Ein Beitrag von Wolfgang Effenberger.(1)
Am 30. August – einen Tag vor dem definitiven Abzugstermin der USA in Afghanistan –erschien im ipg-journal der Friedrich-Ebert-Stiftung (SPD) der für "The Atlantic" schreibenden Autorin Anne Applebaum der kriegsbefürwortende Artikel "Für Dich zieh ich in den Krieg". Vorangestellt war das Bild mit der Unterschrift: "Genug geredet".
Das ipg-journal versteht sich
„als engagierte Debattenplattform für Fragen internationaler und europäischer Politik. Wir wollen nicht nur beschreiben, sondern auch Impulse geben durch kritische Interpretationen und Bewertungen. Das Themenspektrum umfasst außen-, sicherheits-, und entwicklungspolitische Fragen ebenso wie Herausforderungen der europäischen Integration und globale Umweltfragen.“(2)
In diesem Themenspektrum sucht man die wichtigste Voraussetzung, vor allem auch was die globalen Umweltfragen betrifft, vergebens: Das Streben nach Frieden und Verständigung. Die seit 1945 nicht enden wollenden Kriege schaffen nicht nur unendliches Leid für die betroffenen Menschen, sondern zerstören auch nachhaltig die Umwelt – siehe der Einsatz von Agent Orange zur Entlaubung der Wälder oder die verwerfliche Anwendung von Geoengineering, um das Länderdreieck Laos, Kambodscha und Vietnam in eine Schlammwüste zu verwandeln, damit der Vietcong nur unpassierbare Nachschubwege vorfindet. Für jeden erkennbar endeten die US-Kriege in Vietnam und Afghanistan in einer Katastrophe. Probleme wurden nicht gelöst, sondern nur verschärft – und neue geschaffen. Ein perpetuum mobile der Zerstörung und Ausbeutung für den Profit des Militärisch-industriellen-finanziellen Komplexes.
Anne Applebaum bezeichnet jedoch die – Teuer bezahlte – Erkenntnis
"Dieser Konflikt lässt sich nicht militärisch lösen" als eine der „vielen nichtssagenden und sinnentleerten Äußerungen, die westliche Politiker in regelmäßigen Abständen immer wieder von sich geben“(3).
Sie sieht im Fall von Kabul einen hilfreichen Weckruf: „Während wir und unsere europäischen Verbündeten die "ewigen Kriege" vielleicht leid sind, sind die Taliban nicht im Geringsten kriegsmüde, „ebenso wenig wie die Pakistanis, oder die Regime in Russland, China und Iran.“
Diese Länder würden in den
„freiheitlichen Demokratien eine mächtige und gefährliche Ideologie sehen, die ihre Macht bedroht und überall dort, wo sie existiert, besiegt werden muss. Sie werden Korruption, Propaganda und auch Gewalt einsetzen, um dieses Ziel zu erreichen. Das werden sie in Syrien und in der Ukraine tun, und auch innerhalb der USA, der EU und Großbritanniens“(4).
Applebaum sieht im Kampf zur Verteidigung der freiheitlichen Demokratie einen militärischen und nicht nur einen ideologischen Kampf. Dieser lasse sich nicht immer
„mit Worten, Argumenten, Konferenzen oder Diplomatie, mit dem Engagement von Menschenrechtsorganisationen, mit VN-Deklarationen und leidenschaftlichen Besorgnisbekundungen der EU führen. Oder vielmehr: Man kann versuchen, den Kampf mit diesen Mitteln zu führen, aber dann wird man ihn verlieren.“(5)
Das ein derart friedensfeindlicher und kriegsbefürwortender Artikel in dem Organ der Friedrich-Ebert-Stiftung erscheinen kann, macht sprachlos.
Ein Kampf, der unter verlogenen Prämissen – wie "Westliche Werte", "Freiheit und Demokratie" oder "Nation Building" – in Wirklichkeit für die "Freiheit des Neoliberalismus", sprich Kapitalismus, geführt wird, muss scheitern.
„Freiheit und demokratische Entwicklungen lassen sich nicht mit Knobelbechern in ferne Länder tragen. Panzerketten und Drohnenmorde schaffen ausschließlich Feindschaft.“(6)
Der Neoliberalismus ist nicht die Rettung vor, sondern der Auslöser von Konflikten, die Chaos, Leid und Tod über die geschundenen Bevölkerungen bringen.
Während Applebaum auf die künftige Kriege gegen Russland und China vorbereitet, erinnert Professor Michel Chossudovsky, Direktor des Zentrums für Globalisierungsforschung, daran,
„dass diese beiden Länder, die heute als Feinde aufgelistet sind, diejenigen sind, die, als sie im Zweiten Weltkrieg mit den Vereinigten Staaten verbündet waren, den Sieg über die nationalsozialistische faschistische Achse Berlin-Rom-Tokio mit dem höchsten Preis an menschlichen Leben bezahlt haben - etwa 26 Millionen aus der Sowjetunion und 20 Millionen aus China, verglichen mit etwas mehr als 400.000 aus den Vereinigten Staaten“(7).
Weiter weist Chossudovsky auf die Zahl der Toten durch die ununterbrochene Serie von Kriegen, Staatsstreichen und anderen subversiven Operationen der Vereinigten Staaten seit dem Ende des Krieges 1945 bis heute hin - eine Zahl, die auf 20 bis 30 Millionen geschätzt wird(8). Das sind etwa doppelt so viele Todesopfer wie im Ersten Weltkrieg.
Grausamer als die USA könnten die schlimmsten Autokraten nicht agieren. US-General Smedley Butler (1881-1940) – zweimal mit der Medal of Honor ausgezeichnet – legt Zeugnis ab:
„Ich war 33 Jahre und vier Monate im aktiven Militärdienst, und damals habe ich die meiste Zeit als hochgradiger Schläger für Großkonzerne, für die Wall Street und ihre Banker verbracht …1903 habe ich mit geholfen, Honduras reif zu machen für die amerikanischen Früchtekonzerne. 1927 habe ich in China dafür gesorgt, dass Standard Oil unbehelligt blieb. Ich hätte Al Capone [berüchtigter Mafia-Gangster, W.E.] Tipps geben können. Das Beste, was er erreichte, war in drei Distrikten (von Chicago) mit seiner Gaunerei zu operieren. Ich operierte auf drei Kontinenten“.(9)
General Douglas MacArthur bezeichnete Butler als "einen der wirklich großen Generäle der amerikanischen Geschichte" und benannte die Militärbasis in Okinawa nach ihm.
Dass die USA weiterhin nach der Weltherrschaft streben, erkennt man daran, dass sie die Welt mit sechs Regionalkommandos überspannt haben und an die 800 Militärbasen in fremden Ländern und (eigenen) Überseeregionen betreiben, die meisten um Eurasien herum. Diese "Power Projection" veranschaulicht den Charakter des US-Imperiums. Die Anzahl von fremden Militärbasen aller anderen Staaten der Welt beläuft sich lediglich auf etwas mehr als fünf Prozent davon. (10)
Ein Großteil dieser US-Basen ist sicher nicht zum Schutz der Länder gedacht, sondern zur Absicherung der US-Wirtschaftsinteressen und im Zweifelsfall zum Eingreifen bei unliebsamen politischen Entwicklungen.
Am 11. September 2001 wurde die Welt Zeuge der Terrorangriffe auf die USA.
Präsident George W. Bush, der den Tag mit einer Bildungsveranstaltung in Florida begonnen hatte, saß mit spärlichen Informationen an Bord der "Air Force One" und wurde um 10:41 von seinem Vizepräsidenten Dick Cheney – dieser befand sich seit dem Einschlag des zweiten Flugzeugs um 9:03 Uhr in den Südturm des World Trade Centers im Bunker des Weißen Hauses und traf die Entscheidungen(11) - angewiesen, zum Strategischen Luftkommando nahe Omaha/Nebraska zu fliegen. Damit war der US-Präsident an den Entscheidungen dieses Tages nicht mehr beteiligt.
Nach dem Einschlag in das Pentagon um 9:37 suchte Verteidigungsminister Donald Rumsfeld nicht umgehend den Bunker auf, sondern inspizierte vorschriftswidrig, aber medienwirksam die getroffene Seite.
US-Verteidigungsminister Donald H. Rumsfeld (Mitte) führt Sen. Carl Levin, D-Mich. (links), und Senator John Warner, R-Va. (rechts), zur Einschlagsstelle am 11. September 2001 in Arlington, Virginia.
Am Tag nach dem Anschlag sprach US-Präsident Bush von einem "monumentalen Kampf", den "das Gute gegen das Böse" zu führen habe und den es gewinnen werde. Die USA hätten es mit einem neuen Feind zu tun, der "aus dem Schatten" zuschlage, danach davonrenne und sich verberge. Zuvor hatte US-Außenminister Colin Powell die amerikanische Bevölkerung auf einen langfristigen Konflikt eingestimmt und erklärt, die USA würde auf die Anschläge "wie auf einen Krieg" antworten.(12) Und das ohne jegliche Beweislage. Bis heute ist u.a. nicht nachgewiesen, dass ein Linienflugzeug in das Pentagon gerast ist.
Sieben ehemalige CIA-Beamte haben die offizielle Version von 9/11 aufs schärfste kritisiert und eine neue Untersuchung gefordert.(13) "Ich glaube, wenn man es ganz einfach ausdrücken will, dann kann man sagen, es gibt eine Vertuschung. Der Untersuchungsbericht ist ein Witz,"(14) sagte Raymond McGovern, ein CIA Beamter mit einer 27-jährigen Laufbahn, der in den 70er Jahren Vorsitzender der nationalen Geheimdienstanalyse war. (National Intelligence Estimates). Auch Generalmajor Albert Stubblebine, ehemaliger kommandierender General des "United States Army Intelligence" and "Security Command" (INSCOM), kritisiert als ehemals oberster Luftbildauswerter die offizielle Version der Ereignisse des 11. September. In einer 2006 entstandenen Videoproduktion mit dem Titel "One Nation Under Siege" sagt Stubblebine:
„Wenn ich mir nun das Loch im Pentagon ansehe und dann die Größe eines Flugzeugs, dass angeblich das Pentagon getroffen hat. Und ich sage, 'Das Flugzeug passt nicht in dieses Loch', Was hat also das Pentagon getroffen? Was hat es getroffen? Wo ist es? Was geht hier vor?“(15)
Die Antwort könnte der Kreml geben. Am 11. September 2001 wurde der Präsident der Russischen Föderation, Wladimir Putin, von seinem Generalstab darüber informiert,
„dass ein russischer Satellit den Abschuss einer Rakete von einem Navy-Schiff vor der Küste Washingtons auf das Pentagon beobachtet hatte“(16).
Der Versuch Putins, seinen US-amerikanischen Amtskollegen zu erreichen, mißlang, da am 11. September Vizepräsident Dick Cheney die Befehlsgewalt an sich genommen hatte.
Am 11. September lief zeitgleich mit den Entführungen die gemeinsame Luftraumübung des "North American Aerospace Defense Command" (NORAD) von Kanada und den USA, bei der die Abwehr derartiger Angriffe geübt werden sollte. Am Tag darauf sollte eine weitere Übung stattfinden, um die Abwehr eines Bio-Terror-Angriffs zu simulieren(17) Das war sehr weitsichtig, denn schon bald nach 9/11 tauchten Briefe mit Milzbranderregern in der US-Post auf. Fünf Amerikaner wurden getötet. Die panische Angst vor einer AnthraxInfektion beherrschte die amerikanische Öffentlichkeit noch mehr als der 9/11-Schock. Erstmals in der Geschichte wurde der Kongress geschlossen, und schnell war Saddam Hussein als Täter ausgemacht – ein unmittelbarer Krieg gegen den Irak drohte.(18) Doch die Spur führte schließlich 2008 zu dem Mikrobiologen und Forscher für B-Waffen am Biowaffenlabor in Fort Detrick, Bruce E. Ivins. Er hatte bis zu 30.000 Menschen den tödlichen Sporen ausgesetzt. Vor der Festnahme nahm er sich das Leben.
US-Präsident George W. Bush sprach am 12. September 2001 von einem neuen Feind. Doch diesen neuen Feind hatte schon im August 1994 das "Training and Doctrine Command" in der Anweisung 525-5 "Eine Welt im Übergang" festgeschrieben.
Anstatt den Kommunismus zu bekämpfen, werde man im 21. Jahrhundert gegen nationalen und religiösen Extremismus vorgehen müssen. Hatte man im 20. Jahrhundert dauerhafte Verbündete, so seien sie im 21. Jahrhundert nur noch Verbündete auf Zeit. Die US-Armee müsse zwei Prämissen beachten:
„den rapiden technischen Wandel - Kampfroboter und Drohnen …und die Neuordnung der Geostrategie“(19).
Drei Jahre später wurde eine neokonservative Denkfabrik, das "Project for the New American Century" (PNAC), gegründet (Rumsfeld, Cheney, Wolfowitz, Libby, Kagan, Perle, Kristol). Im September 2000 publizierte das PNAC einen 80-seitigen Bericht mit dem Titel
"Rebuilding America's Defenses: Strategies, Forces, And Resources For a New Century".
Ziel war eine sichere Grundlage für die Machtprojektion der USA in der ganzen Welt. Dieser "Transformationsprozess ... wird sich wahrscheinlich über einen langen Zeitraum erstrecken, wenn nicht ein katastrophales und auslösendes Ereignis - wie ein neues Pearl Harbor - eintritt", so der Bericht.
2021 – 20 Jahre nach dem Terroranschlag – besteht nach Thierry Meyssan das Problem nicht darin, zu wissen, wie die Anschläge verübt wurden,
„sondern zu wissen, warum die Vereinigten Staaten an diesem Tag mit einem Verstoß gegen ihre eigene Verfassung reagiert haben, warum sie in den darauffolgenden Tagen tiefgreifende Reformen ihrer Institutionen durchgeführt haben, die ihr Wesen verändert haben“.(20)
Dabei überrascht die unglaublich Schnelligkeit der tiefgreifenden Reaktion der US-Regierung nach innen und außen. Nur zwei Tage nach 9/11 passierte das "Gesetz zur Bekämpfung des Terrorismus 2001" (Combat Terrorism Act) den Kongress.
Bereits am 20. September 2001 erfuhr US-General Wesley Clark im Pentagon durch Zufall, dass in den nächsten fünf Jahren sieben Länder militärisch angegriffen werden sollten: Irak, Syrien, Libanon, Libyen, Somalia, Sudan und Iran.
General Wesley Clark: Krieg gegen den Terrorismus vor 9/11 geplant(21)
Während der Iran bis heute als einziges der Länder noch nicht angegriffen wurde und Afghanistan auf der Liste stand, flogen bereits am 7. Oktober 2001 – also nur 25 Tage nach den Terrorangriffen –amerikanische und britische Bomber die erste Welle gegen strategische Ziele in Afghanistan. Von den 19 mutmaßlichen Attentätern kamen 15 aus Saudiarabien, aber niemand aus Afghanistan.
Am 26. Oktober 2001 verabschiedete der US-Kongress ein eilig geschnürtes, 342 Seiten langes Gesetzeswerk zur "Einigung und Stärkung Amerikas durch Bereitstellung geeigneter Instrumente"(22), um Terrorismus aufzuhalten und zu verhindern. Es ermöglicht Einschnitte in die "Bill of Rights" und beschränkt verfassungsrechtliche Freiheiten. Die Liste der unter Terrorismusverdacht fallenden Taten wurde erheblich erweitert, Hausdurchsuchungen erleichtert, die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Militär verstärkt.(23) Zur Umsetzung wurde das Heimatschutzministerium (Homeland Security Department) geschaffen. Es hat sich mit einer politischen Polizei ausgestattet, die jeden US-Bürger ausspionieren kann. Laut der Washington Post, die es 2011 enthüllte, „hat es 835.000 Beamte eingestellt, davon 112.000 heimlich, d.h. ein Spion pro 370 Einwohner, was die USA zum orwellischsten Land der Welt macht“(24). Der als politischer Flüchtling in Russland lebende Edward Snowden hat diese Zusammenhänge2013 enthüllt. Im sogenannten "Werte-Westen" wurde ihm das Asyl verweigert, da die USA ihn als Kriminellen betrachten.
Am 29. Oktober 2001 schuf Verteidigungsminister Donald Rumsfeld das "Amt für die Umwandlung der Streitkräfte" (Office of Force Transformation), das er Admiral Arthur Cebrowski anvertraute.
In der Rumsfeld/Cebrowski-Doktrin(25) geht es darum, im Interesse des Finanzkapitalismus nicht mehr zu versuchen, Kriege zu gewinnen, sondern sie so lange wie möglich andauern zu lassen. Das ist im Sinn des Neocon-Philosophen Leo Strauss: Weltweites Chaos zu erzeugen, um es "kreativ" zu nutzen.
Ziel ist es, die lokalen staatlichen Strukturen zu zerstören, damit die natürlichen Reichtümer ohne politische Kontrolle ausgebeutet werden können. US-Colonel Ralph Peters fasste es so zusammen: "Stabilität ist Amerikas Feind" (Stability: America’s enemy)(26).
Weiter schlagen Rumsfeld und Cebrowski vor, „dass globalisierte Mächte wie Russland und China nicht bekämpft werden sollten. Vielmehr müssen sie Zugang zu den eroberten natürlichen Reichtümern erhalten, aber gezwungen werden, Lizenzgebühren an die Vereinigten Staaten zu zahlen, um sie nutzen zu können“(27).
Der unmittelbar nach dem 11. September begonnene Krieg gegen den Terrorismus ist auch mit dem Fall von Kabul nicht beendet. Im Irak, in Libyen, in Syrien, im Jemen und im Libanon hat sich das Chaos mit seinen bürgerkriegsähnlichen Zuständen erfolgreich etabliert. Vor den westlichen Interventionen waren Libyen und der Libanon Verbündete der Vereinigten Staaten und die USA selbst befinden sich in einem Zustand, der sich schnell zu einem Bürgerkrieg ausweiten kann. Hauptverantwortlich scheinen die Kreise zu sein, die aus Krieg, Zerstörung und Leid zu riesigem Vermögen gekommen sind und es machtpolitisch nutzen.
Zum militärisch-industriellen Komplex (MIK), vor dem Dwight D. Eisenhower einst warnte ist heute der "digital-finanzielle Komplex" hinzugekommen, eine Interessengemeinschaft der größten IT-Unternehmen und größten Vermögensverwalter. Der Wirtschaftsjournalist Ernst Wolff sieht darin den größten Profiteur und zugleich wichtigsten Drahtzieher hinter den Kulissen der aktuellen Krise. Zu den größten IT-Unternehmen zählen Apple, die Google-Mutter Alphabet, Amazon, Microsoft und Facebook, die großen Vermögensverwalter sind Blockrock, Vanguard, State Street und Fidelty.
Die fünf IT-Unternehmen verzeichnen zur Zeit den unfassbaren Börsenwert von 9,1 Billionen Dollar. Das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands, Frankreichs und Italiens beträgt dagegen nur 8,6 Billionen Dollar. Die vier Vermögensverwalter, die alle auch maßgeblich an allen IT-Unternehmen beteiligt sind, verwalten zur Zeit insgesamt 22,6 Billionen Dollar. Zum Vergleich: das Bruttoinlandsprodukt aller 28 Staaten der Europäischen Union betrug 2020 zusammen 15,7 Billionen Dollar. Die geballte Marktmacht der IT- und Finanzunternehmen wird noch dadurch verstärkt, dass sie auch Hunderttausende anderer Unternehmen kontrollieren, weil sie deren Digitalisierung organisieren und so Einsicht in deren Datenfluss haben. Ernst Wolff sieht in der IT-Industrie einen Tumor, der im Verlauf der vergangenen Jahre in alle Wirtschaftszweige metastasiert hat und sie inzwischen vollständig beherrscht.(28) Seiner Meinung nach braucht man angesichts dieser Fakten nicht viel Fantasie,
„um zu dem Schluss zu gelangen, das es sich beim "digital-finanziellen Komplex" um das globale Machtzentrum handelt, um das sich alles dreht“(29).
Und der Dreh- und Angelpunkt der globalen Kontrolle scheint das in der Schweiz ansässige "World Economic Forum" (WEF) zu sein, ein globales Netzwerk, das alljährlich Vertreter der größten Firmen der Welt mit wichtigen Politikern, Wissenschaftlern und Medienvertretern in Davos zusammenbringt. Ende März 2020, als die Welt (bis auf China) weitgehend fassungs- und zunächst ratlos auf das Virus schaute, wurde auf die Pandemie mit einem "Shut Down" der Wirtschaft und weitreichenden Konsequenzen für die Bürgerrechte reagiert – nicht selten mit widersprüchlichen Maßnahmen. Während der Mittelstand unter diesen Maßnahmen zu leiden hatte und hat, konnte der Konzern-Kapitalismus mit breiter öffentlicher Akzeptanz im Zuge der kontrollierten Zerstörung großer Teile der Weltwirtschaft ungeahnte Gewinne erwirtschaften.
Seit Anfang Juni 2020 wird vom WEF mit einer aufwendigen, internationalen Propagandakampagne unter dem Namen "THE GREAT RESET" eine technokratisch-digitale Utopie als Lösung aller Probleme "verkauft". Doch schon 2015 wurde unter dem Deckmantel der "nachhaltigen Entwicklung" bei der UNO die Agenda 2030 konzipiert und von den Mitgliedstaaten übernommen. Am 13. Juni 2019 unterzeichneten WEF-Gründer Klaus Schwab und UN-Generalsekretär António Guterres eine Partnerschaft zwischen den beiden Organisationen. Der erste Punkt dieses Abkommens regelt – wenig überraschend – die Finanzierung der UNO-Agenda 2030 durch das WEF.
Die 17 Ziele gemäß der Agenda 2030(30)
Die 46 Seiten der Agenda verkünden das Paradies auf Erden – unversehrtes Leben in unversehrter Natur, Wohlstand, Frieden und Wirtschaftswachstum – und beinhaltet die Verpflichtung, das alles bis 2030 zu ermöglichen. Dazu hat Klaus Schwab – überzeugter Kapitalist, Eugeniker, Transhumanist, Technokrat und Ökonom neo-klassischer Ausprägung – in seinen Büchern(31) die seit 2015 "entwickelte" und herbeigesehnte "vierte industrielle Revolution" beschrieben. Darin kommt der Mensch nur als Entscheidungsträger, Manager, Dienstleister, Konsument, Angestellter, Arbeiter, Arbeitsloser, Aktivist, Aufständischer usw. vor, vor allem als zu schützendes, isoliertes Individuum und als ein evolutionär zu überwindendes Wesen.(32)
Die von Schwab anvisierte Transformation der Weltwirtschaft – in einen paradoxen Schwall von Euphemismen gekleidet – spiegelt die Interessen der führenden Großunternehmen, der IT-, Digitalisierungs- und Überwachungsbranche, des Finanzsektors und der Pharmaindustrie. Die Kapitalelite wäre damit nach einem halben Jahrhundert angesichts einer drohenden ökologischen und ökonomischen Katastrophe am Ziel.
Nun müssen nur noch die letzten demokratischen Prozesse ausgehebelt werden, die der totalen Ermächtigung der Kapitalelite noch im Weg stehen. Was übrig bleibt, sind Pseudo-Republiken, in denen demokratisch nicht legitimierte Strukturen dominieren.
Dabei handelt es sich nicht nur um den deregulierten Finanzsektor (IWF, Weltbank, diverse Zentralbanken und private Finanzriesen wie BlackRock und andere).
„Starke Einflüsse kommen heute auch aus anderen privatwirtschaftlichen Initiativen wie diversen Foundations (Bill and Melinda Gates Foundation, Rockefeller Foundation, Bertelsmann Foundation, …) mit angeblich humanitären Intentionen und einem Anspruch auf Gemeinnützigkeit“(33).
Diese Zusammenhänge zu durchschauen, ist bei einer vom Geld abhängigen Medienlandschaft nur sehr schwer möglich. Deshalb liegt die Hoffnung bei den freien Medien und bei den Menschen, die sich nicht freiwillig in ihre Entrechtung fügen.
Angesichts des gegenwärtigen Zustands der Welt ist ein gesamtgesellschaftlicher "Reset" allerdings unumgänglich, allerdings im Sinne eines Umdenkens als Voraussetzung für eine lebenswerte Zukunft in Frieden, Freiheit und Wahrheit. Dieser "Reset" muss jedoch auf ein demokratisches Fundament gestellt werden.
Es ist an der Zeit, dass die Bevölkerung ihre demokratisch verfasste Gesellschaft selbst verteidigt, die Friedensliebe nach innen und außen fördert und Völker und Länder in ihrer Souveränität bekräftigt, anstatt bedenken- und willenlos mit den USA und der NATO an völkerrechtswidrigen Kriegen oder Regime-Changes, der Ausbeutung und Zerstörung natürlicher Ressourcen und der Technisierung zwischenmenschlicher Prozesse mitzumachen.
Abschließend möchte ich mich bei all denen bedanken, die sich schon unmittelbar nach Ereignissen von 9/11 um Aufklärung bemüht haben, vor allem bei Daniele Ganser, Thierry Meyssan und Matthias Bröckers, die mich durch freundschaftlichen persönlichen Austausch bereichert haben
Anmerkungen
1) Siehe auch Wolfgang Effenberger: Neue Kriege um Rohstoffe. Friedensfestival am 25. Juli 2009 vor dem Brandenburger Tor unter http://www.nrhz.de/flyer/media/14075/Berlin-Rede-Effenberger-23-07-09.pdf (5.9.21) sowie den Artikel „Versuch einer Analyse nach acht Jahren Krieg in Afghanistan“ vom 26. August 2009 unter http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=14162&css=print (4.9.21)
2) https://www.ipg-journal.de/ipg/was-ist-ipg/ (4.9.21)
6)Herbert Krüger, ehemaliger Bezirksleiter der Gewerkschaft IGBCE, mail vom 3.9. 2021
7)Manlio Dinucci: Von 1945 bis heute - 20 bis 30 Millionen Menschen von den USA getötet vom 21.11.2018 unter https://www.voltairenet.org/article204026.html (4.9.21)
8)„ Von 1945 bis heute - 20 bis 30 Millionen Menschen von den USA getötet“, von Manlio Dinucci, Übersetzung K. R., Il Manifesto (Italien) , Voltaire Netzwerk, 21. November 2018, www.voltairenet.org/article204026.html
9)Zitiert wie Hans Schmidt: Maverick Marine.General Smedley D. Butler and the Contradictions of American Military History . United Press of Kentucky 1998, S. 231
10) https://www.heise.de/tp/features/Globale-US-Militaerpraesenz-und-die-Rolle-Deutschlands-6121113.html?seite=all (4.9.21)
11)Garrett M. Graff: Behind the 9/11 White House Order to Shoot Down U.S. Airliners: ‘It Had to be Done’ Sep 9, 2019 https://www.history.com/news/september-11-attacks-shootdown-order-cheney-bush (5.9.21)
12)Wolfgang Effenberger/Konrad Löw: Pax americana. München 2004, S. 546f. Wolfgang Effenberger hatte unmittelbar mit der kryptischen Vereidigungsrede von George W. Bush am 20. Januar 2001 damit begonnen, Bushs Aussagen „Wir werden uns mit Massenvernichtungswaffen befassen, … wir werden Aggression und bösen Glauben mit Entschlossenheit und Stärke begegnen“, kritisch zu analysieren (damaliger Arbeitstitel Imperium USAnum). Angesichts der berstenden Türme schien ein US-kritisches Buch keine Zukunft zu haben. Doch als nach nur wenigen Stunden das manipulierende Doppelbild Osama bin Laden – brennender Turm um die Welt ging, war klar: jetzt erst recht. In diesem Buch werden die Ereignisse 9/11 und der Krieg in Afghanistan auf den Seiten 540-570 kritisch beleuchtet.
14)Videoaufnahme der Frage und Antwortstunde mit Raymond McGovern und Maj. Scott Ritter 22. Juli 2006 http://www.youtube.com/watch?v=Uwu0bNaUcOU
15)Videodokumentation One Nation Under Siege - Gen. Albert Stubblebines Erklärung ier:http://www.undersiegemovie.com/media/stubblebine.wmv
16)Thierry Meyssan: 20. Jahrestag der Anschläge vom 11. September
Heute gibt alles Thierry Meyssan Recht vom 31. 8. 2021 unter
https://www.voltairenet.org/article213881.html (4.9.21)
17)https://at.ert.wiki/wiki/United_States_government_operations_and_exercises_on_September_11,_2001 (4.9.21)
18)Wolfgang Effenberger: Schwarzbuch EU & NATO Warum die Welt keinen Frieden findet. Höhr-Grenzhausen 2020, S. 257f.
19)https://www.help4you.info/pdf/19940801_TRADOC_Pamphlet_525-5.pdf (4.9.21)
20)Thierry Meyssan: 20. Jahrestag der Anschläge vom 11. September
Heute gibt alles Thierry Meyssan Recht vom 31. 8. 2021 unter
https://www.voltairenet.org/article213881.html (4.9.21)
21)https://www.youtube.com/watch?v=b5UhQ-gqVkg vom März 2007
22) USA PATRIOT Act: steht als Backronym für Uniting and Strengthening America by Providing Appropriate Tools Required to Intercept and Obstruct Terrorism Act of 2001
23)Wolfgang Effenberger: Schwarzbuch EU & NATO Warum die Welt keinen Frieden findet. Höhr-Grenzhausen 2020, S. 264.
24)Thierry Meyssan: 20. Jahrestag der Anschläge vom 11. September
Heute gibt alles Thierry Meyssan Recht vom 31. 8. 2021 unter
https://www.voltairenet.org/article213881.html (4.9.21)
25) Siehe auchThierry Meyssan: Die Rumsfeld/Cebrowski Doktrin vom 25.5.2021 unter
https://www.voltairenet.org/article213167.html (4.5.21)
26)Zitiert wie Thierry Meyssan: 20. Jahrestag der Anschläge vom 11. September
Heute gibt alles Thierry Meyssan Recht vom 31. 8. 2021 unter
https://www.voltairenet.org/article213881.html (4.9.21)
27)Ebenda
28) Ernst Wolff in seiner Rede vor den Ärzten für Aufklärung (Minuten 8-12) unter https://t.me/aerztefueraufklaerungoffiziell
29) Ebenda
30) https://unric.org/de/17ziele/
31)Klaus Schwab : "Covid 19 - The Great Reset", auf Deutsch : "Covid19 - Der große Umbruch" ( 2020) und "Shaping the Fourth Industrial Revolution" (2018)
32)Zurück in die Zukunft 10.12.2020
https://www.freitag.de/autoren/idog/zurueck-in-die-zukunft (5.9.21)
33) Zurück in die Zukunft 10.12.2020
https://www.freitag.de/autoren/idog/zurueck-in-die-zukunft (5.9.21)
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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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