Ein Standpunkt von Felix Feistel.
Bei vielen Menschen sorgten die Aktionen der selbsternannten Letzten Generation und des aus Großbritannien stammenden Pendants Just Stop Oil in den vergangenen Monaten für Unmut. Immer wieder blockierten sie Straßen, indem sie sich daran festklebten, oder sie beschmutzten in Museen weltberühmte Kunstwerke mit Farbe oder Tomatensoße. In Italien verschmutzten sie unlängst das Wasser des Trevibrunnens mit schwarzer Farbe.(1) Sie gebärden sich damit rücksichtslos gegenüber den reichen Kulturschätzen Europas, und gegenüber den normalen Menschen, die lediglich auf dem Weg zur Arbeit im Stau stehen. Mehr noch, sie bürden Autofahrern die Schuld an dem auf, was sie als Klimakrise bezeichnen, und damit auch die Verantwortung, diese zu stoppen. Damit wenden sie sich an den vollkommen falschen Adressaten, tragen auf diese Weise nur zu einer tieferen Spaltung der Gesellschaft bei und lenken von Herrschaftsverhältnissen ab.
Viele haben die Mitglieder dieser Organisationen pathologisiert. Sie wurden als irre und gefährlich bezeichnet, als radikalisierte Ideologen, die auf dem Weg in den Terrorismus seien, und sie wurden als Klimakleber verschlagwortet, entmenschlicht und abgewertet. Angesichts der vollkommen Sinnlosigkeit ihrer Aktionen, der falschen Adressaten und der dennoch totalen Überzeugung, die mitunter an religiösen Eifer grenzt, ist das nachvollziehbar.
Umso mehr wird es Kritiker, oder gar Gegner dieser aktivistischen Bewegungen erfreut haben zu hören, dass bei einigen Mitgliedern Hausdurchsuchungen durchgeführt wurden, weil ernsthaft in Erwägung gezogen wird, dass es sich dabei um eine kriminelle Vereinigung handelt. Manche sprechen sogar von einer terroristischen Vereinigung, was zumindest die Ansicht so manchen von ihr geplagten widerspiegelt. So wurden den Aktivisten die Zugänge zu all ihren Informationskanälen abgeschnitten, einige der Gesichter der Bewegung zuhause aufgesucht und Gelder in Millionenhöhe beschlagnahmt. Hohn, Spott und vielleicht auch Schadenfreude mögen in dem ein oder anderen aufgestiegen sein, der diese Organisation verachtet. Diese Reaktionen und Gefühle sind zwar nachvollziehbar, sie sind aber ganz und gar unangebracht, und zwar aus mindestens zwei Gründen.
Erstens erinnert das Vorgehen staatlicher Institutionen sehr an das Vorgehen gegen diejenigen, die allgemein unter dem Begriff Querdenker subsumiert werden. Hausdurchsuchungen, Anklagen aufgrund fingierter oder erfundener Straftaten, Pathologisierung, die Einordnung als Verbrecher oder Terroristen, all das kennen wir aus der Bekämpfung einer Opposition, die sich gegen diktatorische Maßnahmen zur Wehr gesetzt, die das offizielle Narrativ in Frage gestellt und vor den Folgen der Maßnahmen sowie der als Impfung verkauften Genspritze gewarnt hat, und das zu Recht, wie nun auch in offiziellen Medien erstaunt herausfinden müssen. Ein aktuellerer Fall ist die Anklage gegenüber Professor Bhakdi, dem man aufgrund haltloser und abenteuerlicher Vorwürfe Volksverhetzung zur Last legen will, und der in erster Instanz freigesprochen wurde, den die Staatsanwaltschaft aber mit nur noch als religiös zu bezeichnendem Eifer weiter verfolgen will.
Vielen, die gegen die Letzte Generation und Pendants wettern, sind diese Ereignisse bekannt, sei es aus eigener Betroffenheit, oder aus unmittelbarem Erleben. Doch gerade aus den Kreisen der Coronaopposition ist die Kritik an der Letzten Generation weit verbreitet. Es scheint, dass nun, da sich die staatliche Gewalt einmal gegen andere wendet, diese auf einmal gerechtfertigt, sie plötzlich als legitim und angemessen betrachtet wird. Dieses Sichtweise ist jedoch fatal. Denn was das Regime mit diesem Vorgehen eigentlich suggeriert ist, dass von nun an jede Opposition unter beliebigen, fadenscheinigen Begründungen Ziel staatlicher Verfolgung werden kann. Dabei werden die Vorwürfe so konstruiert, dass die Gegner der jeweiligen Bewegung ohne längeres Nachdenken zustimmen, und damit das Handeln der Obrigkeit absegnen und für die Zukunft legitimieren.
Dabei sollte es zu denken geben, dass nun Klimaaktivisten auf der Abschussliste stehen. Denn die Letzte Generation verfolgt grundsätzlich Ziele, die sehr mit der Agenda des Regimes, sowie des WEF und anderen, oligarchischen Organisationen übereinstimmen. Dem Kampf gegen den Klimawandel soll alles untergeordnet werden, die CO2 Emissionen sollen drastisch gesenkt werden, was ein rigides Zwangssystem und diktatorische Maßnahmen erfordern soll. Nicht wenige der Aktivisten würden zudem eine Klimadiktatur vorbehaltlos unterstützen. Sie treten damit im Grunde für das ein, was ohnehin geplant ist und sich bereits in der Umsetzung befindet. Dennoch werden sie vom Regime verfolgt. Das zeigt, dass das totalitäre Regime, das sich unter dem fadenscheinigen Deckmantel einer Pandemie etabliert hat, in die Phase der Kannibalisierung eingetreten ist. Von nun an ist nichts mehr erwünscht, das den reibungslosen Ablauf der Installation eines totalitären rund um die Uhr Überwachungs- Zwangs- und Unterdrückungsapparates in irgendeiner Form behindert. Nicht einmal mehr zustimmender Aktivismus, der die grundsätzlichen Ziele der Diktatur unterstützt, wird noch geduldet. Das mag auch an die Zeit des Stalinismus erinnern, in der periodische Säuberungen durchgeführt, und selbst ehrgeizige Unterstützer des Sowjetsozialismus verfolgt und verschleppt wurden.
Das bedeutet, dass jede Opposition von nun an potenzielles Ziel staatlicher Macht werden kann. Das Vorgehen gegen die Letzte Generation ist eine Drohgebärde, die sich in Richtung all derer wendet, die auch nur geringfügige Unzufriedenheit über den derzeitigen Kurs der Gesellschaft zur Schau stellen. Selbst wenn diese Unzufriedenheit in der Forderung nach einem „schneller, härter, mehr“ mündet, wie sie unter Corona ja durchaus noch möglich war, wird brachial durchgegriffen. Jeder, der auch nur einen Hauch von Unzufriedenheit zur Schau stellt muss nun befürchten, Ziel von Verfolgung zu werden.
Zudem werden Organisationen wie die Letzte Generation zum Anlass genommen, wieder einmal laut nach schärferen Gesetzen und besseren Zugriffsmöglichkeiten für Behörden zu rufen, ein Akt, der ohnehin nur noch reine Formalität ist, da sich Staat und Behörden für Recht und Gesetz schon seit der Pseudopandemie nicht mehr interessieren. Doch durch die Schaffung eines neuen Gegners verschafft sich der Staat weitere Legitimation, zumindest in den Augen der folgsamen, unterwürfigen Bürger, und suggeriert die Notwendigkeit härteren Durchgreifens. Dem Machtausbau und dessen Missbrauch sind somit Tür und Tor geöffnet, und die vorgebliche Oppositionspartei AfD arbeitet fleißig mit. Damit sind wir an einem Punkt angelangt, an dem sich die Klimakleber und die Querdenker eigentlich einig sein sollten: Mit diesem neuen Akt staatlicher Gewalt sind wir alle gemeint, und es ist zwar nicht der Anfang, aber auch lange noch nicht das Ende einer menschenfeindlichen Anwendung von Macht, von der wir aus der Geschichte sehr genau wissen, wo sie münden kann. Letztendlich ist es nicht nur die Letzte Generation, die getroffen wird, denn am Ende sind wir alle betroffen.
Es ist ein Fall nach dem Zitat von Martin Niemöller:
„Als sie die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“
Wer also jetzt voller Schadenfreude applaudiert, der bereitet seiner späteren eigenen Verfolgung den Boden. Dasselbe gilt aber auch für die Aktivisten der Letzten Generation, die in Zeiten des Coronaregimes tendenziell gegen sogenannte Querdenker gewettert und demonstriert haben, und es gilt ebenso für die sogenannte "Antifa".
Doch es gibt noch einen zweiten Grund, aus dem Schadenfreude gegenüber dem staatlichen Vorgehen gegen die Letzte Generation unangebracht ist, ja sogar Verachtung für das Handeln dieser Menschen und ihrer Vorstellung von der Welt ist gänzlich Fehl am Platz. Denn bei den Aktivisten handelt es sich in der Regel um junge Menschen. Jeder Mensch ist geprägt von der Gesellschaft in der er lebt und den darin vorherrschenden Weltbildern, Gedanken und Idealen. Die Aktivisten der Letzten Generation gehen aus genau der Gesellschaft hervor, an die sie sich mit ihren Aktionen wenden, und aus der auch diejenigen hervorgegangen sind, die diese Aktivisten verachten. Die Unterschiede erklären sich hauptsächlich aus dem Alter.
Dass diese jungen Menschen nämlich mit einem fatalistischen Weltbild ausgestattet sind, dass sie sich als wörtlich Letzte Generation vor der Apokalypse wähnen, geht zurück auf ein Klima der Angst, das in dieser Gesellschaft vorherrscht und das wahrscheinlich systematisch geschaffen wurde. Wir leben in einer Gesellschaft, die ständig den Untergang bevorstehen wähnt, und das nicht erst seit der sogenannten "Klimakrise". Auch die Panik vor einem an sich recht harmlosen Virus lässt sich daraus erklären. Sie sprach eine tief in der Gesellschaft verankerte Angst vor dem Verlust des eigenen Lebens und dessen, was man Normalität nannte an. Die Angst vor dem Untergang, vor dem Verlust von allem, liegt subkutan in dieser Gesellschaft und offenbart damit ein unterbewusstes Wissen darum, dass diese Gesellschaft zivilisatorisch ihren Höhepunkt längst überschritten hat und lediglich auf Pump lebt.
Insbesondere die junge Generation, die ihr ganzes Leben mit der apokalyptischen Drohung vor dem klimabedingten Weltuntergang aufgewachsen ist, wird davon in ihrem Denken und Handeln bestimmt. Sie wählt lediglich eine andere Überlebensstrategie in der fortlaufenden, angstinduzierten Traumatisierung. Während ihre Kritiker sich vor Allem an den Wohlstand vergangener Tage klammern und diesen mit Händen und Füßen zu verteidigen suchen, ein zurück zu einer prä-2020, oder besser noch prä-2015 Zeit herbeisehnen, in der noch nicht so viele Flüchtlinge hier waren um uns vorgeblich unseren Reichtum zu klauen, wählen die Aktivisten der Letzten Generation den Kampf gegen die vermeintliche Apokalypse. Das ist zumindest der mutigere, weil handlungsorientierte Ansatz, der wenigstens eine Notwendigkeit des Wandels erkennt und ein Potenzial für Veränderungen ausmacht. Daneben gibt es auch noch die Strategien der Verdrängung und Verleugnung, die eine größtmögliche Anpassung an die heutige Gesellschaft zur Folge haben, und sich meist in Karrierestreben und der Flucht in den Materialismus ausdrückt.
Menschen, die in einem Umfeld permanenter Angst aufwachsen, die beständig das Damoklesschwert des nahenden Untergangs über sich schweben sehen, werden durch diese Erfahrung traumatisiert. Sie werden traumatisiert von der Gesellschaft, die sie umgibt, die auf Angst und Schrecken aufgebaut ist, und diese gleichzeitig verdrängt, die das vollkommen Abnormale zur Norm erhoben hat, die sich ständig im Kampf und in Konkurrenz befindet, in der jeder kämpfen muss, um überhaupt nur leben zu dürfen. Traumata führen zu Überlebensstrategien, mit denen sich die Traumatisierten an ihre Umgebung anpassen. Diese können ganz verschiedene Formen annehmen, von totaler Unterwerfung, eine in Deutschland häufig anzutreffende Überlebensstrategie, über Rebellion und Ungehorsam, in Deutschland eher wenig verbreitet, bis hin zur Weltflucht, die überall auf der Welt anzutreffen ist, und aus der Anbieter wie Netflix und Amazon einen profitablen Geschäftszweig entwickelt haben.
Die Letzte Generation wählt den Weg der vermeintlichen Rebellion, ohne zu merken, dass sie damit den Herrschenden nur in die Karten spielt. Sie sind also nur insoweit pathologisch, verrückt oder irre, wie die Gesellschaft das Irre und pathologische Normalisiert, und jede Abweichung davon, jedes Aufbegehren dagegen pathologisiert hat. Tatsächlich reagieren sie mit ihren Aktionen, ihren Überzeugungen und ihrem Eifer nur auf eine durch und durch pathologische Gesellschaft. Von daher gibt es hier wenig Grund für Verachtung, Hohn und Spott. Stattdessen sollte man die Taten und Überzeugungen der Letzten Generation eher als Warnsignal dafür nehmen, dass in dieser Gesellschaft absolut nichts mehr stimmt. Denn wie krank muss eine Gesellschaft sein, die so etwas hervorbringt, zwangsweise hervorbringt? Wie gestört ist eine Gesellschaft, in der nicht wenige Menschen tatsächlich in dem Gefühl leben müssen, vor dem baldigen Untergang zu stehen?
Und was sagt das über die Politik und die Medien aus? Denn die Angst kommt ja nicht von ungefähr. Sie wird seit Jahren systematisch von zwischenstaatlichen und staatlichen Organisationen geschürt und findet über die Medien Verbreitung. Denn Angst ist ein hervorragendes Mittel der Herrschaft. Eine Gesellschaft in Angst ist nicht nur gelähmt, und wird niemals gegen die Obrigkeit aufbegehren. Wenn die Angst von etwas im Außen ausgeht, etwas, das außerhalb des Staates liegt, was sowohl beim Klima, als auch bei Corona der Fall ist, dann wird die Mehrheit der Menschen sogar nach härterem Vorgehen der Staatsgewalt rufen, wird die Beschneidung der eigenen Rechte hinnehmen in der Fehlannahme, auf diese Weise Sicherheit zu erlangen.
Und das verstärkt sich auch dann noch, wenn vermeintliche oder tatsächliche Terroristen, die in diesem gesellschaftlichen Klima herangezüchtet wurden, am Werk sind und mit Aktionen oder gar Morden noch mehr Angst verbreiten. Dann ruft der Bürger nicht nur nach Maßnahmen gegen den Klimawandel oder Corona, sondern auch nach scharfen Sanktionen gegenüber den vermeintlichen Feinden im Inneren. Diese Machtstrategie wird hier angewendet und sie verfängt auch bei vielen von denen, die im Angesicht einer gefälschten Pandemie noch ganz allergisch auf jede Einschränkung durch den Staat reagiert haben.
Doch durch den Wechsel des Themas, die Änderung des Feindes, wird letztlich auch bei denjenigen Akzeptanz hervorgerufen, die zuvor noch auf den Straßen protestiert haben. Das Regime verfolgt nach wie vor dieselben Ziele, nur unter anderen Vorzeichen, und diese Ziele sind: Diktatur mittels staatlicher Gewalt und flächendeckender Überwachung, Revolutionsprävention im Angesicht des rasanten Kollapses des kapitalistischen Systems, der mit schweren Verwerfungen sozialer Natur einhergehen wird, und natürlich die Monopolisierung der Macht über alle Sektoren in den Händen weniger Oligarchen und einer damit verbundenen Umverteilung von unten nach oben.
Diese Angriffe erfolgen gerade im immer schnelleren Takt, sei es durch die Coronamaßnahmen und der aufgebauten Überwachungs- und Digitalinfrastruktur, sei es durch Inflation, Rezession und Krieg, sei es durch den Pandemievertrag oder die Bekämpfung von Landwirten in den Niederlanden. Das Regime geht an allen Ecken und Enden, auf allen Feldern und Gebieten gegen die Menschen vor, und bedient sich dabei auch nützlicher Idioten und Schachfiguren, die fallen gelassen werden, sobald sie ihre Rolle gespielt haben. Dazu zählt eben auch die Letzte Generation.
Zu dieser Organisation noch ein letztes Wort: Viele sind der Ansicht, dass es sich dabei um eine gesteuerte Opposition handelt. Grund dafür ist die Enthüllung, dass sie von Erben aus reichen Familien gesponsert werden, die ihr Vermögen unter Anderem mit der Gewinnung von Erdöl verdient haben. Es erschließt sich jedoch nicht, welche Interessen dieser Familien dahinterstehen sollten, außer, ihr eigenes Geschäftsmodell zu zerschlagen. Denn die Alternativen der sogenannten „Grünen Technologien“ liegen in der Regel in anderen Händen, die aus dem Ende der Erdölindustrie große Profite ziehen würden. Auch eine globale Kabale mit verteilten Rollen ist nicht ganz logisch, denn welches Interesse sollten die Ölmagnaten haben, ihr eigenes Geschäftsmodell anzugreifen?
Hingegen kommt es auch in reichen Familien durchaus vor, dass nicht alle Sprösslinge die Quelle des Reichtums völlig ohne ethische Bedenken betrachten. Auch sie sind eingebettet in das Klima der Angst der Gesellschaft in der sie leben, und werden dadurch beeinflusst. Daher ist es möglich, und auch die wahrscheinlichere Erklärung, dass einige der Sprösslinge die Ausbeutung von fossilen Energien als ebenso problematisch empfinden, wie ein großer Teil der Gesellschaft. Sie könnten sich also aus freien Stücken dazu entscheiden ihr ererbtes Geld für etwas einzusetzen, das in ihren Augen sinnvoller ist und dem vermeintlich Guten dient. Dies kann durchaus auch aus einer Art Schuldgefühl heraus geschehen, das diesen Menschen ja auch aufgebürdet wird. So könnte sich darin, Organisationen wie die Letzte Generation zu finanzieren, der Versuch ausdrücken, sich von vermeintlichen Sünden reinzuwaschen, oder zumindest das eigene Gewissen zu beruhigen.
Denn auch Sprösslinge reicher Ölimperien sind in erster Linie Menschen, und damit auch menschlichen Emotionen wie Schuld, Scham, Wut und Trauer unterworfen. Nur haben sie andere Möglichkeiten, auf die Missstände zu reagieren, und können mit ihrem Geld erheblichen Einfluss geltend machen, mit dem sie hoffen die Gesellschaft zum vermeintlich Besseren zu verändern. Und auch, wenn die gewählten Mittel nicht immer wirkungsvoll sind, mitunter an den tatsächlichen Problemen eines diktatorischen Regimes, das mittels Angst und Narrativen die Gesellschaft kontrolliert und in die Totalüberwachung und den Neofeudalismus treibt, vollkommen vorbeigehen, so kann man diesen Akt trotzdem würdigen als eine Reaktion auf erkannte Missstände. Das ist bisweilen mehr, als so mancher Verächter der sogenannten „Klimakleber“ tut, der sich meist auf Nörgeln beschränkt, sei es im Angesicht der Corona- oder der Klimaideologie, nur um dann doch alles hinzunehmen, was ihm aufgebürdet wird.
In ihrem Tatendrang könnten sowohl die Aktivisten der Letzten Generation, als auch ihre Finanziers wertvolle Verbündete sein, wenn sich ihr Handeln nur gegen die tatsächlichen Probleme und ihre Ursachen wenden würden. Um das zu erreichen wäre es aber notwendig, ins Gespräch zu kommen, und zwar auf eine ganz und gar menschliche Art und Weise. Gerade jetzt kann man an die gemeinsamen Erfahrungen der Verfolgung durch das Regime anknüpfen und auf die Ähnlichkeit dessen aufmerksam machen. Gemeinsame Erfahrungen führen zu einem Gefühl der Verbundenheit, und auch, wenn man nicht alle Ziele miteinander teilt, so kann man sich doch darauf einigen, dass Diktatur, die Verfolgung von Opposition, Überwachung und Versklavung durchaus nichts ist, das man unterstützen will. Schon bald, am Mittwoch den 31. Mai, soll es eine Reihe von Demonstrationen dieser Organisation geben, die sich deutschlandweit gegen die Verfolgung richtet. (2) Es wäre durchaus denkbar, zu diesem Demonstrationen zu gehen, um mit den Menschen dort ins Gespräch zu kommen, und vielleicht auch um seine Solidarität mit den vom Regime verfolgten Menschen zu zeigen.
Aber natürlich kann es auch sein, dass es sich bei der Letzten Generation tatsächlich um eine gelenkte Opposition handelt, um irgendwelche höheren Ziele durchzusetzen. Dann scheiden zwar die Geldgeber als Gesprächspartner aus, nicht aber die Aktivisten an sich. Denn diese werden lediglich anhand ihrer guten Absichten instrumentalisiert, ohne es zu merken. Sie sind geleitet von hohen Idealen und Werten, die zwar nicht notwendigerweise mit den eigenen übereinstimmen müssen, auf deren Grundlage sie aber zur Tat schreiten. Über die Mittel mag man sich zu Recht streiten, ebenso wie über die Ziele, doch die Motivation ist durchaus nachvollziehbar. Zudem leben wir alle in derselben Gesellschaft, wir teilen uns eine Realität, in der wir einander beständig nicht nur über den Weg laufen und miteinander konfrontiert sind, sondern uns auch gegenseitig beeinflussen. Nicht zuletzt ist es aber auch eine Realität, die wir ändern können, wenn wir uns nur daran machen, es zu versuchen.
Von daher ist es vollkommen falsch, den Aktivisten der Letzten Generation mit Hohn, Spott und Verachtung zu begegnen. Stattdessen könnte man miteinander ins Gespräch kommen, oder es zumindest versuchen. Die Alternative ist eine weitere Spaltung der Gesellschaft, ein gesellschaftlicher Krieg, der in Form von Konkurrenz und Kampf um Arbeitsplätze, Posten und Einkünfte ohnehin schon zu Genüge tobt. Dieser wird immer wieder bewusst angeheizt, um das System aufrechtzuerhalten und die Ausbeutung, die Umverteilung von unten nach oben, sowie den Ausbau der Diktatur und des Repressionsapparates zu ermöglichen. Ob Querdenker oder Letzte Generation, sie alle sind nur das gerade neue, von oben aufgebaute Feindbild im gesellschaftlichem Kampf, der niemals an sein Ende kommen soll. Verschärfen wir diesen Kampf also nicht noch, denn wir sind diesem System alle unterworfen, ob Klimakleber oder Querdenker.
Es ist an der Zeit, sich nicht gegenseitig zu bekämpfen, sondern das System zu überwinden, das uns zu ständigen Feinden macht, um uns gegeneinander auszuspielen und uns zu beherrschen und ausbeuten zu können. Denn davon profitieren dann am Ende wirklich nur die Oligarchen und ihre Untergebenen.
Quellen und Anmerkungen
Felix Feistel, Jahrgang 1992, schreibt in vielfältiger Weise über die Idiotie dieser Welt und auch gegen diese an. In einer auf Zahlen und Daten reduzierten Welt, die ihm schon immer fremd war, sucht er nach Menschlichkeit und der Bedeutung des Lebens. Er versucht, seine Kräfte und Talente für die Gestaltung einer lebenswerten Welt einzusetzen, indem er sich gegen Ungerechtigkeit und Zerstörung wendet. Trotz des überall grassierenden Wahnsinns ist er nicht bereit, den Glauben an das Gute im Menschen und sein Potenzial, den Planeten in ein Paradies zu verwandeln, aufzugeben. Er ist Mitglied der Manova-Jugendredaktion und schreibt für die Kolumne „Junge Federn“.
(2) https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/letzte-generation-razzia-proteste-100.html
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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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Bildquelle: Andreas Stroh / shutterstock
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