu beschießen. Der Kampf seit Jahrzehnten gegen diese Ignoranz gleicht immer mehr einer Sisyphos-Arbeit.
Quellen und Anmerkungen Der Autor twittert zu tagesaktuellen Themen unter https://twitter.com/jochen_mitschka
(1) https://thegrayzone.com/2023/10/27/israels-military-shelled-burning-tanks-helicopters/
(2) „Das militärische Verfahren wurde 1986 nach dem Jibril-Abkommen eingeführt, bei dem Israel 1150 palästinensische Gefangene gegen drei israelische Soldaten eintauschte. Nach heftigen politischen Reaktionen erarbeitete das israelische Militär einen geheimen Feldbefehl, um künftige Entführungen zu verhindern. Die vorgeschlagene Operation wurde nach dem karthagischen Feldherrn benannt, der sich lieber vergiftete, als sich vom Feind gefangen nehmen zu lassen.“
Neben der Hannibal- gibt es noch die Dahiya Doktrin. Das englischsprachige Wikipedia schreibt dazu (übersetzt): „Die Dahiya-Doktrin oder Dahya-Doktrin[1] ist eine militärische Strategie der asymmetrischen Kriegsführung, die vom ehemaligen Generalstabschef der Israel Defense Forces (IDF), Gadi Eizenkot, skizziert wurde. Sie umfasst die Zerstörung der zivilen Infrastruktur von als feindlich eingestuften Regimen als Maßnahme, die darauf abzielt, den Kombattanten die Nutzung dieser Infrastruktur zu verwehren[2], und befürwortet den Einsatz "unverhältnismäßiger Gewalt", um dieses Ziel zu erreichen.[3][4]
Diese Beschreibung ist diplomatisch vorsichtig, im Wesentlichen aber erklärt sie die Vertreibung und gegebenenfalls einen Genozid zur Erreichung israelischer Kriegsziele.
(3) „Es begann mit einer Lüge“ … die vermutlich letzte regierungs- und kriegskritische Berichterstattung des ÖRR über den Angriffskrieg der NATO gegen Serbien im Kosovo-Krieg. In dutzenden Kopien, teilwiese abgefilmt vom Fernseher, um die Tatsachen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, in YouTube glücklicherweise immer noch zu finden.
+++ Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags. +++ Bildquelle: Anas-Mohammed / Shutterstock.com
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