Standpunkte

Wissenschaft im 21. Jahrhundert  | Von Jochen Mitschka

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Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.

Heute will ich ausnahmsweise mal nicht aus der Sicht des Globalen Südens berichten, sondern aus der Sicht eines frustrierten ehemaligen Anhängers von Wissenschaft auch in der Politik. Nach der Kritik an „gekaufter Ethik“(15) möchte ich drei Vertreter wissenschaftlicher Vorgehensweisen vorstellen. Der erste ist der Österreicher Professor Gerhard Mangott(16). Gern gesehener Interview-Gast mit gefühlt täglichen Auftritten in Funk und Presse. Der zweite ist Ivan Katchanovski(17), ein kanadischer Politikwissenschaftler mit ukrainischen Wurzeln, der sich in erster Linie über Twitter und durch Vorträge auf wissenschaftlichen Tagungen bemerkbar macht, seit 2015 bis 2023 erfolglos versuchte, seine wissenschaftliche Analyse der Schüsse auf dem Maidan in einem Wissenschaftsverlag zu veröffentlichen, und erst 9 Jahre nach dem Ereignis einen mutigen Verlag fand, und nun durch die Aufdeckung des Skandals im kanadischen Parlament wegen eines ukrainischen SS-Soldaten eine gewisse Berühmtheit erhielt. Der dritte ist Tim Anderson(18), ein australischer Politikwissenschaftler, der seinen Job verlor, ähnlich wie in der Schweiz Daniele Ganser, weil er zu tief in den falschen Narrativen westlicher Politik stocherte. Was repräsentieren diese drei Vertreter politischer Wissenschaft?

Mainstream Wissenschaft

Anlass für diesen Artikel war ein Tweet von Prof. Gerhard Mangott am 27. September in dem er ausführte:

„Die russische Führung weiß, dass ihre Armee auf absehbare Zeit keine Offensive durchführen kann. Es geht derzeit also um die Verteidigung des derzeit besetzten Territoriums UND die Strategie, die Ukraine immer stärker zu zerstören, um die "Restukraine" zu einem Mühlstein für den Westen zu machen.“(1)

Eine Einschätzung, welche vollumfänglich den Erwartungen von westlichen Medien und Politikern entspricht. Was aber viele Informationen außer Acht ließ, welche in eine andere Richtung deuten.

Denn die russische Seite hatte zu dem Zeitpunkt 17 Armeegruppen in Stellung gebracht, man sprach von weit über 100.000 Soldaten als Reserveeinheiten.(2) Während die Ukraine bereits Reserven an der Front einsetzte, die eigentlich für ganz andere Aufgaben nach einem erfolgreichen Durchbruch durch die russischen Verteidigungslinien gedacht waren.

Und nur einen Tag später wurde bekannt (3), dass der britische Geheimdienst angeblich die Ukraine gewarnt hatte, dass Russland beabsichtige eine Million Soldaten zusammen zu ziehen, und in 5 Gebiete vorzudringen, falls die Ukraine nicht in diesem Jahr Frieden schließt. Was natürlich russische Desinformation sein könnte.

Dann hatte Russland eine neue Bahnlinie fast fertiggestellt, welche die Versorgung der Soldaten auch im Fall der Zerstörung der Kertsch-Brücke erleichtern würde, die russischen Drohnenangriffe hatten drastisch zugenommen, sich teilweise verdoppelt in den letzten Wochen, ohne dass aber bisher die neueste Generation russischer Drohnen überhaupt zum Einsatz gekommen war. Und die Zerstörung ukrainischer Artillerie mit kurzer und mittlerer Reichweite hatte eine vernichtende Größenordnung erreicht.

Soweit die Angabe, dass die russische Armee keine Offensive durchführen könne. Aber auch der zweite Teil der Aussage, Russland wolle die Ukraine zerstören, ist m.E. eine Bemerkung, die nicht auf „wissenschaftlicher Analyse“, sondern aus Erfüllung politischer Erwartungen resultiert. Die Hauptzerstörung durch Russland erfolgt derzeit in den Frontbereichen, welche Russland aber der Russischen Föderation zurechnet. Dabei geht es der Armee darum, mögliche Deckungen des Gegners zu zerstören. Diese Dörfer und Städte werden tatsächlich in Ruinenfelder verwandelt, fallen aber letztlich Russland zur Last, da die Russische Föderation diese Gebiete als Teile des eigenen Landes ansieht.

Die anderen Zerstörungen sind Reaktionen auf die westliche Politik. Zum Beispiel zerstört Russland Hafenanlagen, statt wie Israel im Fall von Gaza Schiffe zu kapern, welche die Blockade durchbrechen wollen, um internationale Verwicklungen zu umgehen. Und Russland zerstört gezielt Brücken, über welche Versorgung der ukrainischen Armee an die Front erfolgt, ebenso wie große Waffen- und Munitionslager, Militärflugplätze, von denen aus Maschinen zum Angriff gegen russische Soldaten starten, Eisenbahnlinien, auf welchen Militärgüter transportiert werden usw. Allen Angriffen liegt ein klares militärisches Ziel zugrunde. Berichte über Angriffe angeblich ziviler Ziele stellten sich immer als falsch heraus, oder als FalseFlag bzw. fehlgeleitete Bombardierungen der Ukraine.

Woher also die Begründung kommen soll, dass Russland willkürlich Zerstörung anrichtet, um sinngemäß „dem Westen die Last aufzubürden“ ist nicht erkennbar. Außerdem würde dies der immer wieder zu hörenden russischen Erklärung widersprechen, dass man die Zivilbevölkerung der Ukraine versuche so wenig wie möglich in Mitleidenschaft zu ziehen, da die Ukraine ein slawisches Brudervolk sei, und man nach dem Krieg wieder mit dem Nachbarn friedlich zusammenleben wolle.(14)

Leider bestätigt aber die Aussage eine seit Jahren beobachtete(4) Grundhaltung: Erfüllen der Erwartungen von Medien und Politik bei gleichzeitiger leichter Distanzierung gegenüber zu extremen Ansichten. So gehören m.E. die Aussagen von Prof. Mangott zur typischen Narrativ-Bedienung, mit Abgrenzung zu extremen Ansichten, weshalb er nicht selten von extremen „Glauben-Junkies“ westlichen Gutwesens äußerst unwissenschaftlich angegriffen wird, sobald er den leichtesten Zweifel äußert.

Kritische Wissenschaft

Ivan Katchanovski ist ein Vertreter der immer seltener werdenden Spezies der kritischen Wissenschaftler. Solche erhalten keine oder bedeutend weniger Forschungsaufträge, werden oft gemieden, wenn nicht gemobbt, wenn sie es wagen, den Rahmen der erlaubten Diskussion zu erweitern und unangenehme Fragen zu stellen, oder Zweifel zu äußern. Ich möchte mir persönlich bekannte Mobbingopfer hier nicht nennen, aber seien Sie versichert, dass sie durchaus auch so stark in Mitleidenschaft gezogen werden, dass sie in einen Burnout fallen und danach durch Rufschädigung keinen Job mehr bekommen, und sich anschließend mit Arbeiten, die weit unter ihrer Qualifikation liegen, kaum über Wasser halten können.

Katchanovski blieb bisher dieses Schicksal erspart, aber es gehört eine Menge Durchhaltekraft dazu, den Anfeindungen und Ablehnungen des Establishments zu widerstehen, und trotzig seinen Weg weiter zu gehen. Seit 2015 hatte er versucht, eine breitere Öffentlichkeit durch die Veröffentlichung seiner Analyse der Schüsse auf dem Maidan über die Hintergründe des Putsches in der Ukraine zu informieren. Trotz wohlwollender Beurteilung von Kollegen, trotz stark beachteter Vorträge auf wissenschaftlichen Symposien, sogar trotz Zusagen, ließen bis 2023 alle renommierten wissenschaftlichen Verlage das Thema wie eine heiße Kartoffel fallen. Und so konnte, wer wollte, zwar die Analyse kostenlos als Preprint auf academia.edu lesen(5), aber einer breiteren Öffentlichkeit blieb seine Forschung verschlossen.

„Das Massaker an fast 50 Maidan-Demonstranten am 20. Februar 2014 war ein Wendepunkt in der ukrainischen Politik und ein Kipppunkt im Konflikt zwischen dem Westen und Russland um die Ukraine. Diese Massentötung der Demonstranten und die vorangegangene Massenerschießung von Polizisten führten zum Sturz der prorussischen Regierung von Viktor Janukowitsch und gaben den Startschuss für einen Bürgerkrieg im Donbass in der Ostukraine, eine russische Militärintervention auf der Krim und im Donbass und einen internationalen Konflikt zwischen dem Westen und Russland um die Ukraine. (…) Die vorliegende Arbeit ist die erste akademische Studie über diesen entscheidenden Fall eines Massenmordes.

Diese Studie enthält zwei Videoanhänge. Die wissenschaftliche Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass es sich bei dem Massaker um eine Operation unter falscher Flagge handelte, die rational geplant und mit dem Ziel des Sturzes der Regierung und der Machtergreifung durchgeführt wurde. Es wurden verschiedene Beweise für die Beteiligung eines Bündnisses rechtsextremer Organisationen, insbesondere des Rechten Sektors und der Svoboda, sowie oligarchischer Parteien wie der Vaterlandspartei gefunden. (…) Die Studie enthüllte verschiedene Videos und Fotos von bewaffneten Maidan-"Scharfschützen" und Späher in vielen dieser Gebäude. Die Studie zeigt auf, welche Auswirkungen diese Ergebnisse auf das Verständnis des Regierungswechsels in der Ukraine, des Bürgerkriegs im Donbass, der russischen Militärintervention auf der Krim und im Donbass und eines internationalen Konflikts zwischen dem Westen und Russland um die Ukraine haben.“

Was war passiert? Katchanovski wies wissenschaftlich korrekt nach, dass die Schüsse auf dem Maidan, die für insgesamt ca. 100 Menschen tödlich endeten, nicht von Sicherheitskräften, wie in westlichen Ländern allgemein verbreitet, sondern von solchen Schützen ausgeführt worden waren, welche den späteren Machthabern nahe standen. Er hatte den wissenschaftlichen Beweis geliefert, dass der Umsturz in Kiew ein bewaffneter, gewaltsamer, nicht verfassungsmäßiger Putsch war. Und das kam von einem Wissenschaftler, der andererseits ein entschiedener Kritiker Putins ist. Selbst Richard Sakwa, der ebenfalls ein deutlicher Kritiker und sogar Gegner Putins ist, und mit seiner Analyse der Ukraine Krise „Frontline Ukraine: Crisis in the Borderland“(6) Aufsehen erregt hatte, weil er die Schuld an der Krise dem Westen zuschrieb, war nicht so deutlich darauf eingegangen, wer die Schüsse auf dem Maidan zu verantworten hatte.

Aber was ich über Richard Sakwa schrieb, kann man im Prinzip für alle kritischen Wissenschaftler, eben auch für Ivan Katchanovski sagen:

„Bei Sakwa sollte man zwischen den Zeilen lesen und Informationen an der einen Stelle in seinem Buch mit anderen Stellen in Beziehung bringen. Einerseits fordert er den Leser hierdurch heraus, andererseits bleibt er für einen oberflächlichen Leser gerade noch innerhalb des erlaubten Diskurses. Je tiefer wir in die Ereignisse in der Ukraine eindringen werden, desto deutlicher wird seine Zurückhaltung.“

Mit anderen Worten: Kritische Wissenschaftler trauen sich, den Rahmen des erlaubten Diskurses extrem auszunutzen, dehnen ihn sogar aus, überlassen es aber nur aufmerksamen Lesern, ihre Schlüsse zu ziehen, welche sie selbst nicht offen vertreten würden. Dadurch bleibt leider der breiten Öffentlichkeit das Ergebnis ihrer Forschung vorenthalten.

Wir haben gesehen, welches Durchhaltevermögen Wissenschaftler vom Schlage eines Katchanovskis haben müssen. Aber was passiert mit solchen Wissenschaftlern, welche den Rahmen des erlaubten Diskurses verlassen, Themen zu deutlich bearbeiten und sogar notwendige Maßnahmen daraus ableiten?

Wissenschaftliche Grundsatzkritik

Ein Wissenschaftler, der keine neun Jahre warten wollte, bis ein Wissenschaftsverlag sein Buch als nicht mehr zu brisant ansieht und veröffentlicht, sondern der eine unmittelbare Wirkung auf die Öffentlichkeit erzeugen wollte, ist Tim Anderson. Dr. Tim Anderson war Dozent für politische Ökonomie an der Universität Sydney. Er forschte und schrieb über Entwicklungen, Rechte und Selbstbestimmung in Lateinamerika, der Asien-Pazifik-Region und des Mittleren Ostens. Er hatte zahlreiche Kapitel und Artikel in wissenschaftlichen Büchern und Zeitschriften veröffentlicht. Aber 2016 wandte er sich dem Thema Syrienkrieg zu.

„Als Anderson sodann für den Sommer 2016 zu einem Syrien-Kongress nach Athen als Referent eingeladen wurde, fand sich rasch eine Gruppe von Personen, die auf die Konferenzleitung massiven Druck ausübte, Anderson wieder auszuladen. Vorgezeigt wurde das Bild, wie Anderson neben Assad sitzt anlässlich jener Audienz. Wie könne man einen Mann zu einer Syrienkonferenz einladen, der mit einem grausamen Monster (gemeint war Assad) spricht; mit einem Monster, das seine eigene Bevölkerung mit Giftgas massenhaft ermorden würde. Die Leiter der Konferenz bekamen es mit der Angst zu tun und luden Tim Anderson wieder aus.“ (7)

Assad war zu diesem Zeitpunkt der Hauptfeind des Wertewestens, wie heute Putin. Wer mit Assad sprach, musste sein Sklave sein. Und kein wissenschaftlicher Verlag würde mit einem solchen Sklaven kooperieren. Und so erschien das Buch im „umstrittenen“ Verlag Global Research des „umstrittenen“ Michel Chossudovsky, eines emeritierten Professors und Beraters von Regierungen, der sich jedoch inzwischen zu einem der schärfsten Kritiker derselben entwickelt hatte.

Tim Anderson hatte die Frechheit besessen, als erster Autor mit wissenschaftlichem Renommee darzulegen, dass es kein Bürgerkrieg in Syrien gab, sondern einen Angriff von NATO-Staaten und benachbarten Golfdiktaturen, um die Regierung zu stürzen. Als Werkzeuge dienten hunderttausende von „Rebellen“, die aus der ganzen Welt in das Land geschafft, trainiert und ausgerüstet wurden. Und fast alle dieser „Rebellen“ hatten sich nur Tage nach der Ausbildung dankbar verabschiedet und waren zu einem Teil des IS geworden, oder waren einem der Ableger von AlKaida beigetreten. So hatte ein US-General, ohne das besonders unschicklich zu finden, vor einem US-Untersuchungsausschuss auf die Frage, wie viele der Rebellen noch unter der US-Kontrolle seien, eine einstellige Zahl genannt, und es war kein Versprecher. Später wurde dann die Politik des „herding“(9) von Terroristen entwickelt. Aber das würde hier zu weit führen.

Nach Tim Anderson hatten sich dann auch andere Autoren dem Thema gewidmet, aber bis heute ist sein Buch das Standardwerk zum Einstieg in das Verständnis der Situation in Syrien. Aber nicht nur die Veröffentlichung für die Allgemeinheit, statt für eine erlesene wissenschaftliche Leserschaft, war etwas, das nicht mehr akzeptiert wurde. Tim Anderson ging sogar so weit an einem ganz konkreten Beispiel zu erklären, wie die Luftwaffe der „Willigen“, welche die USA zusammen gerufen hatte, um angeblich den IS zu bekämpfen, als Luftwaffe des IS fungierte, Stellungen der Regierungstruppen bombardierte, syrische Soldaten töteten und damit den Sturm der Stellungen durch die IS-Kämpfer ermöglichte(11).

Da Tim Anderson logischerweise auch ein scharfer Kritiker der Apartheid-Politik Israels war, wurde er schließlich mit Hilfe der in Australien sehr wichtigen Israel-Lobby aus einem scheinbar sicheren Universitätsposten gemobbt. Kees Van der Pijl gab übrigens seine Stellung als Professor emeritus auch auf Grund der „Arbeit“ einer Israel-Lobby auf(12).

Tim Anderson hatte den entscheidenden Fehler gemacht, aus seiner Überzeugung heraus persönlich Stellung zur tagesaktuellen Politik zu nehmen, und dies einer breiten Öffentlichkeit wissenschaftlich unwiderlegbar darzulegen. Dabei sprengte er den Rahmen des erlaubten Diskurses. Auch wenn das höchste australische Gericht schließlich zugunsten wissenschaftlicher Freiheit entschied(10) ändert das wenig an seiner Rolle als Außenseiter.

Kurz vor „Redaktionsschluss“ kommt nun noch die Meldung, als ob jemand meinen Artikel bestätigen wollte. Nach der Vergabe des Friedensnobelpreises an Obama, einen Politiker, der beispiellose Tötungen weltweit zu verantworten hat, geht dieses Jahr ein Preis an Corona-Impfentwickler.

Robert Malone twitterte:

„Kaiko und Weissman erhalten den Nobelpreis, nicht für die Erfindung von mRNA-Impfstoffen (weil ich das getan habe), sondern für die Zugabe des Pseudouridins, das die Herstellung unbegrenzter Spike-Toxine ermöglichte, was bei sicherer Entwicklung eine sichere und wirksame Impfstoffplattform hätte sein können…“(14)

Wer ist wohl einer der großzügigsten Spender des die Nobelpreise verteilenden Karolinska Institutet?(19)

Fazit

Wissenschaft im 21. Jahrhundert hat nichts mehr mit dem Hinterfragen einer Realität zu tun, nichts mit dem Suchen nach der Wahrheit. Das gilt nicht nur für die politische Wissenschaft, wie wir an den obigen Beispielen sehen, sondern auch für die Geisteswissenschaft, die von Cancel Culture geprägt ist und für die Naturwissenschaften, welche noch stärker von Forschungsgeldern bestimmt werden.

Etwas verallgemeinert und natürlich sehr grob gesagt, sind wir zurück in der Zeit, als Forschung in Klöstern oder Höfen von Monarchen stattfanden, und nur solche Ergebnisse bekannt gegeben wurden, welche den Interessen von Kirche und Herrschern dienten.

War es früher die Kirche, die dafür sorgte, dass nur die „richtige Wissenschaft“ bekannt wurde, sind es heute die Medien. Sie haben die Kontrolle darüber übernommen, was „die Massen“ wissen dürfen und was nicht, welche Forschung man ihnen erklärt, welche nicht. Und „Ethikräte“(15) dienen wie einst päpstliche Gerichte, die Entscheidungen der Herrschenden zu rechtfertigen.

Die Rolle der Monarchen haben jene übernommen, welche Reichtümer kontrollieren, die größer sind als die Vermögen von Staaten. Und die Verwalter der Monarchen, die Aristokraten, das sind heute ausgewählte Teile des politischen Apparats. Wie früher die Aristokraten schon ganz früh eine ausgezeichnete Bildung genossen, so werden heute zukünftige Teile der Aristokratie schon ganz früh in „Young Leaders“ Programmen von allen möglichen Denkfabriken, Lobbygruppen und dem so genannten World Economic Forum, also eine Lobbyvereinigung der Reichsten dieser Welt, indoktriniert.

Wissenschaft ist nur eines der Werkzeuge derjenigen geworden, welche versuchen, die Kontrolle über die Welt auszuüben. Das gilt übrigens nicht nur für die westliche Wertewelt. In den neu entstehenden Zentren des Multipolarismus sieht man die gleiche Entwicklung. In Russland werden die fähigsten Köpfen für den diplomatischen Dienst in einer Eliteuniversität ausgebildet. Nur spielt in Russland die Rolle des Monarchs nicht mehr eine Gruppe von Menschen, welche die größten Vermögen kontrollieren. Vielmehr haben sich diese, im Westen Oligarchen genannten, einem System unterwerfen müssen, das aus der Verwaltung und Politik entwickelt wurde. Beide stehen in einem Spannungsverhältnis, aber durch die Sanktionen und die Gefahr von außen hat die politisch/administrative „Kaste“, entwickelt aus dem alten System von Apparatschiks, in Russland derzeit die Oberhand. Übrigens konnte diese Kaste nur dank der Sanktionen viele Maßnahmen der Kontrolle der Wirtschaft ohne Widerstand durchsetzen. Natürlich spielt die Wissenschaft auch hier die Rolle als Werkzeug des Staates und einiger Konzerne.

In China, einem weiteren Pol des Multipolarismus ist die Spannung zwischen Reichtum und politischer Führung schon von Anfang an im Kern erstickt worden. Vermögende, welche sich nicht den Zielen des Staates unterordnen wollen, haben kein glückliches Leben in China. Und nein, er wird nicht ermordet, sondern das Geschäft wird gegen Werterstattung verstaatlicht. Einer von ihnen zog danach nach Hongkong und war maßgeblich an der Finanzierung der versuchten Farbrevolution beteiligt(8). Die aber wie man weiß erfolglos endete.

China ist ein System, das es bisher in der Geschichte so nicht gab. Das Allgemeinwohl wird über das Wohl des Individuums gestellt, aber WAS das Allgemeinwohl ist, das wird durch ausgefeilte Umfragen und Nachfragen bestimmt. Kippt die Zustimmung in der Bevölkerung für ein Projekt oder eine Politik, kann die Politik die Meinung nicht beeinflussen, passt sich die Politik an. Man könnte es auch die Diktatur der Massen nennen, bei denen natürlich Minderheiten leicht unter die Räder geraten konnten. Aber auch das wurde in China erkannt, und es werden große Anstrengungen unternommen, Minderheiten zu integrieren. Und nicht durch „Konzentrationslager“, wie im Westen kolportiert, sondern durch Anbindung an Verkehrsmöglichkeiten, durch Wirtschaftsförderung, Ausbildung, direkte Investitionen. Die Wissenschaft dient dem übergeordneten Ziel der Entwicklung des Staates und der Gemeinschaft. So wie die politische Führung es definiert, in Übereinstimmung mit dem Willen der Mehrheit der Bevölkerung. Auch das ist also keine Wissenschaft im Sinne der Aufklärung. Aber vielleicht sollte man berücksichtigen, dass es die Aufklärung nie bis China geschafft hatte.

Als ich vor 25 Jahren das Bildungswesen in Thailand näher kennen lernte, war meine Meinung: „So lange diese autoritäre Gesinnung in Bildung und Wissenschaft vorherrscht, wird das Land keine Konkurrenz zu westlichen Ländern sein“. Inzwischen muss man sagen, dass dieser Vorteil westlicher Länder wohl nicht mehr existiert. Wie wir aus den o.g. Beispielen ebenso lernen können, wie aus dem Missbrauch von so genannter „Wissenschaft“ im Rahmen der Durchsetzung von Pandemie-Maßnahmen und Impfzwängen. Hunderte Wissenschaftler wurden und werden unterdrückt, bekommen keine Forschungsgelder mehr, verlieren ihre Berufsmöglichkeiten, oder werden durch Behörden und Justiz gemobbt. Wenn sie darauf beharren, es müsse eine „freie Wissenschaft“ geben, aus der Beiträge für die Öffentlichkeit geleistet werden.

Aus diesem Grund ist bei der nächsten großen Reform nicht nur eine drastische Veränderung der Macht der Kirchen, Entschuldigung, der Medien hinsichtlich der Meinungsbildung notwendig, müssen sie verpflichtet werden, neutral und pluralistisch zu berichten, soweit sie meinungsbildend sind. Und auch die Unabhängigkeit der Justiz, die nicht mehr von der Politik bestimmt werden darf, über die sie ja richten soll, ist das einzige notwendige Reformprojekt. Vielmehr müssen auch Bildung und Wissenschaft, ähnlich wie die Justiz, eine Selbstverwaltung erhalten, die wiederum durch die Wähler direkt kontrolliert wird.

Ob das noch zu unseren Lebzeiten möglich sein wird, darf bezweifelt werden. So lange sollten wir als Allgemeinheit jene wissenschaftlichen „Querdenker“, die NICHT mit dem Strom der allgemeinen Erzählung schwimmen, sondern sie hinterfragen, wohlwollend zur Kenntnis nehmen, und ihnen eine Nische bieten, in der sie existieren können, auch wenn wir nicht immer mit ihnen übereinstimmen.

Quellen und Hinweise

  Der Autor twittert zu tagesaktuellen Themen unter https://twitter.com/jochen_mitschka

(1) https://twitter.com/gerhard_mangott/status/1706999437623517433

(2) https://twitter.com/GeromanAT/status/1704610144221278529

(3) https://youtu.be/W7KCgcfmRDE?si=H7XlVMNaKa87YQ5f&t=12

(4) https://youtu.be/W7KCgcfmRDE?si=H7XlVMNaKa87YQ5f&t=12

(5) https://www.academia.edu/8776021/The_Snipers_Massacre_on_the_Maidan_in_Ukraine

(6) https://www.amazon.com/Frontline-Ukraine-Borderlands-Richard-Sakwa/dp/1784535273 Mit Zustimmung von Richard Sakwa habe ich große Teile übersetzt und kritisch kommentiert in meinem Buch https://der-politikchronist.blogspot.com/p/der-ukraine-burgerkrieg_20.html

(7) https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Angebote/titel=Der+Schmutzige+Krieg+gegen+Syrien oder https://dirty-war-on-syria.blogspot.com/ (Aus dem Nachwort zu „Der schmutzige Krieg gegen Syrien“)

(8) https://www.manova.news/artikel/die-destabilisierungs-strategie

(9) „Herding“ war das immer wieder eingesetzte Vorgehen der US-Streitkräfte in der Bekämpfung des IS. Dabei wurden Einheiten eingeschlossen, mit einer Fluchtmöglichkeit offen, die in eine Richtung zeigte, in die man sie treiben „herden“ wollte, damit sie dort gegen „unfreundliche“ Kräfte agieren konnten.

(10) https://web.archive.org/web/20210911133320/https://www.ei-ie.org/en/item/25324:australia-court-upholds-university-of-sydneys-collective-agreement-protecting-academic-freedom

(11) https://www.researchgate.net/publication/356189341_Implausible_Denials_The_Crime_at_Jabal_al_Tharda_-_the_Sept_2016_US-Australian_air_massacre_of_Syrian_soldiers_to_help_ISIS_Daesh

(12) https://www.academia.edu/38701130/Academic_Corruption_the_Israel_Lobby_and_9_11_or_Why_I_have_resigned_from_my_emeritus_status_at_the_University_of_Sussex

(13) https://twitter.com/jochen_mitschka/status/1661699950848233472 „Pfizer setzte sich seit 2020 dafür ein – zunächst behaupteten sie sogar (ebenso wie Kariko), dass sie die mRNA-Technologie erfunden hätte. Pfizer spendet viel an das Karolinska Institutet, das den Nobelpreis vergibt. Die Wissenschaft wurde erneut von Big Pharma gekapert.“

(14) Was natürlich Propaganda sein könnte, sich aber wesentlich angenehmer anhört, als die anti-russische Propaganda der Ukraine. Woher also die wissenschaftliche Erkenntnis kommt, dass Russland die Ukraine zerstören wolle, um dem Westen zu schaden, ist nicht ersichtlich.

(15) https://www.manova.news/artikel/gekaufte-ethik

(16) https://twitter.com/gerhard_mangott/

(17) https://twitter.com/I_Katchanovski

(18) https://twitter.com/timand2037

(19) Röntgen-Strahlung war sicher eine Erfindung, die mindesten ein vergleichbarer Durchbruch, wenn nicht noch größer war, wie die Leistung der diesjährigen Nobelpreisträger. Aber was wäre wohl passiert, wenn man nach der Erfindung der Röntgen-Strahlung technisch in der Lage gewesen wäre, Milliarden von Menschen zu bestrahlen, ohne die Schäden zu kennen? Denn genau dies geschah mit der milliardenfachen Anwendung der gentherapeutischen mRNA-Behandlung.

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: i3d / shutterstock


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