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„Schutzbedürftige Kinderschänder und Mörder?“ | Von Rainer Rupp

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Ein Kommentar von Rainer Rupp.

Wer sind die „Schutzbedürftigen“, für deren großzügige Aufnahme und schnelle Evakuierung aus Afghanistan sich unsere Politiker und vor allem die grün-angehauchten Medien aktuell vehement einsetzen? Sind alle angeblichen „Schutzbedürftigen“ tatsächlich schutzbedürftig? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich Kriegsverbrecher, Gewalttäter und brutale Kinderschänder darunter befinden?

Nach den Bildern zu urteilen, die uns allabendlich in den Fernsehnachrichten gezeigt werden, sollen wir glauben, dass es sich hauptsächlich um mutigen Frauen handelt, die sich in der islamisch-patriarchalisch dominierten Welt Afghanistans couragiert mit allerlei Projekten für die Gleichberechtigung der Frauen und Mädchen eingesetzt haben und angeblich nun von den Taliban das Schlimmste zu befürchten haben.

Die nächste, für die Evakuierung in den Westen in Frage kommende Gruppe setzte sich aus zivilen afghanischen Hilfskräften der westlichen Botschaften und zahlreichen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) sowie der lokalen Helfer der Besatzungsarmeen der selbsternannten „westlichen Wertegemeinschaft zusammen. Glaubt man unseren Politikern und Medien, dann trachten die bösen Taliban auch den harmlosen Übersetzern, Köchen, Dienstboten, Müllentsorgern und Wachmannschaften, samt deren Frauen und Kinder und deren Omas und Opas, nach dem Leben.

Die derzeit in Funk und Fernsehen in unserem Land verbreiteten Herz-Schmerz-Geschichten von individuellen Schicksalen ausgesuchter Hilfskräfte zusammen mit graphischen Darstellungen des andauernden Chaos rund um den Flughafen in Kabul sollen anscheinend die eingeschlafene, deutsche „Refugees-Welcome-Kultur“ zu neuem Leben erwecken und so kurz vor den Bundestagswahlen politisch den Boden für einen neuen Flüchtlingsstrom nach Germany vorbereiten.

Für unsere international-neoliberal orientierten Eliten und NGOs ist die Aufnahme der afghanischen Hilfskräfte in das gelobte Land Deutschland besonders wichtig. Denn wenn Menschen aus dieser Gruppe, samt ihrer Familien zurückgelassen würden, dann befürchten unsere Eliten zurecht die Auswirkungen. Denn dann würde das Negativbeispiel „Afghanistan“ Konsequenzen auf die zukünftige Loyalität und Bereitschaft der lokalen Hilfskräfte in anderen Ländern der Dritten Welt haben, die dort den Bundeswehrsoldaten und NGOs dienen. Und das würde die Interessen westlicher Konzerne und der US-geführten, „regelbasierten internationalen Ordnung“ gefährden.

Das erklärt auch, dass trotz des totalen Versagens der deutschen Sicherheits- und Außenpolitik in Afghanistan, unsere politischen Eliten in ersten Stellungnahmen ihre Absicht bekräftigt haben, aus dem Debakel am Hindukusch keine Lehren zu ziehen. Stattdessen scheinen sie entschlossen, anderswo weiter an der Seite der Amerikaner für den globalen Eroberungszug der neo-liberalen Wirtschafts- und Gesellschaftsideologie zu kämpfen.

Derweil wollen die Taliban in der Millionenstadt Kabul und auch am Flughafen partout nicht die ihnen von den Westmedien zugedachte Rolle spielen. Denn der weitgehend harmlosen Gruppe von Dienstboten der westlichen Botschaften, Armeen und NGOs haben sie ebenfalls Straffreiheit zugesichert.

Tatsächlich haben die Taliban am Flughafen in Kabul trotz des dort herrschenden Chaos Ruhe und Disziplin bewahrt und bisher stets deeskalierend agiert. Seit Montag dieser Woche gibt es zwecks Wiederherstellung geregelter Verhältnisse am Flughafen sogar ganz offiziell eine Kooperation und Abstimmung zwischen britischen Soldaten und Taliban vor Ort.

Über eine mögliche Wiederherstellung von Ruhe und geregelten Verhältnissen am Flughafen von Kabul dürfte sich die eine dritte Gruppe von afghanischen Helfern der westlichen Wertegemeinschaft überhaupt nicht freuen. Denn geregelte Verhältnisse ermöglichen bessere Kontrollen und das kann die Gruppe von Mördern, Folterknechten, Vergewaltigern, Kinderschändern und Räubern, hinter denen die Taliban mit den vielen Straßenkontrollen auf den Wegen zum Flughafen her sind, gar nicht gebrauchen

Ein Artikel aus der New York Times (NYT) (1) vom 20. Sept. 2015 mit dem ins Deutsche übersetzten Titel: „US-Soldaten wurden angehalten, sexuellen Missbrauch von Jungen durch afghanische Verbündete zu ignorieren“, bietet einen Blick in eine von Dantes Höllen, in dem unschuldigen afghanischen Jungen unendliche Qualen zugefügt wurden. Hier ein Auszug aus dem Artikel:

„In seinem letzten Telefonat nach Hause erzählte US-Lance Corporal Gregory Buckley Jr. seinem Vater, was ihn beunruhigte: nachts konnte er von seiner Koje in einem Camp im Süden Afghanistans afghanische Polizisten hören, die Jungen sexuell missbrauchten, die sie zuvor aufgegriffen und zur Basis gebracht hatten.

"Nachts können wir sie schreien hören, aber wir dürfen nichts dagegen tun", erinnerte sich der Vater des Marinesoldaten, Gregory Buckley Sr., an seinen Sohn, der 2012 auf der Basis erschossen wurde. Er drängte seinen Sohn, es seinen Vorgesetzten zu sagen. "Mein Sohn sagte, dass seine Offiziere ihm gesagt hätten, er solle wegschauen, weil es ihre Kultur sei."

„Der grassierende sexuelle Missbrauch von Kindern ist in Afghanistan seit langem ein Problem, insbesondere unter den Kommandeuren der (von den USA bewaffneten) Milizen, die einen Großteil der ländlichen Landschaft dominieren und die Bevölkerung schikanieren. Die Praxis wird „Bacha Bazi“ genannt, wörtlich "Jungenspiel", und amerikanische Soldaten und Marines wurden angewiesen, nicht einzugreifen - in einigen Fällen nicht einmal, wenn ihre afghanischen Verbündeten Jungen auf Militärstützpunkten missbraucht haben, so Interviews und Gerichtsakten.“

"Der Grund, warum wir hier sind, ist, weil wir die schrecklichen Dinge gehört haben, die die Taliban den Menschen antun, wie sie ihre Menschenrechte verletzten", sagte Dan Quinn, ein ehemaliger Hauptmann der Special Forces, der einen von den USA unterstützten Milizkommandeur verprügelt hatte, weil er einen Jungen als Sexsklave an sein Bett gekettet hatte. "Aber wir haben Leute an die Macht gebracht, die Dinge tun würden, die schlimmer waren als die Taliban - das war etwas, was Dorfälteste mir gegenüber sagten." (Ende Übersetzung aus der NYT)

Für seine sehr menschliche und mutige Reaktion wurde US-Hauptmann Quinn wegen „Ungehorsams“ bestraft. Die Politik der US-Militärführung, ihre Soldaten anzuweisen, sexuellen Kindesmissbrauch durch ihre afghanischen Verbündeten zu ignorieren, führte dazu, dass Captain Quinn von seinem Kommando abgelöst, degradiert und nach Hause geschickt wurde, wo er dann dem US-Militär den Rücken kehrte.

Auf Anfrage der New York Time antworte der offizielle Sprecher des US-Afghanistan Kommandos, Oberst Brian Tribus, in einer E-Mail:

"Im Allgemeinen wären Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch afghanisches Militär- oder Polizeipersonal eine Frage des afghanischen Strafrechts." Er fügte hinzu, dass "es keine ausdrückliche Anforderung geben würde, dass US-Militärpersonal in Afghanistan dies meldet". Eine Ausnahme, sagte er, ist, wenn Vergewaltigung als Kriegswaffe eingesetzt wird.“

Tatsächlich aber hat die US-Besatzungspolitik in Afghanistan, sexuellen Kindesmissbrauch als kulturelles Problem zu behandeln, die Bevölkerung in den von Taliban eroberten Dörfern, gegen die Befreier aufgebracht. Denn Kinder zu entführen und zu missbrauchen ist eben kein Merkmal der afghanischen Kultur.

Probleme in den Dörfern begannen erst richtig, nachdem US-Spezialeinheiten in den Jahren 2011-2012 begannen, systematisch afghanische lokale Polizeimilizen zu bilden und auszubilden, damit diese die von den Taliban eroberten Dörfer halten konnten. Mit dieser Politik aber brachten die Amerikaner in den von ihnen befreiten Dörfern skrupellose Leute in Machtpositionen, die weitaus schlimmer waren als die Taliban. Denn die Taliban hielten sich zumindest strikt an religiöses Recht, während die neuen, von den US-Soldaten installierten Beschützer der Dörfer in der Regel gesetzlose Raubtiere waren.

Dass die bewaffneten afghanischen Milizen in den Dörfern nicht nur die Kinder jagten, sondern auch Wegzölle verlangten und auf vielfältige andere Art und Weise Geld aus der lokalen Bevölkerung pressten, geht aus den Berichten vieler anderer Afghanistan Kenner hervor. Und das Problem war nicht auf eine Region beschränkt, sondern er war flächendeckend vorhanden, auch in der Provinz Kundus, im Norden, wo die Bundeswehr operierte.

Da stellt sich natürlich die Frage, warum die deutschen Soldaten in ihrem Operationsgebiet von all dem nichts gemerkt haben. Aber vielleicht waren in Kundus die lokalen Polizei- und Milizkommandeure alle vorbildliche, afghanische Gentlemen, die unter dem Einfluss der Bundeswehr am deutschen Wesen genesen sind? Oder herrschte womöglich in der Bundeswehr der Drei-Affen-Befehl: „Nichts hören! Nichts sehen! Nichts sagen!“

Auch der oben erwähnte New York Times Artikel geht auf die damalige Situation in Kundus ein, die sich nicht vom Rest des Landes unterschied. Auch der bereits erwähnte Captain Quinn war im Sommer 2011 mit Sergeant Martland, beide Elitesoldaten der Green Berets, auf seiner zweiten Tour in Kundus. Dort bestand ihre Aufgabe darin, die lokalen afghanischen Polizei- und Milizeinheiten auszubilden und zu unterstützen, während sie von der lokalen Dorfbevölkerung schlimme Beschwerden über diese Truppe hörten. Die folgenden Absätze sind aus der NYT übersetzt:

„Zuerst wurde ihnen gesagt, dass einer der Milizkommandanten ein 14- oder 15-jähriges Mädchen vergewaltigt habe, das er bei der Arbeit auf den Feldern gesehen hatte. Captain Quinn informierte den Polizeichef der Provinz, der bald darauf Strafen verhängte. "Er bekam einen Tag im Gefängnis, und dann wurde sie gezwungen, ihn zu heiraten", sagte Quinn.“

Als er einen vorgesetzten Offizier fragte, was er noch tun könne, wurde ihm gesagt, dass er gut daran getan habe, das Problem mit lokalen Beamten zu besprechen, aber dass es nichts anderes zu tun gäbe. "Wir werden dafür gelobt, dass wir das Richtige getan haben, und ein Typ ist gerade damit durchgekommen, ein 14-jähriges Mädchen zu vergewaltigen", sagte Quinn.“

Die Dorfälteste wurden immer verärgerter über das Raubtierverhalten der von den USA unterstützten Kommandeure. Nach jedem Fall versammelte Captain Quinn die afghanischen Kommandeure und belehrte sie über Menschenrechte.

Ein anderer Kommandant ermordete seine 12-jährige Tochter in einem sogenannten Ehrenmord, weil sie einen Jungen geküsst hatte. "Es gab keine Konsequenzen", erinnerte sich Quinn.

„Im September 2011 tauchte eine afghanische Frau, sichtlich verletzt, mit ihrem hinkenden Sohn auf einer amerikanischen Basis auf. Einer der afghanischen Polizeikommandanten in der Gegend, Abdul Rahman, hatte den Jungen entführt und gezwungen, sein Sexsklave zu sein und an sein Bett gekettet, erklärte die Frau. Als sie um die Freilassung ihres Sohnes bat, wurde sie selbst geschlagen. Ihr Sohn sei schließlich freigelassen worden, aber sie hatte Angst, dass es wieder passieren würde, sagte sie den Amerikanern auf der Basis.“ Sie erklärte, weil "ihr Sohn ein so gutaussehendes Kind sei, sei er ein Statussymbol", das von lokalen Kommandeuren begehrt wurde, erinnerte sich Mr. Quinn.“

Also zitierte Captain Quinn den Kommandant Abdul Rahman herbei und konfrontierte ihn mit dem, was er getan hatte. Der Polizeikommandant räumte ein, dass es wahr war, bürstete es aber als Nebensächlichkeit ab. Als der amerikanische Offizier anfing, ihn zu ermahnen, dass er einen höheren Standard von Leuten erwartet, „die mit US-Streitkräften zusammenarbeiten“, fing der Kommandant an zu lachen. Da schlug Captain Quinn zu und verprügelte den lokalen Polizeikommandanten, weshalb er von der US-Armee seines Postens enthoben und bestraft wurde.

All das ging in der Provinz Kundus vor, nur die Bundeswehrsoldaten und Offiziere, die dort auch Milizen und Polizei ausgebildet haben, haben auf wundersame Weise von alledem nichts mitbekommen. Nicht mitbekommen haben die Deutschen vor Ort anscheinend auch, dass die CIA gemeinsam mit für Sondereinsätze ausgebildeten US-Soldaten nach dem Vorbild der Operation Phönix in Vietnam ein „Phönix 2.0“ für Afghanistan aufgelegt hatten.

Im Rahmen der Operation Phönix waren während des Vietnam Krieges in Südvietnam zwischen 50.000 bis 100.000 Menschen auf unterschiedliche Weise zu Hause, auf der Straße, bei der Arbeit oder im Restaurant von CIA-geführten und ausgebildeten Todeskommandos ermordet worden. Ihr einziges „Vergehen“ war, mutmaßliche Sympathisanten von Kommunisten gewesen zu sein. Dieses Phönix-Programm, das nach dem Ende des Vietnam-Krieges von der CIA in Form von Todesschwadronen in Lateinamerika fortgeführt wurde, wurde 2017 von Mike Pompeo, damals CIA-Chef und später US-Außenminister unter Präsident Trump in Afghanistan wieder aufgelegt.

Am 22. Oktober 2017 berichtete die New York Times unter Berufung auf zwei hochrangige amerikanische Beamte über diese neue Verschärfung des Konflikts in Afghanistan:

„Die C.I.A. weitet ihre verdeckten Operationen in Afghanistan aus und entsendet kleine Teams von sehr erfahrenen Agenten und Söldnern sowie afghanischen Streitkräften, um Taliban-Kämpfer im ganzen Land zu jagen und zu töten.“

Bei den afghanischen Streitkräften handelte es sich um Kommandosoldaten, die für Mordaufträge speziell ausgebildet wurden, und deren Aufgabe es u.a. war, mit den oben erwähnten Kommandanten der lokalen Miliz- und Polizeieinheiten in den Dörfern zusammenarbeiteten. Diese sollten für die CIA-Killerkommandos angebliche „Taliban-Sympathisanten“ identifizierten. Aber nicht selten handelte es sich dabei bei den so Identifizierten um Dorfälteste oder Autoritätspersonen, die den lokalen Miliz- und Polizeikommandanten bei ihren verbrecherischen Unternehmungen ein Hindernis waren, und auf diese Weise bequem aus dem Weg geräumt werden konnten.

Man braucht nicht viel Vorstellungskraft, um zu erkennen, dass auch diese, offiziell anti-Aufstand-Politik genannte US-Mordoperationen in den afghanischen Dörfern mehr Feinde als Freunde machte.

Vielleicht versteht man jetzt auch besser, warum es den Taliban gelungen ist, nach dem US-Abzug in 13 Tagen das ganze Land von dieser Pest zu befreien. Und vielleicht wäre es auch angebracht, dass in Deutschland die „Refugees Welcome“ Fraktion etwas vorsichtiger ist mit ihren weit geöffneten Armen und genauer hinschaut, wer da alles zu uns kommen will. Denn es sind gerade die Mörder, Kinderschänder und Räuber aus den afghanischen, bewaffneten Miliz-. Polizei- und Kommandoeinheiten, die von den Taliban gesucht werden und deshalb im Westen als besonders „schutzbedürftig“ gelten.

Auf Grund ihres Wissens, ihrer Verbindungen, ihrer Mobilität und ihres Auftretens waren und sind diese Verbrecher in einer viel besseren Lage als die normalen Hilfskräfte der westlichen Botschaften und Streitkräfte, um sich am Flughafen in Kabul bis zu den Flugzeugen durchzuschlagen und mit entsprechenden Ausweisen eine sorgenfreie, Reise ins deutsche Sozialsystem anzutreten.

Quellen:

  1. https://www.nytimes.com/2015/09/21/world/asia/us-soldiers-told-to-ignore-afghan-allies-abuse-of-boys.html
  2. https://www.nytimes.com/2017/10/22/world/asia/cia-expanding-taliban-fight-afghanistan.html
  3. https://www.counterpunch.org/2017/10/24/cia-in-afghanistan-operation-phoenix-redux/
  4. https://www.newsclick.in/phoenix-20-cia-unleash-vietnam-era-terror-campaign-afghanistan
  5. https://www.nytimes.com/2011/09/13/world/asia/13afghanistan.html

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags. +++

Bildquelle:    Ryanzo W. Perez  / shutterstock


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