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Kinderbücher jenseits der woken Ideologie

Kinderbücher jenseits der woken Ideologie


Der neue Verlag Zahnlückentexte will selbständiges Denken fördern

 Ein Meinungsbeitrag und eine Rezension von Eugen Zentner.

Die letzten Jahre sind gekennzeichnet durch eine zunehmende Politisierung und Ideologisierung aller Bereiche. Diese Entwicklung reicht bis in den Bereich der Kinderbücher, in denen sich die Geschichten mehr und mehr um woke Themen wie Geschlechtsidentität oder Multi-Kulti drehen. Auffallend ist dabei, dass der Nachwuchs gemäß dieser Identitätspolitik erzogen werden soll. Die pädagogische Einflussnahme erfolgt jedoch nicht subtil, sondern mit dem Vorschlaghammer. Das sind die Beobachtungen Maria Schlegls, die jahrelang im Segment der Kinderbücher gearbeitet hat. Eine gewisse Ideologisierung sei in diesem Bereich nichts Ungewöhnliches, sagt sie. In Büchern für Kinder ab 13 Jahren habe es sie schon immer gegeben. Neu sei jedoch, dass die Ideologisierung mittlerweile bis in das Vorschulalter hineingehe. „Themen wie Transgender werden selbst für Kinder aufbereitet, die teilweise noch nicht schreiben und nicht lesen können.“

Während die woken Themen in den Vordergrund rücken, werden die dringlichen Probleme der Gegenwart nicht angegangen, ist Schlegls Beobachtung. Die Münchnerin sieht sie in der wachsenden Einschränkung der Meinungsfreiheit, in der Frühsexualisierung der Kinder, in der zunehmenden Überpolitisierung des Privaten und in einer wachsenden Übergriffigkeit des Staates. In den Kinderbüchern spielen diese Aspekte keine Rolle. Positive Gegenentwürfe fehlen völlig, wie Schlegl feststellen musste. Aus dieser Enttäuschung heraus gründete sie letztes Jahr einen eigenen Kinderbuchverlag. „Zahnlückentexte“ heißt er und gibt mit dem Wortspiel zu verstehen, dass er sich einerseits auf den Nachwuchs konzentriert und andererseits eine Leerstelle in diesem Segment füllen möchte.

Die Erstveröffentlichung spiegelt gewissermaßen die Philosophie des Verlags wider. «Der kleine Fisch schwimmt gegen den Strom» ist eine Geschichte von einem Tierchen unter Wasser, das sich mit anderen Vertretern seiner Art entlang der Strömung bewegt. Allerdings bemerkt es einen merkwürdigen Gestank. Als der kleine Fisch den Schwarm darauf aufmerksam macht, erntet er abweisende Reaktionen. Obwohl die meisten den Gestank ebenfalls bemerken, schwimmen sie unbekümmert weiter. Auf den Vorschlag, zur Quelle zurückzukehren, folgen allerlei Ausreden. Anstatt das Problem anzupacken, werden die wildesten Erklärungen bemüht, in der Hoffnung, dass schon bald wieder Normalität einkehrt. „Gegen Stinkewasser können wir Fische nichts tun“, heißt es. „Es schwimmt mit dem Fluss, genau wie wir.“ Der kleine Protagonist gibt sich damit aber nicht zufrieden, weshalb er sich ein Herz fasst und den Schwarm verlässt, um gegen den Strom zur Quelle zu schwimmen.

Wer möchte, findet in der Geschichte eine allegorische Darstellung der Gegenwart samt ihren Problemen und Herausforderungen. Das Wasser steht für die politische-gesellschaftliche Entwicklung, die sich zunehmend von demokratischen Leitideen entfernt. Während aber die vielen Widersprüche und manipulativen Parolen offizieller Narrative ein Geschmäckle haben und darauf hindeuten, dass etwas nicht stimmt, scheint sich der Großteil der Gesellschaft nicht daran zu stören. Anstatt nach der Quelle der Probleme und somit nach der Wahrheit zu suchen, macht er so weiter wie bisher, in der Überzeugung, an den Verhältnissen nichts ändern zu können. Anstatt selber zu denken und Mühen auf sich zu nehmen, beugt er sich der herrschenden Meinung, also dem Konformitätsdruck des Schwarms, und wählt den bequemen Weg.

Dieses stromlinienförmige Schwimmen wird in den heutigen Kinderbüchern geradezu propagiert. Der Nachwuchs bekommt keine Anregungen, wie unabhängige und charakterstarke Individuen entstehen können. Stattdessen werden Kinder zu konformistischen Vertretern der woken Ideologie erzogen. Der Verlag „Zahnlückentexte“ will dem entgegenwirken und verfolgt das Ziel, „Bücher in die Welt zu bringen, die Kindern helfen, sich in unserer schwierigen Gegenwart zu orientieren und Kraft und Zuversicht für die Zukunft zu entwickeln.“ Für ihr Vorhaben hat sich Schlegl Autoren und Illustratoren ins Boot geholt, die in der Branche ähnliche Erfahrungen gesammelt haben wie sie. Über die Jahre ist es dem Team aufgefallen, „dass es immer mehr Kinderbücher gibt, die sich im Grunde gegen Kinder wenden“, heißt es auf der Webseite des Verlags. Es seien Bücher, „die Kinder anlügen“, die ihnen „genau die falschen Ratschläge geben“, die ein „krankes, destruktives Verhalten als positiv und wünschenswert darstellen“.

Es seien aber auch Bücher, „die die Sprache der Kinder verstümmeln“. Schlegl meint hier vor allem das Gendern und kritisiert daran, dass der Nachwuchs mit ästhetisch verbrämten und schwer lesbaren Texten aufwächst. Die Sprachentwicklung werde dadurch eher verzögert als gefördert. „Gegen diesen Zeitgeist“ wollen sich die Bücher des neuen Verlags stellen, heißt es auf dessen Webseite. Dort wird bereits benannt, welche Projekte er in Zukunft sonst noch realisieren möchte. Unter anderem sollen Sachbücher das Sortiment erweitern, die komplizierte Zusammenhänge einfach erklären. Gleiches gilt für europäische Kinderbuch-Klassiker, Werke, die „jedes Kind einfach gelesen haben muss“. Darüber hinaus schweben dem Verlag gemeinsame Online-Leserunden vor oder Treffen zwischen Lesern, Eltern und Autoren. Eine weitere Idee ist es, Schreibkurse für Kinder und Jugendliche zu organisieren.

Allerdings muss der Verlag klein anfangen. «Der kleine Fisch schwimmt gegen den Strom» bleibt in diesem Jahr die einzige Veröffentlichung. 2024 sollen dann zwei Kinderbücher erscheinen. In diesem Tempo wird es weitergehen, bis die Bedingungen für eine Expansion stimmen. Wichtiger als der Output, ist für Schlegl der Inhalt. Dem Nachwuchs sollen nicht bloß die Werte einer bestimmten und ideologisch hervorgehobenen Identitätspolitik vermittelt werden, sondern allgemeine Werte. Und das möglichst subtil, damit Kinder sich ihre eigene Meinung bilden. Wie «Der kleine Fisch» sollen sie nach der Lektüre den Mut fassen, eigene Entscheidungen zu treffen und sich auf die Wahrheitssuche zu begeben, selbst wenn der Weg unüberwindbar erscheint.

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"Der kleine Fisch schwimmt gegen den Strom", Zahlückentexte-Verlag. Hier geht es zum Buchkauf: https://zlt-verlag.de/unsere-buecher/ +++

Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Bildquelle: FamVeld / Shutterstock.com


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