Ein Auszug aus dem aktuellen Rubikon-Buch "Zombie-Journalismus: Was kommt nach dem Tod der Meinungsfreiheit?"
Von Marcus Klöckner.
Er hat »Grundrechte« gesagt: Steinigt ihn!
Sie hat »Menschenrechte« gesagt: Hängt sie höher!
Es hat »Schweden« gesagt: Tötet es!
Das ist das Klima, in dem wir mittlerweile in Deutschland leben. So sieht es aus – nach dem Tod der Meinungsfreiheit. Wer auch nur die Begriffe Grund- und Menschenrechte auf »falsche« Weise in den Mund nimmt, den fressen die »Wächter der Demokratie« bei lebendigem Leib.
Wer in Zeiten des Lockdowns auch nur das Wort Freiheit ausspricht, muss befürchten, medial in Stücke gerissen zu werden. Wer es im Zusammenhang mit dem COVID-19-Wahnsinn. wagt, einen etwas zu langen Blick auf unsere Verfassung zu werfen, muss sich als Covidiot, Verschwörungstheoretiker, Aluhutträger, Spinner oder Schwurbler verspotten lassen oder wird gar als Nazi diffamiert.
Was passiert hier eigentlich in unserem Land?
Im Juni dieses Jahres zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach Erschreckendes: Fast die Hälfte der Bürger in Deutschland sieht die Meinungsfreiheit in Gefahr.1 Woher kommt dieses eigenartige Klima der beschnittenen Meinungsfreiheit? Wer ist dafür verantwortlich?, fragen die Medien und reiben sich die Augen.
Mal angenommen, Sie, liebe Leserinnen und Leser, werfen einen Blick aus dem Fenster und sehen einen Feuerwehrmann, der ein Feuer legt.
Frage: Wer hat das Feuer gelegt?
Richtig. Es war kein Verschwörungstheoretiker, kein Aluhut, kein Grundrechtedemonstrant. Es war der Feuerwehrmann. Gratulation.
Sie sind noch im Besitz Ihres Verstandes und wurden noch nicht vom Zombie-Journalismus angefallen. Wer soll also dafür verantwortlich sein, dass Bürger sich nicht mehr öffentlich trauen zu sagen, was sie denken?, fragen die Medien. Großes Rätselraten? Nein, kein großes Rätselraten. Die Sache ist so klar, klarer geht es nicht. Diejenigen sind verantwortlich, die so dumm fragen. Große Schuld an der Entwicklung tragen die Medien. Wer sich kritisch mit dem auseinandersetzt, was Medien als »Berichterstattung« verstanden wissen wollen, kann deutlich erkennen, womit wir es zu tun haben.
Der Zombie-Journalismus ist mitten unter uns! So wie Zombies in Filmen Jagd auf Menschen machen, um ihre Gehirne zu fressen, so zielt der Zombie-Journalismus auf die Freiheit der Gedanken.
Der Zombie-Journalismus »springt« förmlich aus den Medien raus und stürzt sich auf Bürger, die die vorherrschenden Erzählungen kritisch hinterfragen.
»Da sind noch selbstständig Denkende! Ran an ihre Gehirne!«, ruft der Zombie-Journalismus.
So manche Vertreter der großen Medien dürften dieses Bild für vollkommen übertrieben halten. Zombie-Journalismus? Was soll das sein? Na klar, sie erkennen ihn nicht einmal, wenn sie sich selbst mit ihm im eigenen Arm verbeißen. In ihrer Wahrnehmung ist der Zombie-Journalismus in Wirklichkeit der objektivste und weltbeste Journalismus aller Zeiten.
Mit diesem realitätsbefreiten Wirklichkeitsverständnis wären wir dann auch direkt bei dem grundlegenden Konflikt, um den es in dem vorliegenden Buch geht.
Sagen wir es doch geradeheraus: Mit »objektiv« und mit »weltbestem Journalismus« hat das, was viele von euch Journalisten in der Pandemie abgeliefert haben, so viel zu tun wie die »aufgepeppten« Geschichten des Kreativreporters Claas Relotius mit seriösem Journalismus: nichts. Der Journalismus unserer Zeit ist, auch wenn ihr das nicht hören wollt, zu einem Zombie geworden. Die sogenannte Berichterstattung ist gerade dann, wenn kritischer Journalismus gefragt ist, wie eine »seelenlose«, leere Hülle. Ein Zombie eben.
Der Zombie-Journalismus ist das genaue Gegenteil, wofür Journalismus stehen sollte: Objektivität, Sachlichkeit, Neutralität, Ausgewogenheit, Meinungsvielfalt. Die grundlegende Entwicklung von einem Journalismus, der nicht »sagt, was ist«, sondern sagt, was ein soll, ist seit Langem zu beobachten. Die Schamlosigkeit, mit der nicht mehr nur einzelne Journalisten, sondern Redaktionen gleich reihenweise Journalismus zur Durchsetzung ihrer Weltbilder missbrauchen, kann man nur noch als journalistische Schande bezeichnen.
Bei Lichte betrachtet ist der Begriff Zombie-Journalismus noch sehr höflich, zurückhaltend und die »mildeste« Wortwahl – so wie bei Grundrechtseingriffen auf das »mildeste« Mittel zugegriffen werden sollte – eigentlich …
Um im Bild zu bleiben: Die vielen in diesem Buch aufgeführten Beispiele dokumentieren die ersten Entwicklungen nach dem Tod der Meinungsfreiheit. Ein erschreckendes Bild kommt zum Vorschein. Eine Gesellschaft wird sichtbar, die nicht mehr sagen darf, was sie denkt.
J E D E R K A N N J E D E R Z E I T A L L E S S A G E N – J A , U N D S C H O N I S T D I E R Ü B E A B !
Unsinn!, tönt die Fraktion der ewigen Realitätsverdreher. Jeder könne jederzeit alles sagen. Aber Widerspruch gehöre dann auchdazu. Allein schon, dass dieses Buch gedruckt und verbreitet werde, sei doch der absolute Gegenbeweis dafür, dass die Meinungsfreiheit »tot« sei. Uff. Man kann auch mit Absicht nicht verstehen wollen.
Zombies, die aus Medien springen
Entscheidend ist nicht, ob irgendjemand irgendwo etwas sagen oder veröffentlich kann. Die entscheidende Frage ist: Was ist sagbar und was nicht sagbar in jenen Diskursarenen, die den Ton in der öffentlichen Diskussion mit vorgeben? Und ebenso entscheidend ist: Wer bestimmt überhaupt, was sagbar ist?
Der Gradmesser der Meinungsfreiheit ist nicht, was auf einem Blog mit fünfzig Lesern sagbar ist, sondern was dort sagbar ist, wo sich eigentlich die Mitglieder eines pluralistisch verfassten Gemeinwesens in einer Demokratie artikulieren sollen. Und an diesen Orten sieht es düster aus. Wie diese Entwicklung weitergeht, ist noch nicht abzusehen. Zu sehen ist aber in aller Deutlichkeit, dass unter dem Vorwand, gegen »Hate Speech«, »Fake News« und »Verschwörungstheorien « vorzugehen, die Meinungsfreiheit plattgewalzt wurde.
Da bringt es auch nichts, dass der Begriff Meinungsfreiheit immer noch auf Hochglanzpapier gedruckt zu finden ist. Es wird Zeit, dass wir mal über den Unterschied zwischen formaler Meinungsfreiheit und faktischer Meinungsfreiheit reden. Die formalen Bedingungen für Meinungsfreiheit sind das eine. Die brachialen Angriffe durch Zombie-Medien auf Bürger und Akteure, die eine vom journalistischen Mainstream abweichende Meinung vertreten, sind das andere.
Was bringt formale Meinungsfreiheit, wenn der Zombie-Journalismus jedem die Rübe abhackt, der, beispielsweise, während des Lockdowns die Ausgangssperren etwas zu deutlich hinterfragt? (…)»Mehr Diktatur wagen« – so lautet die Überschrift eines Artikels, den die Süddeutsche Zeitung im Februar 2021 veröffentlichte. Völlig ironiefrei will der Autor aufzeigen, warum die Pandemie »den Ausnahmezustand erfordert«. Was soll man als Demokrat zu solch einem Beitrag sagen? Der Leuchtturm der Demokratie, er ist kollabiert?
Wollte man eine Art Gesamtüberschrift für den Hauptton der »Berichterstattung« zur Corona-Pandemie finden, dann wäre die Überschrift des SZ-Artikels wohl sehr gut geeignet. »Mehr Diktatur wagen« – nicht wenige Journalisten waren diesem Motto nicht abgeneigt.
Lasst uns die Menschen in ihren Wohnungen und Häusern einsperren. Lasst uns Bürger, die es sich herausnehmen, auf einer Parkbank zu verweilen, zu Staatsverbrechern deklarieren. Ein Hoch auf die Maskenpflicht an allen Orten! OP-Masken, FFP2-Masken, ach was, wenn schon, denn schon: Wir erfinden FFP300-Masken. Was sein muss, muss sein. Auch wenn Menschen unter FFP300-Masken nach kürzester Zeit ersticken, weil sie gar nicht mehr atmen können: egal.
Darum geht es nicht. »Wir« leben in der Pandemie. »Wir« alle müssen Opfer bringen. Tracking- und Tracing-Apps sind zu beklatschen, Impfstoffe, für die es keinerlei Langzeitstudien gibt, sollte sich jeder klag- und fraglos in die Muskeln schießen lassen. Unvernunft ist die neue Vernunft. Gefangensein ist Freiheit. Überwachung ist Befreiung. Angst ist Glück.
Allein vor sich hin zu vegetieren ist ein Dienst an der Gemeinschaft. Orwell rotiert im Grab. Egal. Who is Orwell? Was zählt, ist: Sie schützen mich, ich schütze Sie, wir schützen uns und einander. Alle schützen alle und applaudieren sich gegenseitig von ihren Balkonen. Vor der Pandemie haben »wir« in der »besten« aller Welten gelebt und in der Pandemie erst recht. Medien machen es möglich. »Uns«geht es doch gut. So war es, so ist es, und so wird es immer sein.
Wer wird sich denn da über Ausgangssperren beschweren wollen? Allenfalls notorische Freiheitsliebhaber – und die sind aus der Zeit gefallen. Nun gilt ein neues »Normal«!
Wer darauf besteht, am Abend noch mal einen Spaziergang um den Block zu machen, der schadet uns allen!
Warum? Darum!
Das ist das Argumentationsniveau, auf dem sich weite Teile der Medien bewegen. Die Wächter der Demokratie haben sinnbefreite Ausgangssperren so hingenommen, als ginge es um eine geringfügige Erhöhung kommunaler Abfallgebühren.
Jetzt ist Pandemie – und wir Medienvertreter machen mit! Wo kämen wir hin, wenn Journalisten den Lockdown hinterfragten? Verantwortungs- und Haltungsjournalismus lautet das Gebot der Stunde. Wer’s glaubt …Nein, der wird in diesem Fall gewiss nicht selig. Mit Verantwortung und Haltung hat dieser Journalismus so viel zu tun wie die Inzidenz mit der sauberen Erfassung des Infektionsgeschehens: nichts.
Machen wir uns nichts vor: Was Medien in nun über anderthalb Jahren Pandemie an »Berichterstattung« abgeliefert haben, hat nicht nur die schlimmsten Befürchtungen vieler Medienkritiker bestätigt, sondern weit übertroffen. Im Grunde genommen sollte man, wenn es um die Berichterstattung zu COVID-19 geht, am besten gar nicht mehr von »Journalismus« sprechen.
Medien glänzen viel mehr durch die »Abwesenheit von Journalismus«.
Im August erscheint das neue Buch von Marcus Klöckner. Hier können Sie das Buch bestellen: als Taschenbuch oder E-Book. +++Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags. +++
Bildquelle: Nomad_Soul / shutterstock
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