Standpunkte

Sigmar Gabriel und die selbstmörderische Kriegstreiberei der Transatlantiker | Von Thomas Röper

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Ein Standpunkt von Thomas Röper.

Sigmar Gabriel, der Chef der Atlantikbrücke, will "Russland niederringen" und dazu notfalls auch deutsche Truppen in die Ukraine schicken. Die transatlantischen Sprechpuppen klingen inzwischen ohne Übertreibung wie die deutsche Propaganda der Jahre 1941 bis 1945.

Sigmar Gabriel, früherer deutscher Außenminister und SPD-Vorsitzender, hat sich im wahrsten Sinne des Wortes vom Saulus zum Paulus gewandelt. Oder er ist ein Opportunist, der die Öffentlichkeit nach Lust und Laune belügt.

Im Februar 2018 sprach sich Gabriel, damals noch deutscher Außenminister, auf der Münchner Sicherheitskonferenz öffentlich für einen schrittweisen Abbau Russlandsanktionen aus. Er sagte, er wisse, dass die „offizielle Position“ eine andere sei. 2015 hatte Gabriel nach einem Treffen mit Russlands Präsidenten Putin Ähnliches geäußert <1>. Die damalige SPD-Vorsitzende Nahles und der damalige Finanzminister Olaf Scholz empfahlen damals, Gabriel – auch wegen seiner fortgesetzten Nähe zu russlandfreundlichen Kreisen um Ex-Bundeskanzler Schröder – als Außenminister zu ersetzen.

Nach dem Ende seiner Zeit als Außenminister forderte Gabriel erneut die Aufhebung der Russlandsanktionen. Er bezweifelte sogar die Täterschaft russischer Geheimdienste an dem angeblichen Giftanschlag auf Sergej Skripal. Bis zum Beweis des Gegenteils gelte die Unschuldsvermutung, er sei gegen „eine immer schriller werdende Diskussion“. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat das alles im Mai 2022 zusammengefasst und Gabriel heftig kritisiert, weil er angeblich „nah an Putin <2>“ sei, so die damalige Überschrift des Artikels.

Gabriel war zu dem Zeitpunkt aber schon knapp drei Jahre Chef der radikal transatlantischen Lobbyorganisation Atlantikbrücke, bei der ein „Russlandfreund“ normalerweise nicht einmal einen Job als Fensterputzer bekommt. Dass Gabriel in Wirklichkeit ein radikaler Falke ist, hat er nun in einem Interview mit dem Stern <3> demonstriert. In dem Interview hat Gabriel im Ukraine-Konflikt eine härtere Gangart gegen Russland gefordert und dabei auch die Entsendung deutscher Soldaten in die Ukraine ins Spiel gebracht. Wie fest Gabriel in die der US-Politik verpflichteten NGOs eingebunden ist, zeigt sich daran, dass er auch Mitglied der Trilateralen Kommission und des European Council on Foreign Relations ist.

Was Gabriel im Stern-Interview gesagt hat, zeigt, wie gefährlich die von den USA kontrollierten transatlantischen Thinktanks und deren Sprechpuppen sind, denn die Äußerungen von Gabriel könnten ohne weiteres auch aus der deutschen Propaganda des Zweiten Weltkrieges stammen. Und sie könnten, wenn sie umgesetzt werden, zu einem großen Krieg in Europa führen.

„Russland niederringen“

Gabriel sagte in dem Interview allen Ernstes:

„Aber wir werden Russland noch einmal so niederringen müssen, wie wir das im Kalten Krieg mit der Sowjetunion gemacht haben.“

Die Vertreter der US-Politik sind immer noch der Meinung, sie müssten eine Politik „aus der Position der Stärke heraus“ machen, also anderen Ländern ihren Willen diktieren. Dass das heute nicht mehr funktioniert, haben sie offensichtlich nicht verstanden. Wie krude das Denken dieser Transatlantiker ist, zeigt folgende Idee von Gabriel aus dem Interview:

„Putin unseren Eisenfuß entgegenstellen und zugleich nach Gesprächsformaten und damit nach Auswegen aus dem Krieg suchen.“

Dass man nicht gleichzeitig gegen Russland Krieg führen und als Verhandlungspartner oder gar Vermittler auftreten kann, scheint Gabriel gar nicht zu verstehen.

Offene Kriegsdrohung gegen Russland

Der russische Präsident Wladimir Putin müsse erkennen, wie ernst „wir“ es meinen, sagte Gabriel, wobei ich mich frage, ob er mit „wir“ tatsächlich die Deutschen meint, denn er schlug ausdrücklich die Entsendung deutscher Truppen und die Einrichtung von Flugverbotszonen in der Ukraine vor:

„Es braucht das klare Signal an Putin: Stopp diesen Krieg – oder wir tragen ihn zu dir. Wenn das heißt, dass deutsche Raketenabwehrsysteme mithilfe der Bundeswehr Flugverbotszonen in der Ukraine durchsetzen, um damit ukrainische Städte vor den russischen Angriffen auf die Zivilbevölkerung zu schützen, würde ich Herrn Putin nicht schon wieder versprechen, dass wir das nie tun werden.“

Das war eine ausgesprochen deutliche Drohung mit einem Krieg gegen Russland. Wenn morgen deutsche Soldaten auf russische Flugzeuge schießen, wäre das nichts anderes als ein Krieg Deutschlands gegen Russland. Es ist wohl kaum eine Übertreibung, das mit der Rhetorik und den Ideen des berühmtesten Schnurrbartträgers der deutschen Geschichte zu vergleichen, der ganz Europa ins Elend gestürzt hat.

Ich übertreibe damit keineswegs, denn Gabriel meint, um eine Niederlage der Ukraine zu verhindern, sei auch der Einsatz der Bundeswehr gegen Russland denkbar:

„Niemand wünscht sich, die Bundeswehr in einen Krieg führen zu müssen. Aber wenn die Gefahr wächst, dass die Ukraine verliert, dann zerstört das auch unser bisheriges Leben in Frieden und Sicherheit in Europa.“

Gabriels Lügen

Da ist sie wieder, die Lüge von Putins angeblichen „imperialen Ambitionen“. Gabriel hat entweder nicht verstanden, worum es in der Ukraine geht, oder er lügt bewusst. Der ganze Konflikt um die Ukraine dreht sich im Grunde nur um die Frage, ob die Ukraine ein neutraler Staat bleibt (das will Russland), oder ob die Ukraine der NATO beitritt, was Russland als nicht hinnehmbare Gefahr für seine nationale Sicherheit ansieht, weil dann (Atom-)Raketen nur wenige hundert Kilometer von Moskau entfernt aufgestellt werden könnten.

Statt sich mit diesen Tatsachen zu beschäftigen, sagte Gabriel allen Ernstes über Putins angebliche Pläne:

„Er führt einen Krieg gegen den Westen, den er für dekadent hält, dessen Werte er ablehnt und als Gefahr für seine Macht sieht. Deshalb müssen wir Russland weit härter entgegentreten, als wir das bislang tun.“

Es ist genau umgekehrt, denn es ist der Westen, der in der Ukraine einen Krieg gegen Russland führt, schließlich hat der Westen Kiew erlaubt, russisches Gebiet mit aus dem Westen gelieferten Raketen zu beschießen. Es war nicht Russland, das beispielsweise den Huthis Raketen geliefert hat, um NATO-Schiffe im Roten Meer zu versenken. Allerdings könnte Russland auf die Erlaubnis des Westens nun so reagieren.

Dass Putin die „Werte“ des Westens ablehnt, stimmt sicherlich, schließlich äußert Putin sich dazu deutlich genug. Aber Putin sagt damit nur das, was auch die allermeisten Russen denken, die LGBT, unkontrollierte Massenmigration, Gender-Gaga und andere „Werte“ des Westens ablehnen.

Und wieder stellt sich die Frage, ob Gabriel einfach nur unwissend ist oder bewusst lügt, denn Putin sieht die „westlichen Werte“ ganz und gar nicht als „Gefahr für seine Macht“ an, im Gegenteil. Diese „westlichen Werte“ findet die überwiegende Mehrheit der Russen abstoßend und sie bringen die Russen dazu, Putin dabei zu unterstützen, diese „Werte“ aus Russland fernzuhalten.

Es ist entlarvend, dass die Vertreter der westlichen Politik lügen müssen, um ihre Positionen zu vertreten. Würden sie bei der Wahrheit bleiben und den Menschen im Westen erzählen, dass der Grund für die Tragödie, die sich in der Ukraine abspielt, einzig und allein der Wunsch des Westens ist, die Ukraine in die NATO zu ziehen, würde die Mehrheit der Menschen im Westen sicher sagen, dass die ukrainische NATO-Mitgliedschaft all die Opfer in der Ukraine und die Vernichtung des Wohlstandes in Europa nicht wert ist.

Schizophrene Ideen

Wie schizophren die Ideen von Gabriel sind, zeigt das oben erwähnte Zitat, in dem Gabriel eine Art Doppelstrategie vorschlug, als er sagte:

„Putin unseren Eisenfuß entgegenstellen und zugleich nach Gesprächsformaten und damit nach Auswegen aus dem Krieg suchen.“

Gabriel hat offensichtlich verstanden, dass die in der Schweiz geplante „Friedenskonferenz“, die von manchen Medien als „westliches Selbstgespräch“ bezeichnet <4> wird, zum Scheitern verurteilt ist, weil Russland gar nicht eingeladen ist. Daher hat Gabriel eine weitere Friedenskonferenz gefordert:

„Neben der Konferenz in der Schweiz bedarf es einer zweiten Friedenskonferenz, auf der sich Russlands Gesprächspartner treffen. Der Westen und die Ukraine brauchen die USA als Führungsnation, die ‚Russland-Allianz‘ sollte von China geführt werden.“

Diese Idee ist vollkommen unrealistisch, weil China die Rolle einer „Führungsnation“ einer „Russland-Allianz“ kaum annehmen wird. Und auch Russland würde kaum zu einer Konferenz fahren, bei der der Westen meint, bestimmen zu können, wer als „Führungsnation“ für Russland spricht und verhandelt.

Aber es kommt noch besser, denn Gabriel fügte noch hinzu:

„Deutschland könnte einen solchen Vorschlag glaubwürdig einbringen. Dann würde das Wahlplakat des Bundeskanzlers zur Europawahl unter dem Motto ‚Frieden sichern‘ auch durch aktives Handeln unterlegt werden.“

Gabriel versteht offenbar nicht, dass Russland keine Länder als Vermittler anerkennt, die Russland gegenüber feindlich gesinnt sind. Die russische Regierung hat schon mehrmals klargemacht, dass beispielsweise die Schweiz auch nur als Ort für Verhandlungen ausfällt, weil sie sich den anti-russischen Sanktionen angeschlossen und damit ihren Status als neutrales Land aufgegeben hat. Und dass die russische Regierung die derzeitigen deutschen Regierungsvertreter nicht ernst nimmt, hat sogar Putin selbst schon mehrmals klar gesagt, als er in Richtung der Bundesregierung beispielsweise sagte <5>:

„Ich will niemandem zu nahe treten, aber der Ausbildungsstand derer, die Entscheidungen treffen, auch in der Bundesrepublik, lässt meiner Meinung nach sehr zu wünschen übrig.“

Hinzu kommt aber noch etwas anderes: Wie passt es zusammen, wenn Gabriel einerseits den Einsatz der Bundeswehr gegen Russland fordert, andererseits aber meint, Deutschland könnte gegenüber Russland glaubwürdig das Motto „Frieden sichern“ vertreten?

Ich frage mich wirklich, was in den Köpfen dieser Leute vorgeht. Sie scheinen jeden Sinn für die Realität verloren zu haben. Und damit treiben sie Europa unweigerlich in einen großen Krieg, wenn sie nicht endlich zur Vernunft kommen.

Quellen

<1> https://www.tagesspiegel.de/politik/gabriel-ist-als-aussenminister-kaum-noch-tragbar-5279383.html <2> https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/russlandpolitik-der-spd-nah-an-putin-18047450.html <3> https://www.stern.de/politik/sigmar-gabriel-fordert-haerte-gegen-russland---zur-not-mit-bodentruppen-34788906.html <4> https://anti-spiegel.ru/2024/russlands-wachsender-vorteil-und-das-westliche-selbstgespraech-in-der-schweiz-die-ereignisse-des-wochenendes/ <5> https://anti-spiegel.ru/2024/putin-im-o-ton-ueber-entscheidungen-der-bundesregierung/ +++ Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags. +++ Dieser Beitrag erschien zuerst am 12. Juni 2024 bei anti-spiegel.ru +++ Bildquelle: Alexandros Michailidis / shutterstock


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